16-06-2013 – 20-06-2013
Auktion 232-235
Numismatischer Sommeranfang in Osnabrück
Mit Künker beginnt das deutsche Auktionsjahr in Berlin und mit Künker endet die Frühjahrssaison in Osnabrück. Kurz vor der Sommerpause veranstaltet Künker seine Auktionswoche vom 17. bis zum 21. Juni 2013. Die Kataloge sind für jeden Sammler ein „Muss“. Denn wieder gibt es ein sehr breit gefächertes Angebot mit zahlreichen Spezialsammlungen. Brakteaten, Friedensmedaillen, Vatikan, Reichssilber und polnische Raritäten, dies sind nur einige wenige Stichpunkte. Dazu veranstaltet Künker die mittlerweile achte und bedeutendste phaleristische Auktion seiner Geschichte: 1.200 konservativ geschätzte Lose erfreuen das Herz der Sammler von Orden und Auszeichnungen.
Beginnen wir mit einer umfangreichen Partie deutsches Mittelalter. Hier offeriert Künker zahlreiche Brakteaten von unglaublicher Schönheit, einige davon äußerst selten. Sammlerfreundlich geschätzt sind diese Zeugnisse der Romanik eine interessante Alternative für jeden Kunstliebhaber.
Nehmen wir die imposante Darstellung des Kaisers auf seinem Thron, wie sie auf einem Brakteat von Altenburg im Namen Friedrichs I. erscheint (Nr. 61: vz; Taxe: 1.000 Euro) oder den Soldatenheiligen Mauritius mit Fähnlein und Schild, den die Wettiner für ihre Brakteaten aus Magdeburg wählten (Nr. 190: vz; Taxe: 750 Euro).
74: Deutsches Mittelalter. ARNSTEIN. Walter II., 1135-1176. Brakteat, Hettstett. Berger 1471. Von großer Seltenheit. Herrliche Patina. Fast Stempelglanz. Taxe: 1.500 Euro.
Unvergleichlich die einfache Schönheit des Adlers auf dem Brakteat der Grafschaft Arnstein (Nr. 74: fast Stgl.; Taxe: 1.500 Euro) oder der Grenzfestung, die die Markgrafschaft Meißen auf deren Brakteaten vertritt (Nr. 239: vz-Stgl.; Taxe: 2.000 Euro).
Medaillen, die vom ersehnten Frieden erzählen, von ihnen wird bei Künker eine umfangreiche Sammlung aufgelöst. Vor allem im Barock feierte sich der Herrscher gerne als Friedensfürst, so dass Künker großartige Zeugnisse der Stempelschneiderkunst anbieten kann, für die ein Sammler gar nicht so tief in die Tasche greifen muss. Die Schätzungen beginnen im unteren dreistelligen Bereich, können aber natürlich auch nach oben gehen, wenn es sich um die großen Raritäten aus edlem Metall handelt.
304: GROSSBRITANNIEN. Charles II., 1660-1685. Goldmedaille o. J. (1667), unsigniert von J. Roettiers auf den Frieden von Breda. Eimer 241. Von großer Seltenheit! Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 6.000 Euro.
In Gold zum Beispiel ist die berühmte Medaille des englischen Königs Charles II. auf den Frieden von Breda äußerst selten (Nr. 304: ss-vz; Taxe: 6.000 Euro). Und das Silbermedaillon anlässlich des Beginns des Friedenskongresses von Rijswijk 1697, gestiftet von der Stadt Gouda, geschaffen von J. Drappentier, ist ein Lehrstück für die profunden ikonographischen Kenntnisse einer breiten Bürgerschicht im 17. Jahrhundert (Nr. 333: fast Stgl., Taxe: 2.500 Euro).
Und damit wären wir bei der Spezialität von Künker gelandet, bei Altdeutschland. Wie immer finden sich hier ein breites Spektrum aus allen Gebieten, darunter zahlreiche Raritäten, so zum Beispiel eine halbe Vereinskrone Ludwigs II. von Bayern aus dem Jahr 1865, von der nur sehr wenige Exemplare geprägt wurden (Nr. 3654: vz-Stgl.; Taxe: 12.500 Euro), die satirische Reichstalerklippe 1633 auf den Entsatz der Stadt Breisach und die Vertreibung des protestantischen Heeres (Nr. 615: ss-vz; Taxe: 10.000 Euro) oder der Schiffstaler von Wilhelm VI., Landgraf von Hessen-Kassel, geprägt 1655 unter der Vormundschaft seiner Mutter (Nr. 675: vz; Taxe: 7.500 Euro). Eng mit der deutschen Geschichte verbunden ist natürlich Friedrich III. der Weise, der Schützer Luthers.
771: Altdeutschland. SACHSEN. Friedrich III. der Weise, 1486-1525. Breiter Guldengroschen o. J. (nach 1507) mit Titel Maximilians I., auf die Generalstatthalterwürde. Von großer Seltenheit. Vorzüglich. Taxe: 15.000 Euro.
Von ihm wird ein breiter Guldengroschen angeboten, dessen Stempel Ulrich Ursenthaler der Ältere schnitt (Nr. 771: vz; Taxe: 15.000 Euro). Weniger bekannt ist das schlesische Herzogtum Liegnitz-Brieg, von dem bei Künker gleich drei Raritäten ausgerufen werden: Eine doppelte Reichstalerklippe von 1609 aus Reichenstein (Nr. 1059: ss; Taxe: 10.000 Euro), …
1061: Altdeutschland. LIEGNITZ-BRIEG. Georg Rudolf, 1621-1653. Doppelter Reichstaler 1622, Liegnitz. Dav. A7725. Von großer Seltenheit. Herrliche Patina. Vorzüglich. Taxe: 20.000 Euro.
… eine doppelter Reichstaler 1622 aus Liegnitz (Nr: 1061: vz; Taxe: 20.000 Euro) und ein doppelter Reichstaler 1657 aus Brieg (Nr. 1065: vz; Taxe: 12.500 Euro).
Der zweite Tag der Auktion ist dem Ausland gewidmet. Sichern Sie sich rechtzeitig Ihren Flug, wenn Sie aus Italien anreisen müssen! Denn der Saal wird voller Italiener sein. Künker kann in Auktion 233 eine sehr große, sehr gut sortierte Sammlung Vatikan anbieten, deren Schwerpunkt auf der Renaissance und dem Barock liegt. Von Johannes XXII., den Umberto Ecco mit seinem Namen der Rose zu einem Teil der Allgemeinbildung gemacht hat, bis hin zu Johannes Paul II. reicht das Spektrum. Schätzungen beginnen bereits mit 50 Euro – aber natürlich kann man leicht ein Vielfaches davon ausgeben, wenn man sich für eine der großen Raritäten entscheidet.
1178: Italien. VATIKAN. Clemens VII., 1523-1534. Ducato o. J. (1527), Rom. Dav. 8326. Von größter Seltenheit. Sehr schön. Taxe: 10.000 Euro.
Wie wäre es zum Beispiel mit dem berühmt-berüchtigten Ducato des Clemens VII., den dieser 1527 im Jahr des Sacco di Roma prägen ließ, um damit die plündernden Landsknechte auszuzahlen (Nr. 1178: ss; Taxe: 10.000 Euro)? An bessere Zeiten – zumindest für die katholische Amtskirche – erinnert eine Quadrupla Gregors XV., der als großer Vorkämpfer der Gegenreformation das Konklave neu gestaltete und die geheime Wahl des Papstes einführte (Nr. 1359: ss; Taxe: 7.500 Euro).
1530: Italien. VATIKAN. Innozenz XI., 1676-1689. Quadrupla 1678/9, Rom. Friedberg 154. Von großer Seltenheit. Henkelspur, Felder geglättet. Fast vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro.
Als vorbildlicher Papst bezeichnen Historiker heute noch Innozenz XI. Angeboten wird aus seinem Pontifikat eine ausgesprochen seltene Quadrupla von 1678/9 (Nr. 1530: Henkelspur, Felder geglättet, fast vorzüglich; Taxe: 10.000 Euro). Und das sind nur einige, sehr spektakuläre Beispiele. Wer Münzen des Vatikan sammelt, sollte eine persönliche Teilnahme an dieser Auktion unbedingt einplanen!
1004: POLEN. Wladislaw IV., 1632-1648. Goldabschlag zu 6 Dukaten von den Stempeln des 1/2 Reichstalers o. J., Bromberg. Kopicki 1465. Unikum. Winzige Prüfspur. Kleiner Gegenstempel im Feld der Vorderseite. Gutes sehr schön. Taxe: 25.000 Euro.
Das Gleiche gilt für alle Liebhaber polnischer Raritäten in feinster Erhaltung. Mit Sigismund I., 1506-1548, beginnt die Sammlung, die bei Künker aufgelöst wird. Es ist ein Angebot, wie es nur selten auf den Markt kommt. Immer wieder liest man in den Beschreibungen „äußerst selten in dieser Erhaltung“, „sehr selten, besonders in dieser Erhaltung“ oder einfach „Kabinettstück“. Das Spektrum reicht dabei von der Kleinmünze bis hin zur großen Goldmedaille im Gewicht von mehreren Dukaten. Nennen wir stellvertretend nur zwei Beispiele: Den uniken Goldabschlag zu 6 Dukaten von den Stempeln des halben Reichstalers Wladislaws IV. (Nr. 1004: gutes ss; Taxe: 25.000 Euro) …
1011: POLEN. Johann III. Sobieski, 1674-1696. 2 Dukaten o. J., Bromberg. Von allergrößter Seltenheit. Vorzüglich. Taxe: 50.000 Euro.
… und den äußerst seltenen Doppeldukaten von Johann III. Sobieski (Nr. 1011: vz; Taxe: 50.000 Euro).
Doch das sind nicht die einzigen Raritäten. In den letzten Jahren haben zufällig anwesende Nicht-Polen-Sammler immer wieder die Augen aufgesperrt, wenn Sie beobachteten, was für polnische Proben und Marken gezahlt wird. Künker macht diese hohen Preise transparent, indem seine Spezialisten angeben, wie viele Stücke von diesen Proben eigentlich hergestellt wurden. Und dann begreift man das Interesse an einer Silberprobe für das 100 Marek Stück von 1922: Es wurden damals nur 50 Exemplare produziert! (Nr. 1023: fast St.; Taxe: 6.000 Euro). Gleich eine ganze Partie dieser Seltenheiten werden bei Künker angeboten. Und man wird sehen, was eine Kupferprobe zum 1 Zloty Stück von 1928 bringt. Davon wurden lediglich zwei Exemplare geprägt (Nr. 1035: vz; Taxe: 3.000 Euro).
Erwähnen wir in Sachen Polen zuletzt, dass auch Raritäten aus Danzig, Elbing und Thorn angeboten werden, deren Schätzungen sich im Sechsstelligen Bereich bewegen.
Natürlich gibt es dann noch das ganz „normale“ Angebot an Münzen aus aller Welt. Hier findet sich für jeden Spezialsammler etwas, und das in allen Preisbereichen.
Sehr ungewöhnlich ist das Angebot an Münzen der Krimtartaren. Dieses Khanat zwischen Russland und den Osmanen konnte sich bis 1783 seine Unabhängigkeit erhalten. Wer sich für unausgetretene Pfade interessiert, findet hier ein völlig unterschätztes Sammelgebiet, wie es ja vor rund 20 Jahren Russland auch noch war.
Heute ist das natürlich anders, wie die vielen Schätzungen russischer Münzen im sechsstelligen Bereich zeigen:
6092: RUSSLAND. Peter III., 1762. 10 Rubel 1762, St. Petersburg. Bitkin 1. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 50.000 Euro.
Peter III., 10 Rubel 1762, St. Petersburg (Nr. 6092: vz; Taxe: 50.000 Euro), …
6319: RUSSLAND. Alexander II., 1855-1881. Goldmedaillon von V. Alexeev und A. Griliches auf Alexanders Tod. Diakov 881.1. Von größter Seltenheit. Fast Stempelglanz. Taxe: 60.000 Euro.
… Alexander II., Goldmedaillon 1881 auf seinen Tod (Nr. 6319: fast Stgl.; Taxe: 60.000 Euro) oder Alexander III., Goldmedaillon 1894 auf seinen Tod (Nr. 6370: fast Stgl.; Taxe: 50.000 Euro). Doch darf man daneben nicht vergessen, dass perfekte russische Kleinmünzen bereits mit 100 Euro beginnen.
Kommen wir zum Schluss des numismatischen Angebots noch zu den Münzen nach 1871, wie immer bei Künker ein Höhepunkt.
5121: Reichsprägungen. HESSEN. Ludwig III., 1848-1877. 2 Mark 1877. J. 66. Äußerst selten. Prachtvolle Patina. Stgl. Taxe: 25.000 Euro.
Vor allem beim Reichssilber entdeckt der Sammler viele Raritäten, wie zum Beispiel ein 2 Mark-Stück Hessen von 1877 (Nr. 5121: J. 66; Stgl.; Taxe: 25.000 Euro). Aber natürlich gibt es auch Interessantes beim Reichsgold. Nennen wir das 20 Mark-Stück 1874 von Adolf Georg von Schaumburg-Lippe (Nr. 5517: J. 284; Stgl.; Taxe: 8.000 Euro).
Was noch nicht heißt, dass jetzt das Ende der Auktion erreicht wäre. Es folgen die Orden, Ehren- und Abzeichen, Miniaturen, Ordens- und Miniaturschnallen, kurz, rund 1.200 oft günstig taxierte Lose. Die Orden kommen zum Teil mit Urkunden aus den deutschen Ländern vor 1918, dem Deutschen Reich, der DDR und der BRD, den europäischen Staaten und vielen Ländern aus Übersee. Zeitlich spannt sich das Spektrum vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.
„Die Stücke kommen unter anderem“, und hier zitieren wir den Bearbeiter, Michael Autengruber, der dazu einen Katalog nach höchsten wissenschaftlichen Maßstäben erstellt hat, „aus einer bedeutenden Sammlung Großherzogtum Baden mit zahlreichen Urkunden und aus einer interessanten Sammlung deutsche Bundesstaaten, sowie aus einem umfangreichen „Pour le mérite“-Nachlass und einer Sammlung DDR, ebenfalls mit zahlreichen Urkunden. Des weiteren werden eine umfangreiche Sammlung Frankreich vom Ancien Régime bis ins 20. Jahrhundert angeboten, eine Sammlung Russisches Reich, eine Sammlung Skandinavien mit Schwerpunkt Schweden und eine Sammlung Europa und Übersee, sowie zahlreiche bedeutende Einzelstücke vom 18. bis zum 20. Jh. aus Europa und aus Übersee.“
Die Kataloge können bestellt werden bei Künker, Gutenbergstr. 23, 49 076 Osnabrück; Tel: 0541 / 96 20 20; Fax: 0541 / 96 20 222; oder über E-Mail.
Sie finden alle Münzen auch online.
Einen ausführlichen Artikel über den Orden „Pour le mérite“ lesen Sie hier.