Ein Gericht in Seattle (USA) hat ein Betrügerpaar, das Tausende Edelmetallanleger um insgesamt rund 30 Millionen Dollar geprellt hat, zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Zuvor hatte das Paar sich seiner Verurteilung durch eine Flucht entzogen. Jetzt ist die Firma Northwest Territories Mint Geschichte.
Mit dem Schneeballsystem zu Reichtum kommen
Nach dem Betrüger Charles Ponzi wird vor allem im angloamerikanischen Sprachraum ein System benannt, das im Deutschen als Schneeballsystem bekannt ist. Mit dem Geld von neuen Kunden zahlt man alte Kunden aus – doch eine stabile finanzielle Basis hat ein solches Unternehmen nicht. Die Northwest Territories Mint verfolgte diese Betrugsmasche auf zwei Gebieten: Anlageprodukte und personalisierte Produkte wie Medaillen sowie Schließfachvermietung. Zu den Anlageprodukten sollen einst auch die Medals of Honor gehört haben, die höchste Ehrung der Vereinigten Staaten.
Bernard Ross Hansen, 61, war als Präsident der Firma direkt für Verkauf und Produktion zuständig, seine Freundin Diane Renee Erdmann, 49, kümmerte sich um die Schließfächer.
Die Bundespolizei FBI hat den Fall umfassend aufgearbeitet und gezeigt, dass Hansen und Erdmann ihren Kunden gezielt falsche Informationen gaben. Sie verwendeten das Geld von Neukunden, um die Aufträge von Bestandskunden zumindest teilweise durchzuführen und gleichzeitig ihr Einzugsgebiet auf andere Bundesstaaten auszudehnen.
Insgesamt 2.500 Kunden verloren auf diese Weise Geld, das sie glaubten, in Edelmetallen angelegt zu haben. Der Schaden beläuft sich auf gigantische 25 Millionen US-Dollar.
Die Northwest Territories Mint bot Kunden auch Schließfächer an. Als diese im April 2016 von den Behörden geöffnet wurden, waren sie leer. Schaden: über 4,9 Millionen US-Dollar.
Bereits am 1. April 2016 meldete die Firma, die Büros in Federal Way und Auburn, Washington, besaß, Insolvenz an. Zwischen 2012 und 2016 sollen Hansen und Erdmann außerdem rund 1 Millionen Dollar für private Zwecke entwendet haben.
Dramatische Flucht
Die Verhandlung im Juni 2021 zog sich über vier Wochen hin. Eine Jury sprach die beiden Angeklagten des Betrugs schuldig; Hansen in vielen Fällen, Erdmann in 13 Fällen. Im April 2022 sollte das endgültige Urteil verkündet werden, doch die beiden waren nicht erschienen. Sie wurden bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben und erst nach elf Tagen in dem kleinen Ort Port Hadlock gefunden – drei geladene Feuerwaffen griffbereit hinter sich. Dieser Umstand erhöhte ihre Strafe nur. Am 6. Juni 2022 kam es zur endgültigen Verurteilung: 11 Jahre Haft für Hansen, 5 Jahre für Erdmann.
Richter Jones verurteilte Hansen außerdem dazu, 33,7 Millionen US-Dollar zurückzuzahlen, Erdmann zur Zahlung von 32,1 Millionen US-Dollar.
Zerstörte Leben und Schulden ohne Ende
Weder Hansen noch Erdmann dürften über nennenswertes Vermögen verfügen, um den angerichteten materiellen Schaden wiedergutzumachen. Dieser Teil des Urteils ist vor allem symbolisch. Staatsanwalt Nick Brown formulierte es so: „Mr. Hansen und Ms. Erdmann haben über 3.000 Menschen um rund 30 Millionen Dollar betrogen – Geld, das für die Pläne und Träume ihrer Opfer stand: Ruhestand, Ersparnisse für eine Ausbildung und Erbschaften. Es bricht einem das Herz, zu hören, wie die Täter die Leben ihrer Opfer auf den Kopf stellten, so dass diese länger und härter arbeiten und alles daransetzen müssen, um den Verlust auszugleichen. Die Auswirkung dieses Betrugs geht über die beträchtliche Summe an Geld hinaus.“
Die Website der Northwest Territories Mint gibt es noch immer, die Firma gehört mittlerweile dem Unternehmen Ranger Industries.
In diesem Video wird ein Barren der Northwest Territories Mint untersucht und erklärt, wie man die Fälschung erkennt:
Es gibt zahllose Betrugsmaschen im Bereich Anlageprodukte und Münzen. Vor kurzem flog ein Betrug mit Maple Leafs in Deutschland auf, aber auch Trickbetrügereien mit einem Krügerrand oder über Paypal.
Vor längerer Zeit fand man vermeintliche Goldbarren, die tatsächlich aus Wolfram bestanden.
Auch die beliebten Morgan Dollars werden immer wieder gefälscht und Anfang 2022 machte die ACTF auf viele Münzfälschungen aus China aufmerksam.