Am 8. März 2019 fand in der Klassik Stiftung Weimar eine Feierstunde statt: Im Zentrum stand eine nur in einem einzigen Exemplar erhaltene Goldmünze aus dem Jahr 1687.
Der Goldabschlag vom Alchemistentaler Friedrichs I. von Sachsen-Gotha-Altenburg aus dem Jahr 1687 wurde offiziell von Ulrich Künker, Geschäftsführer des Osnabrücker Auktionshauses Künker, an die Vertreter der Klassik Stiftung Weimar übergeben. Damit kehrt ein wertvolles Zeugnis der Weimarer Geschichte an seinen ursprünglichen Ort zurück, das nach dem Zweiten Weltkrieg in die Vereinigten Staaten von Amerika verschleppt wurde.
Das Objekt
Bei der restituierten Münze handelt es sich um einen goldenen Abschlag im Gewicht von 6 Dukaten von einem Taler, der in der Numismatik als „Alchemistentaler“ bekannt ist. Er wurde 1687 von Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg in der Münzstätte von Gotha geprägt und erinnert an des Fürsten weithin bekannte Vorliebe für die Alchemie. Friedrich besaß ein alchemistisches Labor auf seinem Schloss Friedenstein. Er gab viel Geld aus für Alchemisten und ihre Rezepte, um so einen Weg zu finden, die Staatskosten mit „chymischem“ Gold zu decken. Friedrichs Aufzeichnungen zu seinen alchemistischen Experimenten haben sich im Thüringischen Landesarchiv von Gotha erhalten. Auch wenn wir heute über solche Träume lachen möchten, hat sich aus der barocken Alchemie unsere moderne Chemie entwickelt.
Die Rückseitendarstellung des Alchemistentalers nimmt mit zahlreichen alchemistischen Symbolen Bezug auf die Umwandlung unedler Stoffe in Edelmetall: Mittels der Verdampfung sollen die Ausgangsprodukte Salz, Schwefel und Quecksilber mit Hilfe des Steins der Weisen in die Endprodukte Gold und Silber umgewandelt werden.
Die Geschichte des Objekts
Im Barock war es üblich, regelmäßig Geschenke mit verwandten, befreundeten und verbündeten Fürstenhöfen zu wechseln. Besonders beliebte Geschenke waren dabei Großgoldmünzen, die von Vorlieben und Interessen ihrer Schenker zeugten, wie der von Künker übergebene sechsfache Dukat. Deshalb ist es durchaus wahrscheinlich, dass das Stück direkt von Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg an Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar verschenkt wurde und so in die Weimarer Münzsammlung kam.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Münze im Jahre 1945 – zusammen mit insgesamt 200 numismatischen Objekten – aus Weimar geraubt. Ein Großteil der abhandengekommenen Münzen wurde nachweislich 1950 bei dem Auktionshaus Grunthal & Ganz in New York versteigert, darunter auch das fragliche Stück.
Seitdem lag es in einer Privatsammlung, bis es 2017 dem Auktionshaus Künker zur Versteigerung übergeben wurde. Dort klärte man erst die wahrscheinliche Provenienz ab und fragte in Gotha nach, ob das Stück aus der dortigen Sammlung stammen und abhanden gekommen sein könne. Da dies nicht der Fall war, wurde es im Rahmen der Berlin-Auktion am 1. Februar 2018 unter Losnummer 1211 angeboten und mit 28.000 Euro versteigert. Der Kaufpreis lag inklusive Aufgeld und Mehrwertsteuer bei 34.400 Euro.
Erst nach dem Verkauf, aber vor der Auslieferung an den Käufer, ergab sich der Verdacht, dass die Münze aus der Weimarer Sammlung geraubt worden sein könnte. Das Haus Künker stoppte sofort alle weiteren Abläufe, um den Fall eindeutig zu klären. Als sich die Vermutung bewahrheitete, beschlossen die Geschäftsführer von Künker, dieses historisch so wichtige historische Zeugnis zu restituieren.
Schulterschluss zwischen Münzhandel, Münzkabinetten und Sammlern
Ulrich Künker fasste in seiner Rede anlässlich der Übergabe die nun folgenden Vorgänge so zusammen: „Mein Partner und ich entschieden, dass das Weimarer Eigentum ungeachtet aller juristischen Eventualitäten in seine ursprüngliche Sammlung zurückkehren müsse. Wir zahlten den Einlieferer aus und teilten dem Käufer mit, dass wir ihm kein Eigentum an der Münze vermitteln könnten, da es sich um Diebesgut handele. Das Auktionshaus hat alle Kosten übernommen, um das Stück zu restituieren.“
Über seine Motive, die fünfstellige Summe aufzubringen, sagte Ulrich Künker: „Ich gehöre zu den Hauptkritikern des im Jahre 2016 beschlossenen deutschen Kulturgutschutzgesetzes. Ich kritisiere, dass es die Händler in den Generalverdacht stellt, ausschließlich am Gewinn interessiert zu sein. Das stimmt nicht. Wir Händler stellen uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Die Übergabe dieses Stückes ist nur ein weiterer Beweis von vielen. Großzügiger Umgang mit öffentlichen Münzkabinetten hat unter Münzfreunden eine lange Tradition: Seit jeher geht es Händlern und Sammlern primär darum, die Numismatik als Forschungsgebiet zu fördern. Insofern gab es nie Berührungsängste zwischen Sammlern, Händlern und Kuratoren, sondern ein intensives Miteinander. Gerade dieses Miteinander geriet durch die Einführung des KGSG in Gefahr. Die Befürworter des Gesetzes haben regelrecht versucht, einen Keil zwischen die Vertreter öffentlicher Sammlungen und die privaten Sammler und Händler zu treiben. Insofern ist diese Übergabe auch als ein Symbol zu verstehen: Wir lassen uns nicht auseinandertreiben. Diese Restitution hat uns Geld gekostet. Aber das haben wir gerne für diesen guten Zweck ausgegeben. Ich wünsche dem goldenen Alchemistentaler in seinem alten bzw. neuem Zuhause viel Aufmerksamkeit von einer interessierten Öffentlichkeit.“
Gotha ist unter Numismatikern bekannt für den Münzschatz von Sachsen-Gotha-Altenburg, das Münzkabinett, das auf Friedrich II. zurückgeht. Dieser ging ebenfalls in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren, konnte vor wenigen Jahren aber wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückkehren.
Vor kurzem veröffentlichten wir eine Evaluierung des Kulturgutschutzgesetzes durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Hier kommen Sie zur Seite der Klassik Stiftung Weimar.
Und hier geht es zur Website des Auktionshauses Künker.