Gorny & Mosch, D-München

15-06-2016 – 01-01-1970

Auktion 239: Kunst der Antike – Geschnittene Steine

Geschnittene Steine aus fürstlichem Besitz

Wer die Numismatik auf Münzen und Zahlungsmittel reduziert, dem entgeht, dass Jahrhunderte lang Münzen und Medaillen zusammen mit Gemmen und Kameen gesammelt wurden. Und dies nicht nur, weil viele Stempelschneider auch Gemmen herstellten.

200 Taler zahlte der Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar für die berühmte Lippertsche Daktylothek, wie er am 16. September 1825 an seinen (Sammler-) Freund Johann Wolfgang von Goethe schrieb. Denn Jahrhunderte lang stellten Gemmen und Kameen einen integralen Bestandteil jeder numismatischen Sammlung dar. Einen kostspieligen Bestandteil, denn Originale waren schwer erhältlich und deshalb teuer. Aus diesem Grund musste sogar ein derart potenter Sammler wie der Patron der Weimarer Klassik auf eine Daktylothek zurückgreifen, also auf eine Sammlung von Gipsabdrücken.

Heutige Sammler müssen dies nicht mehr tun. Wer seiner Münzsammlung einen Kameo oder eine Gemme hinzufügen möchte, sollte aufmerksam Auktion 239 von Gorny & Mosch durchblättern. Er wird darin Meisterwerke finden, die vor allem aus der Zeit des Klassizismus stammen.

Lot 493: Italien, um 1860. Mit 21 antiken und 5 neuzeitlichen Intaglios im Verlauf einzeln in Gold gefasst und mit Ösen verbunden, Intakt. Rufpreis: 17.000 Euro.

Herausragendes Stück ist ein goldenes Halsband mit 26 Intaglios, das in Italien um 1860 im Umkreis des Alessandro Castellani gefertigt wurde. Es besteht vorwiegend aus antiken, aber auch aus zeitgenössischen Stücken, die einzeln gefasst und zu einer engen Kette zusammengefügt wurden (Taxe: 17.000 Euro). Um 1780 wurde ein Armband hergestellt, das sieben Intaglios aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert vereint (Taxe: 9.000 Euro).
Ob Ringe, Krawattennadeln und Broschen, antike Vorbilder wurde lange Jahrhunderte nachgeahmt, um sich damit zu schmücken. Wundervoll gearbeitete Zeugnisse der Antikenverehrung des Klassizismus warten in Auktion 239 darauf, entdeckt zu werden.
So zum Beispiel ein modern gefasster Kameo mit dem Porträt der Lady Hamilton, der von einem Vertreter der neapolitanischen Gemmenschneider-Dynastie der Pichler angefertigt wurde. Die darauf dargestellte Mätresse des britischen Admirals Horatio Nelson war berühmt dafür, dass sie in privaten Vorstellungen antike Statuen als lebendes Bild nachstellte (Taxe: 6.200 Euro).

Lot 534: Anhänger mit Gemme, darauf Diana und Nymphe. Frühes 19. Jh. Großer querovaler Intaglio, Karneol, in moderner Goldfassung. Beazley Archive T1158. Intakt. Rufpreis: 1.800 Euro.

Ein Werk der gleichen Dynastie ahmt ein Karneol-Intaglio nach, auf dem die um ihren Gemahl Mausolos trauernde Artemisia dargestellt ist (Taxe: 3.000 Euro).
Viele der angebotenen Stücke wurden von dem Berliner Goldschmied Jens Schleede (*1935) gefasst und kommen aus einer Auktion des Hauses Sotheby’s, in der 1992 die vor 1840 zusammengetragene Sammlung eines russischen Fürsten aufgelöst wurde.
Ein Stück – eine Gemme aus Karneol mit einer Darstellung von Diana und Nymphe (Taxe: 1.800 Euro) – stammt aus der Sammlung des polnischen Prinzen Stanislas Poniatowski, einem Neffen jenes berühmten Poniatowski, den seine Geliebte, die Zarin von Russland, zum König von Polen machte. Dessen Nachkomme hatte von seiner Sammlung, die nach seinem Tode im Jahr 1839 bei Christie’s versteigert wurde, einen umfassend illustrierten Katalog publiziert.

Lot 313: Magische Gemme aus Hämatit. Römisch, 2.-3. Jh. n. Chr. Längsovaler, gewölbter Intaglio, Rand nach hinten abgeschrägt. Vgl. S. Michel, Bunte Steine – Dunkle Bilder: Magische Gemmen (2001) Nr. 40-42. Sinterspuren, intakt. Rufpreis: 5.000 Euro.

Aber natürlich gibt es auch jede Menge antiker Gemmen in Auktion 239, so zum Beispiel eine magische Gemme aus dem Blutstein Hämatit mit der Darstellung einer schakalköpfigen Gottheit (Taxe: 5.000 Euro) oder eine Gemme aus rotem Jaspis, die eine Silens- und eine Pansmaske vereinigt (Taxe: 500 Euro).

Einige weitere Highlights im Folgenden:

Lot 494: Goldenes Armband mit sieben Intaglios. Frankreich oder Schweiz, um 1780. Ein rosettengeschmücktes Zwischenglied beschädigt, ansonsten intakt. Rufpreis: 9.000 Euro.

Goldenes Armband mit sieben Intaglios aus dem 16. oder frühen 17. Jh. Frankreich oder Schweiz, um 1780. Mit rosettengeschmückten Zwischengliedern in dunkelblauem und weißen Email. Auf der Schließe Monogramm IB (Besitzer?). Alle Steine sind von ähnlicher Größe, rückseitig konvex und hochoval (Taxe: 9.000 Euro).

Lot 506: Brosche mit Kameo. Italien, frühes 19. Jh. Hochovaler Achat. Die moderne Goldfassung ist von Jens Schleede (Berlin) gefertigt. Vgl. D. Berges, Höchste Schönheit und einfache Grazie (2011) 246 Kat.Nr.153. Intakt. Rufpreis: 6.200 Euro.

Nr. 506: Brosche mit Kameo, darauf Porträt der Lady Hamilton. Italien, frühes 19. Jh. Hochovaler Achat mit dem Porträt der Lady Hamilton im Profil nach rechts. Darunter die Signatur PICHLER auf Griechisch. Ex Auktion Sotheby’s, European Sculpture and Works of Art, London, 10.12.1992, Nr. 320. Aus fürstlicher russischer Sammlung vor 1840 (Taxe: 6.200 Euro).

Der Katalog kann im Internet eingesehen werden.

Gerne schickt Gorny & Mosch auch einen Katalog zu. Bestellungen unter Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513.