Starke Typen: Griechische Porträts der Antike

Bildnis der ägyptischen Königen Berenike II., München, Glyptothek GL 543, © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München / Renate Kühling.
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Bildnis des athenischen Strategen Perikles, © Antikensammlung – Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius.

Zum ersten Mal sind griechische Porträts Gegenstand einer systematischen archäologischen Ausstellung. Über die römische Kaiserzeit und die Renaissance wirkt diese Errungenschaft der griechischen Kunst bis ins Selfie-Zeitalter fort. Mit hochkarätigen Leihgaben der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München, des Liebieghauses Frankfurt am Main sowie ausgewählten Werken aus den Beständen der Antikensammlung thematisiert die Ausstellung „Starke Typen. Griechische Porträts der Antike“ in den Staatlichen Museen zu Berlin. Ab dem 18. Juni verfolgen Besucher darin die Entwicklung des griechischen Porträts im Spannungsfeld von Ideal und Individualisierung, Identität und Inszenierung.

Im antiken Griechenland galt es vor allen Dingen, die Erinnerung an die Dargestellten dauerhaft zu bewahren. Anders als heute waren Porträts für die Griechen keine fotoähnlichen Abbilder der Person. Vielmehr lieferten sie Aussagen über Charaktereigenschaften und gesellschaftlichen Status, waren Selbststilisierung und Verkörperung allgemeiner Ideale. Griechische Porträts nutzten festgelegte, für alle Gattungen der Kunst verbindliche Figurentypen. Auf äußerliche Ähnlichkeit kam es dabei nicht an. Die Identifizierung der dargestellten Person war nur über die Inschrift möglich. Bildnisse von Menschen, die tatsächlich lebten oder gelebt hatten, gab es im antiken Griechenland vom 8. Jh. v. Chr. an. Erst ab dem 3. Jh. v. Chr. erfolgte eine Individualisierung durch realistische Züge, die jedoch nicht naturgetreu sein mussten. Griechische Porträts gaben immer den ganzen Körper der Person wieder. Erst die Römer reduzierten die Bildnisse der berühmten Griechen dann auf ihren Kopf.

Experimenteller und rekonstruierender Nachguss des Bronzekriegers Riace A, © Frankfurt am Main, Liebighaus Skulpturensammlung, Dauerleihgabe des Museo Nazionale Archeologico Reggio Calabria, Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main, Polychromy Research Project (Vinzenz Brinkmann).

Den Kern der Schau bilden 20 Leihgaben der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München. Es handelt sich um marmorne Porträtköpfe historisch bedeutender Dichter, Strategen, Philosophen und Könige, einen historischen Bronzenachguss und eine attische Vase mit einer einzigartigen Darstellung der Dichterin Sappho. Hinzu kommen aus dem Liebieghaus Frankfurt rekonstruierende Nachgüsse der berühmten bronzenen Kriegerstatuen von Riace, die in der Rotunde des Alten Museums aufgestellt und in eine spannungsreiche Interaktion mit den dort befindlichen Götterstatuen treten werden. Ergänzt und erläutert werden die Leihgaben durch Skulpturen, Vasen und Kleinkunstobjekte aus den eigenen, sonst magazinierten Beständen der Antikensammlung sowie Leihgaben aus dem Münzkabinett.

Zusätzlich werden ausgewählte Exponate der Dauerausstellung im Alten Museum durch besondere Kennzeichnung und einen Übersichtsflyer einbezogen, um weitere Aspekte des Themas zu veranschaulichen. Den Besucherinnen und Besuchern wird damit ein frischer Blick auf die Dauerausstellung unter neuen Gesichtspunkten geboten.

„Starke Typen. Griechische Porträts der Antike“ ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen nach Selbstbild, Image und Inszenierung von Identitäten, die auch heute für ein breites Publikum aktuell sind und moderne Porträtschöpfungen mitbestimmen.

Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Begleitpublikation im Michael Imhof Verlag.

Nähere Informationen zu dieser und weiteren Ausstellungen finden Sie auf der Homepage der Staatlichen Museen zu Berlin.

Wenn Sie sich für Porträts auf Münzen interessieren, empfehlen wir Ihnen „Portraits“, den prächtigen Bildband von Andreas Pangerl.

Einen kurzweiligen Überblick darüber, wie das Porträt überhaupt auf die Münze kam und wie es sich in den Jahrhunderten entwickelte, gibt die Serie MenschenGesichter von Ursula Kampmann.