Noch steht die Website der Traditionszeitschrift Moneytrend im Netz, doch die April-Ausgabe von 2020 wird die letzte in der Geschichte des Unternehmens sein. Die Moneytrend Verlags GmbH hat am 22. April 2020 Insolvenz angemeldet. Damit geht eine Geschichte zu Ende, die vor mehr als einem halben Jahrhundert begann.
Gegründet während der Zeit des Silberbooms im Jahr 1969, war es lange die Zeitschrift MoneyTrend, die von jenen Lesern bevorzugt wurde, die sich vertieft und fundiert mit der Numismatik beschäftigen wollten. Für viele numismatische Autoren war Moneytrend ein unerreichtes Vorbild, das seit 1990 unter Chefredakteur Helmut Kahnt erschien.
1996 gab es auf dem Zeitschriftenmarkt eine große Umschichtung: Moneytrend wurde von Gerd-Volker Weege übernommen, Helmut Kahnt wechselte als Chef-Redakteur zur Zeitschrift „Münzen & Papiergeld“ und meine Wenigkeit begann ihre Tätigkeit für die MünzenRevue. Fortan war es ein freundschaftlich-sportlicher, nichtsdestotrotz sehr ehrgeiziger Wettbewerb, der diese drei Zeitschriften verband.
Gerd-Volker Weege, von Beruf Verleger mit einer Leidenschaft für die Münzen, steuerte seine Moneytrend etwas mehr in Richtung Boulevard. Er veröffentlichte die ersten Interviews mit Münzhändlern, etwas, das heute bei vielen numismatischen Medien häufig geübte Praxis ist. Seine Versuche, eine Art Enthüllungsjournalismus im numismatischen Bereich zu etablieren, kamen dagegen nicht gut an.
Moneytrend dürfte auch zu den ersten Zeitschriften gehört haben, die systematisch auf das Internet setzten, ohne allerdings mit seiner Preisdatenbank einen Durchbruch zu schaffen.
Trotz seiner vielen, zum Teil guten Ideen agierte Volker Weege glücklos als Herausgeber der Traditionszeitschrift. Als er am 13. Mai 2018 verstarb, fragten sich viele, wie lange es den Moneytrend noch geben würde.
Zunächst schienen alle Unkenrufe zu verhallen, doch die Corona-Krise hat nun auch ein Opfer unter den numismatischen Zeitschriften gefordert: Wegen der vielen Auktionsverschiebungen dürften die Werbeeinnahmen für die April- und Mai-Ausgaben von Moneytrend zusammengebrochen sein. Wahrscheinlich konnte deshalb der Verlag seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und musste am 22. April 2020 vor dem Handelsgericht Wien Insolvenz anmelden.
Laut Gläubigerliste sind derzeit rund 1.500 Gläubiger – darunter auch die Abonnenten – betroffen. Die Schuldnerin geht von Verbindlichkeiten in Höhe von 200.000 Euro aus.
Dem steht laut Eigendeklaration ein Anlagevermögen von mehr als 50.000 Euro gegenüber. Dazu gehört die Geschäftseinrichtung, die Domain moneytrend.at sowie eine Münzsammlung. Moneytrend GmbH hat sich mit der sofortigen Betriebsschließung einverstanden erklärt.
Potentielle Gläubiger wurden bereits angeschrieben, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Restforderungen anzumelden.
Hier kommen Sie zur Insolvenz-Erklärung von Moneytrend.