Sylvia Bühler ist eine weit über die Schweiz hinaus bekannte Kunstschaffende, die sich mit dem Schweizer Brauchtum beschäftigt. Noch bis zum 25. Oktober 2019 zeigt das Auktions- und Kunsthaus Rapp eine große Kunstausstellung mit ihren Gemälden. An der Ausstellung sind auch die von Sylvia Bühler gestalteten Gedenkmünzen „Silvesterchlausen“ zu sehen. Das Auktionshaus Rapp hat die Künstlerin zu diesem Projekt interviewt.
Rapp: Sie sind seit vielen Jahren freischaffende Künstlerin und wohnen und arbeiten im Kanton Appenzell in der Schweiz. Wie muss man sich Ihre Kunst vorstellen?
Bühler: Ja, es ist ein wunderbarer Flecken Erde. Mit sanften Hügeln und schroffen Bergen. Über Jahrhunderte haben sich hier das Brauchtum und Traditionen farbenfroh und mit großer Liebe zum Vieh, dem Bäuerlichen und der Landschaft entwickelt. Täglich spüre ich diese Verbundenheit der Menschen mit dieser heimatlichen Umgebung. In meiner Kunst möchte ich gerade diese geerdete Verbundenheit darstellen. Eine Darstellung, welche zwischen Tradition und Zeitgeist ist. Nicht verklärend, ich versuche das Ikonenhafte, der bis anhin bekannten Appenzeller Brauchtumsmalerei zu hinterfragen und gleichzeitig jeden Anklang von Pathos zu untergraben. Zentrales Thema meiner Serien ist der Mensch im Kontext seiner Traditionen. Selbst bin ich ja eine „Auswärtige“ , jedoch bin ich seit jeher von den Tradition und Bräuchen des Appenzellerlandes tief berührt. Das schöne Appenzeller Land ist in der Zwischenzeit zu meiner Heimat geworden.
Rapp: Schweizer Brauchtum erlebt ein richtiges Revival. Das hat man auch anhand des großen Interesses des Eidgenössischen Schwingfestes erlebt, welches im August in Zug stattgefunden hat. Wie erklären Sie sich das?
Bühler: Wenn man die politische wie auch ökologische Veränderung auf unserem Planeten betrachtet kann ich sehr gut verstehen, wenn die Menschen sich wieder auf das Hier und Jetzt besinnen. Heimatgefühle und Verbundenheit werden wieder groß geschrieben und helfen etwas „Ruhe“ und „Geborgenheit“ in den so extrem schnelllebigen Alltag zu bringen. Kunden kommen zu mir, sind begeistert, hin und weg der Emotionen, welche meine Bilder bei ihnen auslösen. Sind dies Kindheitserinnerungen, die sie selbst erlebt haben oder auch aus Kinder-Büchern kennen? Wer schon mal an einem Schwingfest gewesen ist, weiß um die Bodenständigkeit, welche einen umgeben. 1000ende Menschen bewundern die vor Kraft und Energie strotzenden „Bösen“ im Sägemehl. Die Menschen sehnen sich nach Frieden. Ich denke meine Bilder verklären nicht, sie zeigen auf, dass es so etwas wie „Schöne Momente mit Geschichten“ noch gibt.
Rapp: Sie sind eine der wenigen Künstlerinnen überhaupt, die für die Schweizer Eidgenossenschaft eine Münze gestalten durfte. Im Jahre 2013 erschien Ihre offizielle Gedenkmünze Silvesterklausen. War es kompliziert eine Münze zu designen? War dieses Design mit besonderen Herausforderungen verbunden?
Bühler: Ja, und darauf bin ich wirklich sehr stolz. Mein Vater war ein begeisterter und leidenschaftlicher Markensammler, insbesondere Schweiz und Lichtenstein. Leider konnte er diese Ehre nicht mehr miterleben. Ich bin mir sicher, dass diese Gedenkmünze von mir seine „Blaue Mauritius“ in seiner Sammlung geworden wäre. Bei der ersten Kontaktaufnahme von Swissmint war ich sehr skeptisch, und wusste nicht wirklich was da passiert. Im Verlauf des Prozesses habe ich aber viel gelernt über die Schweizer Münzen und es wurde mir immer mehr bewusst, welch große Ehre mir hier zuteilwird. Es sind nur ganz wenige Frauen, welche diese Möglichkeit erhalten. Es war eine große Herausforderung. Die Vorgaben und Regeln eine solche Gedenkmünze zu gestalten sind enorm hoch und erfordern eigentlich Kenntnisse eines Designer, was ich als Autodidakt ja nicht bieten kann. Der Entwurf musste alle Details des Silvesterklauses zeigen und erkennbar machen. Etliche Entwürfe und Besuche vor Ort in Bern in der Münzstätte haben mich dabei unterstützt diese tolle Bimetall-Gedenkmünze zu entwerfen.
Rapp: Können Sie etwas Spezielles über die Bimetall-Münze erzählen, was so vielleicht nicht bekannt ist?
Bühler: Speziell ist, dass die beiden Silvesterkläuse reale Personen mit dem von ihnen selbst gefertigten „Groscht“ darstellen und ich sie zu meinem Freundeskreis zählen darf. Einer der Beiden hat gesagt: So, jetzt findet man in 1000 Jahren einen Münzschatz und ich bin darauf zu finden und somit verewigt!“ Ich finde auch das Relief, das das Alpsteinmassiv zeigt eine schöne Besonderheit ist. Richtig stolz bin ich auch darauf, dass genau diese „Silvesterklausmünze“ 2014 die Nomination for the 2015 Coin of the Year awards erhielt (Die 10 weltbesten Münzen werden gewählt)!
Rapp: Welches Echo hat ihre Sondermünze bei Münzsammlern und Kunstliebhabern ausgelöst? Wie haben Ihre Kunden bzw. Sammler darauf reagiert?
Bühler: Interessanterweise war, dass das Echo außerhalb meines Kantons Appenzell enorm groß und überwältigend war. Wie sagt man so schön: „Der Prophet im eigenen Land ist nichts wert. Über Swissmint habe ich erfahren, dass die Münze sehr schnell ausverkauft war, auch selbst besitze ich leider nur ein paar wenige Exemplare.
Rapp: Wo können Ihre Münzen und Kunstwerke im Original besichtigt werden?
Bühler: Das Originalbild und alle Entwürfe der Münze sind heute im Staatsarchiv der Schweiz in Bern sicher verwahrt. Was ich aber als wunderbare Bereicherung finde ist, dass das Kunsthaus Rapp in Wil einige wenige Exemplare besitzt und diese zum Kauf anbietet. Dies sind die einzigen weltweit erhältlichen Stücke, welche von mir auf der Verpackung handsigniert sind. Bis zum 25. Oktober 2019 findet eine Einzelausstellung meiner Kunst in der Galerie Kunsthaus Rapp in Wil unter dem Titel „Wünsch Glück“ statt.
Infos zur Ausstellung sowie Öffnungszeiten finden Sie auf der Website des Auktionshauses Rapp.
Die Sammlermünze Silvesterchlausen haben wir 2013 natürlich vorgestellt.
Und wie in der Schweiz der Entstehungsprozess einer Gedenkmünze abläuft, haben wir am Beispiel der Gotthardmünze gezeigt – vom Anlass bis zur Verpackung.
In unserem Archiv finden Sie außerdem jede Menge Artikel zum Thema Schweiz.