Die Top-Ten der Künker Raritäten-Auktion
Eigentlich ist es eine Nachricht, die uns nachdenklich machen sollte: Es braucht keine physischen Saalauktionen mehr, um großartige Ergebnisse zu erzielen. Das demonstrierte Künker mit seiner ersten Auktion im Jubiläumsjahr 50 Jahre Künker. Traditionell findet die Flaggschiff-Auktion Ende Januar unter großer internationaler Beteiligung während der World Money Fair in Berlin statt. Nun musste Künker wegen der aktuellen Corona-Regeln die Auktion im kleinen Kreis der eigenen Mitarbeiter durchführen. Trotzdem ermöglichte man es allen Künker-Kunden, so mitzubieten, wie sie es am liebsten tun, sei es mit einem schriftlichen Gebot, sei es telefonisch oder am Computer mittels Live-Bidding. Das Ergebnis spricht für sich. Die 721 Lose erzielten insgesamt 9,3 Mio. Euro. Und alle Münzen, die es unter die Top Ten geschafft haben, lieferten ein sechsstelliges Resultat. Ein großartiger Auftakt ins Jubiläumsjahr!
Nichtsdestotrotz hält Andreas Kaiser fest: „Für uns ist die Auktion die schönste Gelegenheit, unsere Kunden zu treffen. Sobald es geht, finden die Künker-Auktionen wieder in der realen Welt statt.“ Und Ulrich Künker fügt hinzu: „Es ist gut, dass es all diese virtuellen Möglichkeiten gibt, aber es ist doch etwas anderes, selbst im Auktionssaal zu sitzen, um mitzubieten. Wir laden Sie jetzt schon zur Auktion ein, sobald wir wieder Saalauktionen machen dürfen.“
Platz 10
Gleich zweimal wurde mit einem Zuschlag von 100.000 Euro Platz 10 vergeben: Der Goldabschlag des sächsischen Reichstalers von 1711 auf das Vikariat Augusts des Starken im Gewicht von 8 Dukaten brachte 100.000 Euro. Es handelt sich dabei wohl um das einzige im Handel vorgekommene Exemplar. Sie werden später in diesem Beitrag noch mehr über den historischen Hintergrund dieses Stücks erfahren, denn die Künker Auktion 346 enthielt nicht nur einen achtfachen, sondern auch einen zehnfachen Dukaten aus denselben Stempeln. Er landete weiter oben unter den Top Ten, auch weil er etwas besser erhalten war als das Stück zu 8 Dukaten.
Ebenfalls auf 100.000 Euro kletterte ein Löser zu 10 Reichstalern auf den Tod von Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg. Sein Nachfolger stimmte die uns heute enigmatisch erscheinende Darstellung eng mit der Dekoration der Beisetzung ab. Aus einem mit zahlreichen Kupferstichen illustrierten Band, der das Begräbnis dieses Fürsten schildert, wissen wir, dass solche Löser anlässlich der Begräbnisfeier an hochrangige Besucher verteilt wurde. Mehr über den historischen Hintergrund finden Sie auf unserer Website.
Platz 9
Von einer Schätzung mit 40.000 Euro kletterte dieses prachtvolle Nürnberger 5 Dukaten-Stück von 1698 auf beeindruckende 120.000 Euro. Es dürfte drei Gründe für diesen hohen Preissprung geben. Zunächst besitzt die Münze eine ausgezeichnete Provenienz. Sie stammt aus der Sammlung Christoph Bernoulli, die 1996 bei der Münzen und Medaillen AG in Basel verkauft wurde. Von dort kam sie direkt in die Sammlung eines Ästheten und Kunstfreundes. Dann zeigt das Stück eine Stadtansicht, ein besonders beliebtes Motiv gerade bei nicht-deutschen Sammlern. Last but not least erhielt das 5 Dukaten-Stück von NGC die hervorragende Bewertung MS63. Gerade in Zeiten, in denen die Besichtigung nicht mehr möglich ist, verlassen sich internationale Kudnen gerne auf Bewertungen unabhängiger Institute. Auch das scheint ein Zeichen einer Zeit, in der es nicht mehr möglich ist, sich persönlich oder durch einen Münzhändler seines Vertrauens von der Qualität der Münzen zu überzeugen, auf die man bieten möchte.
Platz 8
Mit 140.000 Euro wurde ein dreifacher Reichstaler von 1638, geprägt von Bischof Ferdinand von Bayern für Münster, zugeschlagen. Ferdinand von Bayern, Sohn des bayerischen Herzogs Wilhelm V. und Bruder des Kurfürsten Maximilians I. von Bayern gehört zu den mächtigsten Fürsten seiner Zeit: Er war Kurfürst und Erzbischof von Köln, Herzog von Westfahlen, sowie Fürstbischof von Hildesheim, Lüttich, Münster und Paderborn. Dieser dreifache Reichstaler vereint auf der Vorderseite das bayerische Wappen mit Kurhut, Krummstab und Schwert; auf der Rückseite eine prachtvolle Ansicht des befestigten Münster, über dem der hl. Paulus als Schutzpatron Wache hält.
Platz 7
Auf Platz 7 kommt mit einem Ergebnis von 190.000 Euro ein äußerst seltenes 10 Dukaten-Stück von Ernst III. von Holstein-Schauenburg. Diese Münze wurde damit zur teuersten Münze der Holstein-Schauenburger, die in den letzten 20 Jahren versteigert wurde. Das in Altona geprägte Stück zeigt auf der Rückseite Graf Ernst III. in voller Rüstung mit seinem Motto: Hat Gott es vorgesehen, wird es zum Wohle geschehen (Übersetzung aus dem Frühneuhochdeutschen).
Wer mehr darüber wissen will, woher ein kleiner Graf so viel Geld hatte, um eine derart umfangreiche Münzprägung zu initiieren, erfährt das in einem Artikel mit dem Titel „Gold aus Kohle und Stein: Ernst III. von Holstein-Schauenburg“.
Platz 6
Die Geschichte dieser Münze hat es in viele große Tagesmedien wie den Spiegel oder die WELT geschafft: Ein 70jähriger Berliner war beim Aufräumen in seiner Wohnung auf eine Münze gestoßen, die ihm sein in St. Petersburg geborener Vater hinterlassen hatte. Er bot sie zwei Münzhändlern an, von denen der eine das Stück für falsch hielt, während der andere ihm dafür 900 Euro bot. Als der Berliner ein ähnliches Stück auf der Website von Künker fand und die Münze deshalb an das Osnabrücker Auktionshaus schickte, erkannte der Spezialist sofort, was für eine Rarität er vor sich hatte: Es handelte sich um ein äußerst seltenes russisches 10 Rubel-Stück aus dem Jahr 1757. Der Schweizer Jacques-Antoine Dassier hatte dafür den Stempel geliefert. Und das wirklich Ungewöhnliche: Dank einer Sammlerpunze ist eindeutig erwiesen, dass diese Münze einst in der Sammlung des Grafen Emmerich Hutten-Czapski lag.
Die Kenner honorierten die Seltenheit des Stücks: Die Münze wurde mit 210.000 Euro zugeschlagen. Damit will der erfreute Erbe die Hypothek auf seine Eigentumswohnung zurückzahlen.
Platz 4
Gleich zweimal wurde mit einem Zuschlag von 220.000 Euro Platz 4 vergeben. Beide „Preisträger“ stammen aus Sachsen und wurden von August dem Starken geprägt.
Von 100.000 auf 220.000 Euro kletterte ein sechsfacher Dukat aus dem Jahr 1709, hergestellt in Dresden mit den Stempeln des Talers. Die Münze zeigt auf der Vorderseite ein prächtiges Barockporträt von August dem Starken, auf der Rückseite ein mit der polnischen Königskrone bekröntes Monogramm. Das hat seinen guten Grund. Im Jahr ihrer Prägung gewann August der Starke nämlich die Herrschaft über Polen zurück: Sein Konkurrent Stanislaus I. Leszcynski verlor mit der Schlacht bei Poltawa die Unterstützung von Karl XII. von Schweden, der ihn auf den Thron gebracht hatte.
Wahrscheinlich gibt es nur ein einziges Exemplar dieser Rarität in Gold; dessen Provenienz kann bis ins Jahr 1924 zurückverfolgt werden.
Ein 10facher Dukat in Gold, der mit den Stempeln des Reichstalers von 1711 geprägt wurde, zeugt davon, dass August der Starke, König von Sachsen in eben diesem Jahr das Reichsvikariat ausübte.
Das Reichsvikariat war eines der prestigeträchtigsten Ämter, die das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu vergeben hatte. In der Goldenen Bulle von 1356 wurde festgelegt, dass sich der sächsische Kurfürst mit dem rheinischen Pfalzgrafen vom Tod eines Kaisers bis zur Krönung seines Nachfolgers das Reichsvikariat teilen sollten. Dafür erfolgte die Trennung nicht geographisch, sondern juristisch: Der Pfalzgraf kontrollierte die Gebiete fränkischen, der König von Sachsen die Gebiete sächsischen Rechts.
Am 17. April 1711 war Joseph I. verstorben. Sein Bruder Karl VI. wurde erst am 12. November 1711 von den Kurfürsten zum römisch-deutschen König gewählt und am 22. Dezember in Frankfurt zum Kaiser gekrönt. In den Monaten, in denen August der Starke als Reichsvikar tätig war, ließ er eine umfangreiche Münzemission produzieren, zu der auch extrem seltene Goldabschläge des Reichstalers im Gewicht von 8 und 10 Dukaten gehörten. Wir haben auf Platz 10 bereits das Stück im Gewicht von 8 Dukaten vorgestellt. Es erzielte, 100.000 Euro, also weniger als die Hälfte von dem, was das Stück im Gewicht von 10 Dukaten realisierte. Das wurde mit 220.000 Euro zugeschlagen, was auch daran liegt, dass es etwas besser erhalten war als das andere Stück. Vom 10fachen Dukaten existieren übrigens zwei Exemplare, wobei sich nur eines auf dem freien Markt befindet.
Platz 2
Gleich zweimal konnte mit 280.000 Euro Platz 2 vergeben werden. Als erstes stellen wir die eindrucksvolle Goldprägung aus Basel vor, die dieses hohe Ergebnis brachte. Auch sie entstand aus den Stempeln eines Talers, wurde aber im Gewicht von 20 Dukaten ausgebracht, wiegt also beeindruckende 68,94 g. Die Münze mit der herrlichen Stadtansicht stammt genau wie die Nürnberger Prägung von Platz 9 aus der Sammlung Christoph Bernoulli.
Platz 2
Ebenfalls 280.000 Euro und das bei einer Schätzung von 75.000 Euro erzielte ein polnisches 10 Dukaten-Stück aus Bromberg, das Sigismund III. im Jahr 1629 prägen ließ. Von dieser prachtvollen Prägung sind lediglich zwei Exemplare bekannt, von denen eines im Museum liegt. Nur ein einziges Auktionsvorkommen eines solchen Stücks ist dokumentiert, und das ist bereits mehr als anderthalb Jahrhunderte her. Ein solches 10 Dukaten-Stück wurde in der Auktion J. Bermann & Sohn unter der Überschrift „Verzeichnis einer großen und sehr gewählten polnischen Münz- und Medaillen Sammlung“ am 1. April 1850 in Wien unter Losnummer 887 versteigert. Ob es sich bei dem dort angeboten Stück allerdings um das Exemplar handelte, das heute im Hutten-Czapski Museum liegt, oder um das bei Künker versteigerte Stück, weiß niemand. Wie damals üblich, bildete der Katalog weder die Münze ab, noch gab er ihr Gewicht an.
Platz 1
Mit 450.000 Euro nicht nur die teuerste Münze der Raritäten-Auktion von Künker, sondern gleichzeitig die teuerste Münze der Stadt Hamburg wurde der 6fache Goldgulden aus Hamburg, der 1505 geprägt wurde. Es handelt sich dabei nicht nur um die erste Hamburger Großgoldmünze, sondern um die erste Großgoldmünze des gesamten deutschen Raumes. Schon Felix Schlessinger beschrieb eben dieses Stück – ein Unikum – im Jahr 1930 als „Kabinettstück ersten Ranges!“, womit er eindeutig recht hatte.
Zuletzt war dieses Stück 2007 auf dem Markt. Schon damals erzielte es mit 180.000 CHF einen beeindruckenden Preis, und wurde auch damals die teuerste Münze der Auktion 100 von LHS, Nachfolger der renommierten numismatischen Abteilung der Bank Leu. Trotz des damals sehr stolzen Preises hat der Käufer damit eine gute Wertanlage getätigt.
Gratulation an alle erfolgreichen Bieter und an alle Einlieferer. Die Preise demonstrieren, wie ungebrochen stark der Markt aktuell ist, gleich ob trotz oder wegen Corona.
Alle Ergebnisse finden Sie auf der Künker-Website. Wenn Sie an einer Einlieferung interessiert sind, wenden Sie sich an die Kundenbetreuung von Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail.
Kommende Auktionen:
- bis 26. März 2021 Frühjahrs-Auktionen
- Juni bis 2. Juli 2021 Sommer-Auktionen
- September bis 1. Oktober 2021 Herbst-Auktionen