1873 kamen plötzlich merkwürdige Goldobjekte auf den Markt. Rudolf Baier, Lehrer und begeisterter Hobby-Archäologe, erkannte schnell ihre Bedeutung für die Wissenschaft. Doch woher hatten all die einfachen Fischer diese wertvollen Gegenstände? Das ist bis heute nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich hatte ein Hochwasser ihren Verbergungsort auf der kleinen Ostseeinsel Hiddensee freigespült. Rudolf Baier war begeistert von dem beeindruckenden Wikingerschatz. Er wollte dessen Einschmelzen um jeden Preis verhindern und bot deshalb allen Findern an, ihnen jedes Schmuckornament abzukaufen. Er zahlte dafür 4,10 Mark je Gramm. Das war damals ein verdammt guter Preis. Bei den Goldmünzen des deutschen Kaiserreichs wurde das Gramm Gold nämlich lediglich mit 36 Pfennigen bewertet.
Mit 2.257 Reichsmark kaufte Rudolf Baier den gesamten Schatzfund auf. Er enthält 596,2 Gramm Feingold und ist heute im Stralsund Museum ausgestellt, das ihn mit über 70 Mio. Euro versichert hat.
Gut, zugegeben, diesen Schatzfund kann die Teutoburger Münzhandlung ihren Kunden am 7. Dezember 2019 natürlich nicht anbieten, sondern eine Kopie, die aber auch eine höchstinteressante Geschichte hat.
Seit 1958 führte die DDR nämlich ihre jährliche Ostseewoche durch. Die wurde in Konkurrenz zur wesentlich bekannteren Kieler Woche als bunter Reigen von politischen, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen konzipiert, zu denen auch die kommunistischen Nachbarländer sowie einige blockfreie Nationen eingeladen waren. 1973 war der Veranstaltungsort Rostock. Erich Honecker kam selbst zur Eröffnung. Aus diesem Grund entschied die SED Bezirksleitung Rostock, für ihn eine Kopie des Schatzfundes von Hiddensee – allerdings „nur“ in Silber, vergoldet – herstellen zu lassen, um sie ihm als Gastgeschenk zu übergeben.
Und exakt so eine Kopie, angefertigt 1973 für Erich Honecker, Erich Mielke oder die Kosmonautin Walentina Wladimirowna Tereschkowa wird in der kommenden Dezemberauktion der Teutoburger Münzhandlung angeboten. Wobei das Wort Kopie eigentlich irreführend ist, denn das Objekt selbst ist ein hochrangiges Zeugnis für die Geschichte und Selbstdarstellung der Deutschen Demokratischen Republik.
Sie finden diese Replik im Katalog 127 der Teutoburger Münzhandlung unter der Losnr. 4942.
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