Die volle Bandbreite der Numismatik: Die Künker Herbst-Auktionen
Sie sind ein fester Bestandteil des numismatischen Terminkalenders, die Künker Herbst-Auktionen, die 2019 für die Woche vom 7. bis zum 11. Oktober 2019 vorgemerkt sind. In vier Auktionskatalogen präsentiert Künker eine Fülle von spannenden Münzen und Medaillen, von Spezialsammlungen von der Antike bis zur Gegenwart. Aus den Sammlungen Dr. W. R., Phoibos und eines norddeutschen Antikenfreundes stammen historisch relevante, wunderschöne und herausragend erhaltene antike Münzen. Friedrich Popken, Dr. Rolf Löns, Eberhard Link und Kyler Liechty sind nur einige von den vielen Sammlern, die dem Auktionshaus Künker für die beiden Kataloge mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzen und Medaillen ihre Schätze anvertraut haben. Zum guten Schluss veranstaltet Künker eine weitere Auktion mit Orden und Ehrenzeichen, bei der u. a. der dritte Teil der Sammlung Peter Groch aufgelöst wird. Dieser steht unter der Überschrift „Militärische Konflikte des 20. Jahrhunderts bis 1918/1921“.
Auktion 326: Münzen der antiken Welt
Die Auktionswoche beginnt mit dem dritten Teil der Spezialsammlung Dr. W. R. Diese Partie ist den Prägungen aus Nordgriechenland, vom Griechischen Mutterland, den Kykladen und Kreta gewidmet. 439 Lose führen uns in die Vergangenheit, die wir noch aus unseren Schulbüchern kennen. Die makedonischen Könige, Athen, Sparta, aber auch spannende und ungewöhnliche Darstellungen wie die Abbildung eines Rochens auf einer Münze aus Kephallenia sind hier zu finden.
Es folgen keltische Münzen, darunter einige sehr seltene Stücke wie ein Goldstater der Parisii oder eine norische Tetradrachme mit der Aufschrift Escingoma, von der Göbl nur ein einziges Exemplar kannte.
Für Liebhaber der Schönheit griechischer Münzen gibt es in dieser Auktion alles, was man sich nur wünschen kann. Hinter den prachtvollsten Kunstwerken steht zumeist ein „norddeutscher Antikenfreund“ mit einem exquisiten Auge: Ob inkuser, früher Stater aus Poseidonia resp. Kaulonia, ob klassischer Stater aus Lokroi mit dem Adler, der den Hasen reißt, ob frühklassische Tetradrachme aus Kamarina oder Syrakus, ob Punier, Ainos oder Chalkidischer Bund, viele bedeutende Zeugnisse der griechischen Stempelschneidekunst werden angeboten. Auch seltene Beispiele der hellenistischen Münzgeschichte warten auf einen Connoisseur wie ein Goldstater des Demetrios Poliorketes nach dem Alexandertyp oder ein Goldstater des Ptolemaios I., geprägt in Kyrene.
Ein Goldschmuck mit Bezug zur Schwester Napoleons
14 Aurei für ein Collier, 7 Aurei für das zugehörige Armband: Es soll der Überlieferung nach Napoleon Bonaparte gewesen sein, der dieses Schmuckstück im Empire-Stil für seine kleine Schwester Pauline anfertigen ließ. Es würde bestens in eine Zeit passen, in der die Antike zum Vorbild einer ganzen Kultur wurde. Napoleon sah sich selbst als eine verbesserte Version der antiken Kaiser. Und Pauline liebte es, sich im antikisierenden Stil darstellen zu lassen. So sorgte es für einen Skandal, als sich Pauline für den damals berühmten Bildhauer Canova auszog, um ihm für seine Siegreiche Venus Modell zu sitzen.
Wir kennen etliche Bilder von ihr, auf denen sie Schmuck trägt, der antike Elemente inkorporiert. Pauline war Napoleons Lieblingsschwester, so dass ein Geschenk aus der Hand des Kaisers wahrscheinlich ist. Sie war die einzige seiner Verwandten, die ihm in die Verbannung nach Elba folgte, wo sie mit dem Verkauf ihres Schmucks seinen Lebensstandard verbesserte.
Als dieses Halsband im Jahr 1966 erstmals von Jacques Schulman auf einer der damals wichtigsten Antikenmessen in Delft präsentiert wurde, war es „das“ Thema in der Presse.
Römische Münzen
Nach einer reichen Auswahl von Münzen der Republik, folgt die Kaiserzeit mit einer Fülle von spektakulären Aurei, häufig aus der Sammlung Phoibos. Wir beschränken uns für diese Vorschau auf drei Beispiele, so kommt ein vorzüglicher Aureus des Pertinax zum Aufruf, außerdem ein Aureus des Septimius Severus mit Caracalla in einem gestaffelten Doppelporträt, dessen Provenienz bis ins Jahr 1963 zurückverfolgt werden kann. Fast genauso selten ist ein fast vorzüglicher Solidus des Procopius, der sich am 28. September 365 zum Kaiser ausrufen ließ und bereits am 7. Mai 366 von seinem Rivalen, dem Kaiser Valens exekutiert wurde.
Die Auktion endet mit Münzen der Völkerwanderung, des byzantinischen Reiches und der Kreuzfahrer. Darunter befindet sich eine kleine Serie von Münzen des Johanniterordens auf Rhodos.
Auktion 327: 300 Raritäten des niedersächsischen Raumes aus der Sammlung Friedrich Popken – Münzen und Medaillen des Königreichs Westphalen: Die Sammlung Dr. Rolf Löns – Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit, u. a. aus den Sammlungen Eberhard Link und Skyler Liechty
Am Dienstag um 14.00 Uhr beginnt Auktion 327 mit einem bekannten Namen: Ein weiterer Teil der Sammlung Friedrich Popken mit Seltenheiten aus dem niedersächsischen Raum wird angeboten. Dazu gehört zum Beispiel ein extrem seltener Silberbarren aus Braunschweig. Er ist ein Beispiel für die vielen Edelmetallbarren, die im Hochmittelalter benutzt wurden, um größere Summen zu bezahlen. Sie sind nur extrem selten erhalten, da sie zumeist eingeschmolzen wurden.
Ebenfalls aus der Sammlung Popken stammt ein Reichstaler aus Einbeck, der 1618 kurz vor der Kipper- und Wipperzeit geprägt wurde. Damit war Einbeck die einzige Stadt im Umkreis, die dieses Nominal noch herausgab.
Spektakulärstes Stück der Sammlung Popken ist eine Münze des Niedersächsischen Kreises im Gewicht von vier Goldgulden, die nach 1601 mit zwei Rückseitenstempeln zu verschiedenen Halbtalern, die das Datum 1561 bzw. 1601 tragen, geprägt wurde. Wir wissen nicht, aus welchem Anlass dies geschah. Klar ist, dass die Reichskreise zwischen der Wende zum 17. Jahrhundert und dem 30jährigen Krieg erheblich an Macht gewannen und eine aktive Politik trieben. Ein Mittel dazu waren natürlich schwere Goldmünzen.
Es folgt die Sammlung Dr. Rolf Löns von Münzen und Medaillen des Königreichs Westphalen. Herausragendes Stück ist eine Goldmedaille zu 45 Dukaten ohne Jahr, die Kaiser Napoleon III. 1860 auf den Tod seines Onkels Jerome Napoleon prägen ließ. Dafür wurde ein Vorderseitenstempel aus dem Jahr 1811 benutzt, während der Rückseitenstempel neu geschaffen wurde.
Es folgen die Münzen aus Altdeutschland, dem Habsburger Reich und aller Welt. Drei Themen beherrschen die ersten beiden Gebiete: Medaillen, die Jagd und Mehrfachtaler. Wir nennen in dieser Vorschau für jedes der drei Gebiete nur ein Beispiel:
Das Thema Medaillen wird vertreten durch ein Stück aus Braunschweig und Lüneburg, das Georg Ludwig, der spätere George I. von Großbritannien, anlässlich des Todes seiner Mutter Sophia von der Pfalz 1714 in Auftrag gab. Die Rückseite zeigt einen prächtigen Garten mit vier gerade gewachsenen Bäumen, hinter denen eine strahlende Sonne untergeht.
Für das Sammelgebiet der Mehrfachtaler steht ein mit 50.000 Euro geschätzter, breiter vierfacher Reichstaler der Stadt Rostock von 1605 auf die Erbhuldigung für Herzog Karl von Mecklenburg.
Das Thema Jagd illustrieren wir beispielhaft mit einem Reichstaler von Ferdinand II., geprägt 1626 in Breslau. Der „Jagdtaler“ zeigt den Kaiser bei der Rückkehr von der Jagd vor der Stadtansicht von Breslau.
Münzen und Medaillen aus aller Welt
Kommen wir zu den Münzen und Medaillen aus aller Welt. Der unbestreitbare Höhepunkt ist ein Familienrubel des Zaren Nikolaus I., geprägt 1836/37 in St. Petersburg und geschätzt mit 50.000 Euro. Von diesem Typ wurden nur 150 Exemplare geprägt. Er ist für Russlandsammler nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen Seltenheit ein Highlight, sondern auch weil es sich um die einzige zeitgenössische Münze handelt, die das Porträt des Zaren zeigt.
Nicht jeder wird sich so eine Münze leisten können. Aber das ist kein Grund, aufs Münzensammeln zu verzichten. Nur kurz danach bietet Künker eine kleine Serie von mittelalterlichen Silbermünzen aus Ungarn an. Bei diesen hoch interessanten Stücken, für die historisch bekannte Persönlichkeiten wie der hl. Stephan verantwortlich zeichnen, beginnen die Schätzungen schon mit 30 Euro.
Zwischen Europa und Übersee ist geradezu symbolisch die Sammlung Skyler Liechty von Medaillen zur Geschichte der Neuen Welt eingeschoben.
Beenden wir die Vorschau zu Katalog 327 mit einem Blick ans andere Ende der Welt, nach Australien. Der Dump eines Holey Dollars zu 15 Pence wird mit 20.000 Euro Schätzung angeboten.
Auktion 328: Goldprägungen und Münzen – Deutsche Münzen ab 1871
Nur knapp über 1.000 Lose sind in Auktionskatalog 328 enthalten, aber es handelt sich um Lose, die es in sich haben. Goldmünzen aus Deutschland und der ganzen Welt sowie deutsche Prägungen ab 1871 werden angeboten.
Die beiden teuersten Stücke stammen etwa aus derselben Zeit: Ein Carlino zu 5 Doppie des Victor Amadeus III. von Sardinien ist mit 60.000 Euro geschätzt. Das sehr seltene Stück, das 1786 in Turin geprägt wurde, ist vorzüglich erhalten.
Mit 80.000 Euro noch höher geschätzt ist eine Salzburger Goldmedaille zu 20 Dukaten aus dem Jahr 1772. Sie wurde während einer Sedisvakanz in nur 26 Exemplaren ausgegeben.
Eine Goldmünze des spanischen Königs Carlos III., die 1785 in Guatemala produziert wurde, ist ebenfalls erwähnenswert. Es handelt sich um das laut NGC besterhaltene Exemplar dieses äußerst seltenen und letzten Jahrgangs, der nur in wenigen Exemplaren bekannt ist.
Altdeutschland
Natürlich ist auch für diejenigen etwas dabei, die Goldmünzen aus Altdeutschland sammeln. Aus Bayern stammt ein 5 Dukaten-Stück, das die bayerischen Landstände 1747 in München anlässlich der Vermählung Maximilians III. Joseph mit der sächsischen Prinzessin Maria Anna herstellen ließen.
Es war das preußische Finanzministerium, das 1816 eine goldene Huldigungsmedaille zu 16 Dukaten auf Friedrich Wilhelm III. bei D. F. Loos in Auftrag gab. Sie war kein Erfolg: Von den 20 Stücken, die geprägt wurden, fanden nur wenige einen Käufer, so dass die restlichen eingeschmolzen wurden, was die bei Künker angebotene Medaille zu einer großen Seltenheit macht.
Während bayerisches Flussgold immer mal wieder zu sehen ist, wird der Mainzer Rheingolddukat von 1772 mit dem Porträt des Mainzer Erzbischofs Emerich Joseph von Breitbach-Bürrenheim nur selten auf dem Markt angeboten.
Deutschland ab 1871
Der numismatische Teil der Woche endet mit den deutschen Münzen ab 1871. Unter den Reichskleinmünzen findet sich eine der großen Raritäten dieses Gebiets: Ein 5 Pfennig 1896 G, bewertet von PCGS mit AU 50. Bei den Reichsgoldmünzen entdeckt der Kenner einige äußerst seltene Stücke in herausragender Erhaltung, so Reuss, ältere Linie, 20 Mark 1875 in fast Stempelglanz (Taxe: 30.000 Euro), Sachsen-Meiningen, 20 Mark 1872 in vorzüglich (Taxe: 20.000 Euro) und 20 Mark 1882 in vorzüglich (Taxe: 20.000 Euro).
Außerdem werden etliche Goldmünzen der deutschen Kolonien angeboten, so 10 und 20 Mark 1895 A, geprägt für Deutsch-Neu-Guinea (je 25.000 Euro).
Auktion 329: Orden und Ehrenzeichen
In Zusammenarbeit mit dem Ordensspezialisten Michael Autengruber wird am letzten Tag der Künker-Auktionswoche eine Auktion mit mehr als 1.000 Losen von Orden und Ehrenzeichen durchgeführt.
Der mengenmäßig weitaus größte Teil dieser Auktion ist dem dritten Teil der Sammlung Peter Groch gewidmet. Diesmal werden die Orden und Ehrenzeichen der militärischen Konflikte des 20. Jahrhunderts bis 1918/21 angeboten, wobei das Material derart umfangreich war, dass die Auszeichnungen der Alliierten einem vierten Teil vorbehalten bleiben.
Außerdem kommt der Nachlass des legendären preußischen Generalfeldmarschalls August von Mackensen zur Versteigerung. Und das sind nur einige Highlights aus dem hochkarätigen phaleristischen Angebot.
Auktion 330: eLive Sammlung Dr. Rainer Opitz, Teil 4
Am 16. und 17. Oktober 2019 wird in einer eLive Premium Auction der 4. Teil der Sammlung Dr. Rainer Opitz mit Münzen und Medaillen zu Reformation und Protestantismus versteigert. Das Angebot umfasst mehr als 1.200 Lose und enthält zahlreiche Münzen und Medaillen mit Schätzungen ab 5 Euro. Ob Spezialsammler oder Anfänger, es lohnt sich diesen Katalog genau zu studieren.
Die Kataloge können bestellt werden bei Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49 076 Osnabrück; Tel: 0541 / 96 20 20; Fax: 0541 / 96 20 222; oder über E-Mail.
Außerdem können die Auktionskataloge auch online studiert werden.