23-04-2014 – 24-04-2014
Auktion 412
Frühjahrsauktion in Frankfurt
Den Auftakt zur diesjährigen Frühjahrsauktion der Frankfurter Firma Dr. Busso Peus Nachfolger bildet eine kleine Gruppe von handverlesenen griechischen und römischen Münzen.
Die Abteilung mittelalterlicher und neuzeitlicher Prägungen enthält neben vielen seltenen Einzelstücken aus allen Gebieten etliche Spezialsammlungen. Herauszuheben ist eine herausragende Spezialsammlung von ca. 200 Positionen zur Geschichte der Juden. Viele der Stücke stammen aus dem Nachlass des weithin bekannten niederländischen Arztes Dr. Arthur Polak, darunter Inedita und Rarissima, die seit Jahrzehnten nicht angeboten wurden.
Darüber hinaus wird eine gepflegte alte Kollektion von ca. 50 Schraubtalern und -medaillen angeboten.
Eine nahezu vollständige Sammlung von Porzellanmünzen dürfte die wohl beste sein, die in den letzten Jahrzehnten versteigert wurde.
Herausragend ist auch die stattliche Reihe von Reichssilbermünzen in Polierter Platte.
Nach einer Serie von ca. 200 Schützenmedaillen kommt die numismatische Handbibliothek von Dr. Günther Brockmann mit Standardwerken zur Medaillenkunst zum Aufruf.
Den Abschluss der diesjährigen Frühjahrsauktion des Frankfurter Traditionshauses bildet eine große Reihe preiswert geschätzter Lots von Münzen und Medaillen mit zigtausend Prägungen.
In der Angebot kommen unter anderem folgende Stücke zur Versteigerung:
- Lukanien. Unbestimmte Münzstätte nahe Sybaris (Breig?). Bronze um 300 v. Chr. Menschenköpfige Stierprotome (Flussgott Traeis) / Ähre, im Feld Delphin. Morcom in Festschr. Behrend (2000) S. 159, 2; Rutter, HN 2678. 3,54 g. Schwarzgrüne Patina, Von größter Seltenheit. Vorzüglich/Sehr schön.
- Sizilien. Naxos. Hemidrachme 413/404 v. Chr. Kopf des Flussgottes Assinos / Kauernder Silen mit Kantharos. Cahn, Naxos 115. 1,76 g. GOLD. Selten. Sehr schön.
- Römische Republik. Anonym Goldstater 225/214 v. Chr., Mzst. in Kampanien (?) Januskopf mit den Zügen der Dioskuren / Schwurszene: Kniender Opferpriester mit Ferkel zwischen 2 Kriegern. Cr. 29, 1; Syd. 69. 7,07 g. GOLD Äußerst selten. Vorzüglich.
- Frankreich. Medaille 1806, auf den Hohen Rat der Juden (Grand Sanhedrin). Stempel von Depaulis und Brenet. 41 mm. Äußerst selten. Originalprägung, vorzüglich. Am 23. August 1806 wurde unter Napoléon Bonaparte eine Versammlung von 71 jüdischen Honoratioren einberufen. Sie sollten Antworten auf die ihnen gestellten Fragen zum Verhältnis von jüdischem und staatlichem Recht, jeweils basierend auf Grundsätzen von Halacha und Bibel finden. Diese Versammlung wurde „Der Große Sanhedrin“ genannt.
- Kirchenstaat. Clemens VIII., 1592-1605. Piastra o. J. (um 1600), Avignon. Stadtansicht von Avignon unter Adler in doppeltem Blätterkreis / DATVM COELIUS unter Engelsbüste in doppeltem Blätterkreis. Madai Bd. II, S. 872, 5273; Schultheß-Rechberg Bd. 2, 1, Nr. 2790 und Anmerkung, sonst nirgends beschrieben. 2. bek. Exemplar oder Unikum. Sehr schön.
- Norwegen, Königreich,Christian IV. von Dänemark, 1588-1648. Speciedaler 1642, Christiania. Sehr schön/Vorzüglich.
- Norwegen, Friedrich III. von Dänemark, 1648-1670. Speciedaler 1664 FG, Christiania. Sehr selten. Sehr schön.
- Russland. Peter III. von Schleswig-Holstein-Gottorp, 1762. Dukat 1762, St. Petersburg. GOLD. Äußerst selten. Gewellt, sehr schön.
- Russland. Peter III. von Schleswig-Holstein-Gottorp, 1762. 10 Rubel 1762, St. Petersburg. GOLD. Sehr selten. Sehr schön/Vorzüglich.
- Hameln, Stadt. Taler zu 24 Groschen 1639, mit Titel Ferdinands III. Dav. 5384; Kalvelage/Schrock 212. Sehr selten. Sehr schön.
- Pommern, Herzogtum, Bogislaw XIV., 1625-1637, Herzog von Pommern-Stettin. Goldgulden 1628, Stettin. Slg. Pogge . GOLD. Äußerst selten. Sehr schön.
- Sachsen-Weimar, Herzogtum, Friedrich Wilhelm, Administrator von Kursachsen, 1591-1601. Ovale Medaille 1593, auf die Verwaltung seines Erzmarschallamtes auf dem Reichstag zu Regensburg. Stempel von Heinrich von Rehnen. Tentzel Tf. 27, V. 46,5 x 35,5 mm., 43,05 g. Vermutlich Unikum. Vorzügliches Prachtexemplar. Im Handel bisher nur als Gold- und Silberguss vorgekommen.
- Frankfurt, Reichsstadt. 3 Dukaten 1658, auf die Krönung Leopolds I. zum Deutschen Kaiser. F. 978; Förschner 82.2; Joseph/Fellner 2162. GOLD. Äußerst selten. Winziger Kratzer, vorzüglich/Stempelglanz. Exemplar der Slg. Fuchs, Auktion Peus Nachf. 390, Nr. 487.
- Frankfurt, Reichstadt. Medaille 1711 (Chronogramm), auf den großen Brand in der Judengasse. Stempel von Chr. Wermuth. Randschrift. 44 mm. Äußerst selten. Vorzüglich/Sehr schön. Am 14. Januar 1711 ereignete sich in der Judengasse eine der größten Brandkatastrophen, die Frankfurt jemals betroffen haben. Sie blieb im kollektiven Gedächtnis der Stadt als Großer Judenbrand erhalten. Das Feuer brach gegen acht Uhr abends im Hause Eichel des Oberrabbiners Naphtali Cohen aus. Mit einer Frontbreite von über 9,50 Metern war das gegenüber der Synagoge gelegene Haus eines der größten in der ganzen Gasse. Der starke Wind und die Enge der Gasse begünstigten die rasche Ausbreitung des Feuers ebenso wie die Bauweise der Häuser in Fachwerk, ohne hinreichende Brandmauern und mit weiten Überhängen zur Mitte der Gasse hin. Aus Angst vor Plünderungen hielten die Bewohner die Tore der Gasse lange verschlossen, bis sich die Bevölkerung der christlichen Stadtviertel um die Judengasse aus Angst vor einem Übergreifen des Feuers gewaltsam Zutritt verschaffte. Trotzdem gelang es nicht, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Nach 24 Stunden waren alle Häuser des Ghettos bis auf eines verbrannt. Weil der Wind sich im letzten Augenblick gedreht hatte, griff der Brand nicht auf die umliegenden Viertel über. Vier Menschen verloren in der Feuersbrunst ihr Leben und zahlreiche Kostbarkeiten gingen verloren, darunter Bücher, Handschriften und Thorarollen. Nach der Katastrophe durften die Bewohner der Gasse bis zum Wiederaufbau ihrer Häuser zur Miete in christlichen Häusern Frankfurts wohnen. Wer sich das nicht leisten konnte, war gezwungen, in Offenbach, Hanau, Rödelheim und anderen Orten der Umgegend mit jüdischen Gemeinden Unterschlupf zu suchen. Juden, die ohne Stättigkeit in der Gasse gewohnt hatten, wurden ausgewiesen. Die jüdische Gemeinde Frankfurts beging den Jahrestag des Brandes, nach jüdischem Kalender der 24. Tevet, fortan als Buß- und Fasttag. Die erste Sorge der jüdischen Gemeinde galt dem Wiederaufbau ihrer abgebrannten Synagoge. Bereits Ende September 1711 wurde der Neubau, der auf den alten Fundamenten errichtet worden war, eingeweiht. Für den Wiederaufbau der Gasse erließ der Rat strenge Bauvorschriften.
- Mainz, Erzbistum, Daniel Brendel von Homburg, 1555-1582. 1/2 Taler 1571, Mainz. Prinz Alexander 310; Slg. Pick ; Slg. Walther . Äußerst selten.Einhieb am Rand, vorzüglich. Letztes Vorkommen im Handel Auktion Cahn Nachf. 65, 1929, 1751, an das Stadtarchiv Mainz.
- Rottweil, Reichsstadt. Reichstaler 1623, mit Titel Ferdinands II. Adler / Doppeladler. Dav. 5803; Nau 30. Sehr selten. Leichtes Zainende, sehr schön/Vorzüglich.
- München, Stadt. Medaille 1826, auf die Einweihung der neuen Synagoge in Anwesenheit Königs Ludwigs I. und seiner Gemahlin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Stempel von Löwenbach. 39 mm. In dieser Größe unediert. Kleine Kratzer, vorzüglich. Mit dem Beschluss vom Februar 1815 (ermöglicht in Folge des „Judenediktes“ von 1813), eine jüdische Gemeinde in der Stadt zu begründen, wurde auch der Bau einer neuen Synagoge in die Wege geleitet. Auch der staatlichen Aufsichtsbehörde lag nach einem Dokument vom Ende Februar 1815 daran, dass die jüdischen Familien „sich so schleunig als möglich um ein Lokale bewerben, worinnen die ganze kirchliche Gemeinde versammelt werden kann“. Im Hintergrund stand das Problem, dass damals keine Privatversammlungen (private „Filialsynagogen“) außerhalb der offiziellen kirchlichen Räume geduldet waren. Die Bauplatzfrage erwies sich freilich als sehr schwierig. Die jüdische Gemeinde wollte einen Bauplatz in der Innenstadt bekommen; das Innenministerium wollte die Synagoge nur in einem Außenbezirk erlauben. Seit 1816 wurde der Bau der Synagoge nahe dem Theater am Isartor diskutiert (damalige Theaterstraße, heute Westenriederstraße). Auch dieser war heftig umstritten, da das Grundstück in der Nähe von Schlachthöfen lag, wodurch die Gegend für einen Kultbau unwürdig erschien. Am 26. Juli 1824 konnte endlich in der Westenrederstraße der Grundstein für eine neue Synagoge gelegt werden. Die Einweihung der Synagoge war am 21. April 1826. Nach Einweihung der neuen Hauptsynagoge 1887 in der Herzog-Max-Straße wurden 1888 die Grundstücke an der Westenriederstraße versteigert, die baufällig gewordenen Gebäude 1889 abgebrochen.
- RDR, Maria Theresia, 1740-1780. Medaille 1745 (Chronogramm), auf die Vertreibung der Juden aus Böhmen und den erfolgreichen Protest der jüdischen Gemeinden von Amsterdam, Rotterdam und Den Haag dagegen. Stempel von N. van Swinderen. Thronende Kaiserin, daneben Caritas und Justitia, davor Krieger und Hohepriester, im Hintergrund Ansicht von Prag / Das Innere des Tempels von Jerusalem, an den Wänden die Wappen der die Juden aufnehmenden Länder England, Niederlande, Schweden und Polen, oben das ungarisch-böhmische Wappen. In Silber äußerst selten, herrliche Patina, winzige Randfehler, vorzüglich.
- Bremen, 5 Mark 1904 J, ohne Perlkreis. J. 60 Anm.; Schaaf 59/G1 . Äußerst selten. Stempelglanz.
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