Paul-Francis Jacquier, D-Kehl am Rhein

15-09-2016 – 01-01-1970

Auktion 41 & 42: Münzen und Kunst der Antike & Sammlung Michel Thys „Gallisches Reich“

450 Lose mit Münzen des Gallischen Sonderreichs bei Jacquier

Unglaubliche 450 Lose mit Münzen des Gallischen Sonderreichs bietet Paul-Francis Jacquier in seiner Auktion am 16. September 2016 an. Der Schwerpunkt liegt auf Antoninianen und Denaren mit allen Raritäten, die man sich vorstellen kann.

Postumus, Laelianus, Marius, Victorinus, Tetricus I. und sein Sohn Tetricus II., diese Kaiser herrschten über das so genannte „Gallische Sonderreich“, das zur Zeit seiner größten geographischen Ausdehnung nicht nur Gallien, sondern auch Germanien, Raetien, Spanien und Britannien umfasste. Während die schriftlichen Quellen zu dieser Epoche eher spärlich sind, fließt die numismatische Überlieferung reichlich. Wie reichlich, wird einem wahrscheinlich erst so richtig klar, wenn man sich den neuesten Katalog der Münzhandlung Paul-Francis Jacquier ansieht. Darin wird, wissenschaftlich auf dem neuesten Stand kommentiert, in rund 450 Losen die Sammlung Michel Thys „Münzen des Gallischen Sonderreichs“ aufgelöst.

Der Sammler Michel Thys.

Der Sammler Michel Thys

Seit seinem 16. Lebensjahr sammelte Michel Thys Münzen. Alles begann mit einem Fund auf dem Dachboden eines Mitschülers, Thierry Baron d’Orjo de Marchovelette. Im noblen Familienschloss nahe Namur hatte dessen Vorfahr eine Gruppe von Antoninianen des 3. Jahrhunderts auf dem Speicher vergessen. Sein Nachkomme veräußerte vier davon zum bescheidenen Preis von 20 belgischen Francs – in heutiger Währung ungefähr 50 Cents – an Michel Thys, der damit eine Leidenschaft fürs Leben entdeckt hatte. In vielen Jahrzehnten trug er Raritäten des Gallischen Sonderreichs in der bestmöglichen Erhaltung zusammen. Und was nun in der Auktion 42 bei Jacquier versteigert wird, zeigt, wie viel Wissen, Erfahrung und Begeisterung der Sammler investierte.

Der Schwerpunkt lag dabei auf den Antoninianen, dem Hauptnominal der Epoche, sowie auf Billon-Denaren, die normalerweise mit den Stempeln der Goldmünzen geprägt wurden. Sesterze sind natürlich auch vorhanden, auch wenn ihnen die Begeisterung des Sammlers nicht in gleicher Weise galt. Was Michel Thys dagegen faszinierte, waren die vielfältigen Beischläge einheimischer Ateliers, die römische Münzen imitierten. Von ihnen werden zum Ende der Auktion zahlreiche Stücke zu sammlerfreundlichen Schätzungen angeboten.
Überhaupt, lassen Sie sich von den hier vorgestellten Stücken nicht in die Irre führen. In der Auktion gibt es zahlreiche Lose, die im zweistelligen Bereich geschätzt sind. Wer immer sich für Münzen des Gallischen Sonderreichs interessiert, darf diese Auktion nicht verpassen!

Lot 509: Postumus. Denar (Billon-Abschlag vom Aureusstempel), Köln, Herbst 261. C. 399 (150 Fr.). Elmer 174 (Aureus). Schulte 11b (dieses Exemplar). Aus Sammlung Hoffmann, Auktion Rollin & Feuardent (1898), 1942. Unikum. Vorzüglich. Schätzung: 8.000 Euro.

Postumus

Für Postumus finden sich so viele Highlights, dass man gar nicht weiß, welche Stücke man erwähnen, welche man übergehen soll. Zu den ersteren gehört auf jeden Fall der Denar vom Herbst 261, geprägt in Köln, mit den Stempeln des Aureus Schulte 11. Er zeigt auf der Rückseite eine Victoria, die n. r. in einer Biga fährt und die Peitsche schwingt. Schulte erwähnt das Stück, das nun in der Sammlung Thys liegt, als 11b (Schätzung: 8.000 Euro).

Lot 526: Postumus. Antoninian, unbestimmte Münzstätte, 263. Zweites bekanntes Exemplar. Sehr schön. Schätzung: 4.500 Euro.

Ebenfalls ein Rarissimum ist der äußerst seltene Antoninian des Postumus, der auf der Rückseite die Victoria Postumi Augusti n. r. thronend zeigt. Es handelt sich hierbei um das zweite bekannte Exemplar (Schätzung: 4.500 Euro).

Lot 562: Postumus. Quinar, Köln, 266. C – (cf. 337). Elmer 405. Sehr selten. Fast vorzüglich. Schätzung: 3.000 Euro.

Nicht zu vergessen, der Quinar aus dem Jahr 266, ebenfalls in Köln geprägt, der auf der Vorderseite die Büsten von Postumus und Hercules zeigt, auf der Rückseite Aesculap frontal stehend, ein Typ, der von der Münzprägung des Caracalla übernommen wurde (Schätzung: 3.000 Euro).

Lot 571: Postumus. Medaillon. Bronzeabschlag vom Stempel eines vierfachen Aureus (Quaternio), Köln, Ende 267 / Anfang 268. M. Thys, Un médaillon de Postume au type HERCVLI INVICTO, BCEN 29, 1 (1992), S. 15-18. Aus Kölner Münzkabinett T. Kroha 42 (1986), 530. Unikum! Fast vorzüglich. Schätzung: 10.000 Euro.

Ein besonders spektakuläres Stück ist ein Medaillon aus den Stempeln zum vierfachen Aureus, das auf der Vorderseite Postumus im Löwenfell zeigt, auf der Rückseite Hercules, den kretischen Stier bändigend. Es handelt sich um ein Unikum, das ums Jahr 1960 in der Mosel gefunden wurde (Schätzung: 10.000 Euro).

Lot 582: Postumus. Denar (Silberabschlag), Köln, Anfang 268. C. 119 (200 Fr.!). RIC 344. Elmer 493. Aus Sammlung J. du Lac, Auktion Rollin & Feuardent (1910), 284. Sehr selten. Vorzüglich. Schätzung: 8.000 Euro.

Jacquier kann eine kleine Serie von Denaren anbieten, die mit den Stempeln von Aurei der Serie, die mit den Taten des Hercules anlässlich des 4. Konsulats von Postumus entstanden ist, geprägt wurden. Sie alle zeigen das Doppelporträt von Postumus und Hercules auf der Vorderseite. Auf der Rückseite trägt Hercules den erymanthischen Eber (Schätzung: 8.000 Euro), reinigt den Augiasstall (Schätzung: 7.000 Euro) und stiehlt die Äpfel der Hesperiden (Schätzung: 7.000 Euro). Die Serie wird ergänzt durch einen Antoninian, der den Diebstahl des Gürtels der Amazonenkönigin Hippolyte darstellt (Schätzung: 4.000 Euro).

Lot 718: Marius. Antoninian, Köln. C. 2. AGK 10. Elmer 641. Äußerst selten. Vorzüglich. Schätzung: 1.500 Euro.

Marius

Und das waren nur die Prägungen des Postumus. Auch die anderen Kaiser bieten zahlreiche Kabinettstücke. Nennen wir für Marius nur seine letzte und seltenste Prägung, von der lediglich drei Exemplare bekannt sind, alle aus verschiedenen Stempeln. Sie zeigt auf der Rückseite Aequitas (Schätzung: 1.500 Euro).

Lot 729: Victorinus. Denar (Bronzeabschlag von Aureusstempeln), Trier, ca. Anfang 270. Gilljam, Neue Abschläge der gallischen Kaiser aus einer Kölner Sammlung in: NNB 1987/3, Abb. 8. 2. bekanntes Exemplar. Fast vorzüglich. Schätzung: 10.000 Euro.

Victorinus

Auch für den Kaiser Victorinus gibt es einige große Seltenheiten zu entdecken, so einen Denar aus den Stempeln des Aureus zu einer Emission, die Anfang 270 in Trier entstand. Das Stück zeigt eine Liberalitas-Szene, die wohl mit der Verleihung der zweiten tribunizischen Gewalt in Verbindung gebracht werden darf. Dieses Stück wurde lange als Unikum betrachtet. Erst 1997 fand sich ein 2. bekanntes Exemplar (Schätzung: 10.000 Euro).

Lot 730: Victorinus. Aureus, Trier, Anfang 270. C. 45 (600 Fr.). Elmer 679 (dieses Exemplar). Aus Sammlung Récamier, Auktion Bourgey (1925), 458. 2. bekanntes Exemplar. Gutes sehr schön. Schätzung: 15.000 Euro.

Und wem bis jetzt die Aurei abgegangen sind, der findet hier ein Stück aus der Sammlung Récamier, die 1925 von Bourgey versteigert wurde. Auf der Rückseite ist Sol abgebildet (Schätzung: 15.000 Euro).

Lot 786: Tetricus I. Aureus, Köln, 272. C. 202 (300 Fr.). Elmer 833 (Trier). Schulte 21a (dieses Exemplar). Aus Sammlung Montagu, Auktion Rollin & Feuardent (1896), 672 (Zuschlag: 920 Gold Francs!). Sehr selten. Vorzüglich. Schätzung: 25.000 Euro.

Tetricus I. und Tetricus II.

Schließen wir mit Tetricus I. und seinem Sohn Tetricus II. Hier ist für den Vater wieder ein Aureus zu erwähnen, geprägt 272 in Köln, auf der Rückseite Virtus. Das Stück stammt aus der Sammlung Montagu und wurde 1896 für damals unglaubliche 920 Gold-Francs verkauft (Schätzung: 25.000 Euro).

Lot 795: Tetricus I. Antoninian, Köln, 8. Emission, 274. Normanby 1496 (1 Exemplar). Sainte-Pallaye 7556 (1 Exemplar). Jacquier 10 (1989), 375. 6. bekanntes Exemplar einer Büste n. l. Fast vorzüglich. Schätzung: 2.000 Euro.

Fast noch seltener ist die Linksbüste des Tetricus I., die auf einem Antoninian von 274 zu sehen ist. Bis zur der Entdeckung des Normanby Fundes im Jahr 1985, der u. a. mehr als 16.000 Münzen des Tetricus enthielt, kannte man überhaupt keinen Antoninian des Tetricus mit Linksbüste. Heute sind lediglich 6 Exemplare bekannt (Schätzung: 2.000 Euro).

Lot 802: Tetricus II. Denar (Bronzeabschlag vom Aureusstempel), Trier, 273. Unikum. Vorzüglich. Schätzung: 8.000 Euro.

Von Tetricus II. kann man einen Denar aus den Stempeln des Aureus mit der Darstellung des Kaisersohns als Princeps Iuventutis nicht übergehen. Es handelt sich um ein Unikum (Schätzung: 8.000 Euro).

Literatur

Zusammen mit den Münzen werden auch die wichtigsten numismatischen Werke zum gallischen Sonderreich angeboten.

Auktion 41

Man darf nicht vergessen zu erwähnen, dass am 16. September 2016 natürlich auch Auktion 41 mit antiken Münzen und Objekten durchgeführt wird. Hier findet der Kenner, wie er es vom Hause Jacquier gewohnt ist, eine interessante Partie griechischer Münzen mit vielen Raritäten aus dem Bereich Kleinmünzen und Bronzeprägungen. Bei den römischen Münzen lohnt vor allem das 3. Jahrhundert einen genauen Blick, schließlich ist das die Spezialität von Paul-Francis Jacquier.
Genau wie die antike Kleinkunst, von der wieder einmal ein paar ganz besondere Stücke versammelt sind.
Umfassend ist natürlich auch wieder das Angebot an numismatischer Literatur. Hierauf hat sich Paul-Francis Jacquier ja seit Jahren spezialisiert

Den voll bebilderten Katalog erhalten Sie gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro bei Paul-Francis Jacquier, Honsellstr. 8, D-77694 Kehl am Rhein, Tel: 07851 / 1217, E-Mail.

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Sie können den Auktionskatalog im Internet einsehen.

Auktion 42 mit Münzen des gallischen Sonderreichs finden Sie auf Sixbid.

Und auch Auktion 41 mit antiken Münzen, Kunst der Antike und numismatischer Literatur finden Sie auf Sixbid.