Wer darf eigentlich Geld schaffen und in den Umlauf bringen, und wie haben sich diese Verhältnisse im Laufe der Geschichte entwickelt und verändert? Diese Fragen stellt die Numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank in den Mittelpunkt ihrer aktuellen Sonderausstellung „Geldmacher. Wer bestimmt, was Geld ist?“
Gegenwärtig wird das Leben immer digitaler. Eine Entwicklung, die vor dem Geldwesen nicht haltmacht. Neue digitale Formen des Geldes, die sogenannten Krypto-Token, sind bereits entstanden. Dieses Geld wird von Privatpersonen und Unternehmen zunehmend auch international geschaffen. Auch das Eurosystem diskutiert den digitalen Euro.
Es stellt sich nicht nur die Frage: Wird Geld in der Zukunft noch physisch sein, sondern auch, wer wird dann bestimmen, was Geld ist? Anlass genug für die Deutsche Bundesbank, sich diesem Thema zu widmen.
Auf ihrer 100 Quadratmeter großen Sonderausstellungsfläche spürt die Bundesbank den Geldmachern der Vergangenheit nach und blickt dabei bis in die Gegenwart. 300 Exponate – Münzen, Geldscheine und traditionelle Zahlungsmittel – ihrer international bedeutenden Geldzeichensammlung visualisieren dieses Thema. Ein Mix an Vermittlungsmedien – Animationen, Hands-On-Stationen und eine eigene Kinderebene – sorgen in der von der Stuttgarter Kreativschmiede Atelier Schubert inszenierten Ausstellung für Abwechslung. Die Ausstellung richtet sich an die breite Öffentlichkeit und setzt kein Vorwissen voraus. Sie ist durchgehend zweisprachig (Deutsch / Englisch).
Ein Rundgang durch die Ausstellung
Eingangsbereich: Geldmacher sind Personen und Institutionen, die Geld schaffen und in den Umlauf bringen können. Sie bestimmen, was in Ihrem Verantwortungsbereich Geld ist. Eingangs gehen die Ausstellungsmacher einer grundsätzlichen Frage nach: „Was ist eigentlich Geld?“ Ein bunter Strauß an Objekten beantwortet diese Frage, eine Animation erklärt die drei klassischen Geldfunktionen (Zahlungsmittel, Wertspeicher, Recheneinheit).
Modul II: Der Staat als Geldmacher
Wer sind nun diese Personen und Institutionen, die hinter dem Geld stehen? Der Regelfall war und ist, dass eine staatliche Autorität Geld emittiert. Auf Münzen und Geldscheinen präsentieren sie sich selbst und nennen mitunter auch, worauf ihre Machtbefugnis fußt.
Modul III: Der Staat delegiert
Geld emittierten in der Vergangenheit auch private Akteure, wie Handelskompanien oder Banken. Im 19. Jahrhundert gab es weltweit zahlreiche Noten- und Zettelbanken. 1875 waren es in Deutschland beispielsweise 33 Privatnotenbanken. Heute ist die Ausgabe von Geldscheinen mit wenigen Ausnahmen ein Monopol der staatlichen Zentralbanken.
Modul IV: Die staatliche Geldordnung in der Krise
Ein stabiles Geldsystem ist keine Selbstverständlichkeit. Scheitert ein Staat, seinen Geldverkehr funktionsfähig oder den Geldwert stabil zu halten, sind die Folgen gravierend. Es kommt zu Tauschhandel, diverse Not- und Ersatzgeldformen entstehen oder fremde Währungen beginnen zu zirkulieren.
Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen ist noch immer die verheerende Hyperinflation der 1920er Jahre präsent. Die Fülle an Notgeld, das damals Kommunen, Unternehmen und Private mit staatlicher Genehmigung oder Duldung in Umlauf brachten, ist ein eindrucksvolles Zeitzeugnis. Die Numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank verfügt über einen weltweit fast einzigartigen Bestand an deutschem Notgeld.
Modul V: Geld ohne Staat
Geld, das ohne eine zentrale staatliche Autorität emittiert wurde, ist geldgeschichtlich betrachtet die Ausnahme. Vielfach begegnet man diesem Phänomen bei indigenen Völkern, die Geld jedoch meist nicht als Alltagszahlungsmittel nutzten. Oft diente es für zeremonielle Zahlungen, etwa als Brautgeld oder als Sühnegeld zum Ausgleich von Rechtsstreitigkeiten, und war zugleich auch Statussymbol.
Das Phänomen von privat geschaffenen Geldformen gibt es auch heute. Das bekannteste Beispiel ist das Regionalgeld, das von Vereinen ausgegeben die regionale Wirtschaft fördern soll.
Modul VI: Geld heute und morgen
Im abschließenden Themenblock wendet die Bundesbank ihren Blick in die Gegenwart. Heute wählen wir zwischen verschiedenen Bezahlmöglichkeiten. Von Parlament und Regierung unabhängige Zentralbanken, wie das Eurosystem, sichern mit ihrer Geldpolitik das Vertrauen in Bargeld und Buchgeld einer Währung. Wie wir morgen bezahlen, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist, der Umgang mit Geld wird digitaler.
Numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank
In ihrer Zentrale in Frankfurt am Main verwahrt und pflegt die Deutsche Bundesbank ihre Numismatische Sammlung. Sie umfasst mehr als 350.000 Objekte aus jeder Epoche und aus der ganzen Welt. Hauptsächlich sind das Münzen und Geldscheine, aber auch Objekte, die die Aufgaben einer Zentralbank im baren Zahlungsverkehr dokumentieren. Ihre Highlights sind im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt / Main ausgestellt. In Wechselausstellungen werden regelmäßig aktuelle Themen aufgegriffen. Die Ausstellung ist täglich (außer samstags) von 9:00-17:00 Uhr im Geldmuseum zu besichtigen und endet am 29. Mai 2022.
Weitere Informationen zur Numismatischen Sammlung der Deutschen Bundesbank finden Sie online.
Der umfangreiche Bestand an Münzen, Medaillen und Banknoten ist im Online-Katalog der Numismatischen Sammlung der Bundesbank zu finden.
Seit letztem Jahr können Sie Teile des Geldmuseums auch virtuell besuchen.
2017 wurde das Museum nach Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. In einem Rundgang präsentiert Frank Berger die vielen Facetten des Museums.