Größter keltischer Goldfund des 20. Jahrhunderts geraubt

In der Nacht zum Dienstag, 22.11.2022, wurde dieser bedeutende Schatzfund gestohlen. Foto: UK.
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Berlin, Dresden, Manching. Erneut kam es zu einem aufsehenerregenden Einbruch in ein deutsches Museum. Vielen in der Münzwelt dürfte der diesmal erbeutete Schatz ein Begriff sein. Es handelt sich um den Schatzfund von Manching, bestehend aus fast 500 keltischen Goldmünzen.

Das kelten römer museum im oberbayrischen Manching ist Opfer eines Einbruchs geworden. Foto: Heinrich Stürzl / CC BY-SA 3.0.

Der Schatz war das Aushängeschild des kelten römer museums in Manching bei Ingolstadt. Das Museum liegt ganz in der Nähe des früheren keltischen Oppidums Manching, einer der bedeutendsten und größten Siedlungen der Kelten überhaupt. Die Funde aus dieser Siedlung werden im Museum präsentiert, darunter auch eben jener Goldschatz. Er wurde 1999 gefunden und galt als Sensation, als größter keltischer Goldfund des 20. Jahrhunderts. Seit 2006 war der Schatz in dem Museum zu sehen – bis er diese Woche gestohlen wurde.

Ein Blick in den Innenraum des Museums. Foto: UK.

Der Tathergang

Über den Tathergang ist bisher folgendes bekannt. Am 22. Novembers 2022 um 1.26 Uhr nachts sollen sich mutmaßlich mehrere Täter Zugang zum Museum verschafft haben, indem sie eine Außentür aufgehebelt haben. Sie brachen die Vitrine mit dem Schatz auf und bemächtigten sich des Goldes. Auch eine weitere Vitrine mit Münzen soll aufgebrochen worden sein. 1.35 Uhr und damit nur 9 Minuten nach dem Einstieg haben sie das Museum wieder verlassen. Erst am Morgen fiel Museumsmitarbeitern die Tat auf.

Moment, fragen Sie sich zurecht, es gab keinen Alarm? Doch! Der Bürgermeister von Manching bezeichnete das Museum als „Hochsicherheitstrakt“ und die Polizei bestätigte, dass der Alarm ausgelöst wurde. Er wurde aber nicht an die Sicherheitszentrale der Wachfirma übermittelt. Das hat laut bisherigem Stand der Ermittlung mutmaßlich mit einem weiteren Einbruch zu tun, der in derselben Nacht in Manching verübt wurde. Dabei wurden Medienberichten zufolge in einem Technikraum der Telekom mehrere Glasfaserkabel durchtrennt, was die Telefon- und Internetverbindungen von 13.000 Haushalten im Raum Manching unterbrach und auch das Museum betraf. Immerhin erklärte das LKA: „Die Datenträger der Videoaufzeichnungen im Museum wurden gesichert und werden im Nachgang ausgewertet.“

Selbst das LKA bezeichnet gegenüber den Medien den Tathergang als „wie man es sich in einem schlechten Film vorstellt“. Vor so einem Infrastrukturangriff scheinen auch Alarmanlagen nicht gefeit zu sein – wie sollen sich Museen also vor solchen Attacken effektiv schützen? Es bleibt der beklemmende Eindruck zurück: Wo genug kriminelle Energie ist, ist auch ein Weg.

Natürlich kommen dabei Erinnerungen an die Einbrüche in Berlin und vor allem Dresden auf, wo die Einbrecher einen Stromverteiler zerstörten, um die Straßenbeleuchtung auszuschalten. Hinter beiden Taten steckte ein polizeibekannter Clan.

Eine Aufnahme des Schatzes von Manching. Foto: ©Archäologische Staatssammlung.

Der Schatz

Bei den gestohlenen Münzen handelt es sich um 483 böhmische Muschelstatere, entstanden Ende des 2. / Anfang 1. Jahrhunderts vor Christus. Die Stücke mit einem Gewicht von je ca. 7,2 Gramm entstanden vermutlich in verschiedenen Orten in Mittelböhmen und sind mit Kreuzen, Linien und Kugeln dekoriert. Die Münzen stammen also nicht aus Manching selbst. In der Vergangenheit wurde gemutmaßt, es könne sich um die Ersparnisse eines aus Böhmen zugezogenen Händlers handeln. Außerdem gehört zu dem Fund ein sogenannter Goldgusskuchen, der mit seinen 217 Gramm dem Gewicht von 30 Einzelmünzen entspricht.

Unten im Bild der sogenannte Goldgusskuchen im Gewicht von 217 Gramm. Foto: UK.

Der Wert

Neben dem kaum zu bezifferndem kulturhistorischem Wert hat der Fund natürlich auch einen materiellen Wert. Der Direktor der Archäologischen Sammlung München bezifferte den am Mittwochnachmittag mit 1,6 Millionen Euro, aber freilich lassen sich die gut dokumentierten Münzen nicht einfach verkaufen, erst recht nicht zu einem marktüblichen Preis. Wie bei vergangenen Einbrüchen dieser Art kann man befürchten, dass die Täter sich mit dem Goldwert zufriedengeben und den unbezahlbaren, Jahrtausende alten Schatz einschmelzen – ein Horrorszenario. Die 3,72 Kilo Gold hätten grob überschlagen einen Materialwert von knapp 200.000 Euro. Der kulturelle Verlust wäre immens. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Polizei aus den Ermittlungen in Berlin und Dresden die nötigen Erfahrungen gezogen hat, um die Täter zu schnappen und dieses Szenario rechtzeitig verhindern zu können. Bisher fehlt von den Tätern noch jede Spur.

Zeugenaufruf

Das Bayerische Landeskriminalamt bittet um Mithilfe und stellt folgende Fragen:

  • Wem sind in den Nachtstunden im Bereich des kelten römer museum manching verdächtige Personen aufgefallen?
  • Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit dem Einbruch stehen könnten?
  • Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, den Tätern oder den gestohlenen Goldmünzen geben?

Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089 / 1212 – 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

 

Unter der Rubrik „Verbrechen“ finden Sie bei uns zahlreiche Meldungen zu den Einbrüchen der letzten Jahre.

Im Oktober 2022 wurde in das Schloss Moers eingebrochen.

Kurz vor dem dreisten Einbruch in Dresden hatten es Einbrecher im Oktober 2019 auf einen Hort von 2500 Goldmünzen im Trierer Landesmuseum abgesehen. Doch: Nicht jeder Einbruch in deutsche Museen gelingt!

Hier kommen Sie zur Website des kelten römer museums manching – und ja, das Museum schreibt sich tatsächlich so – uns tut das auch weh.