6.000 Silbermünzen in Oberösterreich entdeckt

Nürnberger Pfennige aus dem Fund. Bildrecht: Michael Maritsch.
[bsa_pro_ad_space id=4]

In der oberösterreichischen Gemeinde Rainbach im Mühlkreis, ganz in der Nähe der österreichisch-tschechischen Grenze, wurde Mitte Februar 2021 im Zuge von Bauarbeiten ein Schatzfund geborgen. Der Münzfund wurde nun von der OÖ Landes-Kultur GmbH erworben und wird in den nächsten Monaten restauriert und beforscht werden.

Dabei handelt es sich um etwa 6.000 Silbermünzen, die in Stoff eingeschlagen in einem Deckeltopf aus Ton aufbewahrt worden waren. Als Versteck suchte sich der Eigentümer eine Stelle im Fundament eines Bauernhauses aus, die er so geschickt auswählte, dass die Münzen mehr als fünf Jahrhunderte unentdeckt blieben. Über die Frage wer der ehemalige Eigentümer war, können bisher nur Vermutungen angestellt werden, am ehesten wird es wohl der damalige Hofbesitzer oder eines seiner Familienmitglieder gewesen sein. Dienstboten als Eigentümer kann man angesichts des Umfangs jedenfalls ausschließen.

Nürnberger Halbschillinge aus dem Fund. Bildrecht: Michael Maritsch.

Bestand aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts

Der genaue Zeitpunkt der Verbergung ist noch nicht bekannt. Sicher ist aber, dass es sich um einen Bestand aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts handelt, der aus unterschiedlichen Münzsorten besteht, die sich damals im Land als Zahlungsmittel im Umlauf befanden. Dies waren zum einen Pfennige und deren Halbstücke, „Hälblinge“ genannt, zum anderen bereits größere Prägungen im Wert von mehreren Pfennigen, vor allem aus Böhmen eingeführte „Prager Groschen“ sowie einige Mailänder pegioni, im Volksmund nach dem Wappenbild „Schlangengroschen“ genannt, und Tiroler Kreuzer, eine besonders hochwertige Sorte.

Tiroler Kreuzer aus dem Fund. Bildrecht: Michael Maritsch.

Umfangreichster spätmittelalterlichen Komplex aus einem bäuerlichen Milieu

Die Frage nach dem Gegenwert der Münzen lässt sich nicht einfach beantworten und wird Gegenstand der wissenschaftlichen Bearbeitung sein. Von der versammelten Geldmenge konnte man damals beispielsweise mehrere Stücke Großvieh oder einige Kilo des als Gewürz sehr beliebten Safran kaufen. Der Fund stellt eine der umfangreichsten, spätmittelalterlichen Komplexe aus einem bäuerlichen Milieu im Bundesland Oberösterreich und darüber hinaus dar.

Teile des Tongefäßes, in dem man den Schatz gefunden hat. Bildrecht: Michael Maritsch.

Sicher ist sicher! Eigentum zum Schutz versteckt

Warum der Fund verborgen wurde, lässt sich derzeit nicht beantworten. Bis zur Gründung der Sparkassen im 19. Jahrhundert gab es keine Möglichkeit, Geld anzulegen. Die Menschen waren dadurch angewiesen, ihr Eigentum durch ein gutes Versteck sicher zu verwahren. Deshalb hat man die Verstecke dann auch geheim gehalten, bestenfalls einer oder wenigen anderen Personen mitgeteilt, oft überhaupt für sich behalten. Wenn dann die Eigentümerin oder der Eigentümer beispielsweise unerwartet starb, ging das Wissen um das deponierte Geld verloren. Daher muss bei einem historischen Münzschatzfund nicht immer ein konkreter Grund vorliegen. Es kann aber durchaus sein, dass die Münzen versteckt wurden, da die Region im Grenzgebiet zwischen den früheren habsburgischen Ländern und Böhmen lag. Dieser war im späteren 15. Jahrhundert immer wieder Schauplatz von kriegerischen Ereignissen, was somit auch ein möglicher Grund für das Versteck sein könnte.

 

Über Schatzfunde können wir in letzter Zeit häufig berichten: Ob Denare in Bayern, Solidi im Mittelmeer oder mittelalterliches Gold aus Dänemark.

Apropos Österreich: Am 7. November 2021 findet die 12. Haller Münzbörse in Hall in Tirol statt.

Direkt vor der Börse stellt Claire Franklin übrigens ihr neues Buch mit numismatischen Cartoons vor.