02-06-2015 – 01-01-1970
42. Auktion
Bedeutende Geldscheinsammlung bei der Münzen und Medaillen GmbH
Die Münzen & Medaillen GmbH, Weil am Rhein, veranstaltet am 3. Juni 2015 in Stuttgart ihre Auktion 42. Dabei werden Münzen der griechischen und römischen Antike angeboten, diesmal mit besonderem Schwerpunkt bei Baktrien.
117: Euthydemos I., 230-200 v. Chr. Tetradrachmon. Mitchiner 51, Type 85c, Bop. 156, série 5B. Av. Vorzüglich. Rv. Sehr schön. Schätzpreis: 280 Euro.
In den schriftlichen Quellen findet man nur wenig darüber, dass in der Antike Herrscher von griechischer Herkunft Teile Indiens beherrschten. Ihr Bereich war ein großes Gebiet, das aus den östlichen Teilen des Seleukiden-Königreichs entstand, das seinerseits auf die Eroberungen Alexanders des Großen zurückging. Etwa um 250 v. Chr. wurde dieses Gebiet den Seleukiden von Diodotus weggenommen, der seine Unabhängigkeit erklärte. Die Könige, die ihm in der Herrschaft folgten, werden „Baktrier“ oder „Indo-Griechen“ genannt. Nur die ersten vier Könige, die über Baktrien herrschten, werden in schriftlichen Quellen erwähnt, und die meisten anderen sind uns nur durch ihre Münzen bekannt. Die Numismatik spielt hier deshalb eine wesentliche Rolle dabei, die bruchstückhafte Geschichte dieser Region zusammenzufügen.
123: Demetrios I., 200-190 v. Chr. Tetradrachmon. Mitchiner 57, Type 103d, Bop. 164, série 1C. Selten. Gutes sehr schön. Schätzpreis: 1.200 Euro.
Obwohl die Portraits der Herrscher auf den Münzen einer sehr klassischen Tradition folgen, geben einige Elemente der Serie einen besonderen „östlichen“ Anstrich: Demetrios I. trägt auf seiner Darstellung eine Elefanten-Kopfhaut (gerade so wie Alexander oft mit einer Löwen-Kopfhaut dargestellt worden war), und er prägte Münzen mit Elefantenköpfen.
Die baktrischen Tetradrachmen sind bekannt für ihre lebensähnlichen Portraits. Antimachos trägt auf seinem Bild eine Kausia, eine makedonische Mütze, die das Königtum symbolisierte (Nr. 132 ff.); darunter trägt er auch noch das traditionelle Diadem, einen um den Kopf gebundenen Stoffstreifen, der auch ein makedonisches und griechisches Symbol des Königtums war (wie auch auf den Portraits von Heliokles, Apollodotos II., Antialkidas und anderen, siehe Nr. 179, 201 und 189). Andere Könige tragen viel praktischere „indische“ Helme (z. B. Archebios, Nr. 194, und Eukratides I., Nr. 158).
487: Ravensburg, Königliche Münzstätte. Brakteat um 1275. CC 215, Fd. Elchenreute 61a, Berger 2551, Cahn 208. Vorzüglich-Stempelglanz. Schätzpreis: 100 Euro.
Beim deutschen Mittelalter gibt es in dieser Auktion eine Reihe vorzüglich erhaltener Bodenseebrakteaten und einige recht seltene Münzen anderer Münzstände. Die Neuzeit ist mit einer Serie von Talern vertreten, vor allem aus Braunschweig-Lüneburg, und auch Münzen des deutschen Kaiserreiches sind dabei. Bei den Münzen des Auslands wird eine kleine Sammlung der Münzen von Malta versteigert.
748: Sachsen, Kurfürstentum und Königreich. 2 Reichstaler 6. 5. 1772, Litt. B, Nr. 67651. „Churfürstl. Sächsisches Cassen Billet“. Wasserzeichen. Pick S 607, Pi-Ri. A 375. Fast schön. Schätzpreis: 1.600 Euro.
Herausragend ist bei der Auktion jedoch eine Sammlung früher Geldscheine. Die Absicht des Sammlers war es, den Beginn der Ausgabe von Papiergeld zu dokumentieren.
Die Sammlung beginnt mit einem ägyptischen Papyrus-Fragment der Ptolemäer-Zeit, auf dem eine Zahlung in Kupfermünzen quittiert wurde. Die nächste Station ist China, Ming-Dynastie, ein 1000-Käsch-Schein aus Maulbeerbaumrinde. Diese Scheine sind die ersten richtigen Geldscheine in unserem Sinne. Schon Marco Polo erwähnte sie in seinem Reisebericht. Und dann folgen Ausgaben aus Schweden, wo man lieber ein Stück Papier mit sich trug als mehrere Kilogramm Kupferplatten, Notgeld belagerter Städte wie Mainz, Kolberg, Leiden und Lyon, japanische Privat-Scheine, eine lange Serie französischer „Billets de confiance“, also keine Assignaten, sondern Scheine, die von Städten, Gemeinden usw. ausgegeben wurden, und vieles andere. Spielkartengeld ist dabei, also Geldscheine, für die Spielkarten-Rückseiten verwendet wurden, weil die Spielkarten aus stabilem, gut geeignetem Karton waren. Auch die Einzelstaaten der USA gaben im 18. Jahrhundert Geldscheine aus, als sie sich im Krieg gegen das Mutterland Großbritannien befanden. Und ein italienischer Kreditbrief von 1763 dokumentiert, wie man auf Reisen sein Vermögen bei sich tragen konnte.
Die Sammlung endet 1815, das ist einerseits die Zeit, in der Europa auf dem Wiener Kongress nach den Napoleonischen Kriegen politisch neu geordnet wurde, andererseits ist es eine Zeit, in der neue technische Verfahren entwickelt wurden, so dass die Banknoten des späteren 19. Jahrhunderts sich in Machart und Erscheinung deutlich von den frühen Noten abheben, genauso wie Münzen des 19. Jahrhunderts sich ja in Stil und Prägetechnik von den früher geprägten Münzen unterscheiden.
Zum Schluss der Auktion werden etwa 260 Nummern numismatischer Literatur versteigert, darunter eine Bibliothek zur byzantinischen Numismatik.
Alle angebotenen Lose können Sie bei Sixbid einsehen, und zwar hier die Münzen und Medaillen, und hier das Papiergeld.
Gedruckte Exemplare des Kataloges sind von der Münzen & Medaillen GmbH, Hauptstraße 175a, D-79576 Weil am Rhein, gegen Einsendung von 10.- Euro zu beziehen.