Der teuerste Taler kommt aus Lippe
Eines steht fest: Auch wenn das neue Virus Covid-19 die Welt seit einigen Monaten in Atem hält, hat es keinerlei negative Auswirkungen auf den Münzenmarkt. Im Gegenteil: Die Preise gehen nach oben. Und zwar nicht nur für die Toppstücke. Viele Sammler nutzen die zusätzliche freie Zeit und die durch einen Urlaubsverzicht frei gewordenen Mittel, um in ihr Hobby zu investieren. Diese Kombination ist gut für so manchen Rekordpreis.
So erlebten wir während der Künker Sommer-Auktionen, die vom 22. bis zum 26. Juni 2020 in Osnabrück stattfanden, starke Preise: Die Schätzung der über 3.600 Lose mit 5,2 Mio. Euro kletterte auf einen Gesamtzuschlag von 8,6 Mio. Euro.
Die internationalen Käufer freuten sich über die vielen Spezialsammlungen, die sagenhafte Steigerungen brachten. Die Sammlung Boyksen von Münzen und Medaillen aus Schleswig-Holstein verdoppelte ihre Schätzung, die Sammlung Lippe brachte das anderthalbfache ihrer Taxe und enthielt den teuersten jemals versteigerten Taler, einen Guldengroschen des Jahres 1528, geprägt in Lippstadt.
So ein zentraler Rekord ist kein Zufall. Der Markt ist begierig nach Sammlungen. Jetzt wäre deshalb der optimale Moment, die eigene Sammlung auf den Markt zu bringen, wenn es darum geht, hohe Ergebnisse zu erzielen.
Verfolgen Sie mit uns die Top-Five der Künker Sommer-Auktionen.
Und für all diejenigen, die bei diesen Preisen nicht mehr mitmachen können und wollen, stellen wir wieder außer Konkurrenz eine hoch interessante Münze vor, die für ein Taschengeld zu haben gewesen wäre.
Platz 5
Auf Platz fünf finden wir eine ausländische Münze, übrigens die einzige aus dem Ausland, die es unter die Top Five schaffte – und das obwohl bei Künker eine umfangreiche Sammlung von russischen Münzen und Medaillen aufgelöst wurde.
Es handelt sich um eine Münze aus Frankreich mit dem Porträt Ludwigs XIII. Sie erinnert damit an einen der großen Herrscher der Grande Nation, dem der Romancier Alexandre Dumas ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat.
Seine Geschichten von den drei Musketieren machten Ludwig XIII. zu einem der bekanntesten Könige Frankreichs. Er eroberte zusammen mit seinem ersten Minister, dem Kardinal Richelieu, die hugenottische Festung La Rochelle, was den historischen Hintergrund zur spannenden Handlung darstellt.
Lange nach diesem Sieg, nämlich erst am Ende der Herrschaft Ludwigs XIII., entstand der bei Künker angebotene achtfache Louis d’or mit dem Lorbeerkranz von 1640. Die eindrucksvolle Goldmünze mit ihrem Gewicht von 53,40 g brachte 95.000 Euro.
Platz 4
Kurz nach Beginn der Auktion fesselte eine kleine Serie von einem ganzen und zwei halben Portugalösern, die Johann Adolf von Holstein-Gottorp prägen ließ, die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr darüber schreiben. Hier zumindest schon einmal so viel: Der günstigste der drei wurde mit 90.000 Euro zugeschlagen. Der zweite halbe Portugalöser erzielte 130.000 Euro und kam damit in unserem kleinen Preisrennen auf Platz 4.
Platz 3
Auf dem 3. Platz finden wir den teuersten jemals versteigerten Taler, den so genannten Köterbergtaler, wohl die seltenste und wertvollste Münze aus der Geschichte der Grafschaft Lippe. Wir wissen heute nur von vier Stücken, die sich erhalten haben. Drei von ihnen liegen in öffentlichen Sammlungen. Wer also ein Exemplar des Köterbergtalers erwerben wollte, hatte nur diese eine Chance!
Attraktiv machte das Stück auch seine große historische Bedeutung. Es ist die erste Münze, auf der Simon V., Edelherr von der Lippe, den Grafentitel okkupierte. Und das, obwohl er eigentlich gar keine Taler hätte prägen dürfen. Seit 1524 existierte die Vorschrift, dass nur diejenigen Münzen produzieren dürften, die dafür auch das Silber auf ihrem Land abbauten. Um keinen Ärger zu bekommen, gab Simon vor, er würde alle Münzen aus dem Silber prägen, das damals im Köterberg abgebaut wurde. Er gründete eine eigene Münzstätte in Lippstadt und heuerte einen Münzmeister an.
Doch moderne Forscher postulieren, dass der größte Teil des Silbers gar nicht aus dem Köterberg kam, sondern aus der Grafschaft Mansfeld. Simon V. besaß einen guten Draht zu den dort ansässigen Grafen. Er war nämlich mit ihrer Schwester verheiratet. Und so halfen die Brüder aus, ließen sogar den Stempel, mit dem unser Rekordtaler geprägt wurde, von ihrem eigenen Stempelschneider gravieren. Wir wissen das, weil er dafür Punzen benutzte, die auch für Mansfelder Münzen zum Einsatz kamen. Der Bergbau im Köterberg wurde übrigens schon 1543 wieder eingestellt, weil der Abbau des Erzes mehr kostete, als es wert war.
Der Köterbergtaler ist also schon ein einmaliges Zeugnis der Geschichte von Lippe und einen Rekordpreis wert. Und besonders schön ist es zu vermelden, dass dieser Taler in seine Heimat zurückkehrt.
Platz 2
Den zweiten Platz unter unseren Top Five hat eine Münze aus der Spezialsammlung Bayern erobert. Es handelt sich um ein 10 Dukaten-Stück in MS 61a, das Karl Albrecht im Jahr 1739 prägen ließ. Karl Albrecht sollte drei Jahre später zum Kaiser gekrönt werden, und zwar als einziger Nicht-Habsburger Kaiser der Neuzeit.
Die schwere Goldmünze, die mit 210.000 Euro auf das dreieinhalbfache von ihrer Schätzung mit 60.000 Euro stieg, vereint eine prachtvolle Erhaltung mit einer attraktiven Rückseitendarstellung: Unter dem gekrönten bayerischen Wappen, das von zwei Löwen gehalten wird, ist die charakteristische Silhouette der Hauptstadt München zu sehen, leicht erkennbar an den doppelten Zwiebeltürmen der Frauenkirche.
Platz 1
Und damit kommen wir zum unangefochtenen Spitzenreiter, einer Münze, die von ihrer Schätzung mit 150.000 Euro auf 240.000 Euro kletterte. Einen Tusch für den Portugalöser von Johann Adolf von Holstein-Gottorp, der in den Jahren zwischen 1596 und 1607 entstand.
Diese schwere Goldmünze war wohl nicht dazu gedacht, auf dem freien Markt zu zirkulieren, sondern stellte wahrscheinlich ein politisch-diplomatisches Geschenk dar, das dem Herzog die Zustimmung eines einflussreichen Mitglieds der Ständeversammlung sichern sollte.
So eine Ständeversammlung war nämlich kein Parlament im modernen Sinn. Es setzte sich aus den einflussreichen Bürgern eines Gebiets zusammen, die den Herrscher in ihrem Sinn zu beeinflussen versuchten – und umgekehrt.
Die Ständeversammlung bekam immer dann die Möglichkeit einzugreifen, wenn ein Herzog gestorben war und sein Nachfolger ihre Huldigung – eine Art Einverständniserklärung – brauchte. Das war der Fall, als Philipp von Schleswig-Holstein-Gottorf am 18. Oktober des Jahres 1590 starb und sein Bruder Johann Adolf Ansprüche auf seine Nachfolge erhob. Der war damals gerade 15 Jahre alt, und sein Vater hatte ihn eigentlich mit dem Amt eines Bischofs von Lübeck und Bremen standesgemäß versorgt.
Die Stände verweigerten Johann Adolf zuerst die Huldigung, vor allem weil es auch noch einen jüngeren Bruder gab, den sie gegen ihn ausspielen wollten. Damit hofften sie weitgehende Zugeständnisse in Fragen der Autonomie und der Steuerverwaltung zu erhalten. Doch auch Johann Adolf beherrschte die Mittel der damaligen Politik. Er verteilte reiche Geschenke an einflussreiche Mitglieder der Ständeversammlung, um sie so zu beeinflussen, in seinem Sinne abzustimmen. Dafür ließ er nicht nur ganze, sondern auch halbe Portugalöser prägen, um je nach politischem Gewicht des Gegenübers genau das richtige Geschenk verteilen zu können.
Johann Adolf nutzte dafür die Tatsache, dass er als Bischof von Lübeck das Prägerecht und eine Münzstätte in Eutin besaß. Dort befand sich damals die bischöfliche Residenz, weil die Stadt schon seit langem der Reformation anhing, während die Lübecker Bischöfe bis dahin noch dem katholischen Glauben angehangen hatten. Johann Adolf war der erste protestantische Bischof von Lübeck, allerdings nur für wenige Jahre. 1607 trat er das Amt an seinen Bruder ab, der dafür seinerseits darauf verzichtete, dem Bruder die Herrschaft über Schleswig-Holstein-Gottorf streitig zu machen.
Die deutschen Portugalöser wurden schon immer teuer, wenn sie auf den Markt kamen, doch dieser Portugalöser ist der teuerste jemals versteigerte deutsche Portugalöser. Zusammen mit einem Portugalöser der niederländischen Stadt Deventer, der 2018 ebenfalls im Haus Künker versteigert wurde und 240.000 Euro brachte, scheint er sogar der teuerste Portugalöser auf dem Markt zu sein, seit CoinArchives Auktionsergebnisse archiviert.
Außer Konkurrenz
Zugegeben, wer kein Problem hat, Hunderttausende von Euro auszugeben, tut sich leicht, eine interessante Sammlung aufzubauen. Aber Münzensammeln kann man auch mit weniger Geld. Wir treten mit unserer letzten Münze den Beweis an, dass man kein Millionär sein muss, um interessante Münzen zu kaufen. Für 120 Euro + Aufgeld hätte ein Sammler in Auktion 337 den wunderschönen Obol der Ionischen Inseln kaufen können, dessen Münzbild nicht nur eine, sondern viele Geschichten erzählt.
Die Ionischen Inseln liegen vor der Westküste Griechenlands. Die bekannteste von ihnen dürfte selbst heute noch Ithaka sein, die Heimat des listenreichen Odysseus, auch wenn die kleine Insel nie irgendwelche wirtschaftliche Bedeutung hatte. Das wichtigste Handelszentrum der Inselgruppe lag auf Korfu, das 1215 von der venezianischen Flotte erobert wurde. Und an die Herrschaft der Venezianer erinnert die Vorderseite der Münze: Sie zeigt den geflügelten Markuslöwen, der in seiner Hand ein Pfeilbündel hält, das von einer Binde umgeben ist, auf der wir ein Kreuz sehen. Was dieses Pfeilbündel bedeutet, erläutert die Umschrift KRATOS IONIKON – die Stärke der Ionischen [Inseln]. Damit erinnern die Pfeile an ein altes Gleichnis, das ein sterbender Vater seinen Söhnen mit auf den Lebensweg gab. Um ihnen zu demonstrieren, dass sie gemeinsam stark, einzeln schwach seien, bat er sie erst, das geschnürte Bündel der Pfeile zu brechen. Und als sie daran scheiterten, zeigte er ihnen, wie leicht es sei, die einzelnen Pfeile zu knicken. Um welche Art der Einigkeit es sich auf dieser Darstellung handelt, zeigt das Kreuz, das die Einheit der Christen gegen die Türken thematisiert. Schließlich befinden wir uns mit dieser Münze zeitlich gesehen kurz vor dem Beginn der Griechischen Revolution.
Tatsächlich herrschte alles andere als Einigkeit auf den Ionischen Inseln. Sie standen nach dem Sieg über Napoleon und den Vereinbarungen im Pariser Vertrag seit 1815 unter der Herrschaft Großbritanniens. Der britische Lord-Oberkommissar hatte seit der am 1. Januar 1818 in Kraft getretenen Verfassung die fast unumschränkte Macht. Dies zeigt die Rückseite der Münze, auf der die Seemacht Britannia mit Dreizack und Wappenschild den Frieden für die Ionischen Inseln zu bringen vorgibt. Tatsächlich war es kein Frieden, sondern Unterdrückung. Immer wieder kam es zu offenem Aufruhr, bis die Briten am 2. Juni 1864 die Ionischen Inseln dem griechischen Königreich übergaben.
Viel Geschichte für 120 Euro – oder etwa nicht?
Mehr Ergebnisse (und ein paar unverkaufte Stücke) finden Sie auf der Website von Künker.
Wenn Sie an einer Einlieferung interessiert sind, wenden Sie sich an die Kundenbetreuung von Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail.