Künker, D-Osnabrück

[bsa_pro_ad_space id=4]

Künker: Die Top Ten der Antikenauktionen

Die Künker-Herbstauktionen waren dieses Jahr in zwei Teile geteilt: Vom 18. bis zum 21. Oktober 2022 wurden während des zweiten Teils ausschließlich antike Münzen versteigert. Mit rund 2.000 Losen, darunter zahlreiche hochkarätige Stücke, war das Angebot in den Auktion 376 und 377 eines der umfangreichsten, das Künker jemals seinen Kunden offerieren konnte. Die Gesamtschätzung betrug fast 4 Mio. Euro; das Endergebnis summierte sich auf beeindruckende 7 Millionen.

Auktion 377 mit einem weiteren Teil der Sammlung Salton, diesmal vor allem römische Münzen, wurde fortgesetzt mit einer eLive Premium Auktion. Das Gesamtergebnis für diesen Teil der Sammlung lag nach dem Ende beider Auktionen bei 1,4 Mio. Euro. Die Schätzung hatte nicht ganz eine halbe Million betragen, also etwas mehr als ein Drittel. Das ist besonders erfreulich, denn alle Erlöse aus der Sammlung Salton gehen an gemeinnützige Einrichtungen. Das Gesamtergebnis aller acht Auktionstage – also der Auktionen 372 bis 377 mit Münzen und Medaillen der Antike, der Neuzeit und mit phaleristischen Objekten – betrug 17. Mio. Euro.

Die Top Ten der Künker Antikenauktionen

Wir präsentieren Ihnen in diesem Nachbericht die Top Ten der beiden Antikenauktionen. Es gilt: Bei gleichem Endergebnis wird die Münze besser platziert, die mit der niedrigeren Schätzung gestartet ist. Bei gleichem Endergebnis und gleichem Ausruf wird derselbe Platz vergeben, dafür fällt der nächsttiefere Platz aus.

Los 4053: Claudius, 41-54. Aureus, 41/2. Aus Auktion NFA XXVII (1991), Nr. 101. Selten. Fast Stempelglanz. Taxe: 30.000,- Euro. Zuschlag: 55.000,- Euro.

Platz 9

Deshalb beginnen wir die Top Ten gleich mit Platz 9, der zweimal vergeben wurde. Die zwei Lose waren mit 30.000.- Euro geschätzt. Beide kletterten auf 55.000.- Euro. Beim ersten der beiden Stücke handelt es sich um einen Aureus des römischen Kaisers Claudius. Er zeigt ein außergewöhnlich realistisches Porträt, ist voll ausgeprägt und besitzt den begehrten Stempelglanz. Auf der Rückseite ist ein Eichenkranz abgebildet, die römische Corona Civica, die – wie in lateinischer Sprache auf der Rückseite zu lesen – verliehen wurde weil er [Claudius] die Bürger gerettet habe.

Los 4286: Temesa / Bruttium. Stater, frühes 5. Jh. v. Chr. Aus Auktion Leu 86 (2003), Nr. 263. Äußerst selten. Wohl das beste bekannte Exemplar. Vorzüglich. Taxe: 30.000,- Euro. Zuschlag: 55.000,- Euro.

Platz 9

Die zweite der beiden Münzen stammt aus Temesa, einer griechischen Gründung im Tal des Savuto, eines Flusses in Unteritalien. Die genaue Lage von Temesa kennen wir bis heute nicht. Dort soll, wenn wir Pausanias glauben wollen, ein Daimon namens Polites herumgegeistert haben. Der war einst ein Mensch und gehörte zur Schiffsbesatzung des Odysseus. Die Bewohner der Stadt Temesa steinigten den Soldaten, weil er eine junge Frau vergewaltigt hatte. Odysseus verweigerte ihm deshalb das Begräbnis, und so fand der Geist des Polites keine Ruhe und plagte die Stadt. Auf Rat des Orakels von Delphi beendeten die Bewohner von Temesa den Spuk, indem sie dem Daimon Polites einen Tempel erbauten und ihn kultisch verehrten. Vielleicht erinnert das Münzbild, das wir auf dem frühen Stater sehen, daran. Schließlich war der Dreifuß das Zeichen des Apollon und der Sitz der Pythia. Helm und Beinschienen könnten durchaus auf einen griechischen Kämpfer vor Troja hindeuten.

Übrigens, Pausanias erzählt diese Geschichte in Verbindung mit der heute noch in Olympia in Resten erhaltenen Siegerstatue des Euthymos. Der war stolz darauf, dreimal die Olympischen Spiele in der Disziplin des Faustkampfes gewonnen zu haben. Pausanias berichtet nun, der Sportler habe den Geist des Polites zum Kampf herausgefordert und gewonnen, worauf sich Polites endgültig zurückzog.

Der Stater von Temesa, den Künker in seiner Auktion anbieten konnte, war nicht nur voll zentriert, sondern auch prachtvoll erhalten – es dürfte sich um das beste bekannte Exemplar handeln, ein guter Grund, warum die Münze fast das Doppelte ihrer Schätzung brachte.

Los 4371: Syrakus / Sizilien. 100 Litren, 405-400 v. Chr. Aus Sammlung „Alexander der Große“. Aus Auktion Hess-Leu 28 (1965), Nr. 92. Taxe: 50.000,- Euro. Zuschlag: 65.000,- Euro.

Platz 8

Für die Stadt Syrakus arbeiteten im 5. Jahrhundert v. Chr. die besten Stempelschneider ihrer Epoche. Einer von ihnen, Kimon, entwarf den Prototyp des 100 Litren-Stücks in Gold, das bei Künker angeboten wurde. Es zeigt auf der Vorderseite den berühmten Arethusakopf, auf der Rückseite Herakles, der mit dem Nemeischen Löwen ringt, weil normale Waffen das Fell des wilden Tieres nicht durchdringen können. Auch wenn diese Münze nicht aus den Stempeln des Kimon stammt, hat der Künstler, der diese Stempel anfertigte, eine wunderbare Darstellung geschaffen. Die Provenienz des Stücks reicht zurück bis ins Jahr 1965. Die Erhaltung ist vorzüglich. Der Zuschlag betrug 65.000 Euro bei einer Schätzung von 50.000 Euro.

Los 4340: Panormos / Sizilien. Tetradrachme, 390-380 v. Chr. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG 79 (1994), Nr. 147. Äußerst selten. Gutes vorzüglich. Taxe: 30.000,- Euro. Zuschlag: 65.000,- Euro.

Platz 7

Mit 65.000 Euro mehr als das Doppelte ihrer Schätzung von 30.000,- Euro brachte diese wunderbare Tetradrachme aus Panormos, dem heutigen Palermo. Es ist eine herausragend erhaltene karthagische Nachahmung der berühmten Tetradrachmen von Syrakus, bei denen ausnahmsweise die karthagische Imitation dem griechischen Original in nichts nachsteht. Im Gegenteil, die Quadriga der Rückseite ist so lebendig gestaltet, wie das nur den größten unter den syrakusanischen Stempelschneidern gelang. Der Arethusakopf ist vielleicht etwas stilisierter, aber wunderbar proportioniert. Diese Münze ist ein Kunstwerk der Sonderklasse.

Los 4029: Perikle / Lykien. Stater, 380-360 v. Chr. Aus Auktion Peus 386 (2006), Nr. 246. Wohl das besterhaltene bekannte Exemplar. Vorzüglich. Taxe: 20.000,- Euro. Zuschlag: 70.000,- Euro.

Platz 6

Das trifft auch für den Stater des lykischen Satrapen Perikle zu, der zwischen 380 und 362 Lykien kontrollierte. Es handelt sich um eines der frühen Porträts, die an der Grenze zwischen griechischer Bevölkerung und persischem Reich entstanden. Diese Münze ist bemerkenswert, weil man dank ihrer übergewältigenden Erhaltung die große Kunstfertigkeit des Meisters, der diesen Stempel schuf, erkennt. Sichtlich wusste der Künstler um Kimons berühmte Frontaldarstellung der Quellnymphe Arethusa; er imitierte nämlich die fließenden Haare der Gottheit und übernahm sogar einen der vier Delphine.

Der Dargestellte Satrap Perikle ist nicht nur bei den antiken Historikern erwähnt; die Archäologie verbindet mit seinem Namen ein monumentales Grabmal, das bei der Stadt Limyra / Provinz Antalya ausgegraben wurde. Mit anderen Worten: Der neue Eigentümer dieser Münze erwarb ein wunderbares Kunstwerk, das zusätzlich einen Einblick in die antike Geschichte gewährt. Die Münze war ihm deshalb das Dreieinhalbfache ihrer Schätzung wert: Das Los war mit 20.000 Euro geschätzt und wurde mit 70.000 Euro zugeschlagen.

Los 5063: Constantin I., 306-337. Medaillon zu 1 1/2 Solidi, 324, Nikomedia. Aus Auktion NAC 92 (2016), Nr. 689. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 50.000,- Euro. Zuschlag: 75.000,- Euro.

Platz 5

Von allergrößter Seltenheit, so muss man das Medaillon zu anderthalb Solidi nennen, das von seiner Schätzung mit 50.000 Euro auf ein Ergebnis von 75.000 Euro kletterte. Das 324 in Nikomedia geprägte Stück ist höchst selten und nicht einmal im RIC katalogisiert. Es zeigt auf der Rückseite den siegreichen Kaiser Constantin I. mit einem Feldzeichen, vor dem eine Trophäe steht, unter der zwei Gefangene kauern.

Los 4848: Kyrene / Kyrenaika. Tetradrachme, 480-435. Erworben 1969 in Frankreich. Sehr selten. Wohl eines der besterhaltenen Exemplare. Vorzüglich. Taxe: 30.000,- Euro. Zuschlag: 75.000,- Euro.

Platz 4

Ein geradezu bezauberndes archaisches Bildnis des Zeus Ammon bietet eine Tetradrachme der Stadt Kyrene, die zwischen 480 und 435 entstand. Kyrene liegt im heutigen Libyen. Sie war die älteste und bedeutendste griechische Polis der Region, die ihr die Bezeichnung Kyrenaika verdankt. Ihr Reichtum basierte auf ihrer Fruchtbarkeit. Nordafrika war eine Kornkammer des römischen Reichs und blieb deshalb wohlhabend, auch nachdem das berühmte Silphion ausgestorben war, das wir auf der Vorderseite dieser Münze sehen. Die Pflanze verdankt ihren heutigen Bekanntheitsgrad wohl vor allem der Tatsache, dass sie bereits in der römischen Zeit nicht mehr existierte.

Auf der Rückseite der Münze ist ein beeindruckender Kopf des Zeus abgebildet, der in Kyrene einen monumentalen Tempel besaß. Das Gebäude war größer als der Parthenon von Athen oder der Zeus-Tempel in Olympia. Für die Bewohner von Kyrene hatte ihr Zeus einige Charakteristika des ägyptischen Gottes Amun angenommen. Schließlich befand sich in der Oase Siwa, die nur etwa fünf Tagesreisen von Kyrene entfernt lag, eines der wichtigsten Heiligtümer des Amun. Wir kennen es vor allem, weil Alexander der Große hier die Prophezeiung erhielt, er sei ein Kind dieses Gottes, weshalb übrigens die Tetradrachmen des Lysimachos mit dem Alexanderbild so sehr den Münzen Kyrenes ähneln. Diese Münze mit ihrem feinen Stil und ihrer wunderbaren Tönung war mit 30.000 Euro geschätzt und wurde erst mit 75.000 Euro zugeschlagen.

Los 4935: Galba, 68-69. Aureus. Aus Auktion Lanz 26 (1983), Nr. 498. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 60.000,- Euro. Zuschlag: 80.000,- Euro.

Platz 3

80.000 Euro erzielte die drittteuerste Münze der Auktion, ein Aureus des Galba mit einem äußerst realistischen Porträt und einer ursprünglichen Schätzung von 60.000 Euro. Der Kaiser trägt darauf eine Ägis, jenen schutzgebenden Panzer, den wir sonst mit der Göttin Athena verbinden. Was genau diese Ägis eigentlich war, darüber herrschte schon in der Antike Uneinigkeit. Homer behauptete, es handle sich um einen Schild aus der Hand des Hephaistos, den dieser Zeus schenkte. Athena trug die Ägis als eine Art Mantel, eingebettet darin war das Haupt der Gorgone Medusa. Perseus soll es ihr für diesen Zweck gebracht haben. Homer überliefert in der Ilias, dass die Achaier vor Schrecken erstarrten, wenn sie die Aigis erblickten. Und tatsächlich ist das die Botschaft, die Galba auf diesem Aureus vermitteln will: Seine Feinde sollen angesichts seiner Machtfülle erstarren.

Los 4387: Syrakus / Sizilien. Pyrrhos, 278-276. Hemistater. Aus Auktion Roma (2013), Nr. 162. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 40.000,- Euro. Zuschlag: 85.000,- Euro.

Platz 2

Völlig aus der Art geschlagen scheint auf den ersten Blick diese wunderbare Münze der Stadt Syrakus. Sie zeigt auf der Vorderseite einen Artemiskopf, der stilistisch stark an die Arethusaporträts erinnert und nur durch den winzigen Köcher und die Biene klar als Artemis erkennbar ist. Auf der Rückseite schreitet die Siegesgöttin Nike einher, um den Namen des Pyrrhos zu bekränzen, der verantwortlich zeichnet für diese Münze. Auf anderen Stücken sieht man gut, dass Nike als Referenz an das im epirotischen Dodona gelegene Zeusheiligtum einen Eichenkranz trägt. Schließlich war Pyrrhos ursprünglich Herrscher eines kleinen Königreichs im Epiros, bevor er sich anschickte, Rom anzugreifen. Während dieses Kampfes kam es zu einer kurzfristigen Zusammenarbeit mit Syrakus, während der diese Münze entstand.

Los 5084: Valens, 364-378. Medaillon zu 4 1/2 Solidi, Trier. Erworben am 18.12.1947 bei der Firma Ratto für 448.500 Francs. Äußerst selten. Fast vorzüglich / Gutes sehr schön. Taxe: 200.000,- Euro. Zuschlag: 340.000,- Euro.

Platz 1

Mit 340.000 Euro Zuschlagspreis wurde ein wunderbares Medaillon von Kaiser Valens aus den Jahren zwischen 375 und 378 zum Top-Los der Auktion. Bereits die Schätzung hatte 200.000 Euro betragen. Kein Wunder, schließlich gelten die schweren Goldmedaillons als Königsdisziplin beim Sammeln antiker Münzen. Mit 20,39 g entsprach die Münze einem Gegenwert von 4 1/2 Solidi und stellte eine kaiserliche Gabe für einen höheren Offizier oder Verwaltungsbeamten dar.

Nur drei Exemplare gibt es von diesem Münztyp. Das bei Künker angebotene war das bei weitem besterhaltene und gleichzeitig das einzige, das sich auf dem freien Markt befindet. Die beiden anderen liegen bereits in einem Museum. Was aber den Käufer völlig überzeugt haben dürfte, war seine außergewöhnliche Provenienz. Die Münze stammt aus der Sammlung Salton. Sie wurde im Jahr 1947 bei der italienischen Firma Ratto für damals 448.500 Francs erworben.

Auch wenn in diesem Bericht ausschließlich hochpreisige Münzen gezeigt werden: Es gibt viele Münzen in den Auktionen, die für relativ wenig Geld zu haben waren. Werfen Sie selbst einen Blick auf die Auktionsergebnisse, um sich zu überzeugen. Münzsammeln ist nämlich ein lohnendes Hobby für jeden!

 

Alle Ergebnisse finden Sie im Onlinekatalog.

Für weitere Informationen besuchen Sie die Künker Website.