06-10-2013 – 10-10-2013
Auktion 236-239
Großgold aus dem Römisch-Deutschen Reich
Eine Attraktion jagt die andere, so könnte man das Katalogwerk zu der kommenden Künker Herbstauktion bezeichnen, die vom 7. bis zum 11. Oktober 2013 in Osnabrück stattfinden wird. Vor allem das Großgold aus der Reichsstadt Regensburg und dem Habsburgerreich: was da geboten wird, bricht alle Rekorde. Kein Wunder, dass sich die Gesamtschätzung auf fast 10 Mio. Euro addiert. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass auch aus anderen Bereichen großartige Sammlungen zu vermelden sind, so für die Antike Tetradrachmen des Hellenismus und römische Goldmünzen, für Altdeutschland die Sammlung Popken mit den Münzen von Barby, Corvey, Erfurt, Magdeburg und Quedlinburg, und unter Altdeutschland eine Serie Mittelalter.
Auktion 236 – Antike Münzen
Am Montag, dem 7. Oktober beginnt die Künker Auktionswoche mit der Versteigerung der Sammlung Dieter Grunow. Der weithin bekannte Münzhändler, der sich seit seiner frühesten Jugend für antike Münzen begeisterte, verkauft bei Künker seine Sammlung hellenistischer Tetradrachmen. Mit dem Auge des Kenners stellte er eine exquisite Partie von keltischen und griechischen Münzen zusammen, die alle durch ihre hervorragende Erhaltung, ihre Seltenheit und den außergewöhnlich guten Stil verzaubern. Es sind nur gut 200 Münzen, aber jede einzelne könnte das Schmuckstück einer Sammlung sein. Denken wir an die seltene Tetradrachme aus Syros mit dem Demeterkopf auf der Vorderseite, den beiden Kabiren auf der Rückseite (59, vz, Taxe: 8.000 Euro) …
73: Griechen. Pergamon (Mysien). Philhetairos, 282-263. Tetradrachme, nach 269. Houghton / Lorber 309. Aus Auktion Gießener Münzhandlung 199 (2011), 356. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 20.000 Euro.
… oder das wohl beste Porträt des Seleukos I. auf den Tetradrachmen des Philhetairos (73, vz, Taxe: 20.000 Euro). Ob Makedonien oder Baktrien, überall entdeckt der Kenner seltene, historisch bedeutende und wunderschöne Stücke.
Doch auch das allgemeine Angebot an antiken Münzen hat es in sich! 1461 Lose kommen insgesamt zum Ausruf. Dabei beherrscht das Gold das Geschehen! Ob ein Goldstater des Römerschlächters Mithradates VI. (557, vz, Taxe: 25.000 Euro), …
678: Griechen. Ptolemaios I., 323-305-283, König von Ägypten. Stater, nach 300, Euhesperides. Naville 239. Aus Auktion Auctiones AG 20 (1990), 519. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 25.000 Euro.
… des Ptolemaios I. (678, vz, Taxe: 25.000 Euro) oder eine Gold-Pentadrachme mit dem Porträt der Berenike II. (679, f. vz / vz, Taxe: 40.000 Euro), das Gold überstrahlt das auch sonst mehr als respektable Angebot.
Bei den Römern das Gleiche. Es finden sich so seltene Denare, so interessante Bronzemünzen, und trotzdem fallen wieder die Aurei ins Auge, ob von Augustus (891, ss+, Taxe: 10.000 Euro), Otho (980, ss, Taxe: 25.000 Euro), Domitian (1008, vz, Taxe: 25.000 Euro), Hadrian (1060, für Divus Traianus und Diva Plotina, f. vz, Taxe: 50.000 Euro) …
1170: Römer. Hostilianus, 251. Aureus. RIC -. Calico 3316. Äußerst selten, besonders in dieser Erhaltung. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 50.000 Euro.
… oder von Hostilian (1170, vz-Stgl., Taxe: 50.000 Euro). Die Auswahl, die hier geboten wird, ist beachtlich.
466: Griechen. Goldenes Münzcollier für die griechische Königin Elisabeth, angefertigt in den 1920er Jahren. Aus Auktion Platt, Paris, 26. November 1975, Nr. 135. Taxe: 25.000 Euro.
Von hohem historischen Interesse – nicht nur für den Liebhaber antiker Geschichte – ist ein goldenes Münzcollier, das in den 1920er Jahren für Elisabeth, Gattin König Georgs II. von Griechenland gefertigt wurde. Es besteht aus je 5 Goldstateren der makedonischen Könige Philipp II. und Alexander III., das zentrale Stück ist ein goldener Distater Alexanders. Weil die Gründung der Griechischen Republik sie und ihren Mann ins Exil trieb, wurde das Schmuckstück der Königin nicht mehr übergeben.
Auktion 237 – Mittelalter und Neuzeit
Auch Auktion 237 wird mit einer Sammlung eröffnet: Angeboten ist die Sammlung Friedrich Popken mit Münzen der Stände Barby, Corvey, Erfurt, Magdeburg, Mühlhausen, Nordhausen und Quedlinburg. Ob kleine Seltenheit oder große Rarität, wer eines der genannten Gebiete sammelt, muss den Katalog aufmerksam durchforsten, denn was da angeboten wird, hat es in dieser Reichhaltigkeit noch nicht auf dem Markt gegeben. Schon im unteren dreistelligen Bereich kann man mitbieten, auch wenn die großen Raritäten natürlich mehr kosten.
2156: Altdeutschland. Erfurt. Dicker, dreifacher Reichstaler o. J. (1632) auf den Sieg Gustav II. Adolfs bei Breitenfels am 7. September 1631. Ahlström 17. Aus Auktion Peus 336 (1993), 1563 und Slg. Honcamp, Erfurt. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 10.000 Euro.
Nennen wir als Beispiele einen dreifachen Reichstaler der Stadt Erfurt auf den Sieg Gustav Adolfs bei Breitenfeld im Jahre 1631 (2156, ss, Taxe: 10.000 Euro), einen doppelten Reichstaler des Domkapitels von Magdeburg, geprägt 1638 in Halle (2261, ss, Taxe: 12.500 Euro), eine Klippe des so genannten Hurenkarrentalers von 1622 (2306, ss, Taxe: 5.000 Euro) …
2458: Altdeutschland. Quedlinburg. Äbtissin Sophia Albertina von Schweden, 1787-1803. Goldmedaille zu 12 Dukaten 1787, von C. G. Fehrman, auf die Inthronisation der Äbtissin. Mehl 543 (dieses Exemplar). Aus Auktion UBS 57 (2003), 1432. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 5.000 Euro.
… oder eine Goldmedaille mit dem Porträt der Quedlinburger Äbtissin Sophia Albertina von Schweden zu 12 Dukaten von 1787 (2458, vz, Taxe: 5.000 Euro).
Zwei weitere Sammlungen verstecken sich in Katalog 237 unter Altdeutschland. So werden zahlreiche Brakteaten und Pfennige des Mittelalters in einer ungewöhnlichen Vielfalt angeboten sowie eine kleine Partie von Münzen der Hansestadt Lübeck.
Auktion 238 – Sammlung Bach: Die Münzen von Regensburg
Ein Vollblutsammler ist Dr. Karl Walter Bach, dessen Sammlung von Münzen der Stadt und des Bistums Regensburg Inhalt von Auktion 238 ist. Ob es sich um einen seltenen Pfennig mit einer Schätzung im zweistelligen Bereich handelt, ob es um einen 10fachen Dukat mit einer fünfstelligen Taxe handelt, immer ist die Qualität hervorragend; hinter jedem Stück spürt man die Sorgfalt und Liebe, mit der der Sammler seine Auswahl traf. Andreas Kaiser spricht zurecht von der „qualitativ und quantitativ wohl besten Sammlung Regensburger Münzen in Privathand“. Wer sich ein Exemplar dieser Sammlung sichern will, kann ab 10 Euro mitbieten. Die großen Seltenheiten wird man damit natürlich nicht erringen.
Wir nennen hier an dieser Stelle nur die drei teuersten Losnummern: 6 Dukaten 1667 mit dem Titel Leopolds I. (4663, vz, Taxe: 30.000 Euro), …
4720: Altdeutschland. Regensburg. 10 Dukaten o. J. (1705) mit Titel Josefs I. Beckenbauer 203, X. Aus Auktion Hauck und Aufhäuser 16 (2001), 1672. Wohl das 2. Exemplar in Privatbesitz. Vorzüglich. Taxe: 40.000 Euro.
… 10 Dukaten ohne Jahr (1705) mit dem Titel Josefs I. (4720, vz, Taxe: 40.000 Euro), …
4792: Altdeutschland. Regensburg. 8 Dukaten o. J. (1749) mit Titel Franz I. Beckenbauer – (215 Anm.). Aus Auktion Künker 112 (2006), 1698. Laut Münzakten nur ein Stück geprägt. Fast vorzüglich. Taxe: 30.000 Euro.
… 8 Dukaten ohne Jahr (1749) mit dem Titel Franz I. (4792, f. vz, Taxe: 30.000 Euro).
Auktion 239 – Goldprägungen, Deutschland ab 1871, Russland
Wer geglaubt hätte, damit wäre der Höhepunkt bereits erreicht, hat sich geirrt, denn was in Auktionskatalog 239 an Goldmünzen zur Versteigerung kommt, raubt einem schier den Atem.
Spezialsammler sollten schon einmal zu sparen beginnen, denn große Raritäten gibt es für fast jedes Land. Besonders Italien ist mit seltenen Goldmünzen vom Hochmittelalter bis zum Königreich stark vertreten. So wird nicht etwa ein Augustalis von Friedrich II. angeboten, sondern gleich drei (geschätzt von 5.000 bis 20.000 Euro), dazu zwei halbe Augustales (Taxe: 20.000 resp. 10.000 Euro), die bekanntlich noch seltener sind als die Ganzstücke.
5302: Italien. Sizilien. Carlo I. d’Angio, 1266-1282. Reale d’oro o. J., Messina. Fb. 75. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 25.000 Euro.
Nicht zu vergessen ein Reale d’oro von Karl von Anjou, der mit päpstlicher Unterstützung die Staufer aus Italien vertrieb (5302, vz, Taxe: 25.000 Euro).
Wirklich unglaublich wird es dann, wenn die Abteilung Römisch-Deutsches Reich / Habsburger beginnt. Was da angeboten wird, dürfte auch den erfahrensten Münzkenner einfach sprachlos machen. Der Dreikaisertaler ist selten und beliebt, aber als fünffacher (5646, vz, Taxe: 75.000 Euro) und als zehnfacher Dukat (5645, vz, Taxe: 80.000 Euro) in einer Auktion, das ist geradezu unglaublich. Man will gerade über einen 10fachen Dukaten von Ferdinand III., geprägt 1640 in Prag, staunen (5653, vz, Taxe: 60.000 Euro), um verblüfft festzustellen, dass auf der nächsten Seite ein noch selteneres 10 Dukaten-Stück des gleichen Herrschers angeboten wird (5655, vz, Taxe: 100.000 Euro). Damit, so denkt man, ist jetzt endgültig der Höhepunkt erreicht. Irrtum, es geht weiter mit Leopold I. – 10 Dukaten 1661, Prag (5662, vz, Taxe: 100.000 Euro), …
5663: RDR. Leopold I., 1657-1705. 10 Dukaten 1663 GH, Breslau. Fb. 258a. Unediertes Unikum. Fast vorzüglich. Taxe: 125.000 Euro.
… 10 Dukaten 1663, Breslau, unediertes Unikum (5663, f. vz, Taxe: 125.000 Euro) …
5673: RDR. Karl VI., 1711-1740. 10 Dukaten 1724, Wien. Unikum. Vorzüglich. Taxe: 150.000 Euro.
… und Karl VI. – 10 Dukaten 1724, Wien, Unikum (5673, vz, Taxe: 150.000 Euro).
Da ist eine Spezialsammlung von Goldmünzen des Kaisers Franz Josef schon fast eine Art Entspannung, auch wenn dort selbstverständlich ebenfalls neben den „gewöhnlichen“ Goldmünzen Raritäten angeboten werden wie das 100 Kronen-Stück 1909 von Wien, das nur 3.203 Exemplaren geprägt wurde (5862, ss-vz, Taxe: 1.500 Euro). Und natürlich gibt es auch bei den Standesherren Raritäten, so zum Beispiel aus der Münzstätte der Grafen von Schlick. Wir nennen hier eine unikes 10 Dukaten-Stück von 1630 aus der Sammlung Horsky (6140, vz, Taxe: 125.000 Euro) und von 1634 (6141, vz, Taxe: 125.000 Euro).
6143: RDR. Herzogtum Friedland. Albrecht von Wallenstein, 1623-1634. 10 Dukaten 1631, Jitschin. Fb. 142. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 150.000 Euro.
Beenden wir den Goldrausch im Habsburgerreich mit einem 1631 in Jitschin geprägten 10 Dukaten-Stück Wallensteins als Herzog von Friedland (6143, vz-St., Taxe: 150.000 Euro).
Ganz so spektakulär geht es in Altdeutschland nicht zu, aber bei den Münzen nach 1871 finden sich drei Raritäten, die ebenfalls nicht zu verachten sind, so Preußen, 10 Mark 1878 B, J. 245B (6436, ss, Taxe: 60.000 Euro), Reuss, ältere Linie, 20 Mark 1875, J. 254 (6457, vz-Stgl., Taxe: 35.000 Euro) und Sachsen-Coburg-Gotha, 20 Mark 1872, J. 270 (6489, f. vz., Taxe: 75.000 Euro).
Die Künker Herbstauktion endet wieder einmal mit den russischen Münzen, unter denen sich auch zahlreiche Aspiranten auf einen Rekordpreis verbergen. Gleich zwei bedeutende Raritäten sind unter Zar Peter I. katalogisiert, so ein Dukat 1701, geprägt im Moskauer Münzhof Kadashevsky (6872, ss, Taxe: 50.000 Euro) und eine unsignierte rubelförmige Silbermedaille von 1714, ausgegeben als Tapferkeitsmedaille an die Soldaten, die am 27. Juli 1714 an der Seeschlacht von Gangut teilgenommen hatten (6923, f. vz, Taxe: 30.000 Euro).
Bemerkenswert ist auch eine Poltina von Iwan III. aus dem Jahr 1741, die 1932 in der Auktion „Doubletten russischer Museen“ bei Hess in Frankfurt erstmals versteigert wurde (6951, vz, Taxe: 50.000 Euro). Ein phantastisches Ensemble für Medaillenfreunde ist ein Set von Gold-, Silber- und Bronzemedaille 1850 auf den Bau der Blagoweschenskbrücke über die Newa (7184, vz-Stgl., Taxe: 80.000 Euro).
7315: Russland. Nikolaus II., 1894-1917. 37 1/2 Rubel (100 Franken) 1920, St. Petersburg. In US-Plastikholder der NGC mit Bewertung AU 50. Fb. 170. Nur 225 Exemplare geprägt. Fast vorzüglich. Taxe: 75.000 Euro.
Enden wir mit einem 37 1/2 Rubel Stück des Zaren Nikolaus II. von 1902, das nur in 225 Exemplaren geprägt wurde (7315, f. vz, Taxe: 75.000 Euro).
Die Kataloge können bestellt werden bei Künker, Gutenbergstr. 23, 49 076 Osnabrück; Tel: 0541 / 96 20 20; Fax: 0541 / 96 20 222; oder über E-Mail. Vier Wochen vor der Auktion finden Sie alle Münzen online.