Warum hat die US Mint mehr Umlaufmünzen im Coronajahr produziert?

Münzen sammeln ist ein legitimes Hobby. Wenn viele Menschen lange ihr Umlaufgeld horten und nicht passend zahlen, kommt es zu Versorgungsengpässen. In den USA hat die US Mint ihre Münzproduktion gesteigert, aber das alleine wird das Problem nicht lösen. Bild von Olya Adamovich / Pixabay.
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Die US Mint hat im Geschäftsjahr 2020 über 24 Prozent mehr Umlaufmünzen produziert als im Vorjahr. Rekordverdächtige 15,5 Milliarden Münzen haben alle US-Münzstätten zwischen 1. Oktober 2019 und 31. September 2020 geprägt. Das ist eine beeindruckende Steigerung in einer Zeit unter dem Zeichen der Pandemie. Vor allem Nickel (5 Cent), Dime (10 Cent) und Quarter Dollars (Vierteldollar, also 25 Cent) wurden in Umlauf gebracht, wie die US Mint in ihrem Geschäftsbericht für 2020 schreibt. Doch warum wurden die Prägezahlen erhöht?

Die USA suchen ihr Kleingeld

Der Hintergrund der gesteigerten Prägezahlen ist ein Engpass an Bargeld in den USA, der bereits seit Monaten andauert. In verschiedenen sozialen Medien läuft die Kampagne #getcoinmoving, also in etwa „Bringt die Münzen in Bewegung“. Ein Werbevideo der Lebensmittelindustrie ruft die Bürgerinnen und Bürger auf, möglichst passend und in Bar zu zahlen. Ansonsten würden die Zahlungen zur Einbahnstraße: Kundinnen und Kunden zahlen mit großen Scheinen, der Einzelhandel muss mit Münzen ständig Kleingeld rausgeben.

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David Ryder, der Leiter der US Mint, wandte sich Ende Juni 2021 persönlich in einem Videoaufruf an seine Landsleute. Er betonte, dass die Münzstätten ihr Bestes gäben und die Prägezahlen deutlich erhöht hätten, doch könne man die im Alltag fehlenden Münzen nicht allein durch eine gesteigerte Produktion beschaffen. Es handele sich nämlich nicht um einen Münzmangel, sondern um einen stockenden Umlauf. Ryder bat darum, mit passenden Münzen zu zahlen, und diese so oder durch eine Abgabe an Sammelstellen oder Banken wieder in Umlauf zu bringen. Schließlich gebe es viele Menschen, so Ryder in seiner Videobotschaft, für die Barzahlungen die einzige mögliche Zahlungsart darstelle und denen jetzt oftmals das Bargeld fehle.

Die US Mint konnte ihren Schlagschatz, also den Gewinn aus der Produktion abzüglich der Produktionskosten, im vergangenen Geschäftsjahr um 72,8 Prozent auf $549,9 Millionen erhöhen. Doch mittelfristig wird es sich für die Münzstätte möglicherweise eher auszahlen, wenn die Bürgerinnen und Bürger ihr Bargeld bewusst einsetzen und so einen kontinuierlichen Umlauf gewährleisten. Denn nur dann bleibt der Nutzen des Bargeldes für die Allgemeinheit gewährt und garantiert eine breite Akzeptanz.

 

Auf der Seite der US Mint können Sie die letzten Jahresbericht als PDFs abrufen.

Hier sehen Sie etwa den Aufruf der Food Industry Association.

Die Bedeutung von Bargeld bestätigte 2019 eine umfangreiche Studie.

Und auch in den USA war Bargeld 2019 noch immer die am häufigsten genutzte Zahlungsmethode.

Hier lesen Sie (auf Englisch), in welchen Ländern Bargeld am beliebtesten ist.