Münzpflege leicht erklärt. Teil 1: Die Grundlagen

Für die richtige Münzpflege braucht es auch das richtige Zubehör. Foto: Angela Graff.
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Wie wir alle wissen, sind die geliebten Münzen unserer Sammlung nicht alle prägefrisch wie aus der Münzstätte. Jeder von uns wird auch ältere Münzen besitzen, welche eventuell schon Spuren von Korrosion bzw. Verschmutzungen haben, an die man sich bisher noch nicht so richtig herangetraut hat. Wir wollen der Frage nachgehen, ob und wie man solche Stücke wieder „ansehnlicher“ bekommt.

Dabei müssen wir uns im Klaren sein, dass wir mit einer vorsichtigen Reinigung nur das optische Erscheinungsbild einer Münze verbessern, indem wir anhaftende Verschmutzungen aufweichen und entfernen, doch werden wir bei dieser Prozedur auf keinen Fall den Erhaltungsgrad des Stücks verbessern. Das gelingt auch nicht mit den raffiniertesten chemischen Bädern und Methoden.

Daher, und um es gleich vorwegzunehmen, erwartet Sie hier keinen mit Fachbegriffen gespickten Chemievortrag. Vielmehr möchte ich Ihnen Tipps und Ratschläge geben, die man getrost in der Küche und am heimischen Herd ausprobieren kann – und nicht nur im Labor. Dabei lassen sich passable Ergebnisse erzielen, ohne dass man dem Stück Schaden zufügt oder gesundheitliche Risiken eingeht. Zudem werde ich auch noch gut geeignete Aufbewahrungsorte Ihrer numismatischen Schätze ansprechen.

Folgen Sie mir also in die Welt der Münzpflege, welche von jedermann betrieben werden kann. Mein Grundsatz dabei: Was Sie selbst an Mitteln zur Reinigung und Pflege ohne Bedenken in die Hände nehmen können, das wird auch Ihren Münzen keinen Schaden zufügen, wenn Sie dabei mit ein wenig Sorgfalt herangehen. Wie fast überall gilt auch hier: Probieren geht über Studieren!

Gestatten Sie mir noch den Hinweis, dass weder der Autor noch die MünzenWoche Haftung für misslungene Pflege- und Reinigungsversuche übernehmen können.

 

Welche Münzen und Medaillen dürfen wir überhaupt reinigen?

Welche Münzen oder auch Medaillen können überhaupt gereinigt werden? Der Erhaltungsgrad einer Münze spielt dabei eine große Rolle. Wenn wir von Polierter Platte (PP), Stempelglanz (ST/N) oder auch Handgehoben (ST/U) sprechen, meint dies jedoch nicht den Erhaltungsgrad, sondern die Herstellungsart. Eine Bewertung, wenn zum Beispiel PP-Stücke mit Gebrauchsspuren gemeint sind, ist meist sehr schwierig und allzu oft auch eine Gratwanderung.

Weiterhin sollten wir genau wissen, aus welchem Metall oder aus welcher Legierung die zu reinigenden Stücke sind. Grundsätzlich sollten Sie möglichst viel über Ihre Stücke wissen, damit es später keine bösen Überraschungen gibt. Dazu brauchen Sie einen entsprechenden Katalog. Auch wenn dieser Katalog in die Jahre gekommen ist, bietet er trotzdem wichtige Informationen.

Zubehör zur Münzpflege. Foto: Angela Graff.

Münzpflege beginnt beim Grundzubehör

Überhaupt brauchen Sie für Ihr Hobby – und sei die Sammlung auch noch so klein – das richtige Zubehör. Die alte Multikulti-Zigarrenkiste tut es jedenfalls nicht! Darin liegen die verschiedenen Metalle eng beieinander, und allein das kann schon problematisch sein.

Für eine ausreichende gute Beleuchtung beim Betrachten der Münzen sollte immer gesorgt werden. Bevorzugen Sie dabei eher ein warmes Licht, welches die zu betrachtende Münze gut ausleuchtet. Probieren Sie einfach verschiedene Beleuchtungsarten aus, bis Sie Ihren Favoriten gefunden haben.

Eine Lupe mit 2,0-facher-Vergrößerung genügt für den Anfang. Im Laufe der Zeit werden Sie ohnehin mehrere Lupen besitzen. Ich selbst kann inzwischen auf ein kleines Sortiment zurückgreifen. Weiterhin empfiehlt sich eine Münzpinzette mit abgerundeten Enden. Achten Sie darauf, dass dabei die beiden Enden mit Kunststoff umhüllt sind, damit Sie Ihren Stücken nicht gefährlich werden und Kratzer verursachen. Ein Paar Handschuhe aus Baumwolle sind ebenfalls zu empfehlen, auch dann, wenn Sie sich nur mit Umlaufmünzen befassen. Bei mir liegen die Handschuhe stets griffbereit in der Nähe.

Eine geeignete Unterlage am Tisch ist ratsam, damit die Stücke geschont werden und nicht wegrutschen können. Ich habe mir dazu zwei Unterlagen ohne große Kosten selbst gebastelt. Sie brauchen dazu nichts weiter als eine stabile 3 mm dünne Spanplatte und selbstklebende Velourfolie. Beispielsweise kann man dafür die Reste einer ehemaligen Schrankrückwand ganz leicht auf das gewünschte Maß bringen und dann mit der Folie bekleben. Fertig ist die temporäre Münzunterlage. Denken Sie bitte auch an einen geeigneten Münzkatalog für Ihr Sammelthema. Wie schon erwähnt, muss der Katalog nicht unbedingt neu sein. Einen gebrauchten Münzkatalog bekommt man auf Trödelmärkten schon für wenig Geld.

 

Album, Münztabletts oder gar Münzschrank?

Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, seine Sammlung aufzubewahren, und das Angebot der Hersteller ist riesig. Man muss selbst entscheiden, was zu einem passt. Es ist auch eine Frage des vorhandenen Platzes, denn nicht jede Gattin wird zustimmend aufjubeln, wenn man gerade die besten Fächer ihres Kleiderschrankes requiriert, um dort seine Münzsammlung einzulagern. Meine Gattin hat dabei übrigens auch nicht gejubelt, also versuchen Sie es erst gar nicht. Münzen sammeln ist trotzdem oft eine Familienangelegenheit!

Suchen Sie sich Ihren Platz in einem Zimmer ohne größere Temperaturschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit aus. Wohn- und Arbeitszimmer sind da gut geeignet. Meiden Sie dabei aber die Gegend unmittelbar neben der Wärmequelle für das Zimmer, also den Platz nicht zu dicht am Ofen oder an der modernen Heizung wählen.

Geliebte Stücke brauchen viel Sorgfalt. Foto: Angela Graff.

Wer sich für die Aufbewahrung seiner Stücke in einem Münzalbum entschieden hat, der sollte unbedingt wissen, dass solche Alben noch vor nicht langer Zeit aus billigem PVC waren. Die damals verwendeten „Weichmacher“ griffen allerdings mit der Zeit die meisten Münzmetalle an und beschädigten sie erheblich. Es kam zu regelrechten Auflösungserscheinungen an den Münzen.

Heute ist das nicht mehr so, denn auch die Industrie hat sich dieser Herausforderung gestellt und reagiert. Zwar sind die einzelnen Seiten jetzt nicht mehr so weich und biegsam, aber sicherer für die Münzen. Denken Sie also bitte daran, Ihre Münzen ausschließlich in Alben zu lagern, die Sie neu bei einem Fachhändler für Münz- und Briefmarkenzubehör erworben haben. Sollten Sie noch ältere Alben mit Münzen besitzen, oftmals sind ja geerbte Münzen der Grundstock für die eigene Sammlung, dann befreien Sie bitte unbedingt die Münzen aus der schädlichen Umgebung. Es ist überhaupt ratsam, sich hin und wieder mit einem kontrollierenden Blick seinen Münzen zu widmen. Damit bleiben Ihnen hoffentlich unliebsame Überraschungen erspart, denn eine Garantie bekommt man nirgends.

Viele Sammler haben mich schon einmal darauf angesprochen, ob die Aufbewahrung von Münzsätzen im Pappfolder (zum Beispiel Euro-Sätze Vatikan) auf die Dauer ratsam ist. Ich selbst habe alle Münzen aus dem Folder genommen und in entsprechende Münzkapseln separat eingelagert. Der leere Pappfolder bekam ebenfalls einen würdigen Platz. Sicher ist sicher. Münzkapseln sind auf alle Fälle eine recht sichere Aufbewahrungsmethode, wenn man sich dabei dann zusätzlich noch der handelsüblichen Münzschuber bedient, so ist es geradezu ideal.

Heimwerkerfreunde haben ebenfalls schon passable Münzschränke gebaut und somit einen sicheren Platz für die Sammlung geschaffen. Erneut kann ich hier nur wiederholen: Es muss nicht immer alles teuer sein, denn einiges hat man bestimmt selbst im Haushalt und die vielen Bastel- und Baumärkte bieten eine große Auswahl.

Ratsam ist es zudem, wenn man bei solchen Fragen seinen Münzhändler des Vertrauens einbezieht. Münzhändler sind meist „alte Hasen“ auf dem Gebiet der Numismatik und haben so manchen Tipp, den es obendrein völlig gratis gibt. Wo findet man das im Internet? Besuchen Sie zudem nach Möglichkeit Münzmessen, Münzbörsen oder auch Tauschmärkte, denn dort sind Sie goldrichtig. Kommen Sie mit Gleichgesinnten ins Gespräch und mustern Sie kritisch die angebotenen Zubehör-Neuigkeiten auf den Münzmessen. Nehmen Sie sich aber auch ab und an die Zeit, einmal in einem Online-Münzmagazin zu „scrollen“, denn auch dort finden Sie viele nützliche Hinweise für Ihre Sammlung. Das ist meist gratis und ohne ein Zeitschriften-Abo machbar. Außerdem bleiben Sie dabei immer aktuell informiert.

 

Weiteres Zubehör zur Münzpflege. Foto: Angela Graff.

Mit Seife, Backpulver und Natron

Kommen wir nun zur eigentlichen Münzpflege. Doch bevor es „ernst“ wird, möchte ich nochmals betonen, dass es für uns völlig ausreichend ist, mit klassischen und meistens auch ganz unbedenklichen Mitteln an die verschiedenen Schmutzprobleme auf Münzen heranzugehen. Alles was wir benötigen, können Sie in einem Supermarkt besorgen und bedenkenlos in der heimischen Küche praktizieren. Wir werden dabei weder mit dampfenden Säuren, noch mit giftigen Stoffen arbeiten. Trotzdem sollten Sie immer für ausreichend Schutz sorgen und daher Einweghandschuhe sowie eine Schutzbrille griffbereit haben. Denken Sie also stets daran: Selbst normaler Zitronensaft, Kernseife oder auch Natron sind sehr gefährlich, wenn sie in die Augen kommen!

Wie schon erwähnt sollen unsere verschmutzten Stücke, wenn überhaupt, nicht mehr als eine Grundreinigung bekommen. Nehmen Sie sich aber auch dafür genügend Zeit, denn besonders die Spülungen mit frischem Wasser sollten nie zu kurz kommen. Das anschließende Trocknen sollte ebenfalls langsam erfolgen und möglichst ohne intensive Reiberei zwischen Mikrofasertüchern abgehen. Höchstens ist ein vorsichtiges Abtupfen erlaubt, alles andere überlassen wir Mutter Natur. Der Fön oder ein zu heißer Heizkörper sind ebenfalls tabu. Benutzen Sie lieber weiche Küchentücher als Unterlage und wenden Sie die Stücke während der Trocknung. Dabei die Münzen ausschließlich am Rand anfassen! An Münzen in der Herstellungsart PP oder ST, sollten meiner Meinung nach erst gar keine Reinigungsversuche vorgenommen werden. Das Risiko einer zusätzlichen Beschädigung wäre zu groß.

 

Zubehör für einen „Numismatischen Waschtag“

Benötigt werden bei einem geplanten Waschtag für Münzen: Ein Wasserkocher, Wasser, Aluminiumfolie, Kochsalz, Kernseife oder Schmierseife (für eine Seifenlauge), Geschirrspülmittel (möglichst ohne Duftstoffe), Backpulver (Natriumbikarbonat), Haushaltsessig 10%ige Lösung (kein Apfelessig!), Radiergummi, Soda (Natriumkarbonat), Zahnstocher aus Holz, Wattestäbchen und Zitrone (Zitronensaft).

Für besondere Fälle können Sie zusätzlich Kriechöl (Spray oder aus der Flasche) vom Baumarkt und etwas Wundbenzin aus der Apotheke bereithalten. Das war’s auch schon!

 

Do!

  • Achten Sie regelmäßig auf Veränderungen bzw. Verfärbungen an Ihren Münzen.
  • Bewahren Sie Ihre Münzen in geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten aus dem Fachhandel auf.
  • Zubehör kann man auch selbst und für wenig Geld bauen.
  • Kaufen Sie Ihr Münzzubehör beim Fachhändler und lassen Sie sich dort umfassend beraten.
  • Zur eventuellen Münzreinigung immer zuerst auf ungefährlichere Hausmittel zurückgreifen.
  • Informationen sind alles, auch in der Numismatik. Lernen Sie möglichst viel über Ihre Münzen.
  • Verwenden Sie für eine eventuelle Reinigung nur Mittel, die man auch unbedenklich in jedem Supermarkt kaufen kann. Ausnahmen sollten genau bedacht sein.

 

Don’t!

  • Reinigungsmittel dürfen nicht direkt (auch nicht verdünnt) mit den Augen in Kontakt kommen.
  • Finger weg von starken Säuren, giftigen Stoffen oder sonstigen ätzenden Chemikalien.
  • Verwenden Sie keine alten Münzalben mit PVC-Weichmachern, sie schaden Ihren Münzen.
  • Reinigungsversuche an PP- sowie ST-Münzen sollten ein Tabu sein.
  • Die gereinigten Stücke niemals stark reiben oder gar versuchen, auf Glanz zu polieren.
  • Nehmen Sie die Reinigung nicht sofort in Angriff, sondern probieren Sie den Reinigungsversuch an weniger gut erhaltenen Stücken vorher aus.

 

Was man schließlich wann, wieviel, wogegen und warum anwendet, lesen Sie im Teil 2 der Serie.

Mehr zu unserem Autor lesen Sie in dem Who’s who zu Reiner Graff.

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