Herausragende Stücke der Vor- und Frühgeschichte und Alt-Amerikas bei Gorny & Mosch
Die für den 24. Juni geplante Auktion 272 “Kunst der Antike“ von Gorny & Mosch in München ist aufgrund der aktuellen Ereignisse auf den 22. Juli 2020 verlegt worden. Zur Auktion ist ein prachtvoller Printkatalog erschienen. Versteigert werden über 900 Lose, darunter qualitätvolle Stücke aus den Bereichen Vor- und Frühgeschichte, Afrika, Alt-Amerika und Asiatica der umfangreichen Sammlung Dr. G. Wiedner (Bayern, 1980er Jahre 2015). Unter den afrikanischen Objekten befinden sich auch Stücke aus der Sammlung von Karl-Ferdinand Schaedler, der als Afrika-Kenner und Experte diesen Bereich unserer Auktion bearbeitet hat. Es werden auch schöne Stücke aus der Sammlung S. Rosenbaum-Kröber (Ascona, 1960 – 1984) angeboten. Wieder kommen Objekte der Sammlung des israelischen Juweliers Shlomo Moussaieff (1925-2015) unter den Hammer, die aus London oder Israel stammen. Beachtenswert ist auch die Auswahl im Bereich griechischer Vasen.
Das Angebot im Überblick:
- Vasen: 62 Lose
- Terrakottaskulptur: 22 Lose
- Steinskulptur: 15 Lose
- Bronzeskulptur: 33 Lose
- Plaketten: 3 Lose
- Geräte: 16 Lose
- Lampen: 12 Lose
- Schmuck: 78 Lose
- Kameen, Gemmen, Siegel: 16 Lose
- Glas: 20 Lose
- Nordafrika: 13 Lose
- Alter Orient: 55 Lose
- Ur- und Frühgeschichte: 67 Lose
- Byzanz: 5 Lose
- Islam: 11 Lose
- Afrika und Ozeanien: 77 Lose
- Altamerika: 113 Lose
- Asien: 41 Lose
- Mittelalter: 3 Lose
- Neuzeit: 13 Lose
- Antikisierendes: 12 Lose
- Lots: 223 Lose
- Literatur: 11 Lose
Losnummer 3
Apulischer Glockenkrater des Tarporley-Malers. 390 – 380 v. Chr. H 28cm, ø Mündung 31,2cm, ø Fuß 13,2cm. Rotfigurig. Auf der Vs. reicht Eros einer jungen Frau eine Phiale. Rückwärtig zwei Manteljünglinge. Der Fuß war bereits in der Antike gebrochen und wurde mit Hilfe von Bleiklammern, von denen sich größere Reste erhalten haben, repariert. Sehr anmutige Darstellung! Ein Rand- und ein Fußfragment fehlen und sind retuschiert worden, im Inneren Sinterreste.
Provenienz: Aus dem Nachlass A. M., Augsburg, erworben vor 1990.
Schätzpreis: 5.000 Euro
Losnummer 87
Kleines Marmorköpfchen des Asklepios. Mitte 2. Jh. n. Chr. H 6,2cm. Weißer, feinkristalliner Marmor. Etwas schmaler, kurzbärtiger Männerkopf mit langem Haar, das von einem prägnanten Mittelscheitel geteilt wird und in zwei langen Wellen die Schläfen hinabfällt. Ein tiefes Tal trennt auf Höhe der Wangen ein weiteres Haarkompartiment ab, das in einer kleinen Locke endet. Das übrige Haar ist durch eine Binde gebändigt und fällt darunter im Nacken in vier Korkenzieherlockensträhnen herab. Exzellente Bildhauerarbeit! Kleine Bestoßung an der Nase, im Hals gebrochen.
Provenienz: Ex Royal-Athena Galleries, New York, davor französische Privatsammlung, erworben bei Drouot, Paris, circa 1972.
Schätzpreis: 8.000 Euro
Losnummer 100
Delfin. Römische Kaiserzeit, 1. – 2. Jh. n. Chr. L 36cm. Hohlguss. Imposanter Wasserspeier in Form eines geschlängelten Delfins mit gezackten Flossen und zackig gerahmten Augen. Herrliche kastanienbraune und dunkelgrüne Patina, restaurierter Bruch am Schwanz.
Provenienz: Ex Sammlung K.A., Paris (seit 1995). Davor Sammlung Nicolas Koutoulakis (Paris-Genf 1910-1996).
Schätzpreis: 38.000 Euro
Losnummer 103
Ephebe. Etruskisch, Ende 6. Jh. v. Chr. H 11,5cm. Dreifußaufsatz in Vollguss. Schreitender, nackter Knabe im archaischen Stil mit Rolllockenfrisur, die über den Nacken hinabfällt. Die Lockenenden ebenso wie eine um den Hals gelegte Kette, die Augen, die Brustwarzen und der Nabel sind in Kaltarbeit mit runden Punzen angegeben. Herrliche olivgrüne Glanzpatina, intakt.
Provenienz: Schweizer Privatbesitz A.A. Erworben von Galerie de la Corraterie, Genf, 2004.
Los: 20.000 Euro
Losnummer 136
Attischer Helm. Spätes 4. Jh. v. Chr. L 29cm, H 24cm. Getriebene Bronze aus einem Stück gefertigt. Halbkugelige Kalotte mit abgesetztem, seitlich in Voluten endendem Giebel über der Stirn und leicht ausgeschwungenem Schirm. Auf der Kalotte ein kantiger Kamm. Der hinter den Ohraussparungen ansetzende Nackenschirm ist am unteren Rand rechtwinklig nach außen gebogen. Hinter dem rechten Ohr sitzt ein gepunztes Besitzermonogramm. Exzellente Erhaltung! Wangenklappen fehlen, marginale Kratzer, sonst intakt.
Provenienz: Aus der Sammlung Alex Cotton, Großbritannien, erworben 1981.
Schätzpreis: 40.000 Euro
Losnummer 195
Goldohrring mit Amphora und Granatanhängern. Griechisch, 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr. 4,66g, L 5,2cm. Runder, vertiefter Schild mit einem runden, gewölbten Granat im Zentrum einer Rosette. Als zentraler Anhänger eine mit Granulat dekorierte Amphora, rechts und links jeweils ein Anhänger mit Fuchsschwanzkette und einem kugeligen Granatstein mit Rosetten und ein Anhänger mit Kettengliedern und kugeligem Granatstein mit Rosette und Granulatscheibe. Gold. Bügel fehlt, Granatsteine der Anhänger teilweise mit Sprüngen.
Provenienz: Ex Sammlung H.B., München, seit mindestens vor 1970.
Schätzpreis: 2.000 Euro
Losnummer 260
Große Glasamphore. Östlicher Mittelmeerraum, 3. – 4. Jh. n. Chr. H 18cm. Aus gelbem Klarglas. Apfelförmiger Körper, ausgezogener Fuß mit Blasrohr-Heftnarbe, langer zylindrischer Hals, trichterförmige Mündung mit eingefalteter Lippe. Zwei seitliche Henkel aus türkisblauem Glas, leicht geknickt, sind jeweils auf die Schulter und auf den türkisblauen Fadenring am Hals angesetzt. Intakt mit feiner Iris.
Provenienz: Ex Sammlung Florence Eligabue, Italien-Schweiz; erworben aus dem französischen Kunsthandel 2012. Bei Gorny & Mosch Auktion 268, 2019, Los 299.
Schätzpreis: 6.500 Euro
Losnummer 279
Kanopendeckel. Neues Reich, 18. Dynastie, Zeit Amenophis III., 1379 – 1340 v. Chr. H 12cm. Kalkstein. Kanopendeckel mit dem Kopf des Amset. Dieser Kopf weist die typischen stilistischen Merkmale auf, die eine Datierung in die erste Hälfte der 18. Dynastie nahelegen: das von einer voluminösen Perücke gerahmte Gesicht mit der feinen Nase zeigt einen schmalen Mund, die großen, weit auseinanderliegenden Augen werden von breiten Augenbrauen überwölbt, die großen Ohren sind hoch angesetzt. Breiter Einsatzzapfen, innen ausgehöhlt. Oberfläche etwas abgerieben und nachgedunkelt, kleinere Bestoßungen, sonst intakt.
Provenienz: Ex Slg. F.T., Baden-Württemberg. Erworben im Jahr 2000 von Familie Wolter, Braunschweig, 2000, davor dortige Familienslg. seit mindestens 1970er Jahre.
Schätzpreis: 20.000 Euro
Losnummer 346
Posamenteriefibel. Späte Bronzezeit, Hallstatt B, ca. 1000 – 800 v. Chr. L 25cm, ø Spirale 10cm. Bronze. Der Fibelbügel mit sechs kleineren seitlichen Spiralen, die mittels Manschetten am Mittelbügel befestigt sind. Der Fibelfuß besteht aus einer großen Spirale. Den Kopf bildet eine Achterschleife mit vierfacher Spirale, der Nadelhalter ist schlaufenförmig gestaltet. Dunkelgrüne Patina, intakt.
Provenienz: Ex Sammlung Dr. Günter Wiedner, Bayern, 1980er Jahre bis 2015.
Schätzpreis: 5.000 Euro
Losnummer 429
Weibliche Figur aus Terrakotta. Nigeria, Nok, 500 v. – 200 n. Chr. H 57,5cm. Aus beige-bräunlich geschlämmter Terrakotta. Sitzende weibliche Figur mit großem Hals- und Körperschmuck aus mehreren Ketten, aufwändigem Schamschurz und kunstvoller Frisur aus zwei großen Schöpfen und parallelen Reihen von Zöpfchen am Hinterkopf. Mit TL-Analyse von 1998! Arme und linker Schopf der Frisur fehlen, Hals und Beine sind gebrochen und fachmännisch geklebt, Oberfläche gut erhalten.
Provenienz: Ex Sammlung Dr. Günter Wiedner, Bayern, 1980er Jahre bis 2015.
Schätzpreis: 8.000 Euro
Losnummer 520
Hoher zylindrischer Becher mit „tanzendem Geiermann“. Maya, spätklassisch, 650 – 850 n. Chr. H 18,5cm. Ton mit weißem Überzug und Bemalung in Creme und Schwarz auf dunkelorangem Grund. Das zentrale Bild der Darstellung nimmt ein „Geiertänzer“ ein, daneben sitzt eine anthropomorphe Kröte, die eine kleinere Kröte im Maul hält. Zwei weitere Fabelwesen, eine feuerspeiende Heuschrecke mit Totenkopf, die auf einer großen Schlange sitzt, füllen die rechte Seite der Szene. Ein breites Ornamentband bildet den unteren Abschluss. Der Rand wird von einem Glyphenband umzogen. Mit TL-Analyse vom 4. April 2010! Aus mehreren Teilen sehr fachmännisch restauriert, Oberfläche neu versiegelt.
Provenienz: Ex Sammlung Dr. Günter Wiedner, Bayern, 1980er Jahre bis 2015.
Schätzpreis: 3.500 Euro
Losnummer 622
Avalokiteshvara als Shadakshari Lokeshvara. Tibet, 19. Jh. oder früher. H 30,5cm. Bronze vergoldet, in zwei Teilen gegossen. Reste der blauen und roten Bemalung an den Haaren und Lippen. Auf einer doppelten Lotusbasis sitzender Bodhisattva des Mitgefühls in dhyanasana, mit seinen Primärarmen in anjalimudra (Verehrung) und seinen Sekundärarmen zu den Schultern gehoben, die Rechte in Erlösungsmudra und die Linke mit einer Blume. Er trägt ein dhoti und sein ganzer Körper ist mit Juwelen geschmückt. Seine Haare sind zu einem hohen Haarknoten gebunden, mit einem Aufsatz an der Spitze. Zwei lange Locken fallen seitlich auf die Schulter. Auf dem Kopf eine Krone mit sieben Blütenblättern. In seinen Ohren prächtige Ohrringe. Der ganze Schmuck und die Krone mit Einlagen aus kleinen Steinen (wohl Türkis, Koralle und Lapislazuli) gestaltet. Die Füße und Bänder des dhoti mit sehr feinem, eingeritztem Blumenmuster verziert. Goldschicht partiell verrieben, Steine teilweise nicht erhalten oder ersetzt, Bodendeckel nicht erhalten.
Provenienz: Ex Sammlung Dr. Günter Wiedner, Bayern, 1980er Jahre bis 2015.
Schätzpreis: 5.000 Euro
Die Vorbesichtigung findet bei Gorny & Mosch am Maximiliansplatz zu folgenden Zeiten statt:
Ab sofort
Montag – Freitag: 10.00 – 13.00 Uhr und 14.30 – 18.00 Uhr nach vorheriger Vereinbarung
Sonntag, 19.07.2020: 13.00 – 17.00 Uhr
Der Katalog zur Auktion 272 kann bei Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513 bestellt werden. Er steht außerdem auf der Website von Gorny & Mosch online zu Verfügung