In den ersten drei Teilen der Serie konnten Sie sich bereits ein Bild über die Merkmale gefälschter Reichsmünzen sowie den Reichskassenscheinen zu 50 Mark und den Scheinen zu 20 Mark machen. Heute werden wir die 5-Mark-Reichskassenscheine näher beleuchten.
Die im Kupferdruck hergestellten 5-Mark-Reichskassenscheine waren zwar eine besondere Augenweide für den Betrachter, doch fälschungssicher waren sie auch nicht. Alle aufgetauchten „Blüten“ waren schon allein an ihrer mangelhaften Ausführung gut zu erkennen. Offenbar gingen die Fälscher nicht mit so großer Sorgfalt an die Arbeit, wie es noch bei den Scheinen zu 50 Mark der Fall gewesen war. Obwohl 5 Mark für viele schon ein kleineres Vermögen darstellte, waren diese Scheine oft im Zahlungsverkehr anzutreffen. Besonders für die damals noch überall praktizierte wöchentliche Lohngeldauszahlung wurden sie eingesetzt. Die Fälscher setzten offenbar auf die große Masse an umlaufenden echten Scheinen, denn darin verspielte sich eine Fälschung wohl leichter – zumindest glaubten sie das. Allerdings gibt es in einer großen Masse auch mehr Vergleichsmöglichkeiten, weswegen die schlechte Qualität schneller auffällt.
„Falsche Fünfer“ tauchen auf
Er war wohl eine der schlechtesten Fälschungen überhaupt. Die Qualität der ersten gefälschten Scheine war vorsichtig ausgedrückt „äußerst mangelhaft“. Schon das unscharfe Druckbild allein ließ sofort Zweifel aufkommen – so das offizielle Urteil der Experten. Gleich am Anfang des Jahres 1879 waren Scheine dieser Art in einigen deutschen Städten aufgetaucht. Die Behörden waren intern zwar sehr beunruhigt, gaben sich aber nach außen hin relativ entspannt.
Das Problem war, dass oft mehrere Scheine als Wechselgeld ausgegeben wurden. Wenn jemand dann gleich mehrere Fälschungen als Wechselgeld in die Hand bekam, konnte ein falscher Schein, wie wohl von den Ganoven geplant, in der Masse unbemerkt untertauchen. Offenbar hatte man Glück, und die Anzahl der Fälschungen blieb übersichtlich. Wenige Wochen später breitete sich eine neue Fälschung aus, auch deren Qualität war nicht gerade die Beste. Adolf Henze berichtete im „Illustrirten Anzeiger“, Nr. 1/1880:
„Die Falsificate sind durch Lithographie, und zwar die ganze Ausführung aus freier Hand hergestellt. Daher die Unregelmäßigkeit der Schraffierungen, die verworrenen Zeichnungen des Reliefs auf beiden Seiten und die vollständige Formlosigkeit des Untergrundes im Mittelfelde, bei welchen außerdem noch die Schraffierung unter der Zeile BERLIN, DEN 11. JULI 1874 und die ebenfalls dunkler hervortretende Rosette hinter dem Reichsadler ganz weggelassen sind.“
Zwei Frisöre auf Abwegen
Im Sommer 1881 wurde in Dresden ein Frisör verhaftet, der sich nicht nur der Fälschung von 5-Mark-Reichskassenscheinen widmete, sondern der ebenfalls versuchte, 1-Mark-Münzen auf galvanischem Wege herzustellen. Trotz allem sei bemerkt, dass seine Galvanos recht gut gelungen waren. Welche Strafe ihm die Angelegenheit einbrachte, blieb leider unbekannt. Wie es in den Zeitungen hieß, durfte der auf frischer Tat ertappte Frisör hinter den gut verschlossenen Türen einer Korrekturanstalt (Zuchthaus), nun auch noch das „Zigarrendrehen“ ausprobieren.
Ein weiterer Frisör und ein Lithograf aus Luxemburg gingen den Behörden im Jahre 1882 ins Netz. Beide hatten ebenfalls 5-Mark-Scheine gefälscht und besonders im Raum Elsass-Lothringen ausgegeben. Ihre Falsifikate waren offenbar recht ordentlich ausgefallen und es wurde fieberhaft ermittelt. Als dann durch ein Missgeschick bei der Eisenbahn ein dort aufgegebener Koffer versehentlich geöffnet wurde, wurden 2000 Fälschungen gefunden. So kam man den beiden Tätern langsam auf die Spur. Die Fälschungen selbst zeigten nur kleinere Farbabweichungen und waren somit als sehr gefährlich einzustufen. Nur die dunkelblaue Farbe der Verzierungen und die weiße Grundfarbe der Schauseite waren etwas heller ausgefallen. Auf den Rückseiten der Fälschungen gab es ebenfalls nur kleinere Mängel an der Seriennummer zu beobachten. Ein Schwurgericht in Luxemburg verurteilte den Lithografen schließlich zu 15 Jahren Zwangsarbeit, der Frisör bekam 5 Jahre Gefängnis. Beiden hatte das Gericht etwa 4000 Fälschungen der 5-Mark-Reichskassenscheine von 1874 nachweisen können.
A. Henze warnt vor einer weiteren Fälschung
Noch einmal warnte der Leipziger Verleger Adolf Henze die Leser des „Illustrirten Anzeigers“ vor einer Fälschung. Im Jahre 1882, also kurz bevor die neue Serie der Reichskassenscheine ausgegeben wurde, trieben erneut gefälschte 5-Mark-Scheine ihr Unwesen. Vergleichbar mit der ersten bekannt gewordenen Fälschung, waren auch hier viele Fehler zu finden. Henze sagte in seiner Zeitung den aufgetauchten Scheinen sogar eine recht schülerhafte Ausführung nach. Trotzdem berichtete er ausführlich über die wichtigsten Merkmale zur Erkennung und mahnte zur Vorsicht. Doch sehen Sie sich die Fotos mit den Erläuterungen dazu oben selbst an.
Neue Reichskassenscheine vom 10. Januar 1882
Es wurde Zeit, eine neue Ausgabe der Reichskassenscheine vorzubereiten und deren Aussehen zu überarbeiten. In den Nummern 5/1881 und 3/1882, beschreibt Henze ausführlich das Aussehen der Scheine und lobt das neu zum Einsatz kommende Geldscheinpapier. Besonders die im Papier sichtbaren Pflanzenfasern sollten ab sofort für mehr Sicherheit sorgen. Doch taten sie es dann auch wirklich?
Hier lesen Sie den ersten Teil der Serie, der sich mit gefälschten Reichsmünzen beschäftigt.
Und hier der zweite Teil, der die Erkennungsmerkmale der gefälschten 50-Mark-Reichskassenscheine zusammenstellt.
Den dritten Teil mit Ausführungen zu gefälschten 20-Mark-Reichskassenscheinen finden Sie hier.
Unser Autor numiscontrol gibt Sammelbegeisterten regelmäßig Tipps und Hilfestellungen rund um das Thema Münzen. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über Münzpflege wissen sollten und hier finden Sie eine Zusammenstellung der wichtigsten Grundlagen für Sammler.
Auch zu bestimmten Sammelgebieten hat numiscontrol einiges zu sagen, wie beispielsweise zur Wertentwicklung der Euromünzen des Vatikans, unentdeckten Schätzen bei Umlaufmünzen oder dem DDR-Münzgeld.
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