Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, D-München

16-12-2014 – 01-01-1970

Auktion 227: Kunst der Antike

Kunst der Antike bei Gorny & Mosch

Knapp 650 Lose mit Kunstwerken der Antike werden am 17. Dezember 2014 in München bei Gorny & Mosch angeboten. Hier findet jeder Kenner etwas, ob einen überlebensgroßen Bronzetorso oder eine klassizistische Tabatiere. Das Preisspektrum reicht von 60 Euro bis 150.000 Euro. Ein besonderer Schwerpunkt der Auktion ist Schmuck, dazu Gemmen und geschnittene Steine: Originale und antikisierende Nachahmungen des Klassizismus.

1A: Torso eines nackten Gottes oder Heros. Römische Kopie nach griechischem Vorbild. Feinkristalliner, weißer Marmor. Höhe (ohne Plinthe): 94,7 cm. Aus deutscher Privatsammlung, davor bei Gordian Weber, Köln; ex Christie’s New York 12. Dezember 2002, 233; davor Schweizer sowie deutsche Privatsammlung. Schätzung: 150.000 Euro.

Wie immer beginnt die Auktion mit einigen ganz besonderen Objekten. Nennen wir gleich das höchst eingeschätzte Stück, einen männlichen Marmor-Torso aus römischer Zeit nach einem Vorbild der griechischen Klassik. Die idealisierte Gestalt eines jungen Mannes greift das klassische Schönheitsideal auf mit seinem rechten Stand- und linken Spielbein, und seinem – im perfekten Chiasmus – entspannt herabhängenden rechten, seinem angespannten linken Arm. Das wundervolle Kunstwerk, das vermutlich eine Bronzestatue nachahmt und wegen der unterschiedlichen Statik von Marmor ohne einen stützenden Baumstumpf nicht auskommt, ist mit 150.000 Euro geschätzt.
Auch die tanzende Mänade aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. wird ihre Liebhaber finden. Ihre ekstatischen Bewegungen sind wundervoll im weißen Marmor festgehalten. Der mit 40.000 Euro taxierte Torso stammt aus einer französischen Sammlung und wurde im Hotel Drouot in den 70er Jahren versteigert. Einen ganz anderen Charme strahlt der griechische Apollontorso aus. Die Marmorstatue entstand in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr., am Übergang zwischen spätarchaischer und frühklassischer Kunst (Schätzung: 55.000 Euro).

16: Überlebensgroßer Bronzetorso (Teil eines Kaiserbildnisses?). Römisch, 1. – 2. Jh. n. Chr. H. 54 cm. Aus niederländischer Privatsammlung. Erworben 2002 aus der Sammlung Bert van der Gen. 1969 auf dem Antikenmarkt in Amsterdam erworben. Schätzung: 65.000 Euro.

Ein weiterer Höhepunkt der Auktion ist ein überlebensgroßer Bronzetorso, der Oberkörper eines nackten Mannes aus dem 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem aufwändig ausgeführten Kunstwerk um den Teil eines Kaiserbildnisses. Der Herrscher wurde in heroischer Nacktheit, thronend wie Iuppiter dargestellt. Das Stück aus der Sammlung Bert van der Gen ist mit 65.000 Euro geschätzt.
Ein anderes wundervolles Objekt ist ein Fulcrum, das Kopfteil einer hellenistischen Kline. Passend zu ihrer Verwendung – sie war sicher eines der Möbel, auf denen die Gäste eines Symposions sich niederließen – ist das Fulcrum mit dionysischen Motiven geschmückt. Der jugendliche Dionysos wird von einem naturnah dargestellten Panther begleitet. Geschätzt ist dieses monumentale Zeugnis hellenistischer Kleinkunst mit 30.000 Euro.

47: Mastoider Silberbecher. Hellenistisch, 3. – 1. v. Chr. H. 9 cm. Aus dem Besitz einer Erbengemeinschaft, Erwerb in den 1980er Jahren. Schätzung: 50.000 Euro.

Thematisch und zeitlich würde dazu ein Trinkbecher aus Silber passen, der ebenfalls im Hellenismus entstand. Seine Form wird als „Mastoid“ bezeichnet, da sie die in Korinth entwickelten, einer Brustwarze (= Mastos) nachgestalteten Trinkgefäße nachahmt, wobei unser Becher nicht in einer Brustwarze endet, sondern einen flachen Boden zum Abstellen hat. Das Stück ist aufwändig verziert: Unterhalb der Lippe umspielt es ein vergoldeter Weinrankenfries (Schätzung: 50.000 Euro).
Wer mehr an Militärgeschichte interessiert ist, für den sind die 3 goldenen Phaleren aus der Zeit der Soldatenkaiser sicher eine Attraktion. Sie dienten als militärische Auszeichnungen und wurden in einem komplizierten Geflecht von Lederriemen am Körper getragen (Schätzung: 30.000 Euro).

85: Geschliffene Glasschale. 5. – 4. Jh. v. Chr. H. 5,8 cm. Aus U.S.-amerikanischer Privatsammlung, 1980er Jahre. Schätzung: 15.000 Euro.

Aus einer amerikanischen Sammlung stammt die außergewöhnliche Glasschale aus klassischer Zeit, die im 5. oder 4. Jh. v. Chr. entstand (Schätzung: 15.000 Euro). Wie uns zum Beispiel Aristophanes überliefert, wurde aus solchen Glasschalen am persischen Hof bei festlichen Anlässen getrunken. Glasgefäße aus dieser frühen Zeit sind ausgesprochen selten, so dass es nur wenige Vergleichsstücke gibt, so zum Beispiel im Stuttgarter Landesmuseum, im Corning Museum of Glas, im British Museum und in Düsseldorf.
Im 3. Jahrtausend v. Chr. entstand ein zentralgriechisches Idol aus Marmor angesetzt, das mit 35.000,-€ angesetzt wurde. Es stammt aus der Sammlung S. M. und wurde ca. 1965 erworben.

256: Goldener Treuering des Constantinus I. Römisch, 4. Jh. n. Chr. Aus Sammlung G. G., davor europäische Privatsammlung seit den 1990er Jahren. Schätzung: 11.000 Euro.

Vor allem für historisch interessierte Sammler ist der goldene Treuering mit dem Namen des Kaisers Konstantin des Großen eine Art Reliquie. Schließlich wurden solche Ringe als Auszeichnungen an verdiente Beamte und Offiziere verliehen. Vielleicht hielt also Konstantin selbst diesen Ring kurz in der Hand, ehe er ihn seinem zukünftigen Träger übergab (Schätzung: 11.000 Euro).

290: Cameo mit Bild des Tiberius. Römisch, 14 – 37 n. Chr. 4 x 3 x 1,65 cm. Lagenachat mit frontaler Büste des Kaisers Tiberius mit Lorbeerkranz, Paludamentum und Panzer. Aus englischer Privatsammlung. Aus Gorny & Mosch 154 (2006), 173. Schätzung: 12.000 Euro.

Auch in dieser Auktion werden zahlreiche Gemmen und geschnittene Steine angeboten, darunter originale Stücke wie ein Cameo mit der Frontalbüste des Kaisers Tiberius von einem unglaublich hohen Relief (Schätzung: 12.000 Euro). Viele Sammler werden sich aber auch für die klassizistischen Stücke interessieren, die zum Teil noch kunstvoller ausgeführt sind als ihre antiken Vorbilder. Dazu gehört der aus schwarzem Stein angefertigte Cameo mit dem Bildnis von Zar Paul I. (1796-1801), der in eine Tabatiere aus Bernstein eingelassen ist (Schätzung: 1.000 Euro). Man entdeckt in dieser Abteilung übrigens Stücke mit Schätzungen ab 60 Euro! So könnte man zum Beispiel auf einen wunderhübschen, intakten Lagen-Achat aus der Sammlung K. M. bieten, der mit nur 80 Euro taxiert ist und den Kopf des Dionysos zeigt. Dieses Kleinkunstwerk entstand Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts und greift ein hellenistisches Vorbild aus Alexandria auf.
Überhaupt, man muss kein Millionär sein, um interessante Kunst der Antike zu sammeln. Man muss nur die angebotenen Lots aufmerksam durchsehen. Dort findet sich zum Beispiel ein Konvolut von koptischen Textilfragmenten, die ein Sammler zwischen 1954 und 1976 erwarb. Die 10 Stücke, auf denen Vögel, Hasen, Ornamente und Heiligengestalten zu sehen sind, werden bescheiden mit 500 Euro geschätzt.

Den gesamten Katalog können Sie hier online einsehen.

Gerne schickt Gorny & Mosch Ihnen auch einen gedruckten Katalog zu.
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