Wie die kleinste Münze der Welt geprägt wurde

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Die Kroatische Münzstätte gehört nicht zu den großen und traditionsreichen Unternehmen Europas, die auf eine lange Geschichte zurückblicken können. Das Unternehmen wurde erst vor knapp 30 Jahren von der Kroatischen Nationalbank gegründet, die auch heute noch hundertprozentiger Eigentümer der Münzanstalt ist. Das war am 23. April 1993, mitten in dem Krieg, der Kroatien seine Unabhängigkeit brachte. Deshalb ist die Kroatische Münzstätte ein ganz besonderes Symbol für die nationale Identität des Landes. Ihre Mitarbeiter sind stolz darauf, ihre reiche Kultur mit Hilfe von Gedenkmünzen in der ganzen Welt bekannt zu machen. Für sie ist die Münzprägung weit mehr als ein Geschäftsmodell; das zeigt die jüngste Gedenkmünzenausgabe der Kroatischen Münzstätte. Mit ihrer 1 Kuna-Prägung zu Ehren der kleinsten Stadt Hum unterbietet die Kroatische Münzstätten den bisher von der Swissmint gehaltenen Rekord für die kleinste Münze der Welt. Diese technische Leistung mutet sich die Münzstätte zu, während ihre Prägepressen rund um die Uhr damit beschäftigt sind, die neuen Euro-Umlaufmünzen für das Land mit seinen knapp 4 Mio. Menschen herzustellen.

Die Idee

Wie es zur Idee kam, die kleinste Münze der Welt herzustellen, das verrät uns Damir Bolta, der Präsident der Geschäftsleitung der Kroatischen Münzstätte: „Wir wollten der Kuna ein bleibendes Denkmal setzen, ehe sie verschwindet, weil wir der großen Familie der Euro prägenden Länder beitreten. Um voller Stolz an diesen Währungswechsel zu erinnern, beschloss die Kroatische Münzstätte, die kleinste Gedenkmünze der Welt herzustellen. Und das ist gelungen. Sie hat einen Durchmesser von 1,99 mm und wiegt 0,05 g. Das Thema passt: Die 1 Kuna-Münze ist Hum gewidmet. Hum nennt sich die kleinste Stadt der Welt.“

Tatsächlich unterbietet die Kroatische Münzstätte mit ihrer neuen Gedenkmünze den bisherigen Rekord, den die Schweizerische Swissmint hält. Die gab 2020 einen 1/4 Franken auf Albert Einstein heraus, der 0,063 g wog und einen Durchmesser von 2,96 mm hatte. Auch die Auflage der neuen kleinsten Münze der Welt ist noch kleiner als die seinerzeit von der Schweiz geprägte. Produzierte die Swissmint 999 Stück, wird es von der kroatischen Kuna nur 199 geben.

Die Gestaltung

Wer die kleinste Münze der Welt gestaltet, kann nicht einfach irgendein Motiv wählen. Die für das Design verantwortliche Künstlerin Ana Divković gibt uns einen kleinen Einblick in ihr Tun: „Der Ausgangspunkt war es, das Motiv auf ein winziges, aber dennoch erkennbares Design zu reduzieren. Die Rückseite zeigt den Türknauf des Portals der Stadt Hum. Er hat die Form eines Rinderkopfes von der für die Gegend typischen Spezies, die als das Boškarin Rind bekannt ist. Auf der Vorderseite habe ich das Wagnis unternommen, die gesamte Stadt zu platzieren, um zu zeigen, wie klein sie ist. Ich habe mich dabei voll und ganz auf die Fähigkeiten der Könner in der Münzstätte verlassen, dieses Design umzusetzen. Kroatien ist zwar ein kleines Land, hat aber viele kunstfertige und erfahrene Techniker.“

Tatsächlich ist das Design zentral, wie uns Goran Paladin, der Produktionsleiter der kroatischen Münzstätte verrät: „Man muss sich bewusst sein, dass 1,99 mm wirklich winzig ist. Zum Vergleich, fast jeder Streichholzkopf ist größer als diese Münze. Das musste die Künstlerin bedenken, als sie ihr Modell ablieferte. Reduktion in der Größe ist verbunden mit einer Reduktion der Details, die wir mit der uns zur Verfügung stehenden Technik wiedergeben können.“ 

Der Stempel

Goran Paladin fährt fort: „Die herkömmliche Art und Weise, einen Stempel mit Hilfe einer Reduziermaschine herzustellen, hätte nicht funktioniert, weil der Kopf des Fräswerkzeugs riesig ist, jedenfalls wenn man ihn mit der Münze und dem benötigten Detailgrad vergleicht. Sein Durchmesser beträgt 0,3 mm, die Schrift auf der Münze ist dagegen nur 0,1 mm groß. Deshalb haben wir unseren Stempel auf einer äußerst genauen Graviermaschine hergestellt, die auf Laserbasis arbeitet. So konnten wir alle Details des Designs genauso auf die korrekte Größe reduzieren, als hätte es sich um eine normalgroße Münze gehandelt.“

Die Ronde

Natürlich kann man auch keine fertigen Ronden für die kleinste Münze der Welt kaufen. Bei den Rohlingen, aus denen die Münzen geprägt sind, handelt es sich um Sonderanfertigungen. Goran Paladin schmunzelt: „Wie die Münzronden hergestellt wurden, das ist ein Betriebsgeheimnis. Es war nicht leicht, aber wir aber eine sehr gute Lösung gefunden.“

Die Prägung

Natürlich ist auch die Prägung der kleinsten Münze der Welt schwieriger als die einer normalen Prägung. Goran Paladin sagt dazu: „Es war entscheidend, dass das Design ganz in der Mitte des Stempels lag und die Ronde exakt in der Mitte platziert wurde. Man muss daran denken, dass kleine Ausrichtungsfehler, die auf größeren Stempeln von 10-40 mm Durchmesser keine Rolle spielen, plötzlich zu großen Fehlern werden, wenn alles auf eine Münze von 1,99 mm Durchmesser eingepasst werden muss. Wir prägten die Münze auf einer Prägepresse von Sack & Kiesselbach vom Typ TMA 350. Die 350 steht dabei für ihre Prägekraft von rund 350 Tonnen resp. genau 3.500 Kilonewton. Aber natürlich mussten wir den Prägedruck erheblich reduzieren. Und wir haben auch sonst noch spezielle Anpassungen vorgenommen, um diese Münze prägen zu können.“

Markus Schlein, Geschäftsführer von Sack & Kiesselbach, ist begeistert: „Genau dafür haben wir unsere TMA damals konstruiert, für Münzstätten, die mit ihr möglichst unterschiedliche Projekte durchführen wollen. Die TMA ist mit ihrem immer wieder optimierten Antrieb extrem präzise und feinfühlig. Das hat sich zum Beispiel bei der Herstellung von Münzen mit Hologrammen bewährt. Dass jetzt die kleinste Münze der Welt auch auf einer TMA produziert wurde, erfüllt uns natürlich mit Stolz. Aber genauso wichtig ist uns, dass die Maschine unkompliziert gehandhabt und schnell an die Bedürfnisse für jede spezielle Prägungen angepasst werden kann, ob das Endprodukt riesig groß oder winzig klein ist. Das kommt bei unseren Kunden sehr gut an. Wir haben die TMA im Jahr 2017 vorgestellt, und bauen gerade an unserer 22. TMA. Das ist natürlich – verglichen zu Artikeln des täglichen Gebrauchs – eine überschaubare Zahl, aber glauben Sie mir, wenn es um Prägepressen geht, ist das in fünf Jahren eine sehr respektable Menge.“

Die Verpackung

Wie aber schafft man es, die kleinste Münze der Welt angemessen zu präsentieren? Schließlich geht sie in einer „normalen“ Münzschatulle einfach unter. Die Kroatische Münzstätte entschied sich, an eine uralte Tradition anzuknüpfen, die den Mikrokosmos mit dem Makrokosmos kombiniert, das Kleinste mit dem Größten, die kleinste Münze mit dem Blick auf das größte, das sich der Mensch überhaupt vorstellen kann, das Universum.

Schließlich ist Kroatien stolz darauf, ein Observatorium zu besitzen, das selbst rekordverdächtig ist. Die auf Initiative des kroatischen Lehrers Korado Korlević gegründete Institution entdeckte in den Jahren zwischen 1995 und 2001 beeindruckende 1.749 Astroiden. Damit gehört das Observatorium von Višnjan zu den weltweit fünf Top Observatorien, wenn es um die Entdeckung erdnaher Objekte geht.

Verantwortlich für die zweite Münze im Set war der Künstler Nikola Vudrag. Auch er verriet uns, was für ihn die größten Herausforderungen bei der Gestaltung waren: „Als ich diese Münze gestaltete, waren die größten Herausforderungen eigentlich mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar. Es geht um die Spiegelungen an den Ecken der Häuser und die Muskeln des Boškarin Rinds auf der Rückseite, die musste man eher spüren als sehen, als ich das Gussmodell gestaltete. Die schwierigste Aufgabe war es, das kleine Teleskop im Fenster des Observatoriums zu integrieren. Weil nicht alle Sterne immer für das nackte Auge sichtbar sind, sieht man das Teleskop im Fenster des Observatoriums vielleicht auch nicht immer, und doch ist es da, wie ein Auge, das ins Weltall schaut, das seinerseits auf uns zurückblickt.“

Die beeindruckende Schatulle, in der die beiden Münzen ausgeliefert werden, spiegelt diese Idee, indem sie beide Münzen dunkelblau und schwarz einbettet. Die an das Himmelszelt erinnernden Farben werden von kleinen Lichtern durchbrochen, die an die Sterne gemahnen. Mit enthalten ist im Set eine Lupe und Handschuhe, denn mit bloßen Händen sollte kein Sammler diese Meisterwerke der Prägekunst berühren.

Goran Paladin, der für die technische Umsetzung der kleinsten Münze der Welt die Verantwortung trägt, soll hier das Schlusswort haben. Er sagt: „Wir wollten mit der kleinsten Münze der Welt zeigen, dass wir, die Kroatische Münzstätte, ein Neuling im Markt für innovative Gedenkmünzen, fähig sind, mit allen anderen Münzen der Welt mitzuhalten. Deshalb haben wir die kleinste Münze der Welt produziert. Wir waren in der Lage, eine ganze Stadt auf ihr unterzubringen. Nun ja, Hum ist ja dafür bekannt, die kleinste Stadt der Welt zu sein, und so war sie optimal dafür geeignet, auf unsere Münze zu passen.“

Hier geht es zur Vorstellung der beiden Neuheiten der Kroatischen Münzstätte, der Gedenkmünze für Hum und der Gedenkmünze auf das Observatorium von Višnjan.

Hier kommen Sie zur Seite der Kroatischen Münzstätte.

Und das ist der Link zur Seite von Sack & Kiesselbach. 

Wenn Sie die technischen Daten der TMA 350 interessieren, hier sind sie.

Alle Fotos und Scans ©Kroatische Münzstätte.