26-11-2013 – 01-01-1970
Auktion 39
Römische Kriegsgeschichte auf Münzen
Münzen & Medaillen GmbH, Weil am Rhein, veranstaltet ihre 39. Auktion am 27. November 2013 in Stuttgart im Hotel Steigenberger Graf Zeppelin. Die in der Versteigerung angebotenen Gebiete reichen von antiken griechischen und römischen Münzen über Münzen des Mittelalters und der Neuzeit bis zu Banknoten des 20. Jahrhunderts, Kunstmedaillen und numismatischer Literatur.
22: Syrakus. Hieron II., 275-215 v. Chr. Dekadrachmon, Gold, 275-263 v. Chr. Vorzüglich. Schätzung: 4.200 Euro.
Am Anfang stehen die Münzen des antiken Griechenland aus einem geographischen Bereich, der von Sizilien bis nach Ägypten reicht. Die Höhepunkte hier sind unter anderem ein goldenes Dekadrachmon Hierons II. von Syrakus mit dem hervorragenden hellenistischen Bild des Herrschers als Wagenlenker, und der Stater von Lokris Opuntia mit dem meisterhaft modellierten Kopf der Demeter und auf der Rückseite dem Helden Ajax der Lokrer in Kampfpose (Los 22 und 63).
Mit den Münzen des päonischen Königs Patraos wird dann ein Thema eingeführt, das sich durch den gesamten antiken Bereich der Auktion zieht: der Reiter, der seinen besiegten Feind niederreitet und ihn mit dem Speer durchbohrt. Nach einer Auswahl persischer und anderer östlicher Münzen und einer Gruppe numidisch-mauretanischer Münzen von Juba I. und II. erscheint das Thema wieder unter den Römern.
Die römische Abteilung der Versteigerung ist praktisch eine Kriegsgeschichte auf Münzen. Das beginnt mit Denaren, die die gegnerischen Parteien während der Bürgerkriege zwischen dem Mord an Julius Caesar und der Thronbesteigung des Octavian – Augustus – prägten. Hier gibt es Prägungen des Brutus (mit Cassius und Lentulus Spinther), Marcus Antonius, ein gutes Portrait des jungen Octavian, und einen Denar von Octavians Verbündetem Scarpus, geprägt in Cyrenaica in dem ereignisreichen Jahr 31 v. Chr. (Los 196-199).
Ein Sesterz des Vitellius kombiniert ein meisterhaftes kaiserliches Portrait mit einem lebendig wirkenden Bild des Mars Victor (Los 202). Die kriegerische Bildsprache setzt sich fort auf einem Dupondius des Domitian, geprägt zur Erinnerung an römische Feldzüge in Gallien und Germanien, auf dem das römische Feldzeichen, das Vexillium, über gekreuzten Schilden besiegter Gegner und Carnyces oder Kriegsposaunen steht (Los 204). Trajan erinnert an seine Feldzüge gegen die Daker mit dem Bild eines Gefangenen in Volkstracht, der unglücklich unter einer Trophäe sitzt (Los 206) – ein Bild, das in der späten Republik zum ersten Mal verwendet wurde und dann von Julius Caesar und später Vespasian immer wieder benutzt wurde, um ihre Siege in Gallien und Judäa zu feiern.
Im späten Kaiserreich ab Constantin I. entwickelt die Konfrontation, Rom gegen die Barbaren, auf den Münzrückseiten ihre volle Kraft. Obwohl die Münzen dieser Zeit in verschiedenen Teilen des riesigen und oft wenig stabilen Reiches als Massenprodukte hergestellt wurden, zeigt eine genauere Betrachtung, daß einzelne Stempelschneider die Standard-Bilder sehr sorgfältig in ihrem eigenen Stil wiedergaben; hier sind sie durch eine Auswahl der FEL TEMP REPARATIO- und anderer Bronze-Ausgaben repräsentiert, die meisterhafte Beispiele des oft gebrauchten Bildes eines römischen Soldaten enthält, der einen stürzenden Reiter ersticht (z. B. Los 261 von Constantius II.), sowie eine Reihe römischer Brutalitäten und winziger gefangener Barbaren, die trotz der geringen Größe auf recht lebendige und originelle Weise dargestellt werden. Eine kleine Sammlung solcher Bilder wird als Los 262 angeboten.
250: Constantinus I. der Große, 307-337. Nummus, Sirmium. 324-325. RIC 475,48. Vorzüglich. Schätzung: 75 Euro.
Auf einem wunderbar erhaltenen Nummus Constantins des Großen, geprägt in Sirmium, tritt Victoria fröhlich auf den Rücken eines schüchternen Gefangenen, um die Nachricht zu verkünden: „Sarmatia ist besiegt“ (Los 250).
Die in den Provinzen lebenden Bewohner des römischen Reiches nutzten das römische Geld manchmal auf ihre eigene Art. Die Auktion enthält auch „barbarische Imitationen“ – das müssen nicht zwangsläufig völlig unoffizielle Produkte sein – , die den Einfluss lokaler Münzstätten und ungeübter Stempelschneider zeigen. Die kaiserlichen Portraits sind nicht ganz korrekt und in einem oft naiv wirkenden Stil wiedergegeben, während die Umschriften von „etwas unordentlich“ bis „völlig verwildert“ reichen. Einige dieser Münzen stammen aus der Thomas Ollive Mabbott Collection, die 1969-1970 von Hans Schulman, New York, versteigert wurde.
Manchmal ergibt der Prägeprozess amüsante und unerwartete Resultate, wie man an einigen Beispielen sehen kann – es gibt in der Auktion ein paar ausgewählte Doppelköpfe und Doppelfiguren, z. B. Lose 70 und 229.
Die Auktion enthält auch einige gute Argentei der Tetrarchen und andere spätrömische Siliquen. Der antike Teil schließt mit einer Anzahl interessanter Mehrfach-Lots, meist aus östlichen Münzstätten – sasanidische Bronzemünzen, parthische Tetradrachmen und anderes. Hier gibt es viel für den Sammler mit einem Auge für ungewöhnliche, nicht alltäglich angebotene antike Münzen.
764: SALZBURG, ERZBISTUM. WOLF DIETRICH VON RAITENAU, 1587-1612. Doppeldukat 1608. Fr. 555. Vorzüglich-Stempelglanz. Schätzung: 3.000 Euro.
Die moderne Abteilung setzt das Thema Orient mit einigen arabischen Münzen fort.
Danach kommen deutsche Münzen, wobei diesmal der Schwerpunkt bei den Münzen nach 1871 bis ins späte 20. Jahrhundert liegt. Münzen des deutschen Kaiserreiches, der Kolonien, der Weimarer Republik und der DDR werden angeboten.
Beim Ausland ist vor allem Spanien, spanische Kolonien und Lateinamerika, El Salvador, Guatemala, Nicaragua und Peru vertreten.
Eine weitere Abteilung bilden Medaillen mit künstlerischer oder zeitgeschichtlicher Bedeutung. Da gibt es eine Reihe Bronzemedaillen von Jacques Wiener mit fein ausgearbeiteten Architekturdetails, Thomasons Medaillen-Edition „The Kings and Queens of England“ nach Entwürfen von Dassier, die komplette Serie von 36 Zinnmedaillen in einer buchförmigen Lederkassette in perfekter Erhaltung (Los 792), …
1125: GOETZ, KARL, * 1875 Augsburg, + 1950 München. Bronzemedaille 1919 auf die Lebensmittelversorgung in Stadt und Land. Kienast 219. Vorzüglich. Schätzung: 100 Euro.
… sowie mehr als 100 Medaillen des Medailleurs Karl Goetz (Lose 1079-1186), badische Medaillen des Medailleurs Rudolf Mayer, und einige Medaillen aus dem Künstlerkreis der Medailleure München.
Es folgen 175 Lose mit deutschen und ausländischen Banknoten und schließlich 120 Nummern numismatische Literatur.
Der gedruckte Katalog ist gegen Einsendung von 10 Euro zu beziehen von:
Münzen & Medaillen GmbH, D-79576 Weil am Rhein, Hauptstr. 175a.
Im Internet ist er zu sehen bei Sixbid.