Auch ich war in Arkadien

Burkhard Traeger, Arkadien. Die Münzstätten und Münzen von der archaischen bis zur hellenistischen Epoche. Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte 12. Bremer Numismatische Gesellschaft, Bremen 2021. 246 S., farbige Abbildungen. Hardcover, 21,5 x 30,3 cm. ISBN: 978-3-00-068536-1. 49 Euro.
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Wer eine der klassischen Studienreisen bucht, hat keine Chance, das griechische Arkadien kennenzulernen. Der gebirgigen Landschaft fehlen die klassischen Höhepunkte à la Olympia und Delphi, auch wenn der dort gelegene Tempel von Bassae (nur schwer mit einem modernen Reisebus zu erreichen und dazu bereits seit Jahrzehnten verhüllt) das erste Monument Griechenlands war, das den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes erlangte.

Vielleicht deshalb hat die Münzprägung Arkadiens in der numismatischen Literatur bisher noch nicht die Aufmerksamkeit gefunden, die sie verdient. Umso erfreulicher ist es, dass Burkhard Traeger in seiner neuesten Arbeit eine umfassende Darstellung der arkadischen Städte und Bünde vorlegt, die in der Antike Münzen prägten.

Der Autor: Burkhard Traeger

Wer sich in Deutschland mit griechischen Münzen beschäftigt, kommt an Dr. Burkhard Traeger nicht vorbei. Er ist Sammler – Kreta, 2008 bei Künker versteigert – und profunder Autor, der es immer wieder schafft, einen numismatischen Katalog mit der Geschichte der prägenden Stadt, ihren Kulten und den baulichen Resten zu vereinen. Seine Artikel sind unter deutschsprachigen Redakteuren heiß begehrt. Denn sie sind nicht nur leicht lesbar, sondern auch fundiert und jedes Mal ein neues Zitierwerk.

Das gilt auch für sein jüngstes Buch, das in der Reihe der Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte erscheint. Darin gelingt es ihm, den sammelnden Leser auf eine spannende Reise mitzunehmen, die ein Gebiet zum Ziel hat, das die gebildete Welt seit der Renaissance im Munde führt, ohne es persönlich gesehen zu haben.

Wo liegt Arkadien?

Das so gern zitierte „Et in Arcadia ego“ bezieht sich nämlich nicht auf einen geographischen Ort, sondern auf eine bukolische Idylle, frei von allen Verderbnissen der modernen Welt (oder was man im Barock eben für modern hielt). Deshalb lag Arkadien für Goethe in Italien, und seitdem haben es Dichter überall dort gesucht, wo sie sich frei und glücklich fühlten.

Burkhard Traeger dagegen kreist den geographischen Raum, den er behandeln will, klar ein: „Als größte Provinz der Peloponnes nimmt Arkadien die Mitte der Halbinsel ein. Das antike Arkadien hatte eine größere Fläche als das heutige. Im Südwesten gehörten Städte wie Alipheira und Phigaleia dazu, die jetzt zu Elis gezählt werden, im Nordwesten waren Kleitor und Psophis arkadisch, während sie in moderner Zeit als Orte Achaias gelten, und im Norden und Nordosten werden die Gebiete von Pheneos, Stymphalos und Alea nun zum westlichen Teil der Provinz Korinthia gerechnet.“

Und damit begreifen wir sofort, was seine Artikel so erfolgreich macht. Der Autor meistert die Materie, stellt nicht willkürlich zusammen, was ihm vor die Flinte läuft – wenn man für Autoren dieses Bild aus der Welt der Jagd bemühen darf –, sondern entscheidet aus einer Fülle des Materials heraus, welche Münzstätten und Bünde er in welcher Form behandeln will. Er stellt mit seinem Buch Arkadien in seinen alten Grenzen her und schafft so ein historisches Verständnis für die Gesamtregion.

Wir möchten mehr von diesen Büchern!

Was soll ich sonst sagen? Dass ich dieses Buch mag und für sehr sinnvoll halte, haben Sie wahrscheinlich schon verstanden. Vielleicht eine kleine Anregung. Durch die endlos langen Beschreibungstexte der einzelnen Münzen wirkt der Katalogteil ein wenig unübersichtlich. Hier könnte man sich die Frage stellen, ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre, sich ständig wiederholende Beschreibungsfloskeln zusammenzufassen. Schließlich werden die meisten Nutzer heutzutage ihr Material sowieso eher anhand des Bildes als anhand der Beschreibung bestimmen. Aber ehrlich gesagt: Das ist ein Kritisieren auf höchstem Niveau, weil mir sonst nichts einfällt, was ich kritisieren könnte.

Eigentlich möchte ich nur eines: Dass der Autor uns noch mit möglichst vielen seiner Beiträge zur griechischen Numismatik beglückt. Jeder einzelne ist eine Bereicherung – für die Numismatik und für jeden einzelnen Leser.

 

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