24-09-2016 – 01-01-1970
Auktion eAuction #51: Doubletten der BCD-Bibliothek
Buchraritäten aus der Bibliothek BCD – Teil 3
246 Lose von Doubletten aus der Bibliothek BCD werden am 25. September 2016 in der eAuction der Auctiones GmbH Bern angeboten. Wie immer findet der Kenner darunter viele Raritäten zur antiken, v. a. zur griechischen Numismatik.
Los 29: Domenico Sestini, Descrizione delle Medaglie Ispane appartenenti alla Lusitania, alla Betica, e alla Tarragonese che si Conservano nel Museo Hedervariano. Florenz 1818. 4 Bände. Hellbrauner Ledereinband mit brauner Rückenprägung. 227 S. 10 Tf. mit Kupferstichen. Schätzung: 100 CHF – BCD Anmerkung: Ein seltenes Buch, das jeden, der an den antiken Münzen der Iberischen Halbinsel interessiert ist, faszinieren wird. Der Vergleich der irgendwie naiven und trotzdem entzückend attraktiven Radierungen der Tafeln mit heutigen Fotographien der entsprechenden Münzen könnte sogar einige unerwartete Überraschungen für den Spezialisten bringen. Sestinis Text darf ebenfalls unter keinen Umständen übergangen werden; er war kenntnisreicher und scharfsinniger als die meisten heutigen „Numismatiker“.
Mittlerweile bereits zum 3. Mal kann die Berner Auctiones GmbH Doubletten aus der Bibliothek BCD zum Verkauf anbieten. Es handelt sich um 246 Lose von Literatur zur antiken Numismatik. Sie setzen sich folgendermaßen zusammen: Numismatik im Allgemeinen (7 Lose), griechische Prägungen (57 Lose), Münzen der römischen Provinzen (3 Lose), römische Prägungen (8 Lose) und vor allem seltene Auktionskataloge, nicht nur aus dem antiken Bereich (152 Lose). Einige Zeitschriften schließen das Angebot ab (18 Lose).
Los 106: Auktionskatalog C. & E. Canessa, Neapel (22. Mai 1922). Collection du Comte Ferruccio Brandis. 466 Lose, 21 Tf. Zusammengebunden mit Jules Florange & Louis Ciani, Paris (28. Mai 1924). Catalogue des monnaies grecques et romaines, médailles artistiques françaises et étrangères composant la Collection de M. Georges Gallet. 238 Lose, 30 Tf. 4 Bände, graubeige Leinenbildung, Buchrücken in Leder mit vergoldeter Rückenprägung. Schätzung: 100 CHF – BCD Anmerkung: Zwei rare Auktionskataloge, zusammengebunden in einer hübschen Bindung der 60er Jahre. Der erste mit einem Schwerpunkt auf Magna Graecia, der zweite mit schönen Tafeln, einigen herausragenden griechischen und römischen Münzen, außerdem eine bedeutende Sammlung von Kunstmedaillen, für die der Sammler weithin bekannt war.
Angeboten wird eine attraktive Mischung. Man findet wichtige Monographien wie die Stempelstudie von Susanne Grunauer-von Hoerschelmann zur Münzprägung der Lakedaimonier oder die 1924 und 1925 publizierten Kataloge der Becker’schen Fälschungen, ferner seltene Sonderdrucke und gesuchte Sylloges, so zum Beispiel die drei Bände der Lockett Collection, der BCD folgende unnachahmliche Beschreibung mitgibt: „Man kann nicht genug davon bekommen, die Sylloge-Bände Lockett durchzublättern. Besonders, wenn die Teile zusammengebunden sind, so dass es einfacher wird, von einem Fest für die Augen zum nächsten zu springen. Und daran zu denken, dass seine Sammlung von englischen Münzen genauso bedeutend war wie seine Griechen! Der Autor dieser Zeilen kannte einst einen älteren Gentleman, der, als er sehr jung war, mittelalterliche Pfennige aus England sammelte. Er besuchte Locketts Wohnort zu verschiedenen Anlässen in den späten 40er Jahren und fragte, ob er seine Sammlung sehen könne. Lockett lud ihn immer zum Afternoon Tea ein und empfing ihn im Wintergarten. Nachdem der Tee serviert war, fragte ihn Lockett, was er zu sehen wünschte, und dann sagte er zu seinem Butler: ‘James, bringen Sie bitte Münzschränkchen No. 14.’ Das waren noch Zeiten.“
Los 136: Auktionskatalog H. Hoffmann, Paris (19. Mai 1890). Collection Photiades Pacha. Monnaie grecques. 1530 Lose, 8 Tf. Die Zuschläge handschriftlich vermerkt. Zusammengebunden mit H. Hoffmann (23.-24. Mai 1890). Collection Photiades Pacha. Monnaies byzantines. 682 Lose, 2 Tf. Vier Bände. Graue Lederbindung mit vergoldeter Rückenprägung. Schätzung: 100 CHF – BCD Anmerkung: Unzweifelhaft Hoffmans „Opus magnum“. Die einzige Kritik, die man hinsichtlich dieses Katalogs äußern könnten, ist die Tatsache, dass nicht jede Münze fotografiert wurde. In der griechischen Serie sollten die echten Seltenheiten daran gemessen werden, wie gut sie die Prüfung der Zeit überstehen. Eine Münze, die man in den 1890er Jahren als sehr selten betrachtete, könnte heute viel weniger selten sein. In diesem Katalog haben die herausragenden Stücke des griechischen Festlands nicht nur ihre Seltenheit behalten, sondern man könnte sagen, dass sie heutzutage geradezu legendär geworden sind. Die Tafeln sind überraschend frei von den üblichen Stockflecken, und die byzantinische Sammlung, deren Auktion niemals zustande kam, ist ebenfalls dabei.
Sie merken, schon der Katalog ist ein Erlebnis: Der Eigentümer der umfangreichen BCD-Bibliothek gibt dem potentiellen Käufer persönliche Anregungen, warum das eine oder das andere Buch genau das ist, was man in seiner Bibliothek haben möchte. Und man kann sich festlesen in diesen sehr persönlichen Ansichten darüber.
Los 137: Auktionskatalog Carlo Kunz, Venedig (1855). 874 Nummern, 45 Seiten, 1 Tf. Kupferstiche. Jüngere Lederbindung. Stockfleckig. Schätzung: 80 CHF – BCD Anmerkung: Dieses sehr seltene Büchlein ist die Lagerliste eines lokalen Händlers und offeriert einen Blick auf die Münzen von Venedig, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Handel waren. Auch wenn mancher die moderne Lederbindung für etwas extravagant halten könnte, ist der Autor dieser Zeilen der Meinung, dass das Büchlein diese Kosten durchaus wert war.
Besonders im Bereich der Auktionskataloge sind BCDs Hinweise überaus nützlich. Er gibt für jeden einzelnen Katalog an, aus welchem Bereich die wichtigsten Lose stammen. So wird es einfacher zu wählen, wenn es zum Beispiel darum geht, welcher der 29 Kataloge der Firma Bourgey, der erste aus dem Jahr 1909, der letzte von 2000, in der eigenen Bibliothek von Nutzen sein wird. Darunter befindet zum Beispiel der Katalog jener Auktion, in der 1939 ein Teil des Schatzfundes der Rue Mouffetard angeboten wurde, oder die Sammlung von Henry Vernin. Dessen Schicksal erzählt BCD in seiner Anmerkung: „Gemäß der Einführung von Mme. Bourgey starb der Eigentümer dieser Sammlung anscheinend in einem Auktionssaal, gerade nachdem er nach einem Bietergefecht um eine byzantinische Münze den Zuschlag erhalten hatte. Was für eine Art zu sterben…“ Eine andere wichtige, weithin unbekannte Publikation ist der Auktionskatalog von Charles Dupriez von 1906, in dem stephanephore Tetradrachmen aus dem Caiffa Hort von Syrien abgebildet sind. Welcher Sammler ist sich heute noch bewusst, dass das Auktionshaus Dupriez einst den belgischen Münzhandel beherrschte?
Los 156: Auktionskatalog A. & C. Sambon & E. Canessa, Paris (7.-9. Mai 1903). Collection Maddalena. Monnaies Grecques et Romaines. 1123 Lose, 9 Tf. 4 Bände. Kürzlich erfolgte Einbindung in dunkelgrünes Halbleder, vergoldete Rückenprägung. Das Innere mit einigen abgenutzten Ecken, einige Flecken. Schätzung: 50 CHF – BCD Anmerkung: Ein sehr bekannter und gesuchter Katalog einer Sammlung, die hinsichtlich Münzen aus Magna Graecia und frühem römischem Silber zu den besten ihrer Zeit gehört. Einige der Sesterzen sind darüber hinaus beeindruckend, und man wünscht sich, dass es die doppelte Anzahl an Tafeln gäbe, so dass sich dem Forscher mehr Provenienzen erschließen würden. Nach den Münzbeschreibungen gibt es Konkordanztabellen zwischen der Tafelnummer und der Lotnummer einer Münze. Anmerkungen zu den Seltenheiten sind ebenfalls in diesen Tabellen zu finden.
Natürlich sind auch die Namen versammelt, die jeder kennt, so die Sammlung des Herrn Theodor Prowe aus Moskau und Photiades Pacha. Und unter den Auktionshäusern ragen bekannte und unbekannte Namen heraus: Bourgey, Ciani, Delaune, Dupriez, Egger, Feuardent, Hess-Leu, Hirsch, Hoffmann, Numismatica Wien, NFA, Ratto, Sambon, Schulman, Sternberg und Vinchon.
Die Schätzungen sind, wie gewohnt niedrig. Ab 5 Franken kann man mitmachen, wobei nicht zu erwarten steht, dass man für den Ausruf auch nur ein Los kaufen kann.
Die Auktion findet auf der website von Auctiones im Internet statt. Alle Stücke sind unter dieser Adresse ab dem 12. September zu sehen. Die Versteigerung beginnt am 25. September um 19.00 Uhr.
Weitere Auskünfte und eine Möglichkeit, die Bücher zu besichtigen, gibt es bei Auctiones GmbH, Postfach 673, 3000 Bern 8, Schweiz; Tel: +41313113948, E-Mail.