Alles begann schon lange vor der eigentlichen Gründung, nämlich im Juli 2007. Die USA wurde von einer Immobilienkrise durchgeschüttelt. Nun hatte die Schweizerische Großbank UBS kräftig auf diesem Markt mitgemischt. Sie musste noch im Jahr 2007 21 Milliarden Franken abschreiben. Als dann auch noch die Lehmann Brothers pleite gingen, sackte die Aktie der einst so stolzen Großbank innerhalb weniger Monate von ehedem 70 auf knapp über 10 CHF ab. Nur ein staatliches Hilfspaket konnte die UBS – für sie wurde das geflügelte Wort „too big to fail“ erfunden – noch retten. Warum das für die Numismatik von irgendwelcher Bedeutung war? Nun, wir verdanken dieser Krise eines der beweglichsten und innovativsten Auktionshäuser, das in den vergangenen 10 Jahren die numismatische Szene der Schweiz verändert hat.
Die Gründung von SINCONA
Die UBS gehörte nämlich zu den wenigen Banken, die immer noch über eine erfolgreich auf dem internationalen Markt agierende numismatische Abteilung verfügten. In Basel, Genf und Zürich besaß die UBS sowohl einen umfangreichen Gold- und Edelmetallhandel wie auch numismatische Kompetenzzentren. Geleitet wurde diese Abteilung im Jahr 2008 von Jürg Richter, und der sah seine Abteilung von den Anstrengungen der UBS bedroht, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.
Doch seine sehr erfolgreiche Abteilung wurde nicht einfach wegrationalisiert. Stattdessen entschied sich die UBS, ein Management-Buy-Out zu ermöglichen. Darunter versteht man eine Übernahme eines Unternehmens durch das Management. Diese Umwandlung war langwierig, komplex und schwierig, aber am 3. Mai 2011 konnte die SINCONA AG – kurz für Swiss International Coin Auction AG – ihre Tore öffnen. Zuerst am alten Standort der UBS, an der Pelikanstraße 11, mitten im Zentrum von Zürich.
Die erste Auktion von SINCONA
Auch wenn die erste Auktion bereits vom 29. Juni bis zum 1. Juli des gleichen Jahres durchgeführt wurde: es ging nicht einfach alles so weiter wie bisher. Vor allem die wertvolle Kundenkartei musste sich SINCONA völlig neu erarbeiten. Viele Kunden fanden es damals überflüssig, die Anschreiben zu retournieren, in denen sie um ihre Adresse gebeten wurden – und ärgerten sich hinterher darüber, dass sie keine Kataloge mehr bekamen …
Auch wenn durch die Bankenkrise das Geschäft mit Gold, Edelmetall und numismatischen Objekten boomte, war es keine leichte Aufgabe für das Team um Jürg Richter, die einstige Bankabteilung in eine moderne Münzhandlung umzuformen.
Neue Freiheiten, neue Modelle: Der Handel mit Edelmetall
Es stellte sich aber auch heraus, dass diese neue Freiheit ohne eine Bank im Hintergrund ganz neue Geschäftsmodelle ermöglichte: Bereits im Februar 2013 wurde die SINCONA TRADING AG gegründet, eine Firma, die sich ausschließlich auf den Handel mit Edelmetallen aller Art konzentrierte. Die dort gesammelten Erfahrungen gipfelten in der Einführung einer reinen Bullion-Auktion zu Sonderkonditionen, die seit dem 25. Oktober 2016 regelmäßig und mit großem Erfolg abgehalten wird.
Ein neues Quartier am Limmatquai
Mit vier Mitarbeitern hatte SINCONA begonnen, doch die vielen Aufgaben, machten eine Vergrößerung des Teams notwendig und bereits nach wenigen Monaten musste ein zusätzliches Büro angemietet werden. Doch auch das wurde schnell zu klein. Und wieder einmal machten sich die Veränderungen bemerkbar, die durch die Bankenkrise von 2008 angestoßen worden waren.
Auch die Zürcher Kantonalbank verkleinerte nämlich ihr Netz an Filialen und schloss ihre Büroräume am Limmatquai 112. SINCONA konnte diese Räume übernehmen. Sie waren perfekt geeignet für eine Münzhandlung! Sie lagen zentral, verfügten über viele Sicherheitseinbauten und besonders bemerkenswert: Jürg Richter entschied sich, auch die große Schließfachanlage im Keller zu übernehmen. Seit damals bietet SINCONA ihren Kunden an, ihre Schätze bankenunabhängig im Schließfach zu lagern. Zugang 24/7 ist selbstverständlich. Ein Riesenerfolg! Inzwischen musste SINCONA schon zweimal erweitern, um all die Anfrage nach Schließfächern überhaupt bewältigen zu können.
Ableger in der EU: SINCONA Deutschland, Frankfurter Münzhandlung und Gut Lynt
Jürg Richter zeigt eine besondere Begabung, innovative Köpfe in sein Team zu holen. Dr. Ruedi Kunzmann, eine Zentralgestalt der Schweizer Numismatikszene, ist dafür nur ein Beispiel; Arne Kirsch, der in großen Auktionshäusern sowohl der Schweiz als auch Deutschlands gearbeitet hat, ein anderes Beispiel. Er betreut unter anderem auch die deutschen Filialen der SINCONA AG, von denen es mittlerweile drei gibt:
- Die SINCONA Deutschland GmbH mit Sitz in Weil am Rhein, um so den deutschen und europäischen Kunden einen Ansprechpartner in der EU zu gewinnen.
- Die Frankfurter Münzhandlung Nachf. GmbH in Frankfurt am Main, die gemeinsam mit anderen Münzhandlungen hochwertige Auktionen auf deutschem Boden durchführt.
- Und die Gut-Lynt GmbH, die sich hauptsächlich Online-Auktionen widmet und so das Knowhow von SINCONA auf den Online-Handel überträgt.
Münzen, Münzen, Münzen – und immer wieder mal ein Rekord
Mittlerweile führt SINCONA bereits seine 70. Auktion durch. Es hat sich als ein wichtiger Global Player auf dem internationalen Auktionsmarkt etabliert. Dazu trugen natürlich auch die vielen beeindruckenden Sammlungen bei, die in den vergangenen zehn Jahren versteigert wurden.
Wohl allen, die sich mit russischen Münzen beschäftigen, ist die SINCONA-Collection ein Begriff. Wie beeindruckend das dort angebotene Material war, zeigt schon die Tatsache, dass unter den MünzenWoche Top Ten der russischen Münzen lediglich zwei Stücke NICHT aus der SINCONA-Collection stammen.
Dass SINCONA in den vergangenen Jahren wichtige Schweizer Sammlungen versteigert hat, dürfte wohl niemanden verwundern, aber auch Papiergeld und US-Raritäten waren im Angebot.
Zwischen Tradition und Innovation
Online-Auktion, Live-Bidding, Internet-Auftritt und modernste Technologie: SINCONA steht trotz all der modernen Technologie dafür, den traditionellen Sammler nicht abzuhängen. So geht eigentlich alles: Vom Zahlen mit Kryptowährung bis zum Ausstellen der schönsten Stücke aus der eigenen Sammlung in den Räumen von SINCONA.
Zum Geburtstag schenkt sich SINCONA selbst das wohl Traditionellste, das man zu einem Jubiläum machen kann und teilt es mit seinen Kunden: Jedem Katalogpäckchen lag eine Festschrift bei – in deutscher und englischer Sprache. Wir stellen sie bei unseren Buchbesprechungen vor.
Die MünzenWoche gratuliert zum 10. Jahrestag der Gründung SINCONAs!
Ihr seid ein Lehrstück zur Krisenbewältigung, indem Ihr 2008 gezeigt habt, dass man aus einer Krise heraus, Neues und Aufregendes schaffen kann.
Wir wünschen Euch noch viele weitere Jahrzehnte auf dem numismatischen Markt und weiterhin eine Fülle von guten Ideen, mit denen Ihr den numismatischen Markt belebt!
Wenn Sie wissen möchten, was Jürg Richter alles schon publiziert hat, klicken Sie hier.
Und das sind die Bücher aus der Feder von Ruedi Kunzmann.
2016 erhielt Jürg Richter den Otto-Paul-Wenger-Preis. Hier können Sie die Laudatio dazu lesen.
Arne Kirsch, damals Präsident der IAPN, war der erste Eintrag in unserem Who’s who gewidmet.