Künker, D-Osnabrück

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Künker: Die Top Five der Herbst-Auktionen Neuzeit

Vom 26. bis zum 30. September 2022 fand der erste Teil der diesjährigen Künker Herbst-Auktionen statt. Die Gesamtschätzung der Münzen, Medaillen und Orden aus Mittelalter und Neuzeit betrug 5,1 Mio. Euro. Der Gesamtzuschlag summierte sich mit 9,7 Mio. Euro auf fast das Doppelte. Dieses stolze Ergebnis verdankt sich nicht nur einigen wenigen Spitzenpreisen für die teuersten Lieblingsmünzen der Auktionsteilnehmer, ganz im Gegenteil. Gerade die Preise für unspektakuläre Dukaten und Taler sind drastisch gestiegen, sobald die Erhaltung wirklich attraktiv ist.

Die Top Five der Künker Herbst-Auktionen

Wir präsentieren Ihnen hier die Top Five der Künker Herbst-Auktionen, dazu die drei teuersten Lose der Spezialsammlungen Niederlande, Hessen und Nürnberg sowie das teuerste Objekt der Ordensauktion.

Los 993: Nürnberg. 6 Dukaten 1698 auf die 50-Jahrfeier des Westfälischen Friedens. Aus der Sammlung eines schwedisch-schweizerischen Unternehmers. Sehr selten. NGC MS63. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 60.000,- Euro. Zuschlag: 115.000,- Euro.

Platz 5

Auf Platz 5 der Top Five sehen wir einen alten Bekannten, der sich zu einem Lieblings-Objekt für Bieter entwickelt hat: Der Nürnberger Vielfach-Dukat auf die 50-Jahrfeier des Westfälischen Friedens ist eigentlich nicht so selten, aber immer für ein hohes Ergebnis gut, so auch diesmal. Das mit MS63 bewertete Stück brachte 115.000 Euro.

Los 750: RDR. Maria Theresia, 1740-1780. 10 Souverain d’or 1751, Antwerpen. NGC MS62. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 120.000,- Euro.

Platz 4

Von großer Seltenheit ist der 10fache Souverain d’or aus dem Jahr 1751 aus Antwerpen, der die Büsten von Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz Stephan zeigt. Antwerpen war Teil des Reichs von Maria Theresia, da diese reichen Gebiete nach dem Aussterben der spanischen Habsburger und dem darauf folgenden Spanischen Erbfolgekrieg ihrem Vater Karl VI. zugesprochen wurden. Im Österreichischen Erbfolgekrieg war das Land kurzfristig von französischen Truppen besetzt, kam aber nach dem Frieden von Aachen wieder unter die Regierung von Maria Theresia.

Los 722: RDR. Ferdinand II., 1592-1618-1637. 10 Dukaten 1629, Prag. Aus der Sammlung eines schwedisch-schweizerischen Unternehmens. Sehr selten. NGC AU58. Vorzüglich. Taxe: 60.000,- Euro. Zuschlag: 140.000,- Euro.

Platz 3

Der zehnfache Dukat Kaiser Ferdinands II. aus dem Jahr 1629 wurde in Prag geprägt, und das bedeutet bei der aktuellen Marktsituation, dass sein Preis überdurchschnittlich in die Höhe schnellte, und zwar von der bescheidenen Schätzung in Höhe von 60.000 Euro auf einen Zuschlag von 140.000,- Euro.

Los 2663: England. Heinrich VIII., 1509-1547. Silbermedaille 1545 von Henry Bayse. Äußerst selten. Geprägtes Original. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 50.000,- Euro. Zuschlag: 190.000,- Euro.

Platz 2

Eine numismatische Rarität von allerhöchster historischer Bedeutung, nur so kann man die Medaille aus dem Jahr 1545 beschreiben, die auf der Vorderseite Heinrich VIII. als Oberhaupt der Kirche von England und Irland zeigt. Sie erinnert an den Schnitt, mit dem der englische König sich von der römischen Kirchenhierarchie trennte, nachdem diese ihm die Scheidung von seiner kinderlosen Gattin nicht genehmigen wollte. Der Zuschlag für diese historisch so zentrale Medaille lag mit 190.000,- Euro bei fast dem Vierfachen der Schätzung von 50.000,- Euro.

Los 439: Polen / Danzig. 10 Dukaten 1613/4 mit Titel und Porträt Sigismunds III. Aus der Sammlung eines schwedisch-schweizerischen Unternehmers. Äußerst selten. NGC MS60. Vorzüglich. Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 200.000,- Euro.

Platz 1

Auf den ersten Platz kam mit einem Zuschlag von 200.000,- Euro – exakt dem Doppelten der Schätzung – ein 10facher Dukat der Stadt Danzig. Er zeigt auf der Vorderseite das prachtvolle Stadtwappen und auf der Rückseite die eindrucksvolle Büste von Sigismund III., jenem Wasa-Herrscher, der 1566 auf Schloss Gripsholm als Sohn des schwedischen Königs und der Schwester des polnischen Herrschers geboren wurde. Die Eltern ließen ihn katholisch erziehen, um ihm die Chance auf den polnischen Thron zu erhalten. Den bestieg er 1587, verlor aber die schwedische Königskrone, vor allem weil sich die Schweden nicht mit einem katholischen Herrscher abfinden wollten.

Das hohe Ergebnis dieses Stückes erklärt sich, weil hier drei Vorlieben von investierenden Sammlern zusammentreffen: Erstens ist die Erhaltung für eine Prägung des beginnenden 17. Jahrhunderts makellos. Zweites wurden für Großgoldmünzen nie höhere Preise erzielt. Und drittens gehört Polen aktuell zu den „heißesten“ Sammelgebieten. Es war also keine Überraschung, dass diese wunderbare Münze aus der Sammlung eines schwedisch-schweizerischen Unternehmers zur teuersten Münze der Auktion wurde.

Die Top-Stücke der Sammlung Verschoor: Niederlande

Die Sammlung der Brüder Verschoor dürfte wohl eine der, wenn nicht die bedeutendste Sammlung von Münzen des kurzlebigen Königreichs Holland gewesen sein, die je auf den Markt gekommen ist. Sie enthielt ferner eine umfangreiche Serie herausragender niederländischer Medaillen von feinstem Stil und großartiger Erhaltung. Die Sammlung fand große Beachtung, und die Lose erzielten durchwegs sehr hohe Ergebnisse: Der Gesamtzuschlag betrug mehr als das Doppelte der Schätzung.

Los 1139: Niederländische Medaillen. Goldmedaille zu 17 Dukaten 1760 von J. G. Holtzhey auf Jacob Mossel, Generalgouverneur der Niederländisch-Ostindischen Besitzungen. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 20.000,- Euro. Zuschlag: 36.000,- Euro.

Platz 3

36.000 Euro erzielte die Goldmedaille zu 17 Dukaten, die Jacob Mossel ehrte, den Generalgouverneur der Niederländisch-Ostindischen Besitzungen. Seine Geschichte ist ein Aufstieg, wie er nur in der Kolonialzeit erfolgen konnte: vom niedrigen Adligen ohne Vermögen machte er als Mitglied der niederländischen Verwaltung Karriere und wurde zu einem der reichsten und mächtigsten Männer von Niederländisch-Indien. Mit diesem Namen bezeichnete man damals das kleine, dafür aber äußerst einträgliche Inselreich unter der Kontrolle der Vereinigten Niederlande, zu dem Sumatra, Teile Borneos, Java mit Batavia, Sulawesi und die Molukken gehörten. Auf diesen Inseln ließ die Vereinigte Ostindien-Kompanie von den unterworfenen Einheimischen Gewürze erzeugen wie Nelken, Muskat, Zimt und schwarzen Pfeffer. Damit versorgte sie quasi im Monopol ganz Europa. Jacob Mossel erlebte die Blütezeit des ostindischen Gewürzhandels. Seine Medaille präsentiert ihn auf dem Höhepunkt seiner Macht als autokratischen Herrscher, der hinsichtlich seiner Darstellung durchaus mit den europäischen Duodezfürsten mithalten konnte, auch wenn die Niederlande eigentlich eine Republik waren.

Los 1085: Königreich Holland. Lodewijk Napoleon, 1806-1810. Reichstaler 1809, Utrecht. Sehr selten. Kabinettstück mit feiner Patina. Stempelglanz. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 36.000,- Euro.

Platz 2

Ebenfalls 36.000 Euro – aber bei einer Schätzung von 15.000 Euro, weswegen diese Münze bei unseren „Siegern“ auf dem zweiten Platz landet – brachte ein Reichstaler von 1809, geprägt während des kurzlebigen Königreichs Holland in Utrecht. Das sehr seltene Stück dürfte zu den besterhaltenen gehören, die von diesem Typ existieren.

Los 1130: Niederländische Medaillen. Goldmedaille 1747 von M. Holtzhey auf die Ernennung von Wilhelm IV. zum Generalstatthalter der Niederlande. Äußerst selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 40.000,- Euro. Zuschlag: 110.000,- Euro.

Platz 1

Zum teuersten Objekt der Sammlung Verschoor wurde mit 110.000,- Euro eine Goldmedaille, wohl weniger weil auf der Vorderseite Wilhelm IV., Prinz von Oranien und Erbstatthalter der Vereinigten Provinzen der Niederlande, zu sehen ist, sondern auf der Rückseite eine der ganz frühen numismatischen Darstellungen des heliozentrischen Sonnensystems. Astronomisch-astrologische Darstellungen gehören zu den beliebtesten Motiven für Themensammler.

Ganz im Stil des französischen Sonnenkönigs verglich sich der Prinz aus dem Hause Oranien mit der Sonne, um die alle sieben Planeten kreisen – übrigens nicht wie von Kepler berechnet auf Ellipsen, sondern noch im guten kopernikanischen Stil auf Kreisbahnen. Die Umschrift der Rückseite bedeutet in Übersetzung „Alleine ziehe ich die sieben und werde zugleich von ihnen gezogen“. Damit zeigte der Fürst nicht nur, dass er das hübsche Gleichnis zwischen den sieben niederländischen Provinzen und den sieben Planeten gesehen hatte (Uranus und Neptun waren 1747 noch nicht entdeckt). Er betonte darüber hinaus, dass er auf der Höhe der Zeit war, was seine naturwissenschaftliche Bildung betraf: Newton formulierte 1687 in seiner Philosophiae Naturalis Principia Mathematica sein Gravitationsgesetz, das die gegenseitige Anziehung von großen Massen beschrieb. Die Sonne zieht also nicht nur die sieben Planeten (an), sondern wird auch von ihnen (an)gezogen.

Die Top-Stücke der Sammlung Loos: Hessen

Am 28. September 2022 löste Künker den ersten Teil der Sammlung Dr. Hans-Jürgen Loos mit Münzen von Hessen auf. Dem Sammler von alten Schrot und Korn war die Seltenheit und historische Bedeutung seiner Objekte mehr wert als ihre perfekte Erhaltung. So betrug das Gesamtergebnis 150% der Schätzung, und natürlich gab es auch einige außergewöhnliche Ergebnisse, vor allem wenn es um seltene Mehrfachtaler ging.

Los 1352: Landgrafschaft Hessen-Kassel. Wilhelm V., 1627-1637. Dicker doppelter Reichstaler 1634, Fulda. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 44.000,- Euro.

Platz 3

Mit 44.000 Euro auf Platz 3 landete dieser doppelte Reichstaler von 1634, geprägt unter Wilhelm V. in Fulda. Nur wenige Exemplare sind von diesen Doppeltalern bekannt.

Los 1326: Landgrafschaft Hessen-Kassel. Moritz, der „Gelehrte“, 1592-1627. Reichstaler 1594, Kassel. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 20.000,- Euro. Zuschlag: 48.000,- Euro.

Platz 2

Ebenfalls äußerst selten ist der frühe Reichstaler von Moritz dem „Gelehrten“, der 1594 in Kassel geprägt wurde.

Los 1302: Landgrafschaft Hessen-Marburg. Ludwig IV., der „Ältere“, 1567-1604. Dicker doppelter Reichstaler 1595, Marburg. 2. bekanntes Exemplar. Sehr schön. Taxe: 25.000,- Euro. Zuschlag: 65.000,- Euro.

Platz 1

Das seltenste Stück von allen dreien ist auch die teuerste Münze der Sammlung Loos / 1. Teil: Ein dicker doppelter Reichstaler von Ludwig IV., geprägt 1595 in Marburg. Es handelt sich um das zweite bekannte Exemplar dieser Münze mit ihrem großartigen Porträt aus der Spätrenaissance, deren Provenienz bis ins Jahr 1929 zurückverfolgt werden kann.

Die Top-Stücke der fränkischen Heimatsammlung: Nürnberg

Aber nicht nur die hochpreisigen Stücke stiegen um ein Vielfaches ihrer Schätzung, auch Raritäten, die vor nicht allzu langer Zeit noch im unteren vierstelligen Bereich zu kaufen waren, klettern exponentiell in die Höhe, vor allem wenn ihr Käufer seinerzeit auf die Erhaltung achtete. Wir bringen hier Beispiele aus „einer fränkischen Heimatsammlung“, die ein großes Angebot an Nürnberger Dukaten enthielt.

Los 2015: Nürnberg. Dukat 1745. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 4.000,- Euro. Zuschlag: 11.000,- Euro.

Platz 3

Vorzüglich bis Stempelglanz, so lautet die Beschreibung dieses Huldigungsdukats, der anlässlich der Thronbesteigung von Kaiser Franz I. von Nürnberg geprägt wurde. Er kletterte von seiner Schätzung mit 4.000 Euro auf 11.000 Euro.

Los 2006: Nürnberg. Goldgulden 1646. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 4.000,- Euro. Zuschlag: 12.000,- Euro.

Platz 2

Vorzüglich ist dieser ebenfalls nicht besonders seltene Nürnberger Goldgulden von 1646 beschrieben. Es handelt sich um ein sehr attraktives, voll ausgeprägtes Exemplar, das mit 12.000 Euro zugeschlagen wurde.

Los 2073: Nürnberg. Goldmedaille zu 2 Dukaten 1667 von J. Höhn. Fast Stempelglanz. Taxe: 1.500,- Euro. Zuschlag: 13.000,- Euro.

Platz 1

Äußerst selten ist diese Nürnberger Goldmedaille zu 2 Dukaten von 1667, die wohl einst als privates Geschenk zur Eheschließung oder Kindstaufe übergeben wurde. Sie war mit 1.500 Euro geschätzt, eine übliche Schätzung für so eine private Zweckmedaille. Doch dieses Stück entwickelte sich zur Überraschung der Auktion. Es stieg auf 13.000 Euro, fast das Neunfache!

Los 115: Slowakisches Kriegssiegeskreuz, 1939. 3. Modell, Set des Großkreuzes, Anfertigung der Münzstätte Kremnitz im originalen Verleihungsetui. Äußerst selten, wohl ein Unikat. II. Taxe: 50.000,- Euro. Zuschlag: 85.000,- Euro.

Auktion 372: Orden und Ehrenzeichen

Beenden wir unseren kleinen Nachbericht mit einem Blick auf die Orden und Ehrenzeichen, die zu Beginn der Auktionswoche am 26. September versteigert wurden. Spitzenreiter ist ein beeindruckendes Set des Slowakischen Kriegssiegeskreuzes in der Ausführung zwischen 1943 und 1945 mit einem Zuschlag von 85.000 Euro.

Auch wenn in diesem Bericht ausschließlich hochpreisige Münzen gezeigt werden: Es gibt viele Münzen in den Auktionen, die für relativ wenig Geld zu haben waren. Werfen Sie selbst einen Blick auf die Auktionsergebnisse, um sich zu überzeugen. Münzsammeln ist nämlich ein lohnendes Hobby für jeden!

 

Alle Auktionsergebnisse finden Sie online im Künker-Katalog.

Für weitere Informationen besuchen Sie die Künker Website.