Präkolumbische Kunst eröffnet Auktionswoche bei Hirsch
Das Münchner Auktionshaus Gerhard Hirsch Nachf. eröffnet seine Auktionswoche am 22. September 2020 mit Auktion 359. Darin werden mehr als 300 Objekte der präkolumbischen Kunst angeboten, darunter viele mit TL-Gutachten.
Die Auktion beginnt mit den Kulturen im Westen Mexikos, darunter die Hohlfigur eines Mannes mit Schale der Colima-Kultur (ca. 200 v. Chr. – 400 n. Chr.) mit einer Taxe von EUR 3.500,-. Beeindruckend und sehr selten ist ein Figurenpaar der Zakateken (ca. 50-200 n. Chr.) mit den für diese Kultur charakteristischen Hörnern, die wohl aus Haaren geformt waren. Diese kommen mit einer Taxe von EUR 5.000,- unter den Hammer. Das Titelstück der Auktion ist die stehende Hohlfigur des Gottes Xipe Totec oder eines seiner Priester, der die Haut eines gehäuteten Gefangenen als Ganzkörperanzug trägt. Xipe Totec war ein Fruchtbarkeitsgott, dessen Fest im Frühling gefeiert wurde. Das Tragen der Haut von geopferten Gefangenen ist wohl parallel zum Aufgehen der neuen Saat aus den alten Hüllen zu verstehen. Die imposante Darstellung der Veracruz-Kultur (Golfküste, ca. 300 – 900 n. Chr.) ist mit EUR 5.000,- taxiert. Eine weitere Hohlfigur zeigt einen sitzenden Kranken mit geblähtem Bauch, der seine Arme in einer Art Bettelgestus erhoben hat. Figuren dieses Typus werden auch als „hollow dwarfs“ bezeichnet (Taxe EUR 2.500,-).
Unter den Objekten der Maya aus Guatemala ist unter anderem eine Vase mit Deckel zu erwähnen, auf dem ein Affe sitzt. Das Gefäß aus der klassischen Periode (ca. 450-650 n. Chr.) mit schöner dunkler Engobe, die für die „blackware“ Keramik typisch ist, zeigt in leichtem Relief den Kopf des Regengottes Chaac und ein Glyphenband (Taxe EUR 4.000,-).
In Costa Rica wurden meisterhafte Goldobjekte gefertigt, so z.B. ein Anhänger in Form eines Adlers aus Tumbaga (Diquis, ca. 700-1550 n. Chr.), der mit EUR 4.000,- geschätzt ist. Nach einer Partie von Steinobjekten der Taino aus Haiti gelangen weitere Goldobjekte aus Kolumbien zum Ausruf. Unter diesen ist ein spiralförmiger Nasenschmuck der Quimbaya (ca. 500-1500 n. Chr.) im zentralen Hochland zu erwähnen, der EUR 2.000,- erzielen soll.
Nach einem Figurenpaar der Timoto Cuica aus Venezuela kommen Objekte aus Ecuador unter den Hammer. Die Darstellung eines Würdenträgers auf einem Thron, der einen Ball in der Hand hält (Jama-Coaque, ca. 500-1000 n. Chr.), kommt mit einer Taxe von EUR 1.500,- unter den Hammer. Außergewöhnlich ist auch ein großes Figurenpaar der Bahia (ca. 500 v. Chr. – 500 n. Chr.), das mit EUR 2.500,- geschätzt ist. Eine große Frauenfigur mit einem Gefäß und Stößel auf dem Schoß gelangt mit einer Taxe von EUR 1.400,- zum Ausruf. Ein Schamane der Chorrera (ca. 1000 v. Chr. – 300 n. Chr.), der auf einer Flöte spielt, soll EUR 3.000,- bringen.
Die Partie von Objekten aus Peru umfasst über 100 Losnummern mit vielen interessanten Darstellungen, darunter z.B. ein Steigbügelgefäß der Moche-Kultur in Form eines Kranken mit schmerzverzerrtem Gesicht, der wohl an einem Geschwür leidet (ca. 100 v. Chr. – 300 n. Chr. – Taxe EUR 1.750,-). Ein weiteres Steigbügelgefäß der Moche zeigt einen sitzenden Krieger mit Fuchsmaske (ca. 300-400 n. Chr.), der mit EUR 1.750,- taxiert ist. Aufsehen erregend ist ein Steigbügelgefäß in Form eines Männerkopfes, dessen Nase als Phallus geformt ist (ca. 500-700 n. Chr.), dieses soll EUR 2.000,- erzielen. Unter den Objekten der Chimu (ca. 900-1470 n. Chr.) ist die interessante Darstellung eines Tempels, in dem zwei Flötenspielern stehen, zu erwähnen; dieses ist mit EUR 1.000,- geschätzt ist. Von der südlichen Küste Perus stammt ein Pektoral aus Tumbaga mit einer Reliefdarstellung, die zwei Menschen zeigt (Spät-Nazca, ca. 350-600 n. Chr.), das mit einer Taxe von EUR 2.500,- unter den Hammer kommt. Den Abschluss der Auktion bilden die Objekte aus Bolivien, Ketten sowie die Textilien.
Auf der Seite von Gerhard Hirsch Nachf. finden Sie den kompletten Auktionskatalog 359.