Dreister Einbruch in die Berliner Gedächtniskirche – Orden und Medaillen gestohlen

Ein Mosaik der Kaiserfamilie in der Gedächtniskirche zeigt viele der gestohlenen Orden. Foto: KW.
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Und wieder ein dreister Einbruch in eine Kultureinrichtung. Diesmal traf es die berühmte Gedächtniskirche im Berliner Stadtteil Charlottenburg, in der Medaillen und Orden als Leihgabe des Hauses Hohenzollern ausgestellt waren.

Natürlich stellt man sich die Frage, ob es einen Zusammenhang mit den spektakulären Einbrüchen der letzten Jahre gibt: Dem Diebstahl im Berliner Bodemuseum 2017, bei dem die Riesengoldmünze „Big Maple Leaf“ geraubt wurde, und dem Einbruch ins Grüne Gewölbe am 25. November 2019, bei dem aus dem Juwelenzimmer eine komplette Juwelengarnitur Augusts des Starken entwendet wurde. Hat die organisierte Kriminalität wieder zugeschlagen?

Vermuteter Tathergang

Viele offizielle Angaben gibt es zu diesem Fall noch nicht. Laut Medienberichten brachen die Diebe in der Nacht vom 9. auf den 10. Februar eine Hintertür zur Gedenkhalle im alten Kirchenturm auf, nachdem sie zuvor erfolglos versucht hatten, ein Fenster einzuschlagen.

In der Gedenkhalle brachen Sie die Vitrinen auf, in denen verschiedene Orden und Medaillen im Zusammenhang mit der Geschichte der Hohenzollern ausgestellt waren und wohl auch als Leihgabe des Hauses Hohenzollern aus deren Besitz stammten.

Folgende Stücke sind entwendet worden:

  • Schwarzer Adler-Orden (Bruststern & Ordenskreuz mit gelber Schärpe)
  • Roter Adler-Orden (Bruststern & Ordenskreuz mit Schärpe orange/weiß)
  • Jubiläumsabzeichen Silberhochzeit Kaiserpaar 1906 (Nadel mit Eichenlaub)
  • Erinnerungsmedaille 100. Geburtstag Kaiser Wilhelm I. (ohne Abbildung)
  • sechs Silbermünzen (ohne nähere Beschreibung)
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde 1895 fertiggestellt und im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Die Turmruine wurde als Mahnmal gegen den Krieg erhalten. In ihr ist die Gedenkhalle untergebracht, aus der die Medaillen, Orden und Münzen gestohlen wurden.

Dreist, aber nicht unbedingt gut geplant

Hat die organisierte Kriminalität – wie in Berlin und Dresden – wieder zugeschlagen? Das ist eher nicht anzunehmen. Die Täter waren nicht nur hinter den Orden her: Auch die Opferstöcke für Spendengelder und die Kassen wurden aufgebrochen. In denen befand sich laut Medienberichten jedoch kaum etwas, da sie am Vortag geleert worden waren. Mit solchem Kleinkram hätten sich die perfekt organisierten Täter der anderen Fälle vermutlich nicht abgegeben.

Das Vorgehen scheint insgesamt weniger professionell, wie der erfolglose Versuch, durch das Fenster einzudringen, zeigt. Außerdem sind die Sicherheitsmaßnahmen in den meisten Kirchen – seien wir ehrlich – miserabel. Für gute Sicherheitssysteme oder gar Wachpersonal ist nur selten Geld vorhanden, so wohl auch bei der Gedächtniskirche. Die Sicherheitsvorkehrungen der Gedächtniskirche zu überwinden, scheint nicht dieselbe Professionalität und präzise Insiderkenntnis benötigt zu haben wie im Falle des Bodemuseums oder im eigentlich für seine Sicherheitssysteme bekannten Grünen Gewölbe.

Die Tat erinnert damit eher an wenig durchdachte, aber dreisten Einbrüche wie in Strängnäs, wo die 2018 gestohlenen Kronen des Schwedenkönigs Karls IX. im Müll gefunden wurden, oder den Raub des Herzens der Anne de Bretagne im gleichen Jahr.

Es könnte auch ein großer Coup von kleinen Fischen gewesen sein: Denkbar ist ein Zusammenhang zu ähnlichen kleineren Einbrüchen in Berliner Kirchen, von denen der Tagesspiegel berichtet hat: „So wurden etwa im vergangenen März aus einer Charlottenburger Kirche diverse Gegenstände wie Messkelche gestohlen, in Lichtenberg wurden ein Altarkreuz und eine Musikanlage aus einer Friedhofskapelle entwendet, im Februar verschwanden während eines Gottesdienstes zwei Monstranzen aus einer Kirche in Prenzlauer Berg.“

Eins steht fest: Solche dreisten Diebstähle häufen sich. Es bleibt zu hoffen, dass diese Fälle wenigstens für mehr Investitionen in die Sicherheit von Kultureinrichtungen sorgen.

Wir halten Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Übrigens auch im Falle der Berliner Riesengoldmünze, bei dem in den nächsten Tagen mit einer Urteilsverkündung gerechnet wird.

 

Sachdienliche Hinweise bitte an die entsprechende Dienststelle der Polizei:

Der Polizeipräsident in Berlin

LKA 444 (Kunstdelikte)

Tempelhofer Damm 12

12101 Berlin

Sachbearbeiter: KHK Bluhm

Telefon: (030) 4664 – 94 44 01

Telefax: (030) 4664 – 94 44 99

E-Mail

 

Abbildungen des Diebesguts als PDF-Datei können Sie hier abrufen.

Wir informierten zuletzt im September über den aktuellen Stand der Dinge im Prozess um die gestohlenen Riesengoldmünze.