Schätze findet man nicht nur unter der Erde, sondern gelegentlich auch in alten Gemäuern! Besonders in Frankreich scheinen die Chancen dafür gut zu stehen, denn schon zum zweiten Mal in diesem Jahr können wir über einen solchen „indoor“-Goldmünzenfund aus dem Land berichten.
Eingemauert
Der unerwartete Geldsegen trat diesmal im küstennahen Örtchen Plozévet in der Bretagne auf. Hier hatte ein Ehepaar 2012 einen alten Gutshof gekauft. Beim Umbau der Landwirtschaftsgebäude stießen Handwerker 2019 auf den Schatz. In einer Steinwand fanden sie eine eingemauerte Metallkiste voller Münzen. Und damit nicht genug: nur wenige Tage später entdeckten sie noch einen Beutel voller Münzen auf einem Dachbalken! Insgesamt 239 Münzen kamen zu Tage.
Barocke Goldpracht
Nach Angaben des Auktionshauses Deloys in Angers, bei dem die Münzen am 29. September 2021 versteigert werden sollen, wurde die Echtheit der Münzen bestätigt und der Fund genauer untersucht. Bei sämtlichen Fundstücken handelt es sich um französische Goldmünzen, die zwischen 1638 und 1692 geprägt wurden. 23 davon stammen aus der Regierungszeit von König Ludwig XIII., 216 aus der des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. Sie sollen aus 19 verschiedenen französischen Prägestätten stammen.
Insgesamt wird der Wert der Münzen auf etwa 250.000 bis 300.000 Euro geschätzt. Einige Seltenheiten unter den Stücken könnten dazu führen, dass der Erlös bei der Auktion höher ausfällt. Zu den seltensten Stücken des Fundes gehört ein Louis d’or „à la Croix des Templiers“ von Ludwig XIII., der 1640 in Paris geprägt wurde und auf 8.000 bis 12.000 Euro geschätzt wird. Noch seltener ist der doppelte Louis d’or Ludwigs XIV. von 1646, der in der Münzstätte Dijon geprägt wurde. Von dieser Variante, die den Kopf des jungen Königs mit einer langen Haarlocke zeigt, sind laut dem Katalog von Droulers nur 120 Exemplare bekannt, im Gadoury taucht diese Variante nicht einmal auf. Die Münze wird auf 10.000 bis 15.000 Euro geschätzt.
Wer hat den Schatz versteckt?
Dem hinzugezogenen Service Régional d’Archéologie Préventive zufolge scheint der Schatz aus dem Besitz einer Familie von wohlhabenden Kaufleuten oder Landwirten zu stammen, die die Anlage, deren ältester Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt, im 17. Jahrhundert bewohnte. In dieser Epoche erlebte das Gebiet an der Iroise-See am äußersten Westzipfel der Bretagne eine Phase großen Wohlstands, da von hier aus Handel mit England und Nordeuropa getrieben wurde. Die jüngsten, um 1690 entstandenen Münzen des Fundes stammen aus einer wirtschaftlich schwierigen Zeit, in der der Wert der französischen Münzen heruntergesetzt wurde. In solchen Phasen legte man gern einen Notvorrat mit alten, „guten“ Münzen an, am besten wie in diesem Fall aus verlässlichem Gold. Warum das Ersparte für schlechte Zeiten in Vergessenheit geriet, lässt sich nicht rekonstruieren.
Augen auf!
Nach der Versteigerung der Münzen am 29. September 2021 soll der Erlös fair geteilt werden. Die eine Hälfte geht an das Ehepaar, dem der Hof gehört – und deren Umbauarbeiten am neuen Grundstück damit sicher eine ganze Ecke günstiger geworden sind. Die andere Hälfte geht an die drei Handwerker, die den Schatz gefunden haben – einen so lohnenden Auftrag bekommt man auch nicht alle Tage! Also, liebe Handwerker und Hausbesitzer: Schauen Sie auch in den hinterletzten Ecken genau hin. Man weiß nie, ob in einem alten Gemäuer nicht irgendwo ein Säcklein Goldmünzen auf einen Entdecker wartet!
Auf der Seite des Auktionshauses finden Sie sämtliche Münzen des Fundes.
2018 wurde bei einem frechen Diebstahl in Nantes das goldene Herz der Anne de Bretagne nebst anderen Objekten aus Gold gestohlen.
Die Monnaie de Paris widmet momentan den Münzen und Medaillen Napoleons eine Ausstellung.