#MeToo und das antike Münzbild

Eine Vitrine im Wiener Münzkabinett beleuchtet das Thema „Missbrauch im antiken Münzbild“ neu und distanziert sich von herkömmlichen Beschönigungen.
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Kenner von Gustav Schwabs griechischen Mythen wissen, wie die antiken Götter (und bisweilen auch Göttinnen) sich ihre Gespielinnen unter den Sterblichen auswählten. Sie verführten sie, hatten Affären oder verwandelten sich in harmlose Tiere. Ergebnis waren nicht selten tapfere Helden und Halbgötter – und Frauen, deren Leben unglücklich endete. Gerade die aktuelle #Metoo-Debatte fordert dazu auf, die Mythen der Antike aus einem veränderten Blickwinkel zu betrachten.

Das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wiens thematisiert „Missbrauch im antiken Münzbild“ in einer Vitrine in der Dauerausstellung und ist noch bis Februar 2020 zu sehen. Das vielleicht bekannteste Beispiel dürfte die Königstochter Europa sein. Sie wurde von einem „verkleideten“ Zeus in Stiergestalt geraubt und vergewaltigt – ein Schicksal, das vielen Frauen in der antiken Mythologie widerfuhr und das in den (von Männern geschriebenen) Erzählungen sprachlich als Verführung oder Eroberung beschönigt wird – und noch in der aktuellen Münzprägung fortlebt.

Doch die ausgestellten Stücke zeigen, dass der Missbrauch im Mythos vermutlich leider nur die gelebte Realität widerspiegelte. Man erinnere sich an den „Raub der Sabinerinnen“: Romulus raubte sich die Frauen, die seiner Neugründung Rom fehlten, einfach in der Nachbargemeinde. Angeblich seien diese Ehen so glücklich gewesen, dass die Frauen von ihren Familien gar nicht mehr gerettet werden wollten und ihre neuen Ehemänner vor ihren eigenen Vätern und Brüdern schützten.

Diese und andere ausgewählte Beispiele bringen die Besucher dazu, das überlieferte Bild so mancher Erzählung zu überdenken und auch über die Umsetzung in der Bildsprache auf Münzen nachzudenken – in der Antike und heute.

 

Hier geht es zur Seite des Kunsthistorischen Museums Wien.

Dort finden Sie auch die Seite des Münzkabinetts.

Das Wiener Münzkabinett bietet auch einen Interaktiven Katalog seiner Sammlung.

Einen ausführlichen Überblick über die Entwicklung des Hashtags MeToo gibt der gleichnamige Wikipedia-Artikel.