Die neue Sonderausstellung im Museum der Monnaie de Paris ist einem Gegenstand gewidmet, der grundlegend ist für den Umlauf von Geld: der Geldbörse. Die Ausstellung läuft bis zum 3. November 2019 und ist eine schöne Ergänzung zum Besuch im Geldmuseum. Sie erstreckt sich über zwei Räume, der Eintritt ist im regulären Ticketpreis enthalten.
Die Geldbörse ist ein Gegenstand mit starkem Bezug zur Numismatik. Ihre Erfindung und Verwendung ist eng verknüpft mit der Herstellung und Nutzung von Münzen als Zahlungsmittel.
Die Sonderausstellung spürt der Geschichte der Geldbörse nach, welche ganz im Sinne ihres Namens von der Antike bis heute zur Aufbewahrung und zum Transport von Münzgeld diente. Die Ausstellung stellt über 300 Einzelstücke vor und ist thematisch in sechs Bereiche unterteilt. Die meisten Ausstellungsobjekte stammen aus Claudette Joannis’ persönlicher Sammlung, welche sie und ihr Ehemann Henri Joannis Deberne gemeinsam aufgebaut haben. Die Kuratoren haben die Präsentation um Stücke ergänzt, die sie von gehobenen Herstellern von Schmuck- und Lederwaren wie Hermès, Van Cleef & Arpels, Boucheron, Le Tanneur und Camille Fournet als Leihgaben erhielten. Weitere Stücke stammen aus den Sammlungen von rund zehn Pariser Museen und Regionalmuseen – darunter Carnavalet, Petit-Palais, Malmaison, dem Museum „Le Secq des Tournelles“ in Rouen, dem Musée de la Nacre (Perlmuttmuseum) in Méru, und vielen mehr.
Die Geldbörse hat viele Facetten – genau wie das Münzgeld, dessen Accessoire sie ist. Geldbörsen können aus einer Vielzahl an Materialien hergestellt sein: Schildpatt, Holz, Elfenbein, Perlmutt, Stoff, Metall, Muschelschale, Leder usw. Sie haben eine eigene Ästhetik, verkörpern Modegeschichte und die Entwicklung sozialer Konventionen. Die originelle Ausstellung entführt ihre Besucher auf eine Reise quer durch die Epochen, Stile und Verwendungsformen des wenig bekannten Gegenstandes. Die 6 Hauptthemen sind:
Vorgänger der Geldbörse
Beutel, Taschen und Brieftaschen sind die Vorläufer der Geldbörse. Ob schlichte Tasche aus Stoff oder Tasche mit prächtiger Stickerei – stets hatten sie mehrere Funktionen. Zusätzlich zu diesen kostbaren Relikten des Mittelalters und der Renaissance sehen Sie hier auch seltene Wertmarken-Beutel aus Seide, welche profitable Praktiken belegen, die speziell in Frankreich gebräuchlich waren.
Die Herrschaft der Geldbörse während der Restauration der Bourbonen (1812-1830) und während des Zweiten Französischen Kaiserreichs (1852-1870)
Dieser Teil ist das eigentliche Herzstück der Ausstellung. Es wird der Beharrlichkeit des Sammlers Henri Joannis Deberne verdankt, der sein Leben lang viele schöne Exemplare gesammelt hat, die das „Goldene Zeitalter der Geldbörse“ (1830-1890) dokumentieren. Großteils gehörten sie der weiblichen Sphäre an und belegen so eine wesentliche Weiterentwicklung ihrer Funktion: Von nun an waren Geldbörsen fester Bestandteil der weiblichen Garderobe, genau wie Fächer und Tanzkarte (Anm. d. Red.: Besucherinnen eines Balls trugen eine Tanzkarte bei sich, auf der sie ihre Tanzpartner des Abends notieren konnten).
Die Geheimnisse der Geldbörse
Dieser Teil der Ausstellung beruht im Kern noch immer auf der Sammlung von Claudette Joannis und Henri Joannis Deberne. Ziel ist es hier, den Formenreichtum der Geldbörsen zu veranschaulichen – es gibt sie rechteckig, rund und oval. Die Geldbörsen dieser Epoche überraschen auch durch die Vielfalt ihrer Materialien wie Metall, Elfenbein, Perlmutt, Porzellan und synthetische Materialien. Nach und nach wurde die Geldbörse zu einem gesellschaftlichen Statussymbol.
Exzentrik und Spleen
Die Objekte dieser Sektion verbinden das Zahlungsmittel mit Schminkutensilien, Nähzeug und sogar Kartenhaltern. Und dann gibt es noch Börsen, die streng genommen gar keine Geldbörsen sind, sondern die Form von Puderdosen, Zigarrenetuis und ähnlichem haben. Viele dieser Objekte bezeugen einen Trend hin zum reinen Accessoire ohne Geldbörsenfunktion!
Von Geldtaschen zu Handtaschen
Zur Jahrhundertwende setzte sich die Handtasche durch als stets elegantes Behältnis von allem, was die moderne Frau so benötigt. Die Hauptmarken schufen nie zuvor dagewesene Kreationen aus Materialien und in Formen, die ästhetisch dem Stil der Zeit folgten, besonders dem Art-Déco.
Die Geldbörse der Gegenwart
Von neuen Materialien und Formen bis zur Rückkehr zu traditionelleren Stilen – die Geldbörse ist stets vital geblieben und entwickelt sich munter weiter! Mit ebensovielen Vorgängern wie Nachfolgern ist sie noch immer eine Mikrozeugin der Sozialgeschichte, die im Alltag wiederholt neu interpretiert wird.
In Verbindung mit der Ausstellung: die Do-it-yourself-Börse
Le Tanneur und Monnaie de Paris laden Besucher ein, die Geheimnisse meisterlicher Handwerkskunst der führenden Lederhersteller selbst zu entdcken: Stellen Sie doch einfach Ihre eigene „Sans Couture“-Börse her! Die „Sans Couture“ bzw. nahtlose Geldbörse ist ein ästhetisches Kultobjekt und innovatives Kind ihrer Zeit. Erfunden wurde sie von Le Tanneurs Ledermeistern im Jahre 1898. Bei der Weltausstellung 1900 gewann sie einen Preis. Eine geleitete Führung durch die Ausstellung bringt Sie mitten hinein in die Geschichte der Lederwaren. Im Anschluss können Sie ihre eigene Geldbörse herstellen, nach Vorlage des Modells der Belle Epoque. Dabei lernen Sie Techniken des Faltens, Schneidens, Nietens und Montierens kennen. Das ist Ihre Chance, die Kunst des Lederverarbeitens zu erlernen!
Für weitere Informationen zur Ausstellung besuchen Sie die Homepage des Museums der Monnaie de Paris.