Künker, D-Osnabrück

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Die Top Ten der Künker Jubiläumsauktion 350

Am 1. Juli des Jahres 1971 gründete Fritz Rudolf Künker seine Münzhandlung. Niemand hätte vorhersagen können, dass sich das kleine Ein-Mann-Geschäft zu dem heute international anerkannten Auktionshaus entwickeln würde, das Kunden auf der ganzen Welt schätzen und nutzen.

Das Gesamtergebnis der Jubiläumsauktion 350 spiegelt das Zusammenwirken von Saalbietern, telefonischen und schriftlichen Bietern sowie Kunden, die online mitsteigerten: Die 2.195 Lose brachten insgesamt 8,3 Mio. Euro bei einer Schätzung von 5,8 Mio.

Wir präsentieren Ihnen die Top Ten der Künker Auktion 350. Bei gleichem Ergebnis vergeben wir den Rang nach der größeren Steigerung im Verhältnis zur Schätzung.

Nr. 234: Habsburger Erblande. Leopold I., 1657-1705. 5 Dukaten 1690, Graz. Sehr selten. Mit eingeritzter Wertzahl 5. Fast Stempelglanz. Taxe: 75.000,- Euro. Zuschlag: 95.000.- Euro.

Platz 10:

Ein prachtvolles Beispiel für ein kaiserliches 5 Dukaten-Stück, das Leopold I. im Jahr 1690 in Graz herstellen ließ, kam mit einem Zuschlag von 95.000 Euro auf Platz 10. Die Schätzung hatte 75.000 Euro betragen. Münzen wie diese ließ der Kaiser nicht nur zu Zahlungszwecken herstellen, sondern vor allem um stets ein passendes Geschenk parat zu haben, wie es die damalige Politik aus unzähligen Anlässen erforderte. Ob offizieller Besuch einer diplomatischen Delegation, ob Feier anlässlich Geburt, Geburtstag, Hochzeit oder Begräbnis, zur Zeremonie gehörte ein Geschenkaustausch, bei dem oft Münzen übergeben wurden. Sie konnten – je nach der finanziellen Situation des Beschenkten – entweder in der Münzsammlung landen oder für Zahlungen verwendet werden.

Nr. 621: Braunschweig und Lüneburg. Rudolf-August, 1666-1685. Löser zu 4 Reichstalern 1679, Zellerfeld. Mit Wertpunze. Wohl einziges Exemplar im Handel. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 60.000,- Euro. Zuschlag: 95.000,- Euro

Platz 9:

Die gleiche Funktion erfüllten die Braunschweiger Löser. Ihre Auftraggeber verdankten den reichen Silberminen des Harzes ihren Reichtum und ihren hohen Rang im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Um ein Geschenk parat zu haben, das optimal auf den Rang des Beschenkten abgestimmt war, ließen die Braunschweiger Herzöge ihre Löser in unterschiedlichen Gewichtsstufen ausprägen. Da es von manchen Gewichtsstufen viele, von anderen wenige Stücke mehr gibt, ist die heutige Preisstruktur der Löser höchst differenziert. Es spielen nicht nur Motiv und Jahrgang, sondern auch Seltenheit und Gewicht eine Rolle.

So ist der Typ, den Herzog Rudolf August im Jahr 1679 in Zellerfeld herstellen ließ, sowieso schon selten. Von der Variante im Gewicht von 4 Reichstalern gibt es wohl nur ein einziges Exemplar in privater Hand, das in den Sammlungen Peter von Lehmann, Virgil M. Brand, Preussag und zuletzt Friedrich Popken lag. Nun musste der neue Besitzer 95.000 Euro bieten, um diese Rarität Teil seiner eigenen Sammlung werden zu lassen.

Nr. 466: Nürnberg. 5 Dukaten 1698. NGC MS 61. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 75.000,- Euro. Zuschlag: 110.000,- Euro.

Platz 8:

Auf Platz 8 landete mit einem Zuschlag von 95.000 Euro eine wunderschöne Nürnberger Gedenkmünze im Gewicht von 5 Dukaten, die der amerikanische Grading Service NGC mit MS61 bewertet hatte. Sie war mit 75.000 Euro geschätzt und zeigt eine prachtvolle Stadtansicht auf der einen, die Göttin Pax auf der anderen Seite. Die Umschrift lautet in Übersetzung: Der heiß ersehnte göttliche Frieden kommt als ein Geschenk des Himmels. Man bringt diese Inschrift traditionell mit der Jahrfeier des Friedens von Rijswijk zusammen, mit dem 1697 der Pfälzische Erbfolgekrieg endete, eine Deutung, die mehr als fraglich ist.

Warum sollte Nürnberg ein Jahr nach dem Friedensschluss dieses Stück in Auftrag gegeben haben? Welche Verbindung hatte die Stadt zu diesem Krieg? Schließlich fand der internationale Konflikt um das Erbe des kinderlos verstorbenen Pfalzgrafen weit entfernt von Nürnberg statt. Deshalb ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass diese Münze an einen anderen Friedensschluss erinnert: Der Westfälische Frieden war nämlich genau 50 Jahre vor der Prägung dieser Münze unterzeichnet worden, und mit ihm fühlen sich die Nürnberger ganz besonders verbunden.

Auch wenn es heute wesentlich bekannter ist, dass in Münster und Osnabrück verhandelt wurde, fanden entscheidende Diskussionen in Nürnberg statt. Hier wurde die praktische Vorgehensweise zur Etablierung der neuen Friedensordnung fixiert. Das „Friedensmahl“, mit dem die Nürnberger und alle angereisten Diplomaten die Unterzeichnung des Interim-Rezesses feierten, gilt heute noch als eines der größten Bankette, das in der alten Reichsstadt durchgeführt wurde. Es ist wahrscheinlicher, dass sich die Münze auf diesen Frieden bezieht.

Platz 6:

Gleich zwei Münzen belegen mit einem Zuschlag von 120.000 Euro bei einer Schätzung von 100.000 Euro den 6. Platz. Der 7. Platz entfällt also.

Nr. 629: Braunschweig und Lüneburg. Löser zu 8 Reichstalern 1654, Clausthal. Mit Wertpunze. Wohl einziges Exemplar im Handel. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 120.000,- Euro.

Exakt die Hälfte aller Top Ten der Künker Auktion 350 kommen aus der Sammlung von Friedrich Popken mit Lösern aus Braunschweig und Lüneburg. So auch dieses Stück: ein Löser, der auf einer Seite das Lorbeerbekränzte Welfenross zeigt, das über die Stadtansicht von Celle springt. Es wurde 1654 in Clausthal geprägt. Auf der Vorderseite verewigte sich Auftraggeber Christian Ludwig mit seinem Monogramm und den Wappen der Besitzungen, über die das Geschlecht der Welfen herrschte.

Mit 230,69 g Silber handelt es sich um einen Löser zu 8 Reichstalern. Dies macht diese Variante des eigentlich relativ häufig anzutreffenden Typs zu einer Rarität ersten Ranges und wohl zum einzigen im Handel befindlichen Exemplar.

Nr. 5: Belgien / Österreichische Niederlande. 10 Souverain d’or 1751, Antwerpen. NGC MS61. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 120.000,- Euro.

Aus den so genannten Österreichischen Niederlanden stammt ein äußerst seltener zehnfacher Souverain d’or von 1751, der auf der Vorderseite das Porträt von Franz I. zeigt. Er war nicht nur der Gemahl von Maria Theresia, sondern bekleidete seit 1745 auch das Amt des Römisch-Deutschen Kaisers und ist in dieser Funktion auf der Münze abgebildet, wie der Reichsadler auf der Rückseite zu erkennen gibt. Die Münze entstand übrigens nicht in der Haupt- und Residenzstadt Brüssel, sondern in Antwerpen, das seit der vertraglichen Schließung der Schelde für den Seehandel im Jahr 1714 seinen wirtschaftlichen Niedergang erlebte.

Die Österreicher beherrschten dieses Gebiet übrigens seit dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs. Obwohl es Frankreich im Österreichischen Erbfolgekrieg mehrere Jahre besetzte und Maria Theresia durchaus bereit gewesen wäre, es gegen französische Unterstützung bei der Rückgewinnung Schlesiens einzutauschen, blieb das heutige Belgien bis zum Frieden von Campo Formio in Habsburger Besitz.

Nr. 465: Nürnberg. 6 Dukaten 1698. NGC MS62. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 75.000,- Euro. Zuschlag: 120.000,- Euro

Platz 5:

Nein, es ist kein Déja-Vu-Erlebnis. Auktion Künker 350 enthielt sowohl ein Exemplar des Nürnberger Mehrfachdukaten von 1698 zu 5 Dukaten, das innerhalb der Top Ten auf Rang 8 kam, als auch eine Version zu 6 Dukaten, denn auch dieser begehrte Münztyp wurde in verschiedenen Nominalen ausgeprägt.

Dieses Los kletterte von 75.000 auf 120.000 Euro. Da der 6fache Nürnberger Dukat damit um 45.000 Euro zulegte, erreicht er den 5. Platz unserer Top Ten.

Nr. 620: Braunschweig und Lüneburg. Rudolf August, 1666-1685. Löser zu 6 Reichstalern 1679, Zellerfeld. Wohl drittes bekanntes Exemplar. Vorzüglich bis Stempglanz. Taxe: 50.000,- Euro. Zuschlag: 125.000,- Euro.

Platz 4:

Und wieder kennen wir den Münztyp schon: Rudolf August prägte von seinem Löser mit den Stadtansichten von Braunschweig und Wolfenbüttel gleich mehrere Versionen. Die zu 4 Reichstalern belegte mit 95.000 Euro den 9. Platz unserer Top Ten; die Variante zu 6 Reichstalern, von der es auf dem freien Markt und in den öffentlichen Sammlungen wahrscheinlich nur drei Exemplare gibt, mit ihrem Zuschlag von 125.000 Euro Platz 4.

Fiala deutete in seinem in den Jahren 1907 bis 1909 veröffentlichten 6. Band des Katalogs der Münzen und Medaillen der Welfischen Lande das Motiv folgendermaßen: „Der Herzog, symbolisiert durch das Staatsschiff, der nun beide Städte Braunschweig und Wolfenbüttel beherrscht, lenkt sein Land mit göttlicher Hilfe … Denn über allem leuchtet die Sonne Gottes.“

Nr. 2078: Deutsches Kaiserreich / Sachsen. Friedrich August III., 1904-1918. 3 Mark 1917 E „Friedrich der Weise“. Seltenste deutsche Reichsmünze. Polierte Platte. Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 130.000,- Euro

Platz 3:

Und damit kommen wir zu Plätzen auf dem Podest: Den dritten Rang bekleidet mit einem Zuschlag von 130.000 Euro die beliebteste Münze des Deutschen Kaiserreichs: die Gedenkprägung mit dem Porträt Friedrichs des Weisen, mit der Sachsen dem Jubiläum 400 Jahre Reformation gedachte.

Dieses Jubiläum fand 1917, also mitten im Ersten Weltkrieg statt. Aus diesem Grund wurde nur eine winzige Auflage von 100 Stück geprägt, von denen ca. die Hälfte wieder eingeschmolzen wurde, ehe sie sich ein Sammler sichern konnte.

Die bemerkenswerte Geschichte, warum ausgerechnet Friedrich der Weise auf dieser Münze zu sehen ist, wurde oft genug erzählt: Das sächsische Königshaus war mit August dem Starken zum katholischen Glauben übergetreten. Ob man allerdings die Begründung, Luther könne als Bürgerlicher nicht auf einer Münze des Deutschen Kaiserreichs erscheinen, aus Rücksichtnahme auf die religiösen Gefühle des sächsischen Herrschers erfand, oder ob dies tatsächlich im Reich so gehandhabt wurde, ist bis heute nicht entschieden. Jedenfalls wurde der (katholische) Schützer Luthers, Friedrich der Weise, mit dem von Martin Luther verfassten Liedtext „Ein feste Burg ist unser Gott“ auf der Münze abgebildet. Die Jahreszahlen 1517 / 1917 bleiben der einzige Hinweis auf das Reformationsjubiläum.

Man könnte aber auch an einen ganz anderen Grund denken, warum diese Münze der Reformation gedachte, ohne katholische Gefühle zu verletzen: Schließlich befand sich das deutsche Reich zum Zeitpunkt der Prägung mitten im Ersten Weltkrieg. Und da war Einheit gefragt, nicht die Betonung konfessioneller Unterschiede.

Nr. 624: Braunschweig und Lüneburg. Löser zu 4 Reichstalern 1670, Clausthal, auf den Tod seines Sohnes. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 125.000,- Euro. Zuschlag: 140.000,- Euro

Platz 2:

140.000 Euro und damit Platz 2 erzielte ein äußerst seltener Löser zu 4 Reichstalern, den Duodezfürst Ferdinand Albrecht I. von Braunschweig-Bevern im Jahr 1670 auf den Tod seines Sohnes in Clausthal prägen ließ. Der so Geehrte war ein Baby, das wie viele Kinder im 17. Jahrhundert kurz nach der Geburt verstarb.

Der Grund dieser Prägung dürften deshalb nicht der Status des Verstorbenen sein, sondern der Ehrgeiz des Vaters: Er hatte wohl geplant, die Taufe seines Erstgeborenen zu nutzen, um seine Standesgenossen mit einem prachtvollen Fest zu beeindrucken. Als der Sohn vorzeitig starb, sagte er das Fest nicht ab, sondern machte eine Totenfeier daraus.

Nr. 612: Braunschweig und Lüneburg. August der Jüngere, 1635-1666. Löser zu 10 Reichstalern 1638, Zellerfeld, auf die kaiserliche Bestätigung der Erbnachfolge. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 150.000,- Euro. Zuschlag: 240.000,- Euro

Platz 1:

Mit ihrem Zuschlag von 240.000 Euro hat es diese Münze in die Tagespresse geschafft: Das Topstück der Sammlung Friedrich Popken, ein Löser zu 10 Reichstalern auf die kaiserliche Bestätigung der Erbfolge durch August den Jüngeren, feiert den Erfolg des so Geehrten mit der Aufschrift TANDEM für „Endlich!“. In der Tat musste sich August der Jüngere mehrere Jahre lang gedulden, bis ihn der Kaiser offiziell als Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel anerkannte.

August der Jüngere, den wir heute vor allem als Gründer der berühmten Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel kennen, feierte seine Standeserhöhung anlässlich seines Geburtstags im Jahr 1638 mit einem großen Fest. Es wurde von Fürsten und Diplomaten von nah und fern besucht. Der Geschenkeaustausch bei Empfang und Abschied war von entscheidender Bedeutung im Zeremoniell der Feier. Aus diesem Anlass dürfte dieser Lösertyp geprägt worden sein. Unser Exemplar war mit seinem Gewicht von 10 Reichstalern sicher ausschließlich den ranghöchsten Gästen bzw. ihren diplomatischen Vertretern vorbehalten.

Nr. 1866: Italien / Toskana. Cosimo I. Medici, 1537-1574, als Herzog von Florenz und Siena. Testone o. J. (1559), Florenz. Selten. Sehr schön. Taxe: 150 Euro. Zuschlag: 300 Euro.

Außer Konkurrenz:

Dass man keine sechsstelligen Beträge braucht, um hochrangige Zeugnisse der Geschichte zu erwerben, illustrieren wir für diese Auktion mit einem Testone, der von seiner Schätzung mit 150 Euro auf 300 Euro kletterte. Der Name dieses italienischen Nominals hängt damit zusammen, dass während der Renaissance immer mehr italienische Herrscher dazu übergingen, ihren Kopf (it. la testa) auf eine Münzvorderseite zu setzen.

Prägeherr des Testone ist Cosimo de Medici, mütterlicherseits ein Urenkel von Lorenzo dem Prächtigen. Er amtierte als Herzog von Florenz und – wie wir in der Umschrift der Münze lesen können – auch als Herzog von Siena. Diese Kombination war neu. Jahrhunderte lang hatte Florenz mit der Republik von Siena rivalisiert. Doch 1559, als dieser Testone geprägt wurde, ging Siena offiziell in den Besitz Cosimos über und kam so unter florentinische Kontrolle.

Vorausgegangen war eine militärische Auseinandersetzung. Mit spanischer Unterstützung hatte Cosimo I. ein Heer gegen die Stadt Siena in Marsch gesetzt. Nachdem ein Überraschungsangriff in der Nacht zum 26. Januar 1554 gescheitert war, begann die Belagerung. Sie endete nach mehr als einem Jahr mit der Kapitulation von Siena am 17. April 1555.

Karl V. erhob Anspruch auf Siena, genauso wie Cosimo. Zu einer Einigung kam es erst 1559 im Rahmen des Friedens von Cateau-Cambrésis: Philipp II. trat das Herzogtum Siena gegen die Erlassung einer Schuld in Höhe von 200.000 Dukaten an Cosimo ab. Seit diesem Jahr bezeichnete er sich als Herzog von Florenz und Siena.

Man sammelt eben nicht nur Münzen, sondern auch die damit verbundene(n) Geschichte(n) – und dafür ist es gleichgültig, ob man 300 Euro investiert oder 240.000.

 

Alle Ergebnisse finden Sie auf der Website von Künker.

Die Künker Herbst-Auktionen finden vom 27. September bis zum 1. Oktober 2021 statt. Der Katalog dazu kann bestellt werden bei Künker, Nobbenburgerstr. 4a, 49 076 Osnabrück; Tel: 0541 / 96 20 20; Fax: 0541 / 96 20 222; oder über E-Mail. Unter dieser Telefonnummer können Sie auch einen Termin vereinbaren, wenn Sie an einer Einlieferung interessiert sind.

Und falls Sie sich für die Löser der Auktion interessieren, empfehlen wir Ihnen den Film „Die schönsten Löser aus der Sammlung Popken“.