Münzen & Medaillen GmbH, D-Stuttgart

03-06-2014 – 01-01-1970

Auktion 40

Antike griechische Münzen und eine alte Basel-Sammlung

Die Münzen & Medaillen GmbH, Weil am Rhein, veranstaltet ihre 40. Auktion am 4. Juni 2014 in Stuttgart im Hotel Steigenberger Graf Zeppelin. Dies verspricht eine besonders interessante Auktion zu werden, da eine Auswahl erstklassiger antiker griechischer Münzen angeboten wird, sowie andere antike Münzen und, unter den Münzen des Mittelalters und der Neuzeit, eine hervorragende Gruppe von Münzen aus Basel.

Die Auktion beginnt mit antiken Münzen der griechischen Siedlungen in Italien, darunter eine kleine Sammlung der Münzen von Tarent, Silbermünzen, die auf der Rückseite jeweils einen jungen Mann darstellen, der auf einem Delphin reitet.

Einen besonderen Höhepunkt dieser Auktion bildet das Dekadrachmon von Syrakus auf Sizilien (Nr. 102). Die Stempel zu diesem Stück stammen von Euainetos, einem Künstler, der seine Stempel signierte. Einige weitere Münzen aus Syrakus sind in der Auktion enthalten, z. B. zwei Tetradrachmen aus etwas früherer Zeit (Nr. 97 und 98).
Während die Münzen von Syrakus den Kopf der Nymphe Arethusa umgeben von vier Delphinen zeigen, sieht man auf den Münzen von Leontinoi einen Löwenkopf als redendes Wappen, umgeben von vier Getreidekörnern, Symbol der Fruchtbarkeit der Felder dieser Gegend (Nr. 85). Aus Sizilien kommen auch zwei Tetradrachmen von Gela; sie zeigen einen Flussgott, dargestellt als Stierprotome mit dem Gesicht eines bärtigen Mannes. Beide stammen aus alten Sammlungen (Nr. 76 und 77).
Sizilien hatte in der klassischen Periode einen besonders hohen kulturellen Stand erreicht, aber die Sizilianer waren nicht die einzigen, die damals künstlerisch herausragende Münzen herstellten. Über die Volksstämme in Makedonien und Thrakien in dieser frühen Zeit ist wenig bekannt, aber die Münzen, die von den Letai geprägt wurden, sind von hervorragender Qualität. Der angebotene Stater zeigt einen Kentaur, der eine Nymphe auf seinen Armen davonträgt (die Nymphe scheint dadurch keineswegs beunruhigt zu sein), und am linken oberen Rand ist der Name des Stammes zu lesen (Nr. 133).

Unter den Münzen von Athen ist eine sehr schön erhaltene archaische Tetradrachme, die aus dem Fund von Asyut stammt.
Nach den Eulen folgen Münzen mit Schildkröten, fliegendem Pegasos, Münzen des sprichwörtlichen Königs Krösus mit Löwe und Stier, und eine Elefanten-Quadriga (Nr. 285). Seleukos I., Gründer der Seleukidenherrschaft in Syrien, verwendete tatsächlich Kriegselefanten, die er auf einer Zuchtfarm in Apameia speziell züchten ließ.

Nr. 291: PHOINIKIEN, BYBLOS. Azbaal, 400-476 v. Chr. Schekel. SNG Cop. 132. Vorzüglich. 3.800 Euro.

Sehr hübsch ist auch ein Schekel des phönizischen Königs Azbaal aus Byblos. Er zeigt ein Schiff mit Löwenkopf am Bug, das an einem Seeungeheuer, einem Hippocamp, vorbeifährt (Nr. 291).

Aus den römischen Provinzprägungen sticht eine Bronzemünze aus Abydos hervor. Die Rückseite zeigt uns die Geschichte eines Liebespaares: Hero lebte auf dem europäischen Ufer des Hellespont, ihr Geliebter Leander wohnte auf der asiatischen Seite. Jeden Abend schwamm er durch die Meeresenge zu ihr hinüber. Die Münze zeigt uns diese Szene: Hero steht mit einer Öllampe auf einem Turm, um mit dem Licht dem Geliebten den Weg zu weisen. Leander hat Kleider und Schwert links am Ufer zurückgelassen und schwimmt auf das Licht zu. Aber es gab kein Happy end für die beiden: Eines Tages löschte der Wind die Lampe, Leander ertrank, und Hero stürzte sich aus Trauer von ihrem Turm.

Nr . 450 AES GRAVE, ROM. Libralserie. As, 225-217 v. Chr. Haeberlin Tf. 15, 9. Vorzüglich. 2.500 Euro.

Die römischen Münzen enthalten unter anderem eine Sammlung Aes grave, das früheste römische Geld, große schwere gegossene Kupferstücke, sowie geprägte Münzen der römischen Republik.

Auf die Münzen der römischen Kaiserzeit folgen Münzen von Byzanz, Münzen der Kelten und schließlich Münzen aus Mittelalter und Neuzeit. Neben einigen recht seltenen mittelalterlichen Münzen aus Deutschland und den Niederlanden ist hier vor allem eine Sammlung von Münzen aus Basel wichtig. Es sind Münzen mit guten Provenienzen dabei: Einige Stücke stammen aus den Sammlungen Ewig, Stroehlin oder Virgil Brand.

Nr. 923 BASEL. Plappart nach dem Vertrag von 1425. Der Stadtschild im Dreipass. Rv. Kaiser Heinrich thront auf gotischem Gestühl, in den Händen Kirchenmodell und Lilienzepter. Ewig 474 (dieses Ex.). Gutes sehr schön. 10.000 Euro.

Das spektakulärste Stück ist hier ein Plappart nach dem Vertrag von 1425 mit dem Bild des Kaisers Heinrich II., der ein Kirchenmodell in der Hand hält. Heinrich wurde in Basel als Heiliger verehrt, und seine Statue ist auch an der Fassade des Basler Münsters zu sehen. Dieser Plappart stammt aus der Sammlung Ewig, die früher im Historischen Museum in Basel aufbewahrt, aber dann verkauft wurde. Nur wenige Exemplare dieses Typs sind bekannt, und das hier angebotene ist wohl das schönste.

Nr. 942 BASEL. Taler o.J. (um 1710), Stempel von J. de Beyer. Ewig 191. Vorzüglich-Stempelglanz. 1.500 Euro.

Stadtansichten von Basel kommen immer wieder auf den Münzen vor, und das Stadtwappen mit dem Baselstab wird meist von einem Basilisken gehalten – Basel und Basilisk ist ein Beispiel für missglückte Etymologie.

Die Auktion endet mit 300 Nummern numismatischer Literatur.

Mehr über die Liebesgeschichte von Hero und Leander und ihrer Darstellung auf kaiserzeitlichen Provinzialprägungen (mehrere solcher Stücke werden in dieser Auktion angeboten) erfahren Sie im Hauptartikel dieser Ausgabe!

Im Internet ist der Auktionskatalog bei Sixbid einsehbar.
Der gedruckte Katalog kann gegen Einsendung von 10 Euro bezogen werden von:
Münzen & Medaillen GmbH, Hauptstr. 175 a, 79576 Weil am Rhein.