Die numismatische Welt in Warschau

Auch die MünzenWoche wird auf dem XVI Internationalen Numismatischen Kongress vertreten sein. Foto: Nieszka / CC BY-SA 3.0 pl
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Ich erinnere mich gut an meinen ersten Internationalen Numismatischen Kongress in Berlin. Nur wer seinen Kongress Badge trug, hatte freie Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln und freien Eintritt in die Museen. Also trug jeder seinen Badge. Auf einmal sah man im Stadtbild, wie viele Numismatiker durch Berlin streiften. Für mich, die ich in meinem Freundeskreis eher als Exotin gehandelt wurde, ein absolutes Erlebnis. Noch heute halten viele Freundschaften, die während jenes lange vergangenen INC begonnen haben. Denn nirgendwo ist Netzwerken leichter, nirgends findet man mehr und schneller neue Freunde wie im Kreise von Gleichgesinnten. Deshalb empfehle ich jedem, der sich für die Numismatik interessiert und der es hören will, an jedem Internationalen Numismatischen Kongress teilzunehmen. Es lohnt sich – für jeden einzelnen und für die Numismatik als Ganzes!

Planung mit Hindernissen

Wenn der INC am 11. September 2022 um 15.00 beginnt, werden die Organisatoren erst einmal aufatmen, denn vorangegangen ist eine Zitterpartie, die sich in Taormina noch niemand hat vorstellen können. Zunächst kam Corona und die große Unsicherheit. Alek Bursche und sein Team waren eigentlich gar nicht betroffen. Der Kongress war schließlich erst für 2021 angesagt. Trotzdem entschieden sie sich weise und extrem frühzeitig, die nicht vorhersehbare Situation dadurch aufzulösen, dass sie den Kongress um ein Jahr auf 2022 verlegten.

Und dann kam der Ukraine-Krieg. Er vernichtete die vielen Bemühungen von Alek Bursche, den INC zu einem Treffpunkt von West und Ost zu machen. Schließlich besteht Russland nicht nur aus seiner Regierung, sondern aus vielen Individuen, unter denen sich einige der weltweit besten Numismatiker befinden. Sie können nun nicht zum Kongress kommen, ganz gleichgültig, wie ihre politische Einstellung ist.

Corona und der Ukraine-Krieg schrecken einige Numismatiker davon ab, persönlich am Kongress teilzunehmen. Sie haben die Möglichkeit, ihren Vortrag via Internet zu halten resp. alle Vorträge im Internet anzuhören. Damit wird der XVI Internationale Numismatische Kongress der erste INC sein, der sowohl im realen wie im virtuellen Raum stattfindet.

Numismatiker aus aller Welt

Rund 800 Anmeldungen haben die Organisatoren für diesen Kongress erhalten – die Begleitpersonen nicht mitgerechnet. 750 Numismatiker und Numismatikerinnen reisen persönlich zum Kongress. Sie kommen aus aller Welt. Hier nur eine kleine Kostprobe der Länder, wenn man die Autoren betrachtet, deren Namen mit A beginnt: Ägypten, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Israel, Italien, Kanada, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz, Spanien…

Man kann Vorträge von 574 Rednern zu 555 Themen hören. Es wird an vier Tagen jeweils 4 Sitzungen geben, bei denen gleichzeitig 7 Veranstaltungen stattfinden. Wie immer ist die Antike völlig überrepräsentiert. Von den sieben Sitzungen beschäftigen sich meist mindestens drei mit griechischen, römischen und byzantinischen Münzen, eine, manchmal zwei mit Münzen des Mittelalters und des Orients und nie mehr als eine mit den modernen Münzen, wobei die Moderne zumeist im 19. Jahrhundert endet.

Gleich mehrere Round Tables und Vorträge beschäftigen sich mit der Rolle, die das Internet für die Numismatik spielt.

Und ein Round Table trägt den wirklich bezeichnenden Titel „Finding Common Ground in the Cultural Property Debate“ (Finden wir einen gemeinsamen Nenner in der Kulturgutschutzdebatte!). Der Titel zeigt, dass gerade der Internationale Numismatische Kongress sich nicht als ein Repräsentant von Fanatikern sieht, sondern dass hier Wissenschaft, Museen, Händler und Sammler zusammenarbeiten.

Sponsoren des Internationalen Numismatischen Kongresses

Diese Zusammenarbeit existiert schon seit vielen Jahrzehnten. Unter den Rednern und Kongressteilnehmern sind viele, die im Alltag im Münzhandel ihr Geld verdienten. Und ohne die Sponsoren aus der Welt des Münzhandels wäre es wohl sehr schwierig gewesen, eine so gigantische Veranstaltung mit derart vielen Empfängen und Zusammenkünften auf die Beine zu stellen. Als Hauptsponsor konnte Alek Bursche schon früh die Samlerhuset Group gewinnen, die in Polen eine sehr aktive Abteilung namens Skarbnica Narodowa hat. Als Gold Sponsor ist Künker mit dabei. Vertreter von Künker werden im kleinen numismatischen Messezentrum während des ganzen Kongresses anwesend sein. Auch die IAPN unterstützt den INC, eine lange Tradition. Solange der anlässlich des Kongresses herausgegebene Numismatic Survey als Buch erschien, finanzierte die IAPN den Druck genauso wie die Herausgabe der Kongressakten.

Auch die MünzenWoche hat sich entschieden, erstmals als Sponsor aufzutreten. Und wir werden vor Ort mit einem eigenen Tisch anwesend sein. Wir glauben an Zusammenarbeit und wollen in Warschau wieder einmal herausfinden, wie wir anderen helfen können, ihre Projekte bekannter zu machen resp. wie andere uns helfen können, unsere Projekte zu realisieren. Schließlich ist der Internationale Numismatische Kongress der beste Platz zum Netzwerken und genau das wollen wir tun.

Join the Coin Scouts!

So werden wir zum Beispiel unter dem Motto „Join the Coin Scouts!“ exakt 100 Tester suchen, die mit unserer neu programmierten App in der ganzen Welt auf die Jagd nach numismatischen Adressen gehen. Wir möchten in den nächsten Jahren nämlich ein numismatisches Directory aufbauen, das Museen, Münzhandlungen, Münzstätten, numismatische Sehenswürdigkeiten, Forschungsinstitute, Vereine und Verbände erschließt. Und zwar nicht nur für Westeuropa und vielleicht noch die USA, sondern auf der ganzen Welt.

 

Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, und wenn Sie Fotos vom Internationalen Numismatischen Kongress sehen wollen, dann besuchen Sie doch die Landing Page, die wir eigens für den INC geschaffen haben.

Alle Details zum Kongress finden Sie auf der Seite des INC.

Und was man in Warschau aus numismatischer Perspektive alles sehen und erleben kann, darüber haben wir 2018 eine dreiteilige Serie veröffentlicht: Teil 1, Teil 2, Teil 3.

Und jetzt bleibt nur noch eines: sich auf die legendäre polnische Gastfreundschaft zu freuen.