13-03-2016 – 17-03-2016
Auktion 273-276
Künker März-Auktion 273-276: Wer den Pfennig nicht ehrt…
Vier Auktionskataloge legt Künker diesen Frühling vor. Von der Antike bis zur Bundesrepublik, Münzen und Medaillen aus Deutschland (mit einer Spezialsammlung Münster), Europa (mit großen Partien mittelalterlicher Münzen der Karolinger, aus Dänemark und Großbritannien), aus Russland und der ganzen Welt. Für viele wird der Höhepunkt allerdings erst am letzten Tag der Woche kommen: Dann versteigert Künker die Sammlung Lorenz: Kleinmünzenraritäten und Proben aus Deutschland nach 1871. Aber natürlich sind in diesem Katalog auch die großen Seltenheiten der Kaiserreichsprägungen gelistet.
Nr. 127: KATANE (Sizilien). Tetradrachme, um 460. Auktion Sternberg 20 (1988), 254. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 50.000,- Euro.
Auktion 273: Antike
Mit rund 60 keltischen und 440 griechischen Prägungen beginnt die Auktion. Natürlich bemerkt der Kenner viele Raritäten: Eine Partie bayerischer Regenbogenschüsselchen zum Beispiel oder die zwei Tetradrachmen aus Katane: Das archaische Stück mit dem Flussgott in Stiergestalt (127, vz, Taxe: 50.000 Euro) und das klassische Stück mit dem Frontalporträt des Apollon aus der Hand der Herakleides, wohl die schönste griechische Münze aller Zeiten (129, vz/ss, Taxe: 50.000 Euro).
Interessante Münzen finden sich bei den Griechen mehr als genug: So eine Dekadrachme aus Syrakus, ein goldener Distater des Alexander, oder ein kyzikenischer Elektronstater mit den beiden Adlern, die sich über dem Omphalos treffen, nachdem sie den Weltkreis umflogen haben. Dazu bietet die Abteilung Ägypten eine reiche Auswahl an Goldmünzen.
Nr. 566: SEXTUS POMPEIUS, + 35 v. Chr. Aureus, 37/36 v. Chr., sizilische Münzstätte. Aus Sammlung Feuardent, Auktion Bourgey (2009), 23. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 75.000,- Euro.
Wer römische Münzen sammelt, sollte sich den Katalog sehr genau ansehen. Die römische Republik ist gut bestückt und bietet einen historisch hoch bedeutenden Aureus von großer Seltenheit, ausgegeben von Sextus Pompeius mit seinem Porträt auf der Vorder- und den Porträts von Vater und Bruder auf der Rückseite (566, ss, Taxe: 75.000 Euro).
Auch die Abteilung Kaiserzeit offeriert Aurei in reicher Auswahl: Caligula mit Augustus, Titus, Domitian mit Domitia, Marcus Aurelius, der jugendliche Caracalla mit Septimius Severus und Iulia Domna, Herennia Etruscilla sowie Priscus Attalus, und das sind nur einige Beispiele. Das seltenste Stück ist ein Aureus des Postumus, der ihn auf der Vorderseite im Doppelporträt mit Hercules zeigt, auf der Rückseite erscheinen die Büsten von Victoria und Felicitas (901, gestopftes Loch, sonst vorzüglich, Taxe: 75.000,- Euro).
Nr. 742: HADRIAN, 117-138. Cistophor, 128-138, Nikomedia. Aus Auktion Leu 18 (1977), 330 (dort Titelstück). Selten. Vorzüglich. Taxe: 5.000,- Euro.
Natürlich gibt es auch herausragend erhaltene Silbermünzen und Bronzeprägungen mit exquisiter Patina, so das Titelstück der Auktion, ein Cistophor des Hadrian mit dem Tempel der Roma und des Augustus auf der Rückseite (742, vz, Taxe: 5.000 Euro).
Selbst langjährige Sammler dürften über das umfangreiche Angebot an Medaillons staunen. Wir können stellvertretend nur einige wenige nennen, so ein äußerst seltenes bimetallisches Bronze-Medaillon, das auf seiner Rückseite das Eintreffen der Getreideflotte in den Hafen von Ostia darstellt (811, ss, Taxe: 5.000 Euro) und ein wohl unikes Goldmedaillon im Gewicht von anderthalb Solidi von Constantin dem Großen, geprägt 324 in Nikomedia (938, vz, Taxe: 10.000 Euro).
Einige Prägungen der Völkerwanderungszeit, des byzantinischen Reichs, der Kreuzfahrer und aus dem Orient schließen die Auktion Antike ab.
Nr. 1644: BRANDENBURG-BAYREUTH. Friedrich, 1735-1763. Bronzene Freimaurermedaille 1759 (5759), unsigniert, der Loge zur Sonne in Bayreuth auf seine zweite Vermählung mit Sophie Karoline Marie. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 150,- Euro.
Auktion 274: Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit / Sammlung Münzwaagen und Einsatzgewichte
Dass Münzen mit einer großen Geschichte nicht teuer sein müssen, dafür tritt eine Freimaurermedaille aus dem Jahr 5759 den Beweis an. Aus dem Jahr 5759? Ja, Sie haben richtig gelesen, denn die Freimaurer ließen ihre Zeitrechnung mit dem Jahr des Lichts 4000 v. Chr. beginnen und postulierten, dass in diesem Jahr die Welt erschaffen worden sei. Das Jahr 5759 entspricht also dem Jahr 1759 unserer Aera. Das Stück, dessen reiche Darstellungen auf die Geheimnisse der Freimaurer anspielt, ist im Künker-Katalog 274 unter Nummer 1644 zu finden und ist in seiner vorzüglichen Erhaltung mit 150 Euro geschätzt.
Natürlich gibt es unter den altdeutschen Münzen auch weitaus teurere Stücke. Man werfe nur einen Blick auf die große Auswahl an Lösern aus den Braunschweiger Herzogtümern. Das teuerste Stück ist dort mit seiner Schätzung von 7.500 Euro ein dreifacher Reichstaler 1647 des Friedrich von Braunschweig-Lüneburg-Celle aus Clausthal. Die Rückseite drückt die damals weit verbreitete Friedenssehnsucht aus, indem sie zwei sich umarmende Bergleute vor dem Schachteingang darstellt.
Nr. 1968: HESSEN-DARMSTADT. Ludwig VIII., 1739-1768. Jagdtaler 1751, von A. Schäfer. Aus Slg. Mercator, Auktion Künker 220 (2012), 7755. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 10.000,- Euro.
Ein historisches Zeugnis von hohem Rang für das barocke Hofzeremoniell sind zwei Taler Ludwigs VIII. von Hessen-Darmstadt. Sie zeigen Szenen aus der fürstlichen Jagd mit eindrücklichen Tierdarstellungen. Ludwig war nämlich zu seiner Zeit ein begeisterter Anhänger des Jagdsports, der zur Entlohnung seiner Jäger die so genannten Hirsch- und Jagdtaler mit entsprechenden Jagdszenen prägen ließ.
Eine Spezialsammlung Münster mit großen Raritäten – die Goldmünzen finden sich in Auktionskatalog 275 –, eine große Partie mit seltenen Münzen aus Sachsen, und eine umfangreiche Sammlung seltener Münzwaagen aus dem In- und Ausland schließt den ersten Teil des Kataloges ab.
Es folgt das Ausland – von A wie Albanien bis Z wie Zypern. Die Sammler von mittelalterlichen Prägungen werden die Seiten besonders aufmerksam studieren. Fast 50 Münzen der Karolinger, rund 70 Prägungen aus dem wikingerzeitlichen Dänemark, dazu knapp 150 Pfennige aus Großbritannien und Irland umfasst das Angebot.
Nr. 3425: SPANIEN. Felipe IV., 1621-1665. Cincuentin (50 Reales) 1632, Segovia. Nur 10 Exemplare bekannt. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 30.000,- Euro.
Und natürlich bietet die Abteilung Ausland auch sonst die gewohnte Qualität. So liegt in spektakulärer Erhaltung zum Beispiel ein Cincuentin, der spanischen Münzstätte Segovia aus dem Jahr 1632 vor.
Auktion 275: Goldprägungen / Russische Münzen und Medaillen
Am Mittwochnachmittag beginnt Auktion 275 zunächst mit den Goldprägungen des Auslands. Vor allem der französisch-belgische Raum ist hervorragend vertreten. Das Angebot reicht von einem prachtvollen Heaume d’or von Louis von Male über einen Merowinger aus der Walliser Abtei Saint-Maurice …
Nr. 4055: FRANKREICH. Louis XIII., 1610-1643. Huit louis d’or à la tete laurée 1640, Paris. Äußerst selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 100.000,- Euro.
… bis zu einem achtfachen Louis d’or aus dem Jahr 1640. Wobei natürlich auch viele interessante Varianten der „normalen“ Louis d’ors vorhanden sind. Greifen wir beispielsweise das Jahr 1786 heraus: Aus diesem Jahr offeriert Künker einfache und doppelte Louis d’ors aus Paris, Bordeaux, Limoges, Nantes und Lille.
Liebhaber von britischem Großgold sollten den Katalog ebenfalls aufmerksam durchblättern. Sie werden zahlreiche seltene 5 Guineas-Stücke finden. Aber auch die Serie von 1/2 und 1/3 Guineas und Sovereigns in überdurchschnittlicher Erhaltung ist mehr als einen Blick wert.
Nr. 4386: POLEN. Danzig, Stadt. 8 Dukaten 1644, mit Titel Wladislaws IV. (1632-1648). Äußerst selten. Fast Stempelglanz. Taxe: 150.000,- Euro.
Das Titelstück, das gleichzeitig bei einer Schätzung von 150.000 Euro als die Münze mit dem höchsten Startpreis unter den Hammer kommt, stammt aus Danzig. Es handelt sich um einen 8fachen Dukaten von 1644 mit dem Titel und dem Porträt Wladislaws IV., der auf der Vorderseite eine großartige Stadtansicht von Danzig zeigt.
Ganz so hoch sind die Schätzungen im altdeutschen Bereich nicht, aber auch hier gibt es einige nicht alltägliche Stücke, vor allem aus der Sammlung Vogel.
Dazu gehört zum Beispiel ein bayerischer Dukat von 1855, eine spätere Prägung zur Erinnerung an die Goldkronacher Ausbeute, mit einer Schätzung von 50.000 Euro, ein Goldabschlag zu 10 Dukaten aus den Stempeln des Bremer Talers von 1864 auf die Eröffnung der neuen Börse, geschätzt mit 20.000 Euro und ein Goldabschlag zu 20 Dukaten aus den Stempeln zum doppelten Vereinstaler 1871 von Württemberg, geschätzt mit 30.000 Euro. Aus der umfangreichen Sammlung von Prägungen aus Münster (siehe auch Auktion 274) stammt ein sechsfacher Dukat des Christoph Bernhard von Galen auf die Einnahme von Münster 1661, ebenfalls geschätzt mit 20.000 Euro. Und ganz besonders spektakulär ist ein Unikum, ein späterer Goldabschlag vom so genannten Schmetterlingstaler im Gewicht von 11 Dukaten, geschätzt mit 25.000 Euro.
Nr. 4934: RUSSLAND. Peter I. der Große, 1682-1725. 1/2 Rubel (Poltina) 1702 (kyrillisch), Moskau, Münzhof Kadashevsky. Aus Sammlung Lisenko. Sehr selten. Gutes vorzüglich. Taxe: 25.000,- Euro.
Es folgen die russischen Münzen mit fast 400 Nummern und zahlreichen Seltenheiten, so zum Beispiel ein 2 Rubel 1718 vom roten Münzhof in Moskau (4931, ss-vz, Taxe: 10.000 Euro), eine Poltina mit kyrillischer Jahreszahl 1720 aus dem Münzhof Kadashevsky in Moskau (4934, vz+, Taxe: 25.000 Euro) und ein 10 Rubel in Gold von 1766 aus St. Petersburg (4999, fast vz, Taxe: 10.000 Euro). Auch die Kleinmünzen sind sehr gut vertreten und bergen ungeahnte Schätze. So findet der Kenner das Novodel einer halben Kopeke aus Kupfer ausgegeben in Ekaterinburg 1840. Das ausnehmend seltene Stück kommt in der Erhaltung vorzüglich bis Stempelglanz mit hübscher Patina und einer Expertise von Igor Schiryakov aus dem Staatlichen Museum Moskau (Taxe: 1.500 Euro).
Nr. 5747: DEUTSCHES KAISERREICH. Sachsen. Friedrich August III., 1904-1918. 3 Mark 1917 E. Friedrich der Weise. PP. Taxe: 60.000,- Euro.
Auktion 276: Deutsche Münzen ab 1871 u. a. die Sammlung Lorenz
Kleinmünzen sind häufig wesentlich schwieriger in herausragender Erhaltung zu finden als Großsilbermünzen oder gar Goldmünzen. Das liegt in der Natur der Dinge. Auch heute noch findet man nur selten eine Gelegenheit, mit einem 500 Euro-Schein zu zahlen. Dennoch sind diese Scheine nicht selten. Sie werden gehortet und dabei geschont, genauso wie die 20 Mark-Münzen des deutschen Kaiserreichs es einst wurden.
Die kleinen Pfennige aber wechselten schnell und ständig den Besitzer. Für einen Pfennig bekam man um 1880 immerhin ein Ei. Und das war Geld, wenn man sich vor Augen hält, dass ein Metzgergehilfe in der Woche 72 Arbeitsstunden schuften musste, um fünf Mark zu verdienen!
Nr. 5517: DEUTSCHES KAISERREICH. 20 Pfennig 1887 E. Nur 50 Exemplare geprägt. Fast Stempelglanz. Taxe: 5.000,- Euro.
Dies alles muss man wissen, um die Qualität der Münzen aus der Sammlung Lorenz angemessen schätzen zu können. Und wenn man dann noch bedenkt, dass sogar von Friedrich dem Weisen, der beliebtesten Silbermünze des Deutschen Kaiserreichs, die man mit einer Schätzung von 60.000 Euro in Polierter Platte natürlich auch in der kommenden Künker Auktion kaufen kann, um die 50 Stücke erhalten geblieben sind, dann versteht man, was für eine Rarität das 1 Pfennig Stück von 1887 ist. Nur 25 Stück davon wurden geprägt. Es handelt sich um den letzten Pfennig aus Dresden vor der Verlegung der Münzstätte nach Muldenhütten (Taxe: 10.000 Euro). Ein 20 Pfennig-Stück1887 aus Muldenhütten wurde mit einer Auflage von 50 Exemplaren geprägt. In der Auktion wird es nun mit einer Schätzung von 5.000 Euro angeboten.
Vom Pfennig 1905 E aus Muldenhütten existieren gar nur wenige Exemplare, da er ausschließlich während des Münzbesuchs Friedrich Augusts III. geprägt wurde (Taxe: 10.000 Euro).
Wobei natürlich nicht alle Stücke in dieser doch relativ gehobenen Preisregion anzusiedeln sind. Schon für 150 Euro kann man zum Beispiel für ein 25 Pfennig Stück 1910 E in Polierter Platte mitbieten.
Nr. 6187: DEUTSCHES KAISERREICH. Sachsen-Coburg-Gotha. Ernst II., 1844-1893. 20 Mark 1872. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 60.000,- Euro.
Natürlich bietet auch das Reichssilber und das Reichsgold viele Seltenheiten. Friedrich den Weisen haben wir schon erwähnt. Auch der seltenste Reichsgoldtyp ist vertreten: Das 20 Mark Stück von 1872 mit dem Porträt Ernsts II. von Sachsen-Coburg-Gotha.
Mehr als 200 Stück umfasst die Probensammlung von Lorenz, und darunter sind viele Raritäten, die zum Teil weder in der Sammlung Beckenbauer waren, noch bei Schaaf verzeichnet sind. Wie bei Proben üblich, ist die Erhaltung durchgehend besser als vorzüglich. Greifen wir zwei ganz besondere Stücke heraus: Eine Probe zu 10 Reichspfennig von 1947 A mit slawischer 7 (mit Querstrich) und ein 2 Mark Stück von 1950 mit vertiefter Randschrift durch eine Lochung entwertet.
Die Kataloge können bestellt werden bei Künker, Nobbenburgerstr. 4a, 49076 Osnabrück; Tel: + 49 541 96202 0; Fax: + 49 541 96202 22; oder über E-Mail.
Sie finden alle angebotenen Stücke online hier.