Hermann Historica, D-München

26-10-2015 – 06-11-2015

71. Auktion

Aus der Schmuckschatulle der Kaiserin Elisabeth von Österreich

Mit gewohnt großer und qualitätsvoller Offerte an Kostbarkeiten aus vielen Zeiten und Regionen eröffnet am 27. Oktober die diesjährige Herbstauktion der Hermann Historica oHG in München. Bis zum 07. November kommen rund 7300 teils einzigartige Sammlerobjekte aus allen Themengebieten des Hauses – Antiken, Alte Waffen, Kunsthandwerk, Jagdliches, Orden sowie historische und militärgeschichtliche Objekte – zum Aufruf.

Marmor-Grabstein eines Venators, römisch, drittes Jahrhundert nach Christus. Startpreis: 35.000 Euro.

Antiken
Ein Highlight des Antiken-Kataloges ist mit einer Taxe von 35.000 Euro der vollständig erhaltene, römische Marmorgrabstein mit detailreicher Darstellung eines bewaffneten Mannes aus dem dritten Jahrhundert nach Christus. Tracht, Frisur und Stil weisen auf eine Herkunft aus den Provinzen des kleinasiatischen Mittelmeerraumes, die griechische Grabinschrift auf die Identität des Verstorbenen und seines Gönners. Lässt der erste Blick auf das Relief eine Vielzahl von militärischen Elementen in der Ausrüstung erkennen, zeigen andere eher prachtvolle und exaltierte Einzelheiten, dass es sich nicht um einen Soldaten handeln kann. Die Vermutung liegt nahe, hier den Grabstein eines „venators“, eines professionellen Jägers, der bei Tierhatzen in der Arena auftrat, zu sehen. Hochverehrt und doch verfemt, konnte die Annäherung an die militärischen Ehren das Ansehen des Toten für die Nachwelt heben.

Bedeutendes Miniatur-Kästchen, Michel Mann, Nürnberg um 1600. Startpreis: 7.500 Euro.

Kunsthandwerk
Kostbare, aufwändig gearbeitete Wunderkammerobjekte stehen auch in diesem Herbst wieder im Kapitel des Kunsthandwerks zur Versteigerung. So eine signierte, reich vergoldete und gravierte Michel Mann-Miniaturkassette, die mit schönem zeitgenössischen Dekor besticht und um 1600 in Nürnberg gefertigt wurde. In bester Erhaltung zeigt das bedeutende Kästchen auf dem Deckel Darstellungen von Maria mit Josef und auf den Wandungen Apostel-Portraits. Dieses zierliche Kleinod mit den Maßen 4,5 x 7,2 x 5 cm und in herausragender handwerklicher Qualität, muss einem Bieter dann auch schon mindestens 7.500 Euro wert sein.

Alte Waffen
Ganz ausgezeichnet ist auch in diesem Herbst wieder die Vielfalt an mittelalterlichen Blankwaffen.

Seltene spätgotische Rossstirn mit Nürnberger Marke um 1480/90. Startpreis: 20.000 Euro.

Dass das Augenmerk auf Schutz und Zier im Mittelalter jedoch nicht nur den menschlichen Kämpfern galt, beweist unter anderem eine seltene spätgotische Rossstirn. Der mehrteilig gearbeitete Chamfron mit dekorativer Flutung, prägnantem Dorn und fein gebördelten Rändern zeigt die Abnahmemarken der Stadt Nürnberg, wo er um 1480/90 gefertigt wurde. Ein ausgesprochen schönes Stück, das ab 20.000 Euro ersteigert werden kann.

Spätgotischer Rennhut aus Süddeutschland, vermutlich Innsbruck, um 1490. Startpreis: 15.000 Euro.

Sehr schön auch, ein spätgotischer Rennhut mit einer Taxe von 15.000 Euro, der um 1490 vermutlich in Innsbruck einteilig geschmiedet wurde. Der seltene, speziell für das Plankengestech entwickelte Turnierhelm beeindruckt durch eine schwere massive Verarbeitung, die bei Treffern die Lanzenspitzen abgleiten ließ und so die Wucht des Aufpralls minderte.

Asien, Orient und Afrika
Überzeugend in Vielfalt und Qualität ist auch in diesem Herbst wieder das Angebot an Losen aus Afrika, dem osmanischen Reich, Indien sowie Japan und China.

Silbermontierte Prunkschaschka mit Pferdekopfknauf, Dagestan, 1913. Startpreis: 9.000 Euro.

In kostbarster Verarbeitung mit einem Griff aus schwerem, teilvergoldetem Silber mit reichem geschnittenen und niellierten Dekor, präsentiert sich eine auf 1913 datierte Prunkschaschka. Das einmalig schöne Stück aus Dagestan, dessen Knauf als plastischer Pferdekopf gestaltet ist, kommt mit einer Taxe von 9.000 Euro zur Auktion. Die kunstvoll gearbeiteten Blankwaffen aus dem osmanischen Reich und Indien erfreuen sich seit Jahren der stetig wachsenden Begeisterung internationaler Sammler.

Ein Paar goldtauschierte Panzerplatten (Char Aina), Persien, datiert 1783. Startpreis: 8.500 Euro.

Herausragend zudem ein Paar goldtauschierter persischer Panzerplatten, Char Aina, die auf 1783 datiert und ab 8.500 Euro zu ersteigern sind. Brust- und Rückenplatte sind mit umlaufender Goldtausia versehen und zwei ebenfalls goldtauschierte Kartuschen belegen Datierung und Namen des Besitzers. Würde und Status des Trägers könnten kaum wertiger untermalt sein.

Historische und militärgeschichtliche Objekte
Von europäischen Herrscherhöfen kommen wieder bedeutende Sammlerstücke zur Auktion.

Kaiserin Elisabeth von Österreich – Korallenarmband, diamantbesetzt. Startpreis: 25.000 Euro.

So aus der persönlichen Schmuckschatulle der Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837 – 1898) ein diamantbesetztes Korallenarmband. Neun Reihen erlesener Schmuckkoralle werden mit einer rotgoldenen, durchbrochenen Schließe, diese besetzt mit großen und kleinen Diamantrosen, gehalten. Das zugehörige Glückwunschschreiben aus dem Jahr 1913 belegt, dass das auf 25.000 Euro taxierte Armband von der jüngsten Tochter der Kaiserin, von Erzherzogin Marie Valerie (1868 – 1924) als Geschenk anlässlich der Geburt der Tochter Elisabeth an Prinzessin Alfons (Louise) von Bayern (1869 – 1952) übersandt wurde. Der Beschenkten war das Armband nicht unbekannt, denn sie hatte dies bereits in früheren Jahren am Handgelenk der Kaiserin, zu deren Ehren sie ihre Tochter benannte, zutiefst bewundert. Aus gleichem Hause – ein Geschenk von Erzherzogin Marie Valerie von Österreich an ihre Nichte, Prinzessin Elisabeth von Bayern – kommen von Kaiserin Elisabeth eigenhändig an den Kaiser adressierte Briefkuverts aus den Jahren 1860/70. Im Aufruf für 1.000 Euro. Die Originalunterschrift ihres Gatten, von Kaiser Franz Joseph I. (1830 – 1916), ganz außergewöhnlich in Ungarisch, findet sich auf dem Adelsdiplom für den renommierten ungarischen Journalisten, Moriz Gans von Lúdassy (1825 – 1885). Das Pergament in schöner farbfrischer Erhaltung und in passender Kassette wird ab 2.500 Euro versteigert.

Abraham Lincoln – Bronzebüste des Präsidenten 1939 Joseph Kapfenberger. Startpreis: 12.000 Euro.

Aus den USA besticht eine überlebensgroße Büste des 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Abraham Lincolns (1809 – 1865). Das Werk des deutschstämmigen Professors Joseph Kapfenberger (1882 – 1974) entstand 1939, nur wenige Jahre nachdem er nach New York emigrierte. Abraham Lincoln wird in großer Erhabenheit mit geschlossenen Augen meditierend oder betend dargestellt. Auf dem Sockel, der auf 12.000 Euro taxierten Bronzebüste, findet sich das berühmte Zitat aus seiner zweiten Amtseinführungsrede, „with malice towards none, with charity for all“ sowie die Signatur des Künstlers.

Silberhumpen, Geschenk zum 100-jährigem Jubiläum von 67 Tarutinsky Inf. Reg. Startpreis: 28.000 Euro.

Feinste Silberwaren, in exzellenter Verarbeitung und mit namhafter Herkunft, können mit zwei unvergleichlichen Silberhumpen angeboten werden. Während der innen vergoldete Geschenkhumpen der Großfürstin Elena Pavlovna Romanova schauseitig mit ihrer, von niellierten Kremlansichten flankierten Widmung graviert ist und ab 15.000 Euro ersteigert werden kann, sind Gebote für den Humpen in Form eines Holzfasses, der dem Königlich Preußischen Oldenburgschen Infanterie Regiment Nr. 91 zum hundertjährigen Jubiläum von ihren Waffenbrüdern des Kaiserlich Russischen Infanterie Regiments Nr. 67 Tarutinsky überreicht wurde, ab 28.000 Euro willkommen.

Orden und Ehrenzeichen
Auch unter den Ordens-Offerten brillieren herausragende Lose aus Russland, so das rot emaillierte, goldene Kreuz der 1. Klasse mit Schwertern des St. Anna Ordens mit Startpreis von 18.000 Euro und aus der Werkstatt des berühmten Wilhelm Keibel in St. Petersburg ein auf 1857 datierter Orden vom Heiligen Stanislaus in der Garnitur der ersten Klasse, der auf 11.000 Euro taxiert ist.

Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha – Orden vom Schwarzen Adler 1842. Startpreis: 10.000 Euro.

Ein Bruststern zum Orden vom Schwarzen Adler 1842, das persönliche Exemplar von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819 – 1861), dem Ehemann von Königin Victoria von Großbritannien (1819 – 1901), eröffnet den Reigen der außergewöhnlichen Stücke von unzweifelhaft musealer Bedeutung. Am 30. Januar 1842 war Prinz Albert von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen in den vormaligen Ritterorden aufgenommen und mit dem höchsten preußischen Orden ausgezeichnet worden. Der achtstrahlige, brillantierte Silberstern zeigt den Adler umrahmt von der Ordensdevise „SUUM CUIQUE“ – Jedem das Seine – und einem doppelten Lorbeerzweig in Gold auf weißer Emaille. Hergestellt von den Londoner Ordensjuwelieren Rundell, Bridge & Rundell, die nur bis 1842 tätig waren und auf seine Person graviert, kann diese phaleristische Sensation ab 10.000 Euro beboten werden.

Orden Pour le Mérite – Kreuz mit Eichenlaub 1870/71. Startpreis: 28.000 Euro.

Nicht weniger bedeutsam sind die Exemplare, die vom höchsten preußischen Orden für militärische Verdienste, dem Orden Pour le Mérite versteigert werden. Ein museales Prachtstück von kulturhistorischer Bedeutung und in diesem Erhaltungszustand nicht wieder zu beschaffen, kommt mit dem Kreuz mit Eichenlaub in der typischen Herstellungsweise von 1870/71 zum Aufruf. Nur 38 Verleihungen des Ordens Pour le Mérite für außerordentliche Verdienste im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 sind belegt. Durch die streng eingehaltene Rückgabepflicht sind kaum Exemplare in privater Hand verblieben und so muss dieses feinst in Gold hohl gefertigte Ordenskreuz-Rarissimum einem neuen Besitzer mindestens 28.000 Euro wert sein.

Luxus-Scheibenpistolen im Kasten, Carl Daniel Tanner in Hannover um 1840/50. Startpreis: 21.000 Euro.

Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten
Von sensationeller Seltenheit und einer Qualität wie sie kaum auf dem Markt zu finden ist, sind die Pistolenkästen in der Herbstauktion. Wahre Glanzstücke zeigen sich hier mit einem Paar Luxus-Scheibenpistolen vom Hofrüstmeister Carl Daniel Tanner in Hannover, die um 1840/50 gefertigt wurden. Ganzflächige Einlagen mit fein gravierten und goldeingelegten Weinlaubranken auf Schlössern und Garnituren unterstreichen die besondere Wertigkeit dieser auf 21.000 Euro taxierten Büchsenmacherarbeit.

Alle genannten Preise sind Nettopreise und verstehen sich zuzüglich 23 Prozent Aufgeld.

Einen Überblick über alle angebotenen Objekte bekommen Sie auch auf der Website von Hermann Historica.