Bonhams schließt seine numismatische Abteilung

Seit März 2022 hält das Auktionshaus Bonhams keine numismatischen Auktionen mehr in London ab. Foto: PIRO auf Pixabay.
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Bonhams ist eines der großen britischen Auktionshäuser mit langer Tradition und renommierter Münzabteilung. Dieser Bereich ist bereits geschlossen – oder vielmehr ausgelagert. Hintergrund ist Bonhams neue Strategie, sich erfolgreich am internationalen Markt zu plazieren.

Englische Münz-Tradition von Glendining zu Bonhams

Gegründet 1793 hat sich das Auktionshaus mit Auktionsräumen rund um den Globus auf Antiquitäten, Kunst, Schmuck und edle Oldtimer spezialisiert. 2001 ging in dem Unternehmen, damals noch Bonhams und Brooks, das Auktionshaus Philipps Son & Neale auf, das seinerseits das renommierte britische Münzauktionshaus Glendinings mit in die Liaison brachte.

Glendinings letzter Chef, John Millensted, leitete fortan bei Bonhams die Abteilung für Münzen, Orden und Banknoten, wie der Bereich offiziell hieß. Regelmäßige Auktionen fanden in eigenen Auktionsräumlichen in London Knightsbridge statt und natürlich online. Damit hat es nun ein Ende.

Bonhams und das Investment-Geschäft

2018 verkaufte der Eigentümer von Bonhams seine Anteile an das Londoner Investmentunternehmen Epiris. In den vergangenen Jahren setzten verschiedene solcher Firmen auf das Geschäft mit Münzen. Für Aufsehen in der Münzwelt sorgte Ende 2020 eine Investorengruppe, die das Zertifizierungsunternehmen PCGS übernahm; wenige Monate später kaufte Blackstone die Certified Collectibles Group CCG.

Seit Bonhams zu Epiris gehört, wird das Auktionshaus offenbar getrimmt, mit der großen Konkurrenz Christie’s und Sotheby’s mitzuhalten. Zuerst kaufte Bonhams Bukowskis in Stockholm, danach das US-Auktionshaus Skinner in Boston. Anfang 2022 folgte Bruun Rasmussen in Dänemark, im Sommer 2022 Cornette de Saint-Cyr in Paris.

Der Brexit dürfte bei den Briten für zusätzlichen Anreiz gesorgt haben, weiterhin in der EU vertreten zu sein. Das deutete Bonhams’ CEO Bruno Vinciguerra bei der Übernahme von Bruun Rasmussen an: „Der Neuzugang von Bruun Rasmussen wird die europäische Reichweite von Bonhams vergrößern und die digitalen Fähigkeiten ausbauen, um die Reichweite des Bonhams-Netzwerks weiter zu erhöhen.“

Die neue Globalisierung: regional auslagern, global handeln

Im März 2022 hielt Bonhams seine letzte Münzauktion in Knightsbridge ab. Es wird keine eigene numismatische Abteilung mehr im Haus geben, der bisherige Leiter John Millensted werde aber als Consultant beratend tätig sein.

Bonhams versteht sich selbst mittlerweile als ein Netz von Firmen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Schließlich hatte sich das Unternehmen gezielt Auktionshäuser ausgesucht, die keineswegs schwach dastanden, sondern vielmehr in ihren Gebieten sehr stark waren.

Diese Strategie hatte Vinciguerra vor kurzem ebenfalls klar ausgesprochen: „Nach dem Erwerb des schwedischen Auktionshauses Bukowskis durch Bonhams im Januar besteht unsere Strategie darin, ein erfolgreiches regionales Unternehmen über das internationale Netzwerk von Bonhams auf den globalen Markt zu bringen.“

Hinter dieser Strategie dürften handfeste Erwartungen des neuen Mutterkonzerns Epiris stehen. Owen Wilson, Partner bei Epiris, betonte nach dem Erwerb von Bruun Rasmussen „zahlreiche Möglichkeiten zur Entwicklung von Synergien zwischen den Netzwerken und Marken der beiden Auktionshäuser“.

Bruun Rasmussen war bisher vor allem auf dem dänischen Markt der Platzhirsch im Bereich Numismatik. Nun hat Bonhams seinen Neuzugang erst auf globales Agieren gepolt und jetzt exklusiv mit der Numismatik betraut.

Matthew Haley, Managing Director von Bonhams Knightsbridge, äußerte gegenüber der MünzenWoche: „Da Bonhams das dänische Auktionshaus Bruun Rasmussen im März aufgekauft hat, werden Münzen und Medaillen sowie Briefmarken in Online- und Saalauktionen von Bruun Rasmussen angeboten werden. Das Klientel für Münzen ist global und vor allem online und Bruun Rasmussen hat ein hochentwickeltes Angebot in diesem Bereich. Von diesem Monat an werden Münzauktionen im Bonhams-Netzwerk in Kopenhagen stattfinden und nicht mehr in London.“

Die Kunden werden urteilen, ob diese Entscheidung in ihrem Interesse lag oder nicht. Davon könnte abhängen, ob auch andere Auktionshäuser eine ähnliche Strategie wählen werden, um sich im globalen Markt zu positionieren.

 

Hier kommen Sie zur Seite von Bonhams.

Dort wird übrigens noch immer die numismatische Abteilung geführt.

Und hier ist die Seite von Bruun Rasmussen.