Münzenhandlung Fritz Rudolf Künker, D-Osnabrück

01-02-2012 – 01-01-1970

Auktionen 201-203

Neuer deutscher Rekordpreis im Auktionshaus Künker an der World Money Fair

Das Auktionshaus Künker hat mit 650.000 Euro einen neuen Rekord auf dem deutschen Auktionsmarkt erzielt. Geschehen am 2. Februar 2012 bei der World Money Fair in Berlin, wo ein Jahr zuvor ein chinesischer Dollar aus dem Jahr 1911 mit 460.000 die bisherige Höchstmarke gesetzt hatte.

1621: RUSSLAND. Nikolaus I. (1825-1855). 1 1/2 Rubel (10 Zlotych, „Familienrubel“) 1835. Bitkin 885 (R3). Dav. 286. Nur 36 Expl. gepr., Kabinettstück von pol. Stempeln, prachtvolle Patina, f. Stgl. Taxe: 150.000 Euro, Zuschlag 650.000 Euro.

Der Dollar wurde von einem so genannten Familienrubel des russischen Zaren Nikolaus I. aus dem Jahr 1835 deutlich übertroffen. So genannt, weil es sich nicht um eine Münze im Wert eines Rubels, sondern um eine Gedenkprägung zu eineinhalb Rubel (bzw. 10 Zlotych für Polen) handelt. Fünf Versionen aus der Zeitspanne 1825 bis 1855 gibt es, und Künker konnte erstmals alle fünf gleichzeitig präsentieren! Im Katalog 203 „Russische Raritäten in feinen Erhaltungen“ ging es ab der Katalognummer 1621 Schlag auf Schlag: 650.000 Euro, 240.000 Euro, 90.000 Euro, 55.000 Euro, 380.000 Euro. Alle fünf Exemplare gingen an unbekannte telefonische Bieter. Den Teilnehmern im überfüllten Saal blieb die Rolle des staunenden, Beifall spendenden Publikums.
Die Gedenkmünzen sind eine Familiengeschichte der besonderen Art, die ihren Ausgang in Deutschland hat: Vorbild waren nämlich die Geschichtstaler des Bayernkönigs Ludwig I. aus dem Jahr 1828. Dem bayerischen Muster gemäß wird die Vorderseite vom Portrait des Herrschers eingenommen, die Rückseite von seiner Familie. Um Nikolaus’ Frau Aleksandra Fedorowna sind im Kreis die Kinder Alexander, Marija, Olga, Konstantin, Nikolaj, Michail und Aleksandra angeordnet. Die Zarin war die gebürtige Preußin Friederike Luise Charlotte Wilhelmine. Ihr Ältester wurde später Zar, Alexander II. Nikolaus’ Bild ist auf einer Münze einmalig: Dort ließ er sich sonst nie selbst darstellen, sondern stets als gekrönter „N I.“.
Alle fünf Familienrubel haben im Estrel Convention Center an der Berliner Sonnenallee ihre Taxen deutlich übertroffen. Angesetzt waren 150.000, 100.000, 40.000, 20.000 und 250.000 Euro. Für die Familienrubel lagen Expertisen des Staatlichen Historischen Museums in Moskau vor. Zu Beginn der Russland-Versteigerung hoben der Leiter des Moskauer Münzkabinetts, Dr. Igor Shiryakov, und der Chef des Auktionshauses, Fritz Rudolf Künker, die überaus große Bedeutung der angebotenen Exponate für die europäische Geldgeschichte hervor.
Die fünf Familienrubel waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Gesamttaxe der rund 200 Nummern des Russlandkatalogs um 90 Prozent überboten wurde und damit der Gesamtzuschlag nahe bei drei Millionen Euro lag. Nur vier Lose gingen in den Nachverkauf. Die glanzvollen Ergebnisse für die Familienrubel dürfen nicht den Blick dafür verstellen, dass es weitere außerordentliche Einzelergebnisse gab. Drei Beispiele: Der auf 100.000 Euro veranschlagte zehnfache Rubel (1 Imperial) 1896 kam auf 140.000 Euro, der 37 1/2 Rubel 1902 erzielte 77.500 Euro, eine Platinmünze zu 12 Rubel 1830 kam auf 70.000 Euro.

Russland war also äußerst erfolgreich, stellte aber keineswegs die beiden anderen Kataloge der eintägigen Auktion in den Schatten. Das Auktionshaus Künker hatte mit der Sammlung Friedrich Popken eine exquisite Salzburg-Sammlung zu bieten. Die Reihe der Erzbischöfe reichte von Pilgrim II. von Puchheim (1365-1396) bis zu Ferdinand (1803-1806). 21 Kurzbiografien, dazu Bilder und geschichtliche Hintergründe – wieder ein Beispiel mehr aus dem Hause Künker, dass ein Auktionskatalog weit mehr sein kann, als nur ein Verkaufskatalog mit nackten Zahlen. Ein fundiertes Zitierwerk, nicht nur für Salzburgsammler. Für die war das eine oder andere Objekt nicht so leicht erreichbar, da auch hier Zuschläge hochschnellten.

100: SALZBURG. Leonhard von Keutschach (1495-1519). Guldiner („Rübentaler“) 1504. Dav. 8154. Originalprägung, nur zehn Expl. gepr., attr. Expl., Patina, min. Schrf., vz. Taxe: 100.000 Euro, Zuschlag 110.000 Euro.

Der „Rübentaler“, ein Guldiner 1504 des Fürstbischofs Leonhard von Keutschach, verbesserte sich um zehn Prozent auf 110.000 Euro. Und bestätigte damit seine Wertschätzung als eine der begehrtesten Münzen der frühen Neuzeit. Mit der gleichen Taxe von 100.000 Euro startete Andreas Jakob von Dietrichstein mit seiner Goldmedaille zu 100 Dukaten aus dem Jahr 1747. Das „einzige bekannte Exemplar aus fürstlichem Privatbesitz“ (Katalogtext) ist nicht nur ein Prachtexemplar, es fuhr mit 210.000 Euro einen prächtigen Zuschlag ein. Im unteren Bereich der Zuschlagskala ging es ebenfalls hoch her: Ein Batzen 1511 des bereits genannten Leonhard beispielsweise verbesserte sich von 25 Euro um über 100 Prozent auf 60 Euro. Das Salzburg-Ergebnis: 196 Nummern, 196 Zuschläge, Gesamterlös mit 1,6 Millionen Euro lag rund 55 Prozent über der Gesamttaxe.

Alles, was nicht zu Russland oder Salzburg gehörte, war unter dem Titel „Numismatische Raritäten“ im Katalog 201 versammelt. Von den rund 800 Losen gingen lediglich acht in den Nachverkauf. Der Gesamtschätzung von 4,3 Millionen Euro steht ein Zuschlagsvolumen von knapp sechs Millionen Euro gegenüber, eine Steigerung um rundgerecht 34 Prozent.

619: LEININGEN-DAGSBURG. Johann Ludwig (1593-1625). Dicker doppelter Reichstaler 1623. Dav. 6877. Unikum, vz. Taxe: 100.000 Euro, Zuschlag: 110.000 Euro.

Drei der über 100.000 Euro liegenden Ergebnisse gehören in diesen Katalog: 110.000 Euro (Taxe 100.000 Euro) erreichte der dicke doppelte Reichstaler 1623 der Grafschaft Leiningen-Dagsburg. Die 63 Gramm schwere Silbermünze des Grafen Johann Ludwig ist ein vorzüglich erhaltenes Unikum. Den gleichen Zuschlag (Taxe 80.000 Euro) bekam ein wunderschönes, ovales goldenes Kleinod des schwedischen Königs Gustav II. Adolf aus dem Jahr 1631.

51: POLEN. Sigismund III. (1587-1632). 1/2 Portugalöser zu 5 Dukaten 1621. Fb. 78. Von allergrößter Seltenheit, vz. Taxe: 75.000 Euro, Zuschlag: 120.000 Euro.

Noch besser schlug sich ein halber Portugalöser (fünf Dukaten) des polnischen Königs Sigismund III. aus dem Jahr 1621: Taxe 80.000 Euro, Zuschlag 120.000 Euro. Numismatische Raritäten eben, die wie ihre Ergebnisse im Internet angesehen werden können.

Bei Künker können Sie auch eine Broschüre im pdf-Format zu den Familienrubeln anlässlich der Auktion herunterladen. Klicken Sie einfach hier.

Einen ausführlichen Artikel zu den russischen Familienrubeln finden Sie in unserem Archiv.