Heidelberger Münzhandlung, D-Heidelberg

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Es muss nicht immer Stempelglanz sein…

Die Heidelberger Münzhandlung Herbert Grün führte vom 8. bis 12. November 2021 ihre 83. Auktion mit sehr großem Erfolg durch. Es war eine Auktion, wie sie die meisten Sammler lieben: mit viel Material, das sich auch ein Durchschnittsverdiener leisten kann. Und die Preise blieben in diesem Bereich. Jedenfalls die meisten.

Eines aber wird bei der Durchsicht der Ergebnisse klar: Auch im Bereich der Erhaltung „sehr schön“ haben die Preise stark angezogen. Es sind eben nicht nur die Münzen in der Erhaltung „vorzüglich“ und „Stempelglanz“, die sich dazu eignen, Geld vor der Inflation in Sicherheit zu bringen. Im Gegenteil. Bei dem rapiden Steigen der Preise im Top-Erhaltungs-Segment sollte man sich fragen, ob sich der Markt nicht überhitzt. Deshalb könnten gerade für all diejenigen mit viel Wissen und kleinerem Budget Münzen in „normaler“ Erhaltung eine attraktive Alternative darstellen.

Ein Beispiel

Sehen wir uns das an einem Beispiel an, das wir Ihnen bereits in unserem Vorbericht vorgestellt hatten: Es geht um den Taler von Maximilian I., seit 1590 Hochmeister des Deutschen Ordens und seit 1595 Regent von Oberösterreich. Tirol mit der Münzstätte Hall gehörte zu Oberösterreich, so dass die aktive Münzstätte auch diesen Taler prägte.

Für Liebhaber von elegantem Stempelschnitt ist dieser Taler ein „Muss“. Er zeigt den Deutschmeister mit dem Erzherzogshut in voller Rüstung auf der Vorderseite frontal zwischen Wappen und Turnierhelm stehend, auf der Rückseite reitet er auf seinem Streitross. In der rechten Hand hält er das Fähnlein des Erzherzogs, Teil seiner Amtsinsignien.

Von diesem Münztyp wurden in Auktion 83 vier Stück angeboten. Zwei Exemplare waren in „sehr schön“, hatten aber – wie für diese Prägung sehr häufig – Fehler wie Glättungen, Henkelspuren und Altvergoldung. Ein Stück war echtes „sehr schön“ ohne Handicaps und eines „vorzüglich“.

Das vorzügliche Stück kletterte von seiner Schätzung mit 1.000 Euro auf 1.950 Euro, fast das Doppelte. Das sehr schöne Stück legte ebenfalls zu, aber „nur“ ein knappes Drittel: Es stieg von 350 auf 460 Euro. Die beiden Stücke mit dem Handicap pendelten sich mit einer Schätzung von 150 Euro bei 250 resp. 260 Euro ein.

Mit anderen Worten: Sammler, die bei den hohen Preisen für perfekte Münzen nicht mehr mitmachen wollen, sollten sich überlegen, ob sie stattdessen auf ein attraktives „sehr schön“ ausweichen. In diesem Bereich steigen die Preise zwar auch, aber nicht in demselben Ausmaß wie bei den perfekten Prägungen.

Wo die Preise gestiegen sind

Einige Gebiete verzeichneten mehr als die ca. 30-50% Zuwachs, die wir für die Gesamtauktion beobachteten. Eines haben sie alle gemeinsam: Es handelt sich um Märkte, auf denen ein enormer Nachholbedarf besteht, weil die „heimatlichen“ Münzen viele Jahre lang hauptsächlich auf dem ausländischen Markt gehandelt wurden. Ob Staaten des ehemaligen Ostblocks oder China: hier dienten Münzen Jahrzehntelang hauptsächlich dazu, sich Devisen zu verschaffen.

Los 507: Tschechoslowakei. 10 Dukaten 1933, Kremnitz. Vorzüglich bis Stempelglanz. Schätzpreis: 12.500 EUR. Zuschlag: 21.000 EUR.

So sind alle Prägungen, die auf dem Boden der Tschechischen Republik geprägt wurden, stark gestiegen, besonders wenn es sich um die wunderschönen Münzen der Tschechoslowakei handelt, die zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg entstanden. Mit ihrem minimalistischen Design und ihrer großen Seltenheit haben sie sich zu Publikumsrennern entwickelt. So auch in der Auktion der Heidelberger Münzhandlung. Hier zwei Beispiele: Ein Doppeldukat von 1934 kletterte von 1.000 EUR auf 6.000 EUR; ein zehnfacher Dukat des Jahres 1933 von 12.500 EUR Schätzung auf 21.000 EUR Zuschlag.

Ähnliches beobachten wir, wie gesagt, auch für andere Epochen. Wer Münzen des Habsburger Reichs sammelt, weiß, um wie viel teurer sie sind – natürlich bei gleicher Erhaltung und Seltenheit –, wenn sie aus der Münzstätte Prag stammen. Die Heidelberger Münzhandlung bot nun eine große Partie aus der tschechischen Prägestätte Kutná Hora, zu Deutsch Kuttenberg, an. Die 16 Lose waren insgesamt mit 7.760 Euro geschätzt. Der Zuschlag betrug mehr als das Doppelte, nämlich 16.955 Euro. Zur Überraschung der Partie wurde mit einem Sprung von 200 auf 3.100 Euro ein äußerst seltener Vierteltaler aus dem Jahr 1633, den Ferdinand II. prägen ließ.

Ähnliches könnte man auch vom Bistum Olmütz berichten. Hier war der Ausreißer ein Halbtaler des Bischofs Wolfgang von Schrattenbach aus dem Jahr 1728 in sehr schön bis vorzüglich. Er brachte statt 200 Euro 2.250 Euro.

Werfen wir noch einen Blick auf ein Gebiet, bei dem die Preise ebenfalls seit einigen Jahren nur noch nach oben zu gehen scheinen: Ungarn. Gleich zwei seltene Stücke brachten hier das 10fache ihrer Schätzung, beide übrigens vorzüglich und besser: Eine silberne Auswurfmünze von 1647 und ein halber Theresientaler von 1771.

Ein Blick nach Asien

Dass die chinesischen Münzen hervorragende Preise bringen würden, war vorherzusehen. Ein vorzüglicher Dollar mit dem Porträt des Sun Yat-Sen kletterte von seiner Schätzung mit 1.500 Euro auf 11.000 Euro, die Probe aus Yunnan wurde mit 8.200 Euro zugeschlagen.

Los 683: Hongkong. Victoria (1837-1901). 50 Cents 1890. Vorzüglich. Schätzpreis: 150 EUR. Zuschlag: 1.400 EUR.

Aber auch eine Kleinmünze aus Hongkong überraschte: Das 50 Cent-Stück von 1890 kletterte von 150 auf 1.400 Euro.

Los 292: Niederlande. Bronzemedaille 1862 auf die erste japanische Gesandtschaft in den Niederlanden. Vorzüglich. Schätzpreis: 50 EUR. Zuschlag: 280 EUR.

Fügen wir noch dazu, dass selbst europäische Medaillen im Preis steigen, wenn sie mit Asien in Verbindung stehen. So brachte eine Medaille auf die erste japanische Gesandtschaft in den Niederlanden statt 50 Euro mehr als das Fünffache mit 280 Euro.

Los 2779: Magdeburg. 2/3 Taler 1678. Vorzüglich. Schätzpreis: 200 EUR. Zuschlag: 2.600 EUR.

Altdeutschland

Werfen wir einen Blick auf Altdeutschland. Das überraschendste Gebiet waren hier die städtischen Prägungen von Magdeburg. Neun Lose wurden angeboten, und zwar mit einer Gesamtschätzung von 1.880 Euro, der Zuschlag betrug 9.220 Euro – mehr als das Vierfache! Hier scheint es einige sehr engagierte neue Sammler zu geben.

Los 2434: Hamburg. Verdienstmedaille zu 25 Dukaten 1909 auf das silberne Dienstjubiläum des Staatswissenschaftlers Dr. Conrad Bötzow. Unpubliziert. Unikum. Prägefrisch. Schätzpreis: 5.000 EUR. Zuschlag: 28.000 EUR.

Zur Überraschung der Auktion wurde eine goldene Verdienstmedaille im Gewicht von 25 Dukaten, die an einen bekannten Staatswissenschaftler, den Juristen Dr. Conrad Bötzow am 1. April des Jahres 1909 verliehen wurde. Das mit dieser Inschrift natürlich unpublizierte Stück war mit 5.000 Euro geschätzt. Der Hammer fiel aber nach einem heftigen Bietgefecht erst bei 28.000 Euro.

Viel Luft nach oben: Die Münzen des Deutschen Kaiserreichs

Beenden wir unseren Auktionsnachbericht mit einem Blick auf die Münzen des Deutschen Kaiserreichs, die Spezialität der Heidelberger Münzhandlung. Wie immer kann man eigentlich nur festhalten, dass es in diesem Bereich eigentlich noch Luft nach oben gibt – sobald der internationale Markt beginnen wird, sich für die Prägungen zu interessieren.

Ein gutes Beispiel ist das preußische 2 Mark-Stück von 1892, von dem insgesamt nur 181.713 Stück geprägt wurden. Es handelt sich damit um das weitaus seltenste 2 Mark-Stück Wilhelms II. Die Münze in „fast Stempelglanz“ war mit 750 Euro geschätzt. Gebracht hat sie mit 2.050 Euro fast das Dreifache, und das ist im Verhältnis immer noch wenig, wenn wir diese Prägezahl mit amerikanischen oder britischen Münzen vergleichen.

Dasselbe gilt für die seltensten Silbermünze des deutschen Kaiserreichs, von der bayerischen „Silberhochzeit“ und vor allem dem sächsischen „Friedrich dem Weisen“. Sie wurden nur in marginalen Zahlen ausgegeben. Von der „Bayernhochzeit“ dürfte es insgesamt wahrscheinlich um die 130 Stück gegeben haben, von den 100 geprägten Stücken „Friedrich der Weise“ wurden wahrscheinlich die Hälfte wieder eingeschmolzen. Nichtsdestotrotz war ein fast Stempelglänzendes Exemplar der „Bayernhochzeit“ für nur 36.500 Euro zu haben; ein „Friedrich der Weise“ in Polierter Platte für 110.000 Euro. Bei diesem Preis scheint sich seit Corona dieser Münztyp eingependelt zu haben, während man ihn vor 2019 zumeist für 70.000-80.000 Euro erhielt.

Es ist bemerkenswert, dass der Sammler dieses Stück bei PCGS graden und so für den internationalen Markt leichter handelbar machen ließ. Denn es scheint sich abzuzeichnen, dass sich ein internationaler Anlegermarkt bald auch auf die Spitzenstücke im Bereich des Deutschen Kaiserreichs interessieren dürfte.

Nach der Auktion ist vor der Auktion – Einliefern bei der Heidelberger Münzhandlung

Nie war die Gelegenheit günstiger, eine Sammlung zu verkaufen. Wenn auch Sie darüber nachdenken, dann sprechen Sie doch mit Herbert Grün, Gaisbergstr. 40, 69115 Heidelberg; Tel: ++49 / 6221 / 65 2970; Fax: ++49 / 6221 / 65 297-29; E-Mail.

Für weitere Informationen besuchen Sie die Website der Heidelberger Münzhandlung.