Pleiten, Pech und Pannen – das findet Numiscontrol bei den beliebten 0-Euro-Scheinen. Eigentlich kommt das ja den Sammlern entgegen, aber ein paar kritische Bemerkungen bei diesem Überblick seien doch erlaubt. Im ersten Teil finden Sie einen tabellarischen Überblick über die Fehler und Bemerkungen zu den frühesten fehlerhaften Ausgaben.
30 Jahre Mauerfall und Neuschwanstein
Damit kommen wir zur Ausgabe „30 Jahre Mauerfall“, Motiv 2018-1, auch hier wurde der Autor nicht ausreichend benannt und ein Rechtsstreit schien sich anzubahnen. Am Ende kam es zum Vergleich und zur korrigierten motivgleichen Ausgabe 2018-2, nun mit Namensnennung der Künstlerin. Hier lag der Fehler nicht bei der Druckerei, sondern offenbar beim Auftraggeber selbst. Darüberhinaus wurde der Schein auch noch ein Jahr zu früh herausgegeben.
Anders liegt der Fall bei der Ausgabe „Neuschwanstein“ (XEBG, 2018-1). Hier hatte man nicht beachtet, dass es sich bei dem Wort „Neuschwanstein“ auch gleichzeitig um eine eingetragene Wortmarke handelt und dieses damit gesetzlich geschützt ist. Es kam offenbar zu einem Streit und der Schein verschwand plötzlich aus den Angebotslisten der Händler sowie bei den bekannten Internetauktionen. Auf Nachfragen bekam man kaum Antworten, aber was war geschehen?
Fakt ist, dass eine Rechtsanwaltskanzlei Abmahnungen wegen angeblicher Urheberrechtsverletzung an Firmen und Privatpersonen verschickte. Demnach war bereits das Präsentieren des 0-Euro-Scheines untersagt und verletzte die Urheberrechte des Besitzers der Wortmarke. Der Kauf und Besitz des Souvenirscheines hingegen war offenbar legal!
Die Konsequenz: Der Schein verschwand auch aus den mit viel Liebe und Fleiß gestalteten Online-Übersichten der Ausgaben, da auch diese von Abmahnungen betroffen waren. Mittlerweile ist der Schein zwar wieder im Angebot einzelner Händler zu sehen. Es ist unklar, inwieweit es zu einer Einigung gekommen ist.
Fußball-WM 2018, Siegessäule und Albrechtsburg Meißen
Sammler konnten sich zur Fußball-WM 2018 in Russland gleich über eine ganze Serie von 0-Euro-Scheinen freuen. Der Herausgeber aus Deutschland hat für jedes daran teilnehmende Land einen eigenen Schein gestaltet, welches einen Spieler in Aktion und dazu ein Wahrzeichen des jeweiligen Landes zeigt. Für Deutschland stand zum Beispiel das Brandenburger Tor.
Beim Schein für Russland kam es zu einer peinlichen Panne: Obwohl im Text neben dem Bauwerk „Kremlin Moscow“ steht, war dort keineswegs der Kreml abgebildet, sondern die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz. Natürlich konnte die Druckerei nur drucken was man geliefert hatte und wenn dann noch geografische Unkenntnisse hinzukommen, ist die Peinlichkeit garantiert. Dies hat wohl bisher kaum jemand bemerkt, denn der Schein wird auf dem Markt noch immer recht günstig gehandelt. Also ein extra „Geheimtipp“!
Die Ausgabe „BERLIN-SIEGESSAULE“ ist praktisch ein „Eigentor“, da es sich hier um eine Ausgabe der EuroSchein-Souvenir GmbH aus Berlin handelt. Offenbar hat dort niemand bemerkt, dass im Wort „Siegessäule“ ein „ä“ vorkommt. Betroffen ist die gesamte Ausgabe. Erst Sammler machten auf den Fehler aufmerksam. Trotzdem wird der Schein weiter zum Kauf angeboten.
Interessant ist außerdem die zweite Ausgabe der Albrechtsburg Meißen, es gibt sie nämlich mit Fehlern und ohne.
Ein massiver Druckausfall hatte zu einem verstümmelten Motiv geführt und ganze Details waren einfach nicht gedruckt worden. Damit ist es ganz klar ein Fehler, der erst in der Druckerei passierte und der dort nicht bemerkt wurde. Als schon Teile der Auflage verkauft waren, machte ein Sammler den Herausgeber auf den Druckausfall aufmerksam. Doch dort wollte keiner etwas davon wissen und der Verkauf ging weiter.
Erst als auch die Presse vom massiven Druckausfall auf dem Schein berichtete und anfragte, reagierte man, nun ja, recht ungewöhnlich: Der Verkauf wurde sofort eingestellt und die restlichen Scheine gezählt und auf Fehler überprüft. Alle Scheine waren betroffen! Die Auflage betrug 5.000 Exemplare, davon waren bereits 2.886 fehlerhafte Scheine verkauft worden, die restlichen 2.114 Scheine reklamierte man und schickte sie in die Druckerei nach Oberthur zurück. Es handelte sich aber um Scheine, welche nicht nach Kontrollnummern sortiert waren, nur die Stückzahl selbst wurde angegeben. Und genau das war ein weiterer Fehler.
Von Oberthur wurden insgesamt 2.000 korrigierte Scheine als Ersatz geliefert. Es handelt sich dabei um die Kontrollnummern 3.001-5.000. Also nicht exakt die Kontrollnummern, die auch reklamiert wurden. Denn auch in Oberthur machte man sich nicht die Arbeit, die fehlerhaften Nummern zu sortieren, sondern nummerierte einfach neu. In der Folge haben Scheine mit Druckausfall und auch korrigierte Scheine der Ausgabe dieselbe Kontrollnummer! Ein Beispiel davon wurde bereits bekannt. Es lohnt sich also, gezielt danach zu suchen. Solche Stücke sind natürlich sehr begehrt und haben einen stolzen Preis, wenn sie überhaupt einmal in den Handel kommen.
Ein Blick ins Ausland
Auf der Ausgabe aus Belgien „Museum aan de Ijzer Nieuwpoort“, ZEAG, 2018-1, kam es ähnlich wie zuvor bei dem vermeintlichen Kremlmotiv ebenfalls zu einer falschen Benennung des ausgewählten Motivs. Es hätte richtig „Museum aan de Ijzer Diksmuide“ heißen müssen. Der Fehler wurde später korrigiert und es gibt Scheine mit korrekter und solche mit falscher Benennung.
Im Jahre 2018 begann die Slowakische Republik mit der Ausgabe von Souvenirscheinen. Unter den beworbenen Sehenswürdigkeiten und kulturellen Einrichtungen des Landes ist auch die schöne Hauptstadt Bratislava (Pressburg) mit ihrer berühmten Burg. Doch leider schlich sich auch hier ein zu spät bemerkter Schreibfehler ein. Auf dem Motiv ist die Bezeichnung „Bratislavký hrad“ für die Burg Bratislava zu lesen, doch auf Slowakisch wird es eben „Bratislavský hrad“ geschrieben, mit einem „s“! Der Fehler wurde nicht korrigiert und macht den Schein somit für alle Spezialsammler begehrt.
Am Ende des Jahres 2018 wurden gleich zwei fehlerhafte Scheine in Finnland gedruckt. Das Weihnachtsmann-Postamt am Polarkreis machte mit zwei Motiven auf sich aufmerksam (LEAH, 2018-1). Einmal ist Santa Claus persönlich zu sehen, ein anderes Mal das Postamt. Beides kann optisch gefallen, doch wieder einmal ist ein Schreibfehler zu beklagen. Neben „Santa Claus’ Main Post Office“ steht auch „Finland-Artic Circle 66°33‘07“N“. Sie haben es sicherlich schon bemerkt: Es müsste hier richtig „Arctic“ mit „c“ heißen und nicht „Artic“. Sicherlich nur ein Flüchtigkeitsfehler, denn auf dem stilisierten Stempel steht das Wort Arctic völlig korrekt geschrieben. Beide Scheine gibt es inzwischen auch korrigiert, sie tragen bei gleichem Motiv nun die Nummer 2018-2.
Fehler auch 2019
Das Deutsche Spionagemuseum Berlin am Leipziger Platz hat gleich zu Beginn des Jahres 2019 einen eigenen Souvenirschein (XEER, 2019-1) mit der Glienicker Brücke herausgegeben. Die Glienicker Brücke wurde nach dem Mauerbau 1961 oft zum Austausch von Spionen und Agenten aus Ost und West genutzt. Die Grenze lag damals genau in der Mitte der Brücke und sogar Kinofilme werden noch heute am Originalschauplatz gedreht.
Das Motiv des Scheins zeigt die Sichtachse von Berlin nach Potsdam, was an den beiden markanten Brückenkopf-Zentauren erkennbar ist. Auf der Potsdamer Seite der Brücke dagegen gibt es die Skulpturen seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. Die Blickrichtung ist also klar erkennbar – und trotzdem hängt das Wappenschild der DDR falsch.
Es hätte am hinterem Eisenfachwerk befestigt sein müssen, wie historische Fotos belegen. Auf Nachfrage beim Herausgeber wurde das bestätigt. Es kam die lapidare Antwort, man habe das Schild ganz absichtlich im Bild nach vorne geholt, damit es besser erkennbar sei. (Wie es bei korrekter Darstellung aussehen könnte, zeigt die Fotomontage.) Leider tragen nun Touristen eine absichtlich falsch dargestellte Brücke um die Welt. Der Herausgeber sieht die Angelegenheit eher locker und fühlt sich nicht an geschichtliche Fakten gebunden. Auch hier ist natürlich der Druckerei kein Vorwurf zu machen, es liegt kein Druckfehler vor.
Sicherheitsfaden, Mikroschrift und Hologramm
Die verschiedenen Sicherheitsfäden sind äußerst zahlreich und unterscheiden sich in ihrer Art oftmals sogar innerhalb einer einzigen Ausgabe voneinander. Sie verdienen in Zukunft einen eigenen Spezialbeitrag.
Wer sich mit den 0-Euro-Souvenirschein-Ausgaben näher befasst, der sollte auch die auf den Scheinen vorkommende Mikroschrift betrachten. Wussten Sie zum Beispiel, dass alle gezeigten europäischen Bauwerke auf der Rückseite in Mikroschrift benannt sind? Schauen Sie einmal durch die Lupe und Sie werden die Namen sicher finden. Doch auch bei der Mikroschrift hinter den Motiven auf beiden Seiten gibt es Besonderheiten zu entdecken.
Im Hintergrund steht als Endlosschrift „ZEROEUROSOUVENIR“ – auch auf den Scheinen der Schweiz, obwohl man dort überall das Wort „EURO“ sowie das Eurosymbol herausgenommen hat. Sogar auf die obligatorische „0“ hat man bei Schweizer Ausgaben auf der Rückseite verzichtet. Trotzdem lautet die Mikroschrift im Hintergrund „ZEROEUROSOUVENIR“.
Eine weitere Besonderheit findet man ab ca. Mitte 2018 im Hologramm. Das Hologramm, welches eine Vogelansicht des Pariser Eifelturms darstellen soll, wurde geändert, so dass man durchaus von zwei Varianten sprechen kann. In den Ausgaben bis Mitte 2018 war die „0“ noch mit der glänzenden Folie bedeckt, aktuell ist sie nicht mehr bedeckt. Es gibt aus dem Jahre 2018 Scheine, bei denen beide Varianten innerhalb einer Ausgabe vorkommen.
Die 0-Euro-Souvenirscheine haben sich innerhalb kurzer Zeit zu einem beliebten Sammelgebiet entwickelt. Sie sehen an diesen Beispielen, zu wie vielen Abweichungen und Fehlern es kommen kann. Vieles wird noch unentdeckt geblieben sein. Also, schauen Sie sich die Motive genau an und betätigen Sie sich doch einmal als Gütekontrolleur der 0-Euro-Souvenir-Ausgaben!
Teil 1 dieses Artikels finden Sie hier.