Münzen & Medaillen GmbH, D-Stuttgart

10-12-2014 – 01-01-1970

41. Auktion

Antike Mythen und Monster auf Münzen

Auf den antiken griechischen Münzen kann man die Vielfalt der Götterwelt und der mythologischen Gestalten sehen. Außergewöhnlich ist die Darstellung des jugendlichen Kopfes der Amphitrite (oder Thetis) auf einer Bronzemünze der Bretti (Nr. 7), die als Nereide oder Meeresnymphe eine Kopfbedeckung in Form eines großen Krebses trägt. Eine Münze von Syrakus unter Timoleon ca. 317 v. Chr. (Nr. 21) zeigt den Triskelis, drei nackte Beine, die kleeblattförmig verbunden sind. Das ist ein sehr altes Symbol, das die dreieckige Form der Insel wiedergeben soll; Sizilien wurde auch „Trinakria“, „die dreieckige Insel“, genannt (Strabo 6.2.1). Auch die Liparischen Inseln, eine kleine vulkanische Inselgruppe nördlich von Sizilien, sind hier vertreten: Eine Bronze-Onkia trägt den Kopf des Schmiedegottes Hephaistos / Vulkan, und auf einem kleineren Tetras ist derselbe Gott sitzend mit Hammer und Krug dargestellt (Nr. 28 und 29).
Aus Ainos stammt ein Tetrobol mit dem Kopf des Hermes von vorn gesehen (Nr. 31). Solche En-Face-Portraits sind anfällig gegen Abnutzung und Beschädigung, aber das hier angebotene Exemplar hat die Jahrhunderte mit intakter Nase überstanden. Die Reihe der mythologischen Gestalten setzt sich fort mit dem vorzüglichen Kopf eines bärtigen Silens von Pantikapaion (Nr. 39) und einem Gorgonenhaupt mit herausgestreckter Zunge von Neapolis in Makedonien (Nr. 44), einem Bild, das nach dem alten Glauben das Böse vertreiben konnte.

Nr. 72: ARKADIEN, STYMPHALOS. Obol, 350-340 v. Chr. BCD, Peloponnesos I,1697. SNG Cop. 285. J. Warren, The 1980 Kato Klitoria Hoard, Essays Kraay-Morkholm 295,80. Sehr selten. Av. Vorzüglich. Rv. Sehr schön. Schätzpreis: 750,- Euro.

Eine weitere Seltenheit, die mit einer Sage verbunden ist, ist der Obol von Stymphalos in Arkadien (Nr. 72). Er zeigt auf einer Seite den Kopf des Herakles und auf der anderen den Kopf und Hals eines Stymphalischen Vogels, eine Anspielung auf eine der zwölf Heldentaten des Herakles. Die Stymphalischen Vögel hatten eiserne Schnäbel und Klauen, und sie konnten ihre eisernen Federn wie Pfeile abschießen. Herakles erlegte sie mit Pfeil und Bogen; den bogenschießenden Herakles sieht man auf einer Drachme aus Thasos (Nr. 38).
Io, Tochter des Inachos, mit der Zeus eine seiner vielen Affären hatte, ist auf einer Elektron-Hekte von Phokaia in Ionien abgebildet (Nr. 85); dass sie schließlich in eine Kuh verwandelt wurde, ist dezent durch ein kleines Kuhhorn an der Seite ihres Kopfes angedeutet.
In der antiken Welt wiesen die Machthaber gern durch mythologische Bilder auf ihre Verwandtschaft mit Göttern hin. Die Ptolemäer von Ägypten waren da keine Ausnahme, aber sie nahmen auch gern noch die berühmten Gründungsmitglieder ihrer Dynastie dazu, so auf dem goldenen ½ Mnaion des Ptolemäos II., auf dem man nicht nur ihn mit seiner Gemahlin Arsinoe II. sieht, sondern auch noch Ptolemäos I. und Berenike (Nr. 116).
Die nordafrikanische Stadt Cyrene zeigt nicht nur die Götter Zeus Ammon und Apollo Karnaios auf ihren Münzen, sondern auch ein wichtiges Export-Produkt, die Sylphion-Staude (Nr. 129-130), die verschiedenen kulinarischen und medizinischen Zwecken diente. Noch ungewöhnlicher ist auf einer ihrer Münzen das Bild einer Wüstenspringmaus, die wie ein kleines Känguru aussieht.

Auf die Münzen der Griechen folgen einige keltische, römische und byzantinische Münzen. Aus der Zeit der Völkerwanderung stammt eine Gruppe fränkisch-alemannischer Halbsiliquen, die sich in ihrer Gestaltung an römischen Vorbildern orientieren (Nr. 198-203). 

Nr. 233: ISNY. Heller. Nau 2. Sehr schön-vorzüglich. Schätzpreis: 100,- Euro.

Die Mittelalter- und Neuzeit-Abteilung enthält eine Sammlung von Handhellern mit verschiedenen Beizeichen z. B. aus Dillingen, Isny, Lindau, Nürnberg, Rottenburg, Tiengen, Ulm und Wertheim.
Sehr selten sind Münzen des Rheinischen Münzvereins nach dem Vertrag vom 2. Dezember 1417, an dem Trier, Mainz, Pfalz und Jülich beteiligt waren; Köln beteiligte sich nicht. Unter den fünf angebotenen Münzen dieser Gruppe befindet sich ein halber Weißpfennig von Trier, Münzstätte Wesel. Alfred Noss zweifelte die Existenz solcher halber Weißpfennige an, da er nie ein Exemplar gesehen hatte.
Ein Unikum ist der Pfennig der Münzstätte Stadtoldendorf (Landkreis Holzminden) aus der Zeit um 1270 mit der Umschrift +MONETA IN OLDENDOR.
Äußerst selten ist eine Schraubmedaille auf Jud Süß, den Finanzberater des Herzogs von Württemberg, mit kompletten Einlagen. Der hier angebotene Typ mit Kutsche und Henkerskarren auf der Rückseite ist der seltenere der beiden vorkommenden Typen.
Eine Sammlung der Silbermünzen des deutschen Kaiserreiches enthält einige Seltenheiten, sie ist aber vor allem wegen der perfekten Erhaltungen bemerkenswert. Der Anteil an Polierten Platten ist hoch, und dabei handelt es sich tatsächlich um Polierte Platten höchster Qualität, nicht „PP minus“.

Nr. 630: SCHWEIZ, CHUR, STADT. Taler 1633. Trachsel 527. HMZ 2-485e. Vorzüglich. Schätzpreis: 2500,- Euro.

Es folgt eine Sammlung italienischer Kleinmünzen des Mittelalters, eine Reihe Münzen und Medaillen der Schweiz mit vielen Prägungen der Kantone, eine Sammlung von Medaillen auf den Dichter Johann Wolfgang von Goethe, und schließlich numismatische Literatur.

Der Katalog ist hier online zu sehen. Gedruckte Exemplare können bei der Münzen & Medaillen GmbH, Hauptstraße 175a, 79576 Weil am Rhein, gegen Einsendung von 10.- Euro bestellt werden.