43 Jahre übte Friedrich Wilhelm III. das Amt des preußischen Königs aus. Während seiner Herrschaft musste das stolze Preußen erleben, dass sein militärischer Ruhm der Vergangenheit angehörte. Unter ihm sammelten sich all diejenigen, die bereit waren, das Land zu reformieren. Unter ihm wurde die Humboldt-Universität in Berlin gegründet, den Juden endlich die rechtliche Gleichstellung gegeben, Napoleon besiegt und das preußische Königreich konsolidiert. Unter ihm wurde die Zensur eingeführt, die Zollschranken abgeschafft und der Grundstein für die preußische Industrialisierung gelegt. Ein bewegtes Leben also, dessen Fülle an historischen Ereignissen sich auch im Bild der Medaillen spiegelt. Auf der Grundlage des vor 15 Jahren verstorbenen Gunter Mues erarbeitete Manfred Olding Band 2 seiner preußischen Medaillen-Trilogie, der sich mit der Herrschaft Friedrich Wilhelms III. beschäftigt.
Fast 500 Medaillentypen
Das Herzstück des Buchs, der Katalog enthält 496 Katalognummern, wobei unterschiedliche Metallvarianten eines Stücks unter der jeweiligen Katalognummer gelistet sind. Die Anordnung ist dabei chronologisch, die Katalogisierung vorbildlich. Genannt sind der Anlass und der Stempelschneider; Legenden und Beschreibung der Darstellungen sind ausführlich; dazu kommen die technischen Details wie Durchmesser und Gewicht sowie die Metalle, in denen eine Medaille geprägt wurde, nicht zu vergessen, die Standorte, an denen Beispiele dieser Medaille verifiziert werden konnten. Die historischen Kommentare gehen noch, so in der Einführung zu lesen, auf die Vorarbeiten von Gunter Mues zurück.
Zusätzlich gibt das Buch weitere interessante Details an die Hand, so ein Verzeichnis der Medailleure und Stempelschneider, eine Übersetzung aller fremdsprachigen Umschriften, Kurzbiographien der auf der Medaillen-Vorderseite porträtierten Persönlichkeiten, ein umfassendes Literaturverzeichnis, sowie ein Gesamtverzeichnis der Umschriften aus Band I und II, um so die schnelle Auffindung einzelner Stücke zu erleichtern, wobei dies ja schon durch die strikte chronologische Gliederung nicht allzu schwer ist.
Eine immer noch weit unterschätzte historische Quelle
Medaillen sind bis heute eine bei weitem noch nicht voll ausgeschöpfte Quelle, wenn es um ihre historische Deutung geht. Das Problem daran ist, dass die traditionelle Numismatik kaum einen Unterschied macht zwischen den vom Hof selbst beauftragten Stücken, und denen, die von geschäftstüchtigen Unternehmern als Andenken an historische Ereignisse ausgegeben wurden. Manfred Olding weist ausdrücklich auf diesen Sachverhalt hin, sowie darauf, dass die Entstehungszeit einer Medaille häufig nicht dem auf ihr zu lesenden Datum entspricht.
An dieser Stelle wäre mehr Forschung notwendig, um die volle Aussagekraft dieser Stücke zu rekonstruieren. Würden wir sorgfältiger trennen, könnten uns die höfischen Produkte viel über die Selbstdarstellung des Fürsten verraten. Noch wichtiger aber wären die kommerziellen Medaillen. Bei ihnen handelt es sich um eine phantastische und einzigartige Quelle, die unserem sehr einseitigen Bild vom „Volk“ eine neue Facette hinzufügen könnte. Schließlich bestimmen seit Jahrhunderten die Intellektuellen mit ihren Büchern und Zeitungsartikeln das, was wir für die damals weit verbreitete Meinung halten. Diese Medaillen-Editionen wurden für eine breitere Schicht angefertigt, und erhielten selbstverständlich ausschließlich Botschaften, die diese Käufergruppe mittrug.
Bücher, wie der wunderbare Katalog von Manfred Olding, machen diese weitergehende Forschung möglich. Es wäre schön, wenn dieses großartig aufbereitete Material nicht „nur“ – und das „nur“ beinhaltet wahrlich keine Abwertung! – zum Katalogisieren von Medaillen benutzt würde, sondern auch um diese wichtigen historischen Zeugnisse weitergehend zu untersuchen und auszuwerten.
Kaufen können Sie dieses Buch beim Gietl-Verlag.
Sollten Sie den zugehörigen ersten Band des Werks noch nicht besitzen, dann vergessen Sie nicht, ihn mitzubestellen.
Der Ausbruch des Tambora und das anschließende Jahr ohne Sommer beeinflusste die deutsche Reformpolitik vielleicht fast noch mehr als die Befreiungskriege. Wir haben darüber für das MoneyMuseum einen Film gemacht: