Silber und Gold gehören zu den edlen Metallsorten, die seit Jahrhunderten beliebt sind in der Münzprägung, nicht zuletzt weil sie sehr korrosionsbeständig sind. Beide Metalle besitzen zudem die Eigenschaft einer leichten Verformbarkeit und daher sind sie zur Prägung von Münzen und Medaillen sehr gut geeignet. Spezielle Gold- und Silberbäder gibt es reichlich im Handel. Ob man diese chemischen Bäder aber überhaupt braucht, hängt immer davon ab, wie stark die Verschmutzung der einzelnen Stücke tatsächlich ist. Uns soll hier eine Grundreinigung ohne besondere Hilfsmittel genügen, denn diese steht immer an erster Stelle. Nicht zuletzt möchte ich erneut darauf hinweisen, dass jegliche Reinigungsversuche an historischen Stücken tabu sein sollten.
Silber und Silberlegierungen
Was bei Ringen, Ketten und anderem Schmuck tadellos funktioniert, muss nicht unbedingt bei Münzen und Medaillen funktionieren. Daran sollten wir immer denken, besonders wenn wir einen weiteren „Klassiker“ einsetzen wollen: heißes Wasser, Aluminiumfolie und Speisesalz.
Auch hier sollte man sich vorher im Klaren darüber sein, was man reinigen will und warum. Patina ist kein Schmutz, sondern eine typische Materialeigenschaft von Silber! Eine über Jahre hinweg angewachsene Patina zu entfernen ist für mich jedenfalls völliger Unsinn und vor allem unnötig. Im Gegenteil kann eine schöne Patina auf Silbermünzen den Sammlerwert sogar beträchtlich erhöhen. Beim Einsatz des oben erwähnten Klassikers geht die angewachsene Patina restlos verloren. Ist es das wert?
Leichten Verschmutzungen kann man mit einem schwachen Seifenbad zu Leibe rücken. Reinigen Sie immer nur ein einzelnes Stück. Bitte nur mit einem Mikrofasertuch das einzelne Stück leicht abtupfen, um keine Kratzer zu hinterlassen. Danach immer gut mit lauwarmem Wasser spülen und die Münze gut abtrocknen lassen. Einige Sammler schwören auf die Reinigungskraft von Olivenöl. Man sollte die Münze dann für mindestens einen Tag im Ölbad belassen, damit anhaftender Schmutz aufweicht. Ich persönlich halte nicht viel davon, aber wenn Sie möchten, dann probieren Sie es aus. Dazu aber stets eine schon fast zerstörte Silbermünze als „Probanden“ einsetzen!
Gold und Goldlegierungen
Grundsätzlich braucht ein Goldstück mit einem hohen Feingehalt keinerlei Reinigung. Gold oxidiert nicht und bekommt auch keine Patina. Ist ein Stück dennoch verschmutzt, dann das Stück nur in eine schwache Seifenlösung legen und ohne jeglichen Druck leicht zwischen Daumen und Zeigefinger reinigen. Denken Sie stets daran, dass Gold ein sehr weiches Metall ist und sich sehr leicht verformen lässt. So schnell wie Gold verformt ist, kann es auch im unsachgemäßen Umgang Kratzer bekommen. Reinigen Sie immer nur ein einzelnes Stück. Anschließend gut trocknen lassen. Liegt im Seifenbad eine Goldmünze, dann haben andere Münzmetalle zeitgleich nichts darin zu suchen. Die unterschiedlichen Metalle könnten untereinander reagieren.
Fazit Grundreinigung
Sollte der Waschtag nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht haben, dann empfehlen sich noch die im Handel umfangreich angebotenen Tauchbäder. Es gibt sie inzwischen auch schon für Aluminium und Eisenmünzen. Mein Anliegen war es allerdings, zunächst mit einfachen und nicht gefährlichen Mitteln zu arbeiten. Ob Sie für Ihre Reinigungsversuche ein Ultraschallgerät benutzen, bleibt ebenfalls Ihnen überlassen. Ich selbst habe mit einfachen Seifenbädern viele positive Erfahrungen gemacht und möchte hier nur vollständigkeitshalber auf diese zusätzliche Möglichkeit hinweisen. Zumindest bei der Reinigung meiner Lesebrille brachten solche Geräte gute Erfolge.
Do!
- Eine Patina auf Silbermünzen belassen, denn sie erhöht oft den Wert.
- Baumwollhandschuhe tragen, denn wie wir lieben Gold- und Silbermünzen keine Fingerabdrücke.
- Kaufen Sie Gold- und Silbermünzen nur im Münzfachhandel oder von sicheren Quellen.
- Ihre Münzen brauchen ausreichend Schutz vor Langfingern.
- Falls Sie nur Gold- oder Silbermünzen sammeln, dann sollten Sie auch unbedingt über einen sicheren Aufbewahrungsort nachdenken. Ein einfacher Platz im Schrank reicht nicht mehr aus.
Don’t!
- Niemals historische Münzen reinigen, sie bleiben besser so, wie sie sind!
- Die Münzen nicht mit einer Bürste abreiben, man hinterlässt dabei garantiert Spuren!
- Hände weg von Stücken mit der Herstellungsart Polierte Platte oder Stempelglanz!
- Jegliche Polierversuche, egal mit was, gar nicht erst versuchen! Es bringt nur Schaden!
- Keine Reinigung an Farbmünzen vornehmen!
Neuer Trend „Slabbing“
Das „Slabbing“ ist nicht nur eine Modeerscheinung, denn mittlerweile werden nun auch in Europa von erfahrenen Firmen Münzen bewertet (Grading), anschließend in eine Plastikbox (Slab) gebracht und versiegelt. So sollen die guten Stücke für die Zukunft auch fälschungssicher untergebracht sein. Man kann als Sammler von der ganzen Sache halten, was man will. Betrachten wir einfach einmal die Fakten. Münzen in solchen Plastikboxen, also „geslabbte“ Münzen, werden heute immer öfter im Fachhandel oder auf Münzauktionen angeboten. Wir sollten davor die Augen nicht verschließen, sondern uns zunächst mehr Informationen über diese neue Erscheinung anlesen. Jeder muss das natürlich für sich selbst abklären. Ich persönlich stelle mir immer als erstes die Frage: Was spricht dafür und was dagegen?
Was für und was gegen das „Slabbing“ spricht
Als Negativargument wird meist der im Slab fast unsichtbare Rand einer Münze angesprochen. Das sehe ich genauso. Der Münzrand ist bei vielen Stücken ein äußerst wichtiges Merkmal und meist mit unverzichtbaren Informationen versehen. Wie will man zum Beispiel in solch einer Box auf deutschen Münzen den langen Mittelstrich des „E“ zum zusätzlichen Bestimmen und zur Kontrolle der Prägestätte erkennen? Das ist durch die kleinen Halterungen unmöglich.
Für das „Slabbing“ spricht, dass man geslabbte Stücke unbedenklich in die Hand nehmen kann, um sie zu betrachten, ohne ungewollt Fingerabdrücke auf dem Stück zu hinterlassen. Das Spiel kann man nun immer weiterführen. Man kann sich am Ende dann doch überzeugen lassen oder die ganze Angelegenheit weiter verteufeln.
Höhere Sicherheit durch „Slabbing“?
Mich bewegt aber eine ganz andere Frage: Sind die Münzen in solch einem Slab auch ausreichend gut untergebracht? Vieles spricht dafür! Weitere Fragen sind: Geht es der Münze selbst auch nach Jahren im Slab eingesperrt noch gut? Wie vertragen darin unsere Stücke zum Beispiel große Temperaturschwankungen? Ich meine, dass man unter diesen Gesichtspunkten die Angelegenheit noch gar nicht ausreichend betrachtet hat. Es ist höchste Zeit, hier mehr Erfahrungen zu sammeln.
Ich habe mit einigen verkapselten Münzen im Slab drei Extrem-Versuche gemacht und möchte Ihnen meine Beobachtungen dazu nicht vorenthalten. Benutzt habe ich dazu original geslabbte Münzen, welche von den Firmen auf Messen und Ausstellungen gern zu Werbezwecken verteilt werden. Dieser Versuch gibt natürlich keine absolute Garantie für andere Stücke!
Slabbing-Test 1: 24 Stunden im Wasser
Ich habe den Slab mit der Münze für 24 Stunden in eine Schüssel mit Wasser gelegt und beschwert. Ergebnis: Der Slab blieb wasserdicht und die Münze zeigte keinerlei Spuren von Feuchtigkeit, sie war auch nicht angelaufen.
Slabbing-Test 2: 24 Stunden im Gefrierfach
Im Gefrierschrank lag der Slab mit eingelegter Münze für 24 Stunden, bei minus 18 Grad. Danach habe ich den Slab im Wohnzimmer bei ca. 21 Grad „auftauen“ lassen.
Ergebnis: Die äußere Plastikbox lief an und es bildete sich sofort ein raureifartiger Belag. Diesen habe ich nach fünf Minuten entfernt, um einen Blick auf die Münze zu bekommen. Die Münze war frei von Belag und nicht angelaufen.
Slabbing-Test 3: Slab vom Tisch gefallen
Ich habe den Slab mit Münze aus 62 cm Höhe vom Tisch auf drei unterschiedliche Böden fallen lassen. Der Slab fiel aus dieser Höhe auf einen Teppichboden, auf Laminat und auf einen gefliesten Boden. Ergebnis: Der Slab hat alle drei Fall-Tests unbeschadet überstanden. Die einzelnen Münzen blieben dabei in ihren Halterungen.
Ich möchte dem nichts hinzufügen, sondern nur die Frage in den Raum stellen: Was wäre mit einer wertvollen Münze passiert, die in einer herkömmlichen Münzkapsel oder gar „nackt“ auf dem Tisch gelegen hätte, wenn man sie (was natürlich niemand tun würde!) der gleichen Prozedur unterzogen hätte? Betrachten Sie es, wie Sie wollen, aber ein Taler hat eben immer zwei Seiten.
Hier lesen Sie Teil 1, der sich den Grundlagen und Vorbereitungen der Münzpflege widmet, und Teil 2 zum „Waschtag“ von Münzen aus unedlen Metallen und Legierungen!
Mehr zu unserem Autor lesen Sie in dem Who’s who zu Reiner Graff.
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