Dr. Busso Peus Nachf., D-Frankfurt

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170.000 Euro für einen zehnfachen Dukat aus Brandenburg-Franken

Das Frankfurter Auktionshaus Dr. Busso Peus Nachf. bot in seiner Herbstauktion 425 vom 7. bis 8. November 2019 Highlights aus den Bereichen Antike, Mittelalter, Neuzeit sowie Literatur an.

Los 169: Ostkelten- Tetradrachme vom Typ Wangenschnecke. Selten, Sehr schön – vorzüglich. Zuschlag 6.500€.

Die vielfältige Keltensammlung, Auftakt der diesjährigen Herbstauktion, fand reges Interesse, wobei sich besonders die Goldstatere großer Beliebtheit erfreuten. Nr. 142, das seltene Regenbogenschüsselchen aus der nordwestlichen Gruppe in außergewöhnlicher Erhaltung, brachte das stolze Ergebnis von 4.600 €. Auch bei den ostkeltischen Tetradrachmen konnten achtbare Ergebnisse erzielt werden. Die Tetradrachme vom Typ Wangenschnecke (Nr. 169) wurde für 6.500 € zugeschlagen.

Los 297: Herrscher der Achaimeniden-Dynastie (Kyros II. oder Kambyses II.). Goldstater der leichten Serie 550/521 v. Chr., Sardeis. Hervorragend zentriertes und scharf ausgeprägtes Exemplar, Selten in dieser Qualität, fast vorzüglich. Zuschlag: 24.000€.

Bei den griechischen Münzen galt das besondere Augenmerk den ausgesprochen schönen Stücken aus der Sammlung Aurum Graecum, die zu ihrer meist hervorragenden Erhaltung oft auch erstklassige Provenienzen aufweisen konnten. So erzielte das aus der Sammlung Pozzi stammende 1 1/3 Litren-Stück von Gela 14.000 €. Der vorzügliche kyrenische Goldtetrobol aus der Zeit des Magas, der der Sammlung des bedeutenden dänischen Politikers Gustav Philipsen angehörte, brachte 9.000 €. Besondere Erwähnung verdienen zudem der Achaimeniden-Goldstater Nr. 297 mit seinem Zuschlag von 24.000 € und die beiden Goldstatere aus dem Seleukidenreich Nr. 303 und Nr. 311, die jeweils 17.000 € erzielten.

Abschließend fanden auch die Münzen aus Axum nennenswerte Beachtung.

Die römischen Münzen starteten mit der Spezialsammlung republikanischer Bronzemünzen, die sich vor allem durch ihre hohe Typendichte und die zahlreichen Raritäten auszeichnete. Akribisch zusammengetragen dürften die zahlreichen Seltenheiten in den meisten Republiksammlungen sicher noch fehlen. Dennoch zeigte es sich wieder einmal, dass die Rarität der Stücke im Vergleich zu ihrer Qualität offenbar für die meisten Käufer eine eher untergeordnete Rolle spielt. Hervorzuheben ist jedoch die seltene Bronze von Octavianus und Divus Julius Caesar aus Lyon als Colonia Copia Felix Munatia (Nr. 631), die 900 € erzielte. Die Partie der römischen Kaiser brachte dagegen wieder solide Ergebnisse und auch die römischen Goldstücke waren trotz ihrer eher geringeren Qualität gefragt. Spätrömer, Byzantiner und vor allem die Tremisses (Nr. 792 brachte bei einer Schätzung von 250 € ganze 5.000 €) sowie die zwei Goldbrakteaten der Völkerwanderung rundeten das Antikensegment erfolgreich ab.

Die daran anschließenden Münzen des Auslands verkauften sich gleichmäßig gut, ohne dass besondere Tendenzen zu erkennen waren. Höhepunkte stellten ein prachtvoll erhaltener chinesischer „Dschunkendollar“ dar (Los 1012), der das herausragende Grading MS 66 erhalten hatte und von den Bietern auf 3.800 € heraufgetrieben wurde. Auch eine große, undatierte (ca. 1768), silberne Verdienstmedaille der russischen Liberalen Ökonomischen Gesellschaft brachte als Prachtexemplar mit herrlicher Patina stolze 5.500 € (Los 1171). Danach schlossen sich die Münzen und Medaillen der Habsburgischen Erblande an, bei denen allgemein, aber im besonderen Maße bei den ostmitteleuropäischen Prägungen, ein steigendes Interesse weiterhin zu beobachten ist. So gingen hier die Münzen fast durchgängig über der Schätzung und teilweise erst nach heftigen Bietergefechten an die Käufer. Illustrieren sollen dies eine Silbermedaille 1689 von Christian Fischer, auf die Verwüstungen der französischen und türkischen Armeen an Rhein und in Ungarn, die von 3000 auf 4800 € gesteigert wurde ( Los 1262), auch ein im Grunde gar nicht seltener Taler Leopolds I. von 1703 aus der Münzstätte Kremnitz erzielte in vorzüglicher Erhaltung ein Ergebnis von 1200 € (Los 1266). Ein hingegen seltener Doppeldukat 1786, Mailand, der mit einem Ergebnis von 4200 € seine Taxe um mehr als das Doppelte übertraf, mag als letztes Beispiel genannt sein (Los 1280).

Los 1332: Silbermedaille 1745 auf die Vertreibung der Juden aus Böhmen und den erfolgreichen Protest dagegen. Geprägt auf Veranlassung der jüdischen Gemeinden von Amsterdam, Rotterdam und Den Haag. Stempel von N. van Swinderen.. In Silber äußerst selten und von herausragender historischer Bedeutung. Winzige Randfehler, vorzügliches Prachtexemplar. Zuschlag: 19.000€.

Nach den ebenfalls gefragten Talern Siebenbürgens folgte die größere Serie Judaica. Hier fanden die Medaillen auf herausragende Ereignisse und Persönlichkeiten großes Interesse, während manche niedrig getaxte Stücke unbeachtet blieben. Aus dieser Serie ragten eine Silbermedaille 1745 von van Swinderen auf die Vertreibung der Juden aus Böhmen mit einem Zuschlag von 19.000 € (Los 1332) und eine weitere Silbermedaille 1805 von Merker auf die Emanzipation der Juden in Russland mit 7.500 € Zuschlag einzeln heraus. Anschließend kam die Sammlung süddeutscher und nordschweizerischer Brakteaten unter den Hammer. Hier kamen vor allem engagierte Spezialsammler zum Zug, die das Angebot des Live-Bietens nutzten und mit sichtbarem Fachwissen die Seltenheiten erkannten und auch im niedrigpreisigen Segment Lücken in ihren Privatsammlungen schlossen.

Los 1659: Markgrafschaft Brandenburg-Franken: Georg Friedrich: 10 Dukaten, 1598, Königsberg. Prägung als Administrator des Herzogtums Preußen. Äußerst selten. Kleiner Kratzer, fast vorzüglich. Zuschlag: 170.000€.

Im Bereich der altdeutschen Münzen kam der Höhepunkt dieser Auktion, frühe Taler und Teilstücke von Brandenburg-Preußen zur Versteigerung. Hier jagten sich die vier- und fünfstelligen Ergebnisse. Ein Reichstaler 1604, Cöln (heute Berlin) wurde von 5.000 auf 12.000 € gesteigert (Los 1610), der folgende Taler 1614, Cöln, auf 10.000, die Liste ließe sich fortsetzen. Am Ende der Serie folgte das Titelstück, ein in Königsberg geprägter 10facher Dukat 1598 des Markgrafen Georg-Friedrich von Brandenburg-Franken auf seine Administratorenwürde im Herzogtum Preußen. Zwei Telefonbieter trieben die Münze von einer Taxe von 50.000,- auf atemberaubende 170.000 €. Nach dem folgenden abwechslungsreichen Gebiet der Medaillen, Gold- und Silbermünzen des Heiligen Römischen Reiches folgten die Reichsmünzen, die den klaren Trend zu Spitzenerhaltungen einmal mehr bestätigten. Hierauf folgten wie üblich eine Reihe lebhaft bebotener Lots und ein Angebot numismatischer Literatur. Ganz allgemein nimmt die Zahl der Internet-Livebieter, darunter sowohl Sammler wie Händler des In- und Auslands, weiter zu. Auch dadurch kam eine erfolgreiche Versteigerung mit schönen Ergebnissen zustande, was vor allem den zahlreichen Einlieferern zu Gute kommt, denen das Auktionshaus an dieser Stelle noch einmal herzlich danken möchte.

 

Den digitalen Katalog finden Sie auf der Seite des Auktionshauses.

Dort finden Sie ebenfalls den Onlinekatalog mit allen Stücken, die noch im Nachverkauf angeboten werden.