In sozialen Netzwerken wird der Raubüberfall, der Anfang August auf die mexikanische Münzstätte verübt wurde, mit der Netflix-Serie „Casa de Papel“ verglichen. Statt 2,3 Milliarden Euro wie im filmischen Vorbild raubten die mexikanischen Gangster „nur“ Ware im Wert von 2,5 Mio. US $, doch ihr Vorgehen wäre ein Höhepunkt in jedem Hollywood Thriller.
2,5 Mio. in 10 Minuten
Am Dienstag, dem 6. August 2019 um 9.30 Ortszeit, wurde die Filiale der mexikanischen Münzstätte in Mexiko City überfallen. In der ehemaligen Münzstätte des Vizekönigreichs Neuspanien befindet sich nicht nur ein technisches Museum, sondern auch ein Laden, in dem Touristen und Sammler Münzen und andere Produkte der Casa de Moneda kaufen können. Dieser Laden war das Ziel der Verbrecher. Mit vorgehaltener Waffe zwangen sie die Angestellten, sich in einer Ecke zusammenzustellen, das Gesicht zur Wand gerichtet. Vom Überfall gibt es ein Überwachungsvideo. Darauf sieht man einen der Räuber in aller Ruhe Pakete aus dem geöffneten Safe nehmen, um sie für den Transport in einen Rollkoffer zu packen. 1.567 Goldmünzen vom Typ Libertad und etliche Sammleruhren, zusammen ein Wert von mehr als 50 Mio. Pesos (ca. 2,5 Mio. US $) wurden gestohlen. Eine weitere Person wurde außerhalb des Gebäudes gefilmt. Sie gab den Räubern telefonische Anweisungen.
Der Überfall dauerte 10 Minuten. Danach flohen zwei der Räuber auf einem Motorrad, die anderen beiden benutzten ein Auto. Die Fluchtfahrzeuge fuhren auf zwei verschiedenen Routen davon. Ihre Spur verliert sich in dem Wohngebiet Verónica Anzures. Anscheinend waren die Räuber bestens darüber informiert, wo sie das Fahrzeug wechseln konnten, ohne von einer Überwachungskamera gefilmt zu werden. Ferner dürfte ein zusätzlicher Fluchtwagen bereitgestanden haben.
Fahndung konzentriert sich auf Schmuckgeschäfte
Die Diebe sind weiterhin flüchtig, doch gehen die Behörden davon aus, dass sie die Stadt nicht verlassen können. Direkt nach dem Diebstahl wurde ein weiträumiger Sicherheitskreis um das Stadtgebiet gelegt. Allerdings ist die Fahndung ein Wettlauf gegen die Zeit: Die Ermittler fürchten, dass die Diebe die Münzen einschmelzen, so dass das Diebesgut nie mehr aufgefunden werden kann. Deshalb konzentriert sich die Fahndung derzeit auf legale (und illegale) Schmuckgeschäfte, die über die notwendige Ausrüstung verfügen, Goldmünzen einzuschmelzen. Es wird ferner untersucht, ob Kontakte zwischen den Räubern und dem Sicherheitspersonal der Casa de Moneda bestanden haben. Einer der Männer scheint in der Nachbarschaft eines Angestellten des Sicherheitsdienstes der Münzstätte gewohnt zu haben.
Drei der Verdächtigen sind mittlerweile namentlich bekannt
Die mexikanische Polizei veröffentlichte das Überwachungsvideo. Dank der Zusammenarbeit mit der Bevölkerung konnten ein Teil der Räuber inzwischen identifiziert werden. Sie sind zur Fahndung ausgeschrieben. Einer von ihnen war bereits in mehrere bewaffnete Überfälle verwickelt und ist vorbestraft. Außerdem soll eine Frau an dem Überfall beteiligt gewesen sein.
Nicht der erste Diebstahl
Es ist nicht der erste Diebstahl, mit dem sich die mexikanische Münzstätte konfrontiert sieht. Im Juni 2018 wurden während Umbauarbeiten historische Gold- und Silbermünzen im Wert von drei Mio. Pesos gestohlen (= ca. 150.000 US$).
Wir haben mehrere Artikel aus der mexikanischen und spanischen Tagespresse für unsere Recherche benutzt aus El Mundo, El Universal und Vanguardia.
Wenn Sie wissen möchten, welche Goldmünze gestohlen wurde, werfen Sie einen Blick in unser kleines Lexikon der Anlagemünzen, Teil 5: Libertad.
2014 fand die Mint Directors Conference in Mexico City statt. Das Gala-Dinner wurde in der alten Münzstätte veranstaltet.