Investmentgesellschaft Blackstone übernimmt Certified Collectibles Group

Die Investmentgesellschaft Blackstone übernimmt die Mehrheit bei der Certified Collectibles Group in der Hoffnung auf ungebremstes Wachstum.
[bsa_pro_ad_space id=4]

Die Certified Collectibles Group (CCG), zu der auch der Münzzertifizierer NGC gehört, wurde von der Investmentgesellschaft Blackstone übernommen. In einer gemeinsamen Pressemeldung erklärten die beiden Unternehmen, dass Blackstone die Mehrheitsanteile von CCG gekauft habe. Das gesamte Unternehmen sei dabei mit über 500 Millionen US-Dollar bewertet worden. CCG-Gründer Mark Salzberg und CCG-Ceo Steven R. Eichenbaum behielten größere Minderheitsanteile. Außerdem bleibe das Team um die Firmenleitung unverändert, hieß es weiter.

Mark Salzberg zeigte sich enthusiastisch: „Als ich CCG gründete, hatte ich die Vision, dass wir Sammlerobjekte in eine Anlageklasse verwandeln würden, der Sammler, Händler und Investoren auf der ganzen Welt gleichermaßen ihr Vertrauen schenken können.“

In dieser Vision braucht ein Sammler keine eigene Expertise mehr, um den „Wert“ beispielsweise einer Münze aufgrund seiner Erfahrung oder durch Gespräche mit Fachleuten zu bestimmen. Es reichen ein Blick auf den Holder und eine allgemeingültige Bewertungsskala.

CCG scheint am Ziel: Investoren haben den Marktwert des Sammlermarktes erkannt. Aber wie kam es dazu? Was heißt das für den Münzmarkt? Und wie geht es weiter?

Jahrelanges Wachstum lockt Investoren an

Vor allem seit der Corona-Pandemie boomt das Sammeln. Auch wenn Münzsammler das gerne ignorieren, sind ihre Lieblinge in diesem Geschäft nur ein kleines Puzzlestein – und nicht einmal das wertvollste. Zur Zeit fliegt der Markt mit Sportkarten vor allem in den USA in ungeahnte Höhen. Im Hochpreissegment des Sammelmarktes kann man kaum noch von solventen Sammlern sprechen. Vielmehr dürfte es sich oft um liquide Investoren handeln.

In den Worten des Blackstone-Pricipals C. C. Melvin Ike stellt sich das dann so dar: „Als thematischer Investor suchen wir außergewöhnliche Unternehmerteams, die erfolgreich in wachsenden Märkten operieren; CCG ist dafür ein tolles Beispiel. Wir haben den Aufstieg des Weltmarktes für physische und digitale Sammelobjekte über mehrere Jahre genau beobachtet.“ CCG soll wachsen, wachsen, wachsen.

Als Noble Investment das englische Traditionsauktionshaus Baldwin’s übernahm, wirbelte das den Markt gehörig durcheinander. Doch die Folgen waren andere als erhofft. Foto: David Mark auf Pixabay.

Erst Auktionshäuser, dann Zertifizierer, dann …?

Denken wir nicht nur an die letzten ein, zwei Jahre, die weitgehend unter dem Zeichen von Corona standen. In einem ersten Schritt interessierte sich die Investmentgesellschaft Noble Investment für Auktionshäuser in den Bereichen Numismatik und Philatelie und kaufte auch das englische Traditionsunternehmen Baldwin’s.

Im Coronajahr rückten die Zertifizierer dann endgültig in den Blick der Investoren. Ende 2020 erwarb eine Gruppe von Investoren den CCG-Mitbewerber PCGS für rund 700 Millionen US-Dollar. Dabei ging es den Investoren (noch) nicht so sehr um die Münzsparte, sondern um die sehr viel lukrativeren Sportkarten. Nun also CCG.

Was kommt nach Corona?

Wir können seit einer Weile beobachten, wie der Münzmarkt immer stärker auseinanderdriftet. Auf der einen Seite stehen die traditionellen Münzsammler, die voller Leidenschaft ihre Sammlung pflegen und sich oft über Jahre oder Jahrzehnte nicht davon trennen. Auf der anderen Seite sehen wir Käufer, die immer neue Rekordsummen für einzelne Münzen zahlen, die nicht selten wenige Jahre später erneut in Auktionen auftauchen und für noch höhere Preise weitergereicht werden. Sie leitet eher ihr Riecher für günstige Investitionsmöglichkeiten.

Der Ankauf von PCGS ist noch zu frisch, um zu erkennen, wie die Übernahme durch Investoren den Markt verändert. Aber schauen wir einmal zurück zu Noble Investment und Baldwin’s. Ian Goldbart, Börsenmakler und Gründer von Noble Investment, merkte schnell, dass Münzen und Briefmarken nicht reichten, um die Anleger bei Laune zu halten. 2016 resümierte er: „Da erwarten die Investoren, dass wir expandieren. Auf dem Münzmarkt war das nicht möglich, also haben wir andere Sparten gesucht.“ Wie den Kunstmarkt. Doch auch das reichte nicht. Diese ganzen Sammlermärkte ticken nicht wie traditionelle Börsenunternehmen. Die Experten in den Firmen wollten nicht nur mit dem Börsenwert im Hinterkopf Material ankaufen, Auktionen abhalten oder den Wert der Firma ins Unermessliche steigern. Zahlreiche Numismatiker wanderten ab – sogar Ian Goldbart selbst gründete seine eigene Firma, mit der er sich wieder seinen geliebten Münzen widmen konnte.

Ob CCG, PCGS oder Auktionsfirmen auch nach Corona immer weiter boomen? Irgendwann werden sich möglicherweise gewinnträchtigere Optionen auftun. Und dann kann die Liebe zwischen einer Firma wie Blackstone und einem Unternehmen des Sammlermarkts schnell enden. Denn die für die Übernahme zuständige Blackstone-Abteilung Tactical Opportunities (Tac Opps) ist laut Blackstone eine „opportunistic investment platform“. Das meint einerseits eine Plattform, die nach Investitionsmöglichkeiten sucht. Aber „opportunistic“ heißt auch opportunistisch, also auf den eigenen Vorteil bedacht. Und das ist sie in jedem Fall.

 

Mehr über CCG finden Sie auf der Seite von Certified Collectibles Group.

Das ist die Website von Blackstone.

Und hier geht es zu Blackstones Tac-Opps-Seite.

Wir berichteten ausführlich über die Übernahme von PCGS durch eine Investorengruppe.

Und 2016 erläuterten wir die Hintergründe der Veränderungen am Londoner Münzmarkt.